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KAPITEL ZWEI

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ABBIE BRACHTE SEIN Gesicht hoch zu ihrem und ließ ihre Münder miteinander verschmelzen. Sein tiefes Stöhnen ließ ihr Brustbein vibrieren und sie kicherte, zuckte dabei, wie albern sie klang, innerlich ein wenig zusammen. Ist es das, was Liebe mit den Menschen machte? Er war weniger als zehn Minuten hier gewesen und sie waren bereits in der Horizontalen ... nicht dass es sie kümmerte. Als sie sich für eine Weile geküsst hatten, hörte er auf sich darum zu sorgen, ob er sie erdrückte, setzte sein gesamtes Gewicht frei, drückte sie in die Kissen. Es war ihr egal, ob sie atmen konnte. Vielleicht, wenn sie sich zu ihrem Bett bewegten, dann könnten sie nebeneinander liegen ... Guter Woz, wo kam denn dieser Gedanke her?

Er bemerkte ihre wackelige Atmung und setzte sich auf, zog sie mit sich, schob lose Strähnen ihres Haars aus ihrem Gesicht.

»Entschuldige, ich habe vergessen, dass du Sauerstoff brauchst.«

»Allerdings ganz richtig«, sagte Abbie, imitierte dabei seinen Akzent. »Wohin bringst du mich heute Abend?«

»Dies ist deine Stadt; was ist dein liebster Ort?«

Abbie zögerte nicht. »Martissant’s, zweifelsohne.« Sie speichelte beim Gedanken an deren Sechs-Pilz-Risotto.

»Dann schätze ich, ist es gut, dass ich Lauren vor drei Wochen angerufen und sie gefragt habe, was dein Liebstes wäre, so dass ich uns eine Reservierung holen konnte.«

»Und wenn du Reservierung sagst, meinst du, dass du aus Sicherheitsgründen den Ort für den Abend ausgekauft hast?«

»Das ist korrekt, ja.« Er zog sein Handy heraus, blickte auf den Bildschirm, legte es dann weg.

Sie griff nach einer Caprihose im Wäschekorb, blickte zu ihm hoch. »Du kannst einen Anruf annehmen, wenn du musst.«

Er blitzte sie vorwurfsvoll an. »Ich verschwende unsere wertvolle gemeinsame Zeit nicht an die Arbeit.«

»Aber die Arbeit eines Königs ist keine reguläre Arbeit. Ich verstehe das«, sagte sie, während sie die Falten glättete. »Ich will nicht, dass Nationen untergehen, weil wir herumgemacht haben.«

Er räusperte sich. »Abs, schau mich an und hör das, so wie ich es meine.« Sie hörte mit ihrer Falterei auf und Parker griff nach ihrer Hand. »Der Rest der Welt kann sich für eine kleine Weile um sich selbst kümmern. Jetzt gerade sind es du und ich. Dieses Wochenende bin ich für niemand anderen verfügbar.«

»Kein komplettes Wochenende«, setzte sie entgegen und er nickte.

»Nein, kein komplettes Wochenende, aber es ist das Beste, was ich tun konnte. Du bist jetzt die meisten Wochenenden in meinem Kalender und die nächste Person, die deine Zeit ›anpasst‹, wird gefeuert.«

Abbie lächelte; sie hatte nicht das kleinste bisschen dagegen, dass er sie beide vor seiner Belegschaft verteidigte. »Ich habe dir etwas besorgt.«

Parker sah verwirrt aus, als sie ihren Laptop unter der Couch hervorzog und ihn einschaltete. »Zeigst du mir ein Bild davon?«

»Nein, Herr Ungeduldig, warte einfach einen Moment.« Abbie blickte den Bildschirm mürrisch an. Sie konnte spüren, dass Parker sie noch immer anstarrte und sie versuchte sich unter seiner offenen Aufmerksamkeit nicht zu winden. »Ah! Los geht’s.« Sie drehte den Bildschirm und knallte ihn auf den Couchtisch vor ihm.

»Was ist das? Football?«

Sie nickte. »Um dich abzulenken, während ich dusche. Ich habe ein bezahltes Abo.«

Er blickte finster drein. »Das hättest du nicht tun müssen.«

»Warum sollte ich nicht? Du wirst öfter hier sein, also können wir den Typen jetzt gemeinsam zuschauen, wie sie das Feld hoch und runter rennen.«

Er schien ein Lächeln zurückzuhalten. »Es ist ein Spielfeld; kein Feld.«

»Siehst du?« Sie gestikulierte zum Bildschirm, während sie aufstand. »Ich muss so viel lernen.«

Er schaute sie skeptisch an. »Kannst du dir das leisten?«

»Normale Menschen sagen einfach danke.«

»Hör auf damit, ich meine es ernst – kannst du dir das leisten? Ich werde es dir gerne zurückzahlen.«

Ihre Hände fuhren an ihre Hüfte, als ob sie von einer magnetischen Kraft angezogen wurden, und sie kniff die Augen zusammen. »Ich darf dir keine Geschenke machen?«

Parker sah aus, als ob er die Schlinge, die vor ihm baumelte, sehen konnte. »Nein«, er schüttelte langsam seinen Kopf, »nein, das habe ich nicht gesagt.«

»Verdammt richtig, das hast du nicht. Ich weiß, dass ich dir gehöre, aber du gehörst auch mir. Ich kann ein paar Mahlzeiten auslassen, wenn nötig.«

»Abbie, du wirst nicht –«

»Nur Spaß! Nur Spaß«, sagte sie mit erhobenen Händen, während sie zu ihrer Schlafzimmertür kreuzte und ihr Sweatshirt auszog, dabei das baumwollene Trägershirt, das sie darunter trug, enthüllte.

