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JANUAR

26

Alice

Eigentlich wollte der junge Mann nur einen Ausflug mit dem Ruderboot machen. Zusammen mit drei Schwestern. »Doch ach! Die drei vereinten sich, den müden Freund zu quälen. Sie trieben ihn, sie drängten ihn, ein Märchen zu erzählen.« So jedenfalls beschreibt der Mann diesen denkwürdigen Tag später selbst. Denn das Märchen, das er sich spontan ausdachte, wurde ein Welterfolg.

Der Mann heißt Lewis Carroll – und seine Geschichte »Alice im Wunderland«. Kennen Sie bestimmt. Die Titelheldin folgt während eines langweiligen Picknicks einem weißen Kaninchen in dessen Bau und landet dort in einer traumartigen Welt voller Paradoxien und Absurditäten. Zum Beispiel trifft sie auf eine Grinsekatze, von der irgendwann nur noch das Grinsen übrig bleibt, auf einen verrückten Hutmacher, eine nie endende Teegesellschaft und ein menschliches Kartenspiel.

Und diese verrückten Abenteuer von Alice begeisterten bald so viele, dass sie innerhalb kurzer Zeit auch der Star von Opern, Theaterstücken, Liedern und weiteren Büchern wurde. Ja, es ist sogar eine psychische Erkrankung nach ihr benannt. Beim »Alice-im-Wunderland-Syndrom« nehmen die Erkrankten ihre Umwelt verändert wahr. Größer, kleiner, bunter oder einfach ganz anders.

Lewis Carroll, der übrigens morgen Geburtstag hat, liebte es, die Welt mal mit anderen Augen zu betrachten. Warum auch nicht? Ich meine: Tun wir das nicht ohnehin andauernd? Die Welt unterschiedlich wahrnehmen? Der Klassenkämpfer sieht überall Ungerechtigkeit, der Hundeliebhaber überall Hunde, der Kapitalist überall Chancen zum Geldverdienen – und der Glaubende, der sieht die Gegenwart eines liebevollen Gottes. Entscheidend für mich ist: Was davon macht stark?

Moment mal!

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