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KAPITEL DREI

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PARKERS SURRENDES HANDY weckte ihn. Er versuchte seine Hüfte anzuheben, um in seiner Gesäßtasche danach zu greifen, und fand, dass da eine Frau mit rostrotem Haar in einem fantastischen blauen Kleid auf seiner Brust schlief und damit die Bewegung behinderte.

Moment. Abbie ... Date Abend. Vergorene Fischabfälle.

Sie rührte sich. Ihr Haar roch nach Eukalyptus und Pfefferminz. Er schlang seine Arme um sie und drückte sie.

»Bevor ich dich dafür umbringe, dass du mich nicht geweckt hast, so dass ich dich zu einem anständigen Date ausführen konnte, hattest du ein nettes Schläfchen?«

»Zu deiner Information, ich habe versucht dich zu wecken. Es hat nicht funktioniert.«

»Wie viel Uhr ist es?«

»20.15 Uhr.«

»Lass uns gehen.«

»Was? Nein, jetzt ist es zu spät.«

»Ich habe für die ganze Nacht bezahlt. Lass uns gehen.«

Abbie seufzte. »Parker ...«

»Auf die Füße, Frau. Lass uns gehen!« Hierbei hob sie eine Augenbraue und er grinste. »Hilft es der Sache, wenn ich sage, dass du hinreißend aussiehst, und damit meine ich, dass ich dich in diesem Kleid langsam hinreißen möchte, in ungefähr sechs Monaten?«

Abbies Wangen erröteten. »Das ist eine sehr mehrdeutige Aussage; welche Definition von hinreißen benutzen wir? Wirst du mich mit Gewalt davontragen? Hast du vor mich auszurauben?«

»Nein, Liebling, die andere Definition; entzücken, mit intensivem Vergnügen erfüllen. Obwohl ich willens wäre eine der anderen – nicht die Schlimmste – zu gebrauchen, wenn du nicht von der Couch heruntergehst und deine hübschen Schuhe anziehst.« Sie drehte sich, um ihm direkt in die Augen zu blicken und er konnte ihre aufrichtige Verwirrung sehen.

»Warum ist dir das so wichtig?«

»Weil ich nicht hier bin, wenn du mich brauchst! Ich kann nicht von deinem Tag hören, ich kann dich nicht berühren, ich kann nicht ...« Er hatte unterschätzt, wie frustrierend das sein würde. Nicht der körperliche Teil; der war genau so schrecklich, wie er es erwartet hatte. Sondern der emotionale Teil, der Herz-Teil. Nachdem er jahrelang so zutiefst mit ihr zusammen sein wollte, hatte er gedacht, dass zweimal im Monat mit ihr Zeit zu verbringen ein Schritt vorwärts war, aber es war wie Salzwasser zu trinken; je mehr er trank desto durstiger wurde er.

»Ich will einfach etwas Besonderes für dich tun. Ich will, dass du dich geschätzt fühlst, wenn ich hier bin. Denn an den meisten Tagen lasse ich dich im Stich, ich weiß.«

Ihr Mund klappte auf. »Edward, das hast du gerade nicht gesagt. Du nimmst das jetzt sofort zurück.«

Er schüttelte seinen Kopf, hatte Angst ihrem Blick zu begegnen.

Sie stand auf. »Jetzt hörst du mir zu, mein zukünftiger Ehemann, weil ich das nur einmal sagen werde, und dann werden wir lächerlich teures Essen essen gehen: Du lässt mich nicht im Stich. Du hast den härtesten Job auf dem Kontinent; niemand weiß das besser als ich. Ich weiß, dass du dein Bestes gibst –«

»Es ist nicht ausreichend. Nicht für dich.«

Ihre Stimme wurde leise, Code tödlich. »Unterbrich mich nicht.« Ihr Starren ebnete ihn ein und er hoffte bei Woz, dass sie es in der nahen Zukunft in einem anderen Zusammenhang einsetzen würde.

»Macht keinen Fehler, Eure Majestät; ich bin keine welkende Blume, kein einsamer Welpe, der an der Tür liegt und darauf wartet, dass du durchgehst. Ich habe ein Leben und ich lebe es. Das bedeutet nicht, dass ich dich nicht vermisse ...« Ihre Stimme brach und er konnte sehen, wie die Emotion sie störte, dass sie wollte, dass ihre Worte Gewicht hatten und sie ihn nicht mit Tränen manipulierte. »Ich vermisse dich. Aber ich bin in Ordnung. Ich liebe es von dir zu hören, aber ich verstehe es, wenn du zu beschäftigt bist. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich dich auch nicht jeden Tag angerufen.« Sie verschränkte ihre Arme.