»Wo gehst du hin?« Da war eine Schärfe in seiner Stimme.

»Ich sagte, dass ich duschen gehe. Ich brauch’ nur eine Minute; schau dein Football.«

Parker murrte etwas vor sich hin und Abbie verschränkte ihre Arme.

»Entschuldige, das hab’ ich nicht verstanden.«

»Ich sagte, es müsste das beste Spiel sein, das je gespielt wurde, um mich wirksam davon abzulenken, dass du nackt im Nebenraum bist.«

Abbie grinste und warf ihm eine Kusshand zu, als sie die Schlafzimmertür schloss.

––––––––


IHR WORT HALTEND, BRAUCHTE Abbie nicht lange; sie zerknüllte ihre Locken mit einem leichten Gel und ließ sie ihren Rücken herunterhängen, trug Lippenstift auf und glitt in ihr Outfit. Es war ein unechtes Wickelkleid mit winzigen weißen Tupfen auf einem dunkelblauen Stoff und großen cremefarbenen Plumeria über das Oberteil gedruckt. Mrs. Braun hatte einige Dinge mit ihr mitgeschickt, als sie gegangen war, wissend, dass sie ein paar öffentliche Auftritte machen würde. Es war überraschend schwer gewesen sie zu verlassen ... viel schwerer als Kurt zu verlassen, welcher seit dem Tod ihres Vaters nicht angerufen, geschrieben, gesimst, gemailt oder gezwitschert hat. Blödmann.

Gespannt seine Reaktion zu sehen, warf Abbie ihre Schlafzimmertür auf ... zu Stille. Er war eingepennt, Schuhe weggetreten, Football lief noch. Abbie lief auf ihren Zehenspitzen herüber und stellte sicher, dass er nur schlief und keinen medizinischen Notfall hatte. Sie war diejenige mit den Gesundheitsproblemen, nicht er, aber sie fühlte sich trotzdem besser, als sie ihn leise schnarchen hörte. Abbie rüttelte sanft an seiner Schulter.

»Parker. Parker, Schätzchen, ich bin fertig. Lass uns essen gehen.« Ihr Verlobter rührte sich nicht. Abbie seufzte. Er würde wütend sein, wenn sie ihn schlafen ließe, aber was sollte sie denn tun, ihn mit Wasser überschütten? Er brauchte offensichtlich die Erholung.

Sie schnappte die Steppdecke von ihrem Bett, deckte ihn zu und küsste seinen Kopf. Abbie holte ihr Handy und ihren E-Reader vom Couchtisch und stellte das Spiel aus. Sie streifte ihre Stöckelschuhe ab, tapste durch das winzige Apartment und öffnete die Vordertür.

»Ich bestelle imaharanisches Essen; wollt ihr Leute irgendetwas?«

Die zwei Wachmänner tauschten einen Blick aus. »Wir hatten den Eindruck, dass Sie beide ausgehen würden; die Kutsche ist für Sie bereit.«

Abbie hielt ein spöttisches Lächeln zurück. Sie hatte Kutschen satt, aber öffentliche Züge waren ein sicherheitstechnischer Alptraum, zu laufen war für Parker zu gefährlich und Autos waren im Schleier unmöglich. Eines Tages, wenn sie mit einer sauberen motorisierten Alternative herausrückten, die nicht jedem in der Stadt Asthma bescherte, wäre sie ganz vorne in der Schlange und besorgte sich eins.

»Unglücklicherweise findet sich Seine Majestät königlich erschöpft wieder und hat bedauerlicherweise auf dem royalen Sofa das Bewusstsein verloren, indes sich seine Verlobte fertig gemacht hat.«

Dean seufzte und schüttelte seinen Kopf, zog sein Handy heraus.

»Haben Sie ein paar Gedanken darüber, Dean?«

Er richtete sich auf. »Nein, Ma’am. Hier ist eine Liste mit genehmigten Restaurants ... Wie möchten Sie angesprochen werden?«

»Ms. Anderson ist in Ordnung hier.«

»Sehr wohl, Ms. Anderson. Wir hätten gerne Tu-Fut Ente und Neujahrs Hühnchen mit extra Reis.«

Waldo lehnte sich herüber, flüsterte etwas und Dean nickte.

»Und Ihr Verlobter mag aufgebrochene Eier Suppe und das Querbeet mit Nudeln. Es sollte ein Konto angelegt sein, um dafür zu bezahlen, unter Crawford. Wir werden jemanden schicken, um die Zubereitung zu beaufsichtigen.«

Abbie nickte und begann wieder hineinzugehen, drehte sich dann um.

