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Sehnsucht nach zu Hause
ОглавлениеSeit Maus bei ihm war, hatte Ticky nie mehr Langeweile. Nachts saß sie auf seiner Schulter und leistete ihm Gesellschaft, tagsüber schlief sie in seinem Bett.
Eines Abends kurz vor dem Aufstehen kam sie unter Tickys neuem Wolkenkissen hervor und sagte: „Ich will nach Hause.“
„Du bist doch jetzt am Himmel zu Hause“, wandte Ticky ein. „Hier, bei mir.“
„Aber mir ist langweilig.“
„Wieso? Du bist die einzige Maus auf der Welt, die sich den Himmel ansehen kann.“
„Aber ich sehe doch kaum etwas. Sobald jemand kommt, muss ich mich verstecken. Und allein herumlaufen darf ich auch nicht.“
Ticky widersprach nicht. Das konnte er nicht, denn sie hatte recht.
„Wann bringst du mich nach Hause?“, quäkte Maus.
Ticky wurde auf einmal furchtbar traurig. „Du bist gemein“, brach es aus ihm hervor.
Maus stutzte. „Wieso gemein?“
„Ich dachte, du wärst meine Freundin.“
„Das bin ich ja auch“, rief Maus. „An dir liegt es nicht, dass es mir hier nicht gefällt.“
„Woran dann?“
„Ich will meine Freunde und Verwandten wiedersehen. Ich will frei herumlaufen. Und ich bin diesen klebrigen Sternstaubzucker und die knietschsüße Sternenmilch satt!“ Maus schüttelte sich, leckte sich über die Pfoten und wusch sich das Gesicht. „Ich will endlich mal wieder ein paar kräftige Körner zwischen den Zähnen haben. Oder saftige Kräuter.“
„So was gibt’s hier nicht“, antwortete Ticky niedergeschlagen.
„Zu Hause gibt es mehr als genug davon. Bitte“, bohrte Maus, „lass uns gleich losfliegen.“
Ticky wollte nicht, dass Maus unglücklich war. „Also gut“, sagte er, obwohl es ihm unglaublich schwerfiel. „Wenn ich das nächste Mal zur Erde fahre, nehme ich dich mit.“
„Worauf wartest du noch?“, jubelte sie. „Los, hol die brummige, alte Wolke!“
„Adala“, flüsterte Ticky heiser. Es ging nur leise, sonst hätte Maus gemerkt, dass er mit den Silbertränen kämpfte.
„Lauter!“, verlangte Maus. „Lass mich mal! Ad...“
„Pst!“ Schnell hielt Ticky ihr die Schnute zu. „Der Mond könnte dich hören.“
Maus schüttelte sich frei. „Na gut“, sagte sie, „dann ruf du. Aber streng dich bitte etwas mehr an!“
„Adaaaaaalaaaaa!“ brüllte Ticky.
Adala kam herbeigesaust. „Was ist passiert?“
„Maus will nach Hause.“
„Und deswegen schreist du hier so herum?“
„Entschuldige. Ich hab’s wegen Maus getan.“
„Na gut. Ich bringe euch hin. Haltet euch morgen bereit.
„Danke, Adala!“, piepste Maus. „Ach, ich freu mich ja so!“
An diesem Tag tat Ticky kein Auge zu. Maus saß auf seinem Kopfkissen und redete und redete. Sie sprach von Mauselöchern, Mäusefamilien und zählte alles auf, was sie auf der Erde essen wollte.
Als ihr zur Mittagszeit endlich die Augen zufielen, lag Ticky weiter wach, denn zum Schlafen war er zu unglücklich.
Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Kerzengrade richtete er sich im Bett auf. „Maus“, rief er, „du kannst auf gar keinen Fall zurück!“
Im Nu war Maus hellwach. „Und warum nicht?“
„Hast du vergessen, dass die Uhus dich fressen wollen?“
„Sie sind nicht die Einzigen“, erwiderte Maus. „Viele Tiere fressen Mäuse. Aber keine Bange! Ich lasse mich nicht noch einmal erwischen. Und in meinem Mauseloch bin ich sicher.“
Ticky streckte sich wieder aus. Kurz darauf fuhr er erneut hoch. „Ich habe eine Idee. Ich könnte eine Weile bei dir wohnen. Und wenn du genug Körner, Kräuter und was weiß ich noch alles gefressen hast, fahren wir zusammen zurück zum Himmel.“
Das fand Maus sehr komisch. „Ein Mauseloch ist doch viel zu klein für einen Stern“, lachte sie. „Und von Körnern und Kräutern werde ich niemals genug bekommen.“
Ticky merkte, dass er Maus nicht umstimmen konnte. Sie wollte unbedingt weg. Er drehte ihr den Rücken zu, damit sie seine Silbertränen nicht sah.