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KAPITEL NEUN


123 Tage bis zur Hochzeit

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EINE WOCHE SPÄTER PUTZTE sich Abbie die Zähne, um sich fürs Bett fertig zu machen, als ihr Handy bingte.

Parker: Wie war dein Tag?

Abbie: Gut. Deiner?

Parker: Was hast du gemacht?

Abbie: Oh, du weißt schon. Bin zur Arbeit gegangen. Habe gearbeitet. Mittagessen. Habe gearbeitet. Bin nach Hause gekommen.

Parker: Nichts besonderes?

Abbie: Nö. Bei dir?

Gerade als sie »Senden« gedrückt hatte, klingelte ihr Handy und sie spuckte rasch aus und ging ran. Es war nicht so lange her gewesen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber sie waren nur wenige Tage von ihrem ersten Besuch in Orangiers seit seiner Krönung entfernt und dann wären sie am übernächsten Wochenende zusammen in Imahara. Sie wurde aufgeregt.

»Zu müde zum Schreiben?«

»Wollte nur deine Stimme hören.« Er sprach leise, kein Necken in seiner Stimme.

»Bist du okay?«

»Ja.«

»Arbeitest du noch?«

»Nein.«

»Schaust du etwas an?«

»Nein.«

»Ich glaube ich habe mehr Informationen aus Tezza in unserer ersten Unterhaltung bekommen.« Er lachte nicht. Sie saßen in Stille da, die durch das Fehlen von Körpersprache und körperlicher Präsenz zweimal so unangenehm war. Abbie saß auf der Kante ihres Betts und rieb an der Naht ihrer Steppdecke.

»Erzähl mir von deinem Tag.«

»Geheim.«

»Oh.« Abbie rieb sich stattdessen über ihre Stirn.

»Erzähl mir von deinem.«

»Er war gut. Bernard fällt mir genau in die Hände mit dieser Sache mit dem Tate-Land. Es wird nicht lange dauern, bevor er bekommt, was ihm zusteht. Er ist der Typ, der mich geschubst hat, du erinnerst dich.« Sie nippte an ihrem Wasser neben ihrem Bett. »Georgie passt gut zu dem Sekretariatsjob; sie ist genau der Typ. Sie war nicht zu glücklich, dass er mich wieder angeschrien hat, aber sie hat sich nett positioniert, um einzuschreiten, falls notwendig, und es mich selbst handhaben lassen. Ich habe das geschätzt.«

»Mhm.« Er klang nicht abgelenkt, aber er klang auch nicht wie er selbst. Abbie beschloss weiter zu faseln, hoffte ihn zu einer Diskussion zu provozieren, ihn vorsichtig aus seinem Misttag zu holen, welchen er hatte, ob er es zugab oder nicht.

»Obwohl ich glaube, dass die anderen ihr misstrauen, weil sie zu gebräunt ist. Umweltschützer neigen dazu anti-Sonne zu sein. Was witzig ist, weil sie eher hinausgehen und die Natur genießen. Ich denke, dass sie einfach besser mit Hüten und Sonnencreme und all dem sind. Sie begreifen die Langzeiteffekte der Sonnenschäden, obwohl dieses Wissen andere Gesundheitsberufe nicht zu beeinflussen scheint. Ich meine, ernsthaft, die meisten Krankenschwestern, die ich kenne, rauchen Tabak. Es ist bizarr, denkst du nicht?« Sie hielt inne. Keine Antwort. »Parker?«

»Ja?«

Sie hielt jede Spur Sarkasmus aus ihrer Stimme. »Brauchst du eine Umarmung?«

Er sagte nichts.

»Schatz, was ist passiert?«

»Sie hätten auf Verstärkung warten sollen. Sie hätten warten sollen.«

»Wer?« Sie wartete, aber er sagte nichts ... dann begriff sie, wen er meinte. »Ist deinen Freunden etwas zugestoßen?«

»Saint, Simonson und James, sie haben Lincoln in einem Unterschlupf irgendwo im Heartwood Forest in die Ecke gedrängt. Seine Wachen konnten einen Schuss auf James abgegeben.«

Abbie bebte. Edward war jahrelang mit diesen Männern befreundet gewesen; alle seine Schulgeschichten beinhalteten mindestens einen von ihnen. Sie hatte Arron James noch nicht einmal getroffen; er durfte nicht sterben.

