Читать книгу Bist du unterliebt? - Roland Düringer, Eugen Prehsler - Страница 7

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UNTERLIEBT ♥ Sie und ich.

Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind und wie Sie heißen. Ich freue mich aber sehr, dass Sie da sind. Ein Buch ohne Leser hat wenig Sinn. Herzlich willkommen. Mögen Sie Ihren Namen? Hat das Einfluss auf Ihren Selbstwert und Ihre Selbstliebe? Würden Sie gerne anders heißen? Wie denn? Bei den alten Römern konnte man seine Kinder einfach durchnummerieren. Im Jahr 134 hätte ich unsere Kinder Primus, Sekunda, Tertius und Quarta nennen können. Das hätte ich mir sicher leichter gemerkt. Ob meine Jüngste eine große Freude gehabt hätte, ihr ganzes Leben lang die Vierte zu sein, bezweifle ich aber eher. Waren Sie vielleicht Ihr Leben lang nur der Zweite oder die Dritte, auch wenn Sie Karl oder Lydia heißen? Wenn die Geschwister einem selbst vorgezogen werden, geht das auch ganz schön auf den Selbstwert. Manche Indianerstämme haben sich bei ihren Namen auf Ereignisse bezogen. Der mit dem Wolf tanzt kennen Sie wohl. Oder Adya. Das bedeutet an einem Sonntag geboren. Die indianische Sprache ist offensichtlich effizienter als die deutsche. Name ist das aber auch keiner, oder? Wie könnte das in unserem Kulturkreis aussehen? Würden wir dann vielleicht so heißen: Schlechtes Fernsehprogramm, Ergebnis eines Firmenweihnachtsfeierquickies, doch noch nicht Klimakterium, der Retortensieger, der mit den Steuergeldern in die Schweiz geflüchtet ist oder Größter gemeinsamer Nenner einer Patchworkfamilie? Das kommt auch nicht wirklich gut. So etwas schreibt man nicht auf seine Visitenkarte. Vielleicht gäbe es aber auch Namen wie während einer Vollmondnacht in Liebe gezeugt. Das wäre zwar schon ein schöner Name, nur in unserer Kultur wohl auch eher alltagsuntauglich. Können Sie sich vorstellen, sich so am Telefon zu melden. »Guten Tag. Sie sprechen mit Der während einer Vollmondnacht in Liebe Gezeugte. Was kann ich für Sie tun?« Wäre schon etwas anderes. Auf jeden Fall einmal Verwirrung auf der anderen Seite. Unser Name ist Teil unserer Identität. Unsere Identität hat viel mit unserem Selbstwert zu tun.

Wie gesagt, Ihren Namen kenne ich nicht. Ich weiß gar nichts über Sie. Auch nicht, in welcher Verfassung Sie gerade sind. Welche Emotionen Sie gerade haben. Vielleicht sind Sie heute wie ein angerotztes Taschentuch komplett energielos aus dem Bett rausgefallen, haben sich dann zur U-Bahn geschleppt, sind in der stinkenden U-Bahn zur Arbeit gefahren oder im Stau zur Arbeit gestanden. Dort war es auch unlustig. Zuerst der Kaffeeautomat. Fünf Tropfen in die Tasse, der Rest daneben. Schon die ersten Kaffeeflecken auf der neuen Anzugshose oder auf dem Kostüm. Dann den PC aufgedreht und die frohe Botschaft vernommen: größtmöglicher Fehler. Der Chef war grantig, die Kunden waren nervig. Und jetzt flüchten Sie sich in Ihrer Energielosigkeit in meine Seiten, um zu entspannen. Oder sich abzureagieren. Vielleicht suchen Sie gerade jemanden, auf den Sie böse sein, den Sie niedermachen können. Das hilft ja kurzfristig gegen eine Selbstwertdelle. Wenn dem so ist, bin ich froh, dass Sie das nur verbal ausleben können. Würde ich auf einer Bühne stehen, könnten Sie mich ja mit faulen Eiern und verschimmelten Paradeisern bewerfen.

Vielleicht sind Sie heute in der Früh voller Begeisterung und Energie aus dem Bett gesprungen. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Haben den Tag und das Leben begrüßt. Sind freudestrahlend in die Arbeit gefahren. Das hat die anderen in der U-Bahn oder im Stau sicher sehr irritiert. Wahrscheinlich auch Ihre Kollegen am Arbeitsplatz. Sie ließen sich aber nicht beirren und hatten ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Sie bekamen jede Menge Anerkennung von allen Seiten. Sogar der Chef hat Ihnen auf die Schulter geklopft. Sie waren in Höchstform und das Leben war gut zu Ihnen. Und jetzt gönnen Sie sich für diesen glorreichen Tag als Belohnung ein paar Seiten mit mir. Also ich als Belohnung für Sie… das gefällt mir schon sehr gut. Da bedaure ich, dass wir uns nur hier im Buch treffen und nicht irgendwo an einer Bar oder auf einer gemeinsamen Wanderung den Strand entlang oder rauf in die Berge. So gut, wie Sie drauf sind, könnten wir auch miteinander kochen. Ich mach das gerne mit Menschen, die gerade das Leben lieben. Vielleicht eines Ihrer Lieblingsrezepte. Oder eines von meinen 148. Zum Beispiel Serbische Vögerl. Das ist von meiner Frau. Sie hat mir aber die Erlaubnis gegeben, es Ihnen zu verraten. Obwohl sie auch nicht weiß, wer Sie sind. Bisher wurde dieses Rezept nur mündlich innerhalb der Familie weitergegeben. Jetzt also zum ersten Mal der Öffentlichkeit preisgegeben. Ihnen. Nehmen Sie das als meinen Vertrauensvorschuss an Sie.

Serbische Vögerl

Man nimmt Schopfbratenscheiben, so ca. 1 cm stark. Zart klopfen (so eine Angabe kann nur aus Frauenmund stammen). Auf beiden Seiten salzen und pfeffern. Auf der Innenseite mit Senf bestreichen. Dann Gurkerln und Pfefferoni in kleine Stifte schneiden und auf die Senfseite legen. Einrollen und mit Zahnstochern oder kleinen Metallspießchen fixieren. Mit Butter einstreichen und ab in den Griller. Jeweils ca. 10 Minuten auf beiden Seiten. Dann noch einmal wenden und richtig schön braun-krustelig werden lassen. Fertig.

Dazu Reis. Wir wollen ja gesund essen.

Und ein herrliches Bier.

Für mich ist der ultimative Genuss der Bratensaft.

Ein Wahnsinn!

Und nachhaltig. Ich trage davon seit Jahren sicher so zwei bis drei Kilos mit mir rum.

Übrigens: Sollten Sie oder einer Ihrer Verwandten, Bekannten, Freunde doch wider Erwarten dieses Rezept schon kennen – bitte gleich melden.

Vom Namen her gehe ich davon aus, dass früher das Rezept wirklich mit gefangenen Singvögeln gemacht wurde. Wahrscheinlich hat man diese gefüllt. Singvögel waren ja nicht nur in Italien, sondern auch am Balkan klassische Pausenschmankerln.

Ich habe aber weder in Serbien noch in Italien – noch im weltweiten Netz – Spuren von diesem Rezept gefunden.

Vielleicht werden die Serbischen Vögerl ja einmal immaterielles UNESCO-Welterbe.

Danke Ulli. Meine Frau kocht wirklich gut. Und ich esse sehr gut. Komplementäre Fähigkeiten sozusagen. Das ist eine starke Basis für 34 Jahre Ehe.

Bist du unterliebt?

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