»Bist du fertig?« Er arbeitete daran sein Gesicht ernst zu halten. »Weil ich nicht herausfinden will, was passiert, wenn ich dich wieder unterbreche ...«

»Du würdest es bereuen.«

»Das glaube ich dir.« Er hielt inne. »Aber ich will trotzdem für dich da sein.«

»Das bist du, Süßer. Das wirst du sein.« Sie streckte eine Hand aus. »Lass uns gehen.«

––––––––


DAS ABENDESSEN WAR unglaublich. Lauren hatte das Restaurant gut ausgewählt – ein intimer Ort, ein historisches weinberanktes Steingebäude. Da die Sonne untergegangen war, aßen sie draußen auf der Veranda, die durch Kerzen auf den unbenutzten Tischen erleuchtet wurde. Sie nahm eine Art Reisgericht, nachdem bestätigt wurde, dass kein Gluten darin war, und er nahm ein Steak, welches sie perfekt medium-rare zubereiteten. Parker dachte, dass der Chefkoch ein wenig enttäuscht schien, dass er nicht mit etwas Komplexeren angeben konnte, und diese Vermutung wurde bestätigt, als ihr Kellner ihnen einige Gerichte brachte, die sie nicht bestellt hatten: Enten Foie gras mit Pfirsichen, Crème fraîche, Hafer und Pekannüssen; gekühlte Garten-Zucchinisuppe, die so frisch schmeckte wie der Frühling; irgendeine Art Salat, den er gerne Abbie in Beschlag nehmen ließ, da er mit Ziegenkäse war.

Sie redeten über nichts. Sie erzählte ihm Geschichten von der Arbeit, zwischenmenschlichen Konflikten, und er versuchte sich die Namen der Hauptpersonen ins Gedächtnis zu prägen. Er erzählte ihr von seiner neuen Belegschaft, Gesetzgebungen, an welchen sie arbeiteten, seine Videospieleroberungen und den Eskapaden, die seine besten Freunde James, Saint und Simonson zurückmeldeten, während sie nach seinem Bruder Lincoln suchten, um ihn wegen Hochverrats festzunehmen (zuletzt ein Wettessen mit scharfer Soße, das katastrophale Konsequenzen hatte). Wenn von ihr entfernt zu sein wie den Atem anhalten war, dann war dies hyperventilieren, auf die bestmögliche Art. Er hasste es, dass er ihr sagen musste, was er beschlossen hatte. Als sie ihr Mangosorbet aufgegessen hatte, lehnte er sich nach vorne.

»Ich muss dir zwei Dinge sagen, die ich dir nicht sagen will.«

Sie legte ihren Löffel ab und betupfte ihren Mund mit ihrer Serviette. »Schieß los.«

»Willst du zuerst die guten oder die schlechten Neuigkeiten?«

»Immer zuerst die schlechten Neuigkeiten.«

»Ich weise dir einen Sicherheitstrupp zu.«

Sie zögerte keine Sekunde. »Hier sind fünf Gründe, warum das eine schreckliche Idee ist.«

Er massierte seine Schläfen. »Abs ...«

Sie begann an ihren Fingern abzuzählen. »Eins: Ich verliere jegliche Anonymität, die ich jetzt gerade habe. Zwei: Sie werden mich bei der Arbeit behindern. Drei: In meinem Apartment gibt es keinen Platz, wo sie bleiben können. Vier: Ich will einfach wirklich nicht –«

»Wir haben mehr Todesdrohungen bekommen.«

Er hörte, dass sie vorübergehend aufhörte zu atmen, und sein Magen sank.

»Wie viele mehr?«, fragte sie, ihre Stimme gleichmäßig.

»Sechs.«

»Das macht zusammen ...«

»Zwölf.«

»Zwölf einzigartige Drohungen? Oder könnten einige von denselben Leuten sein?«

»Du greifst nach Strohhalmen, Liebling ...«

Sie griff über den Tisch und nahm seine Hand und er hätte schwören können, dass sie versuchte mit ihren Wimpern zu klimpern.