»Sie dürfen im Dienst nicht trinken, oder?«

Sie schüttelten ihre Köpfe, zogen eine Grimasse.

»Na ja, wenn Sie fertig sind, da ist kaltes Bier in meinem Kühlschrank. Ich kann es nicht trinken, also werden Sie mir aushelfen müssen.«

Sie ging in ihr ruhiges Apartment zurück, querte zu ihrem Schlafzimmer und gab ihre Bestellung auf. Ihre Enttäuschung hallte laut in ihrem ruhigen Zimmer. Sie verstand es; sie verstand es vollkommen. Aber sie und Parker hatten noch immer so wenig Zeit zusammen. Sie sollte ihren Job nicht bis zum Zehnten Monat kündigen. Vielleicht sollte sie jetzt nach Orangiers ziehen. Dann wäre es nicht nur ein seltsames Wochenende hier und da. Sie hatte nicht das Geld, um viel hin und her zu fahren, und sie empfand es einfach nicht als richtig Parker für ihre Reisen zahlen zu lassen, noch nicht. Ehrlich gesagt würde das sogar nachdem sie verheiratet waren hart werden.

Sollte ich mich umziehen? Nee. Er kann den modischen Aufwand immer noch genießen, wann auch immer er aufwacht. Abbie rollte sich gedankenverloren im Bett zusammen. Sie konnte ihn durch die Tür sehen und versuchte zu lesen, aber ertappte sich dabei, wie sie einfach auf sein Gesicht starrte; solch ein attraktives Gesicht. Die letzten paar Wochen waren hart gewesen. Er hatte kaum Zeit gehabt sie anzurufen; ein paar Mal hatte sie bereits geschlafen, als er einen Moment gefunden hatte. Aufgrund seiner E-Mails wusste sie, dass er nachts nur fünf oder sechs Stunden Schlaf bekam. Es machte Sinn, dass er jedes Mal aus den Latschen kippte, wenn er genug entschleunigte, um sich auszuruhen.

Das leise Klopfen des Liefermädels schreckte sie auf und sie beeilte sich an die Tür zu gehen. Sie verteilte Schüsseln und Gabeln an Dean und Waldo, während sie den Rest des Essens innen weiterreichten. Obwohl sie sich ihr gegenüber immer höflich und angemessen verhielten, würde sie ihnen nicht unter anderen Umständen in einer dunklen Gasse begegnen wollen. Etwas lauerte knapp hinter ihren Lächeln, das ihr sagte, dass man es sich mit ihnen nicht verscherzen sollte, auch ohne ihren gigantischen Bizeps zu beachten. Sie war froh, dass sie auf derselben Seite war.

Abbie stellte ihr Essen in den Kühlschrank und begann zurück zu ihrem Schlafzimmer zu gehen, hielt dann inne. Wie oft ist er leibhaftig hier? Vorsichtig krabbelte sie über ihn und quetschte sich zwischen Parker und der Rückenlehne der Couch. Sie rollte sich neben ihm zusammen, ihr Kopf auf seiner Brust, ihr Arm über seiner Mitte. Seine war so köstlich flach im Vergleich mit ihrer. Er seufzte und sie lächelte, sog seinen ingwerartigen Duft, gemischt mit ihrem von der Steppdecke, ein. Werden so unsere Quartiere riechen? Nein, unser Haus wird wahrscheinlich langweilig riechen, nach Zitrone und Lavendel, weil irgendein wohlmeinender Haushälter alles fünfmal pro Tag fast zu Tode reinigt.

Ja, ein paar harte Wochen. Die Nachwehen der Ankündigung ihrer Verlobung waren flink gewesen; Rechtsexperten, Parlament und die Ratgeber des Palasts hatten widersprochen, obwohl die Unterstützung der allgemeinen Bevölkerung bei 70 Prozent lag. Rohnhart hatte Recht gehabt; es war ein Shitstorm. Und es war lange nicht vorbei. Gerade diese Woche war eine sechste Klage durch die Ravensdale Monarchy Preservation Society, einer Monarchie-Erhaltungsgesellschaft, gegen sie eingereicht worden. Als Orangierser war es ihnen nicht erlaubt Parker, den regierenden Monarchen, zu verklagen, aber sie konnten sie auf alle möglichen Arten und Weisen verklagen, also taten sie es, behaupteten, dass sie und Parker die Sprache des Vertrags verdrehten und sie verpflichtet war die Rolle der Königin zu spielen. Sie konnte nicht sehen, wie sie das alles innerhalb von sechs Monaten lösen würden.

Dennoch, während sie dort lag, seinem schlagenden Herzen und seinem gleichmäßigen Atem lauschte, seinen Körper an ihren gedrückt spürte, fühlte sie zum ersten Mal seit Wochen, dass es in Ordnung sein würde. Dass sie in Ordnung sein würden, zusammen. Ihr Apartment war oft still, aber in diesem Moment fühlte es sich auch friedlich an. Tränen der Dankbarkeit stiegen auf, aber sie blinzelte sie weg, schloss ihre Augen und schlief ein.

Die Nicht-Königin

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