»Welche Art von Waffe?«

»Armbrust. In die Brust. Nicht magisch.«

Sie sog Luft ein. Es hätte weitaus schlimmer sein können, aber es hätte auch besser platziert sein können.

»Oh Woz. Wird er okay sein?«

»Ist noch nicht sicher. Sie haben ihn medizinisch nach Briggin evakuiert; er ist jetzt im OP.« Er seufzte. »Ich sollte dir das eigentlich nicht erzählen.«

Das ging ihr auf den Sack. »Wem werde ich es denn erzählen?«

»Ich weiß nicht, Liebling.«

»Jetzt weiß ich, dass du eine Umarmung brauchst.« Sie hielt inne. »Willst du, dass ich komme? Ich könnte mich morgen krankmelden.«

»Nein, es ist okay.«

»Aber er ist einer deiner besten Freunde, Süßer. Wenn Lauren sterben würde, würde ich dich hier wollen.«

»Nein, es ist in Ordnung. Morgen werde ich mehr wissen.«

»Wo sind Saint und Simonson?«

»In Briggin. Sie mussten sich zurückfallen lassen, als James getroffen wurde. Wir haben Lincoln nicht bekommen. Sie haben das Richtige getan.«

»Warum gehst du nicht auch? Nach Briggin?«

Sie hörte ihn zittrig ausatmen. »Die Sicherheitssituation wäre ein Alptraum. Außerdem könnte es Lincoln zum Krankenhaus ziehen, wenn ich dort bin, und das ist das Letzte, was sie brauchen. Ein König, der jedem im Weg herumrennt, jeder fällt über sich selbst, um mir entgegenzukommen, anstatt sich auf Arrons Pflege zu konzentrieren. Außerdem wärst du nicht in der Lage dieses Wochenende zu kommen.«

»Es wäre nicht so. Du musst nicht die ganze Zeit im Krankenhaus sein; miete ein Haus, wie du es für Papas Beerdigung getan hast. Geh in Schichten. Ist das in Briggin nicht ein Militärkrankenhaus? Ich bin sicher, dass sie es gewohnt sind wichtigtuerische Generäle und so zu beherbergen. Du bist nicht schlimmer als sie.«

»Nicht besser, meinst du.«

»Nein, ich sagte, was ich meinte. Du solltest gehen. Geh und sei bei deinen Freunden. Stell dir vor wie ermutigt er sein wird von der OP aufzuwachen und dich dort zu sehen. Nicht alle Heilung ist physisch; er hat das für dich getan. Er muss wissen, dass es dich kümmert, was passiert ist. Und dem Rest deiner Streitkräfte würde ebenfalls Mut gemacht werden.«

»Was ist mit deinem Besuch?«

»Ich werde dich in Imahara sehen. Ich werde auch für das Ding am Freitag kommen.«

Er hielt inne. »Du trägst ein paar berechtigte Argumente vor.«

»Ich weiß.«

»Eventuell sollte ich einfach dich die Dinge leiten lassen.«

»Keine Chance.«

»Ich schätze, ich sollte packen gehen.«

»Okay, Süßer. Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch. Ich vermisse dich ... Ich vermisse dich sehr.«

»Ich weiß, Süßer. Hol dir etwas Schlaf, okay? Lass die Belegschaft für dich packen.«

»Okay. Gute Nacht.«

»Gute Nacht.«

Abbie drückte das Handy über ihrem Herzen an ihre Brust, während Tränen ihre Wange herunterglitten, und zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, dass sie wüsste, wie man betet.

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PARKER LIEF BEI SONNENAUFGANG zum Prallluftschiff hinaus, als er Schritte in Stöckelschuhen hinter sich hörte und sich umdrehte, um nachzuschauen. Im erblühenden Licht des frühen Tages kniff er die Augen zusammen, um zu sehen, wer es war, und seine ganze Belegschaft hielt ebenfalls an, um zu schauen.

»Es ist die Erstgeborene Tochter, Sir«, sagte Dean.