»Woz bewahre mich. Abelia, du bekommst einen Trupp. Du musst es nicht mögen. Versuche ihnen auszuweichen, wenn du willst, aber sie sind beide gründlich vor dir gewarnt worden, den Vorfall mit den Nachthengsten miteingeschlossen.«

»Das war ein Sonderfall.«

»Schön wär‘s.«

Sie zog ihre Hand weg, ihre Stirn runzelte sich, Augen flammend. Er stufte diesen als an der Spitze ihrer bezauberndsten Gesichtsausdrücke ein: Sehr genervt, aber versuche es nicht an Parker auszulassen, welcher wahrscheinlich Recht hat, obwohl ich es nicht zugeben will.

Sie verschränkte ihre Arme. »Was sind die guten Neuigkeiten?«

»Meine Mutter und Schwestern wollen helfen unsere Hochzeit zu planen.«

Sie rollte so heftig mit ihren Augen, dass er befürchtete, dass sie sich einen Muskel zerrte. Ihr Kopf trieb nach unten, um auf dem Tisch zu ruhen, und ihre Stimme war gedämpft.

»Ich habe gesagt du sollst mit den schlechten Neuigkeiten anfangen, Süßer.«

»Schau, sie wissen, dass du nicht viel Familie und wenige Freunde hast ... sie versuchen nett zu sein.«

»Sie sind orangie Frauen. Sie werden es nicht verstehen.«

Er nippte an seinem Wein. »Was werden sie denn nicht verstehen?«

Sie richtete sich auf. »In Brevspor plant der Bräutigam die Hochzeit als Anerkennung gegenüber seiner Braut; er plant alles. Er wählt ihr Kleid aus. Er gestaltet die Dekoration. Er wählt das Menü aus all ihren liebsten Speisen aus. Und traditionsgemäß bewerten ihre Freunde und Familie ihn dann, wie gut er sie kennt und, im weiteren Sinn, wie gut die Ehe laufen wird. Offensichtlich hast du nicht die Zeit oder Kapazität das zu tun. In Orangiers und den meisten anderen patriarchalischen Gesellschaften träumen junge Mädchen davon diesen Tag zu planen und zu vollziehen. Über den Schokobrunnen hinaus könnte es mir nicht egaler sein welche Art Blumen ich halte, was ich trage, was wir essen oder wer kommt. Also klingt die Vorstellung dieses Ereignis mit meinen zukünftigen Schwiegereltern, die in das Ereignis emotional weitaus mehr investiert haben, schrecklich. Schrecklich.« Sie lehnte sich vor. »Schrecklich.«

»Sie werden Freitagabend hier sein, um eine vorläufige Planungssitzung abzuhalten und eine Farbpalette auszuwählen. Ich schlage vor, dass du ein paar Magazine erstehst.«

Sie machte ein finsteres Gesicht. »Da wir gerade von Unannehmlichkeiten sprechen ...« Abbie griff in ihre Handtasche, als der Kellner ihre blaue Porzellandessertschüssel nahm. Sie zog einen langen weißen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch zwischen sie. Parker ahnte was darin war, aber beschloss sich dumm zu stellen.

»Was ist das?«

Abbie lächelte selbstzufrieden. »Meine erste Schuldenrückzahlung.«

Er entfernte seine Serviette von seinem Schoß. »Seltsam, ich erinnere mich an keinerlei Umstände, unter denen du mir irgendetwas schuldest.«

»Du hast meinen Studienkredit abbezahlt.«

»Als dein zukünftiger Ehegatte«, er nickte, »ja, habe ich.«

»Aber ich will diesen Gefallen nicht.«

»Ich verstehe das, aber –«

»Also werde ich jetzt, wie sie sagen, den Gefallen zurückgeben.«

Parker legte seinen Kopf schräg. »Ich glaube nicht, dass dies die korrekte Benutzung dieses Ausdrucks ist ...«

»Das weiß ich.«

Er lehnte sich nach vorne. »Du hast gesagt deine erste Schuldenrückzahlung ... Werden da noch mehr kommen?«

Sie verlagerte sich auf ihrem Stuhl und ihre Augen verrieten ihre Unsicherheit. »Solange ich einen Arbeitsplatz habe.«

»Hast du vor in Orangiers eine Arbeitsstelle zu suchen? Falls ja, wirst du eine Arbeitserlaubnis brauchen ...«

Sie kniff ihre Augen zusammen. »Drohst du mir meine Arbeitserlaubnis zu verweigern?«

Er kniff seine Augen genauso gegenüber ihr zusammen. »Hängt davon ab. Wirst du diesen Umschlag nehmen und es zurück auf dein Bankkonto tun, wo es hingehört?«

»Nein, weil es auf deins gehört«, knurrte sie.

