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Unwörter
Es ist wieder so weit: Demnächst wird das »Unwort des Jahres« bekannt gegeben. Sie wissen schon, seit vielen Jahren wählt eine Jury jedes Jahr den größten sprachlichen Missgriff, ein Wort oder eine Formulierung, die grob unangemessen oder menschenverachtend ist. Da gab es schon so schöne Gewinner wie »Entlassungsproduktivität«, »Human-Kapital«, »Kollateralschaden« und »Sozialverträgliches Frühableben«. Lustig, oder?
Regelmäßig gehen da übrigens viele Hundert Vorschläge ein. »Abwrackprämie« für die Entlassung von über 50-Jährigen oder »Eindeutschung« für die Integration von Zuwanderern. »Gammelfleisch« wird auch ganz oft genannt und ist zwar ziemlich eklig, hat aber keine Chancen, weil der Begriff ja stimmt.
»Mein Unwort des Jahres ist ›Mäuschen‹.« Sagt meine Frau. »Aber wieso denn, Mäuschen?«, habe ich sie gefragt. Da hat sie mich erst mehrfach wutentbrannt an ihren Namen erinnert und dann aus einem der psychologischen Bücher zitiert, die sie gerade liest: »›Unsere Sprache prägt unser Denken.‹ Und wenn du mich in deiner Sprache klein machst, dann machst du mich auch in deinem Denken irgendwann klein – und grau und piepsig. Du … du Frosch!«
Ist doch seltsam: Der allererste Auftrag, den die Menschen in der Bibel von Gott bekamen, lautete: »Gib den Dingen Namen!« Und da ging es nicht um lustige Wortspiele, sondern darum, den Dingen durch eine klare Sprache Charakter zu verleihen. Unsere Sprache prägt unser Denken.
Also gut. Unwörter aufgepasst! Aber – mal unter uns: Das stellt sich doch ein bisschen sehr an, mein Mäuschen.