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Ein Arbeitsplatz ohne Lebenslauf

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An den darauffolgenden Tage sind wir voller Tatendrang. Wir müssen sehen, dass Chantal Arbeit findet. Aber bei jeder Stelle, bei der sie anruft, kriegt sie einen Korb wegen ihrer undefinierten Vergangenheit. Sie kann ja schlecht behaupten, sie wäre im Ausland gewesen. Denn dann müsste sie entsprechende Fremdsprachenkenntnisse haben, die sie natürlich nicht vorweisen kann. Ebenso kann sie nicht sagen, dass sie arbeitslos war. In der langen Zeit, die ihr in ihrem Lebenslauf fehlt, hätte sie das Arbeitsamt schon auf einige Kurse und Fortbildungen geschickt, von denen die Teilnahmebestätigungen ebenso fehlen.

Es blieb am Ende also nur die Möglichkeit, dass ich mit meinem Chef rede. Wie ich es schon vorhergesehen hatte. Nun gut. Als ich die passende Möglichkeit sehe, fasse ich mir ein Herz und gehe zu ihm.

"Moin Meister", sage ich.

Wir haben in der Firma eigentlich einen ziemlich lockeren Umgangston. Das ist einer der Gründe warum ich hier auch gerne arbeite.

"Ich habe da mal ein Problem. Ein ziemlich großes sogar", fange ich das Gespräch an.

"Ja, was denn?", will er gleich wissen.

"Ich habe eine Bekannte. Die ist zur Zeit arbeitslos und benötigt dringend einen Job", rede ich weiter.

"Ist doch kein Problem. Schick sie mal vorbei, mal sehen was ich tun kann. Was hat sie den gelernt?", fragt er.

"Da liegt das erste Problem. Sie hat keine Ausbildung. Sie hat noch nicht einmal einen Schulabschluss."

Er schaut mich etwas überrascht an und meint dann: "Das ist sicherlich ein kleines Problem. Aber wir haben doch noch die Stelle für den Montagehelfer."

"Ja, das ist aber noch nicht alles", rede ich dann weiter. "Sie hat mehrere Jahre im käuflichen Gewerbe gearbeitet und somit keine vernünftigen Referenzen."

Jetzt schaut mein Chef ziemlich ernst drein.

"Ja, meinst du denn, dass sie das packt. Schließlich hat sie doch die letzten Jahre nicht richtig gearbeitet, sondern ist nur ihrem Spaß nachgegangen?"

Die Aussage könnte mich schon wieder aufregen. Ich muss mich aber beherrschen, sonst habe ich keine Chance mehr.

Also sage ich nur: "Ich denke schon. Am besten ich bringe sie morgen mal zu einem Testtag mit. Aber um eins möchte ich sie dann noch bitten. Sagen sie den Kollegen nichts, sonst meinen die sie wäre ständig zu haben."

Er nickt und meint nur ich solle mit ihr eine halbe Stunde früher kommen als sonst üblich, damit er sich mit ihr unterhalten könne.

Am nächsten Morgen nehme ich Chantal mit und stelle sie meinem Chef vor.

Er mustert sie genau und meint dann: "Sie wollen also hier arbeiten. Na gut. Versuchen wir es mal."

Er kramt ein Papier aus seiner Schublade und legt dieses zusammen mit einem Kugelschreiber auf den Tisch.

"Bitte unterschreiben sie hier", fordert er Chantal auf.

Sie nimmt den Vertrag, liest ihn kurz durch und unterschreibt diesen auch gleich.

"Schön. Dann bis Montag", verabschiedet er sich noch von ihr, sie verlässt das Büro.

"Sollte sie heute nicht gleich anfangen?", frage ich etwas überrascht.

"Nicht nötig. Entweder sie schafft es oder nicht. Wenn nicht, müssen wir uns eh etwas anderes überlegen", sagt er mit einem lächelnden Gesichtsausdruck.

Mein Chef meint noch: "Na ja. Sie sieht ja ziemlich stabil aus. Ich denke schon, dass sie den Job hier packen wird. Ach übrigens. Entschuldigen Sie meine Bemerkung von wegen dem Vergnügen nachgehen und so. War nicht so gemeint."

"Ist schon gut. Das denkt wohl jeder, der zum ersten Mal von ihr hört", erwidere ich und verlasse das Büro, um mit meiner Arbeit zu beginnen.

Meine Aufgaben sind schnell abgearbeitet und ich beeile mich, um wieder nach Hause zu kommen, damit Chantal nicht zu lange warten muss.

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