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Fès

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Die älteste der vier Königsstädte mit 1,6 Mio. Einwohnern im gesamten Stadtgebiet ist neben Marrakesch sicher die interessanteste Stadt Marokkos. Sie ist das geistige Zentrum des Landes und Sitz der neben der Azhar-Universität in Kairo ältesten islamischen Universität, der Karaouyine (9. Jh.). Schon seit 1981 gehört die Medina von Fès aufgrund ihrer außergewöhnlichen Bedeutung als kulturelles und spirituelles Zentrum des Landes zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das traditionelle Fèser Stadthaus mit Innenhof (Riad oder Dar) zeichnet sich durch besonders aufwendiges Dekor und Kunsthandwerk aus. Böden, Wände und der Springbrunnen im Hof sind voller bunter kleinteiliger Mosaike (Zelliges). Stuckornamente bedecken Säulen, Wände und Bogengänge. Filigrane Schnitzereien aus Zedernholz zieren Decken, Türen und Fenster. In keiner anderen marokkanischen Stadt verbergen sich hinter den kahlen, fensterlosen Mauern der Medina solche Paläste aus 1001 Nacht wie in Fès.

Ähnlich wie in Marrakesch und in anderen marokkanischen Städten zogen nach der Unabhängigkeit die meisten wohlhabenden Fassis (Bewohner von Fès) aus ihren traditionellen Wohnhäusern in der Medina in moderne Gebäude der Neustadt (Ville Nouvelle). Arme Landbevölkerung strömte daraufhin in die Altstadt. Ehemals vornehme Häuser wurden von mehreren Familien bewohnt und in verschiedene Bereiche unterteilt – finanzielle Mittel zur Instandhaltung fehlten. Es kam zu einer sozialen und baulichen Degradierung der – inzwischen überbevölkerten – Medina.

Die Anstregungen der UNESCO zum Erhalt der historischen Bausubstanz seit den 1980er Jahren blieben lange weitgehend erfolglos. Seit den 1990er Jahren versuchte die Stadtplanungsbehörde ADER-Fès in Zusammenarbeit mit der Weltbank im Fès Rehabilitation Project (seit 1998) die Infrastruktur der Medina zu verbessern, die Armut zu reduzieren sowie historische Denkmäler zu konservieren und touristisch in Wert zu setzen. Erste Erfolge waren u.a. die Renovierung der Medersa Bou Inania, der Medersa Attarine und der Karayouine-Moschee sowie die Einrichtung thematischer, beschilderter Rundwege (vgl. „Orientierung“).

Seit den 1990er Jahren ist in Fès außerdem eine ähnliche Entwicklung wie in Marrakesch zu beobachten: Private Investoren kaufen alte Stadthäuser, renovieren sie mit traditionellen Materialien und Techniken und richten darin stilvolle Gästehäuser (Maison d’Hôtes), Restaurants, Cafés und Kunsthandwerks-/Teppichläden ein. Im Unterschied zu Marrakesch sind an dieser Stadterneuerung in Fès jedoch viele Marokkaner beteiligt und nicht fast nur Ausländer. Doch erst seitdem Gelder von der Weltbank und einer US-amerikanischen Hilfsorganisation fließen, zeigt sich eine echte Veränderung im Stadtbild: Viele Fassaden in den Gassen rund um historische Medersen, Zaouias und Foudouks (Karawanserais) erstrahlen in neuem Glanz. Der Uferbereich des Flusses in Fès el-Bali (Place Lalla Yeddouna) wurde komplett neu gestaltet, Brücken und Häuser instand gesetzt oder neu errichtet. Auch das Gerberviertel Chouwara ist kaum wiederzuerkennen, mit schmucken Fassaden, Terrassen und Gerbbecken. Leider ging mit der Renovierung etwas der alte Charme verloren, die neuen Fassaden in Marrakesch, Fès und anderen Städten sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um die alte Bausubstanz z.B. von privaten Wohnhäusern zu retten. In vielen Nebengassen bewahren immer noch massive Stützbalken die sich neigenden Mauern vor dem Einsturz.


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Blick über die Medina vom Restaurant und Gästehaus Palais de Fès

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