Er verschränkte seine Arme, lehnte sich vom Tisch zurück. »Na ja, das akzeptiere ich nicht.«

»Na ja, dann schätze ich, dass unser Kellner ein verdammt gutes Trinkgeld bekommen wird.« Abbie erhob sich, lächelte gehässig und nahm ihren Mantel und ihre Handtasche vom wartenden Bediensteten auf. »Kommst du?«

Oh-oh. Sie wird ihn wirklich nicht nehmen. Sie wird diesen Haufen Geld dort liegen lassen ... Allerdings, wie viel konnte es sein? Ein paar hundert Dollar? Dennoch, es ist nicht so, dass es aus der königlichen Schatzkammer ist; das ist ihr Geld. Sie hat hart dafür gearbeitet und jetzt wirft sie es einfach weg ... Na ja, das ist ihr Vorrecht, nehme ich an. Ich muss nicht all ihre Fehler verhindern ... Das scheint, als ob es ein Vollzeitjob sein könnte.

»Abelia, du bist eine stolze, irrwitzige Frau und ich liebe dich.« Der junge König stand auf, streckte sich und nahm seinen eigenen Mantel vom Bediensteten. Er schlenderte zu ihr hinüber, bot ihr mit einem Lächeln seinen Arm an und beobachtete die schwache Panik, die sich über ihre Gesichtszüge legte. Sie hielt ihren Kopf hoch oben bis sie die Vordertür erreichten, wo sie zu ihm wirbelte.

»Parker! Wie kannst du das auf dem Tisch liegen lassen? Ich kann nicht glauben, dass du –«

Jemand hinter ihnen räusperte sich und sie drehten sich, um ihren Mantelbediensteten zu sehen.

»Es tut mir leid Sie zu unterbrechen, Ma’am, aber ich glaube Sie haben das auf dem Tisch gelassen ...«

Abbie schluckte schwer und biss ein unaufrichtiges Danke zu dem Bediensteten heraus, als sie den Umschlag annahm und ihn in ihre Handtasche stopfte. Als sie die Stufen zur Kutsche hochstiegen, stach sie einen Finger in Parkers Brust.

»Das ist nicht vorbei.«

Nein, dachte Parker, das ist ganz gewiss nicht vorbei ... aber Runde eins geht an mich. Sein Gefühl von selbstzufriedenem Erfolg war jedoch kurzlebig, als er entdeckte, dass sie null Interesse daran hatte auf dem Weg nach Hause zu knutschen und ihn nicht in ihr Apartment einlud, als er mit ihr hinaufging, ihn damit zwang sich vor seiner Security zu verabschieden.

»Liegt für uns immer noch Frühstück an?«

Sie funkelte ihn an. »Ja.«

»Sollen wir uns hier treffen?«

Sie funkelte ihn weiterhin an. »Ja.«

»Wie viel Uhr?«

Sie funkelte ihn einfach weiter an. »Sieben ist in Ordnung.«

»Okay, na ja, schlaf gut, Liebling.« Er lehnte sich vor und sie machte einen raschen Schritt zurück.

»Gute Nacht, Edward.« Sie streckte ihre rechte Hand aus und wartete.

Ein Handschlag? Wirklich? Er wollte nicht lachen und so scheinen, als ob er wegen ihrem offensichtlichen Missfallen schadenfroh war oder sich daran erfreute, aber er konnte sich nicht daran hindern ein kleines Glucksen herausschlüpfen zu lassen. Er schenkte ihr das wärmste Lächeln, das er zustande bringen konnte, hielt ihren Blick und schüttelte fest ihre Hand. Er drehte sich um und flüchtete die Treppe herunter, bevor sie sehen konnte, wie verletzt er tatsächlich war.

Die Nicht-Königin

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