»Rhodie? Was macht sie hier?«

Er stand still, wie es ihm gelehrt wurde, und ließ sie zu seiner Position vorrücken anstatt ihr auf halbem Weg zu begegnen. Regeln wie diese scheuerten gegen seine praktische Seite und seine Seite es den Menschen rechtzumachen. Er sagte zu sich selbst, dass es einfach unhöflich war sie die ganze Entfernung gehen zu lassen, aber so war es nicht. Er stand nichtsdestotrotz, wartete auf sie und er konnte jetzt sehen, dass sie zum Reisen gekleidet war und ihren eigenen Koffer auf dem rauem Landeplatz hinter sich herzog, dennoch irgendwie ein Abbild der Eleganz.

»Ich komme mit dir.«

Parker küsste seine Schwester auf eine Wange, beäugte sie dann misstrauisch. »Warum?«

»Weil ich eine Ärztin bin und Arron alle Hilfe braucht, die er bekommen kann.«

»Nein, du kannst ihnen nicht auf die Zehen treten, nur weil du royal bist. Sie sind nicht orangiersisch, Dr. Broward; deine Approbation bedeutet dort nichts.«

Sie hob ihr Kinn und er wusste, dass er kurz davor war einen Vortrag gehalten zu bekommen.

»Meine Arbeit ist ebenfalls in Attaamy veröffentlicht worden und meine Expeditionen und Kollaborationen sind dort gut bekannt. Dr. Pasqual und ich sind bereits in Verbindung gestanden; ich glaube nicht, dass sie irgendein Problem damit haben die Hilfe einer kompetenten Ärztin zu akzeptieren.«

»Na ja, du brauchst noch immer meine Erlaubnis mitzukommen. Und ich gebe diese nicht ohne einen Grund.« Er hob eine Augenbraue, fügte dann hinzu. »Einen wirklichen Grund.«

Sie stellte ihren typischen Charme an. »Glaubst du nicht, dass es ein bisschen naseweis ist, kleiner Bruder?«

Parker verbreiterte ungerührt seine Positur und verschränkte seine Arme. Es war zu früh, um Spiele zu spielen, und er konnte in seinem unausgeschlafenen, im Stillen in Schrecken versetzten Zustand kein Lächeln finden.

Ihre Lippen zuckten und er konnte nicht sagen, ob sie Tränen oder ein Lächeln zurückhielt. »Er ist auch mein Freund, Parker. Ich will dort sein, wenn er aufwacht. Ich ... ich muss dort sein. Ich muss sehen, dass er okay ist.« In einem seltenen Moment der Scham senkte sich in der Gegenwart seiner Belegschaft, von welchen die meisten höflich weggetrieben waren oder ihre Aufmerksamkeit auf ihre Handys lenkten, ihre Stimme auf ein Flüstern. Nur Dean und Waldo blieben in der Nähe. Parker sah die Aufrichtigkeit in ihren Augen; sie brauchte das tatsächlich. Ging da mehr zwischen ihr und seinem Freund vor sich, als er bemerkt hatte? Jetzt fühlte er sich schlecht, dass er James wegen seiner Schwäche für Rhodie Kummer bereitet hatte; er hatte es als unbedeutende Schwärmerei betrachtet.

Er sagte nichts, nickte aber. Parker drehte sich um und ging zu den Luft-Treppenstufen voraus, was sie einen Schritt zurückhängen ließ, aber er hörte dennoch den langen, erleichterten Seufzer, den sie ausatmete. Sein Handy bingte.

Abbie: Boarding?

Parker: Ja.

Abbie: Okay. Schreib mir bitte, wenn du landest.

Ach herrje, dachte Parker. Sie hat ihre höflichen Hosen an ... Sie muss sich wirklich Sorgen machen. Andere Dinge führen zu lassen war niemals eine ihrer Stärken gewesen ... Er boardete diesen Flug nur aufgrund ihres Drängens. Er wäre nicht überrascht, wenn sie in Briggin auftauchen würde, wenn sie das Geld hätte. Aber wegen dieser dämlichen Schuldenrückzahlung war er ziemlich sicher, dass sie pleite war. Er musste noch immer daran arbeiten. Er hatte ihre Handschrift auf dem versicherten Umschlag erkannt, den sie ihm früher diese Woche geschickt hatte, und er hatte diesen mit »Zurück an Absender« stempeln lassen. Runde zwei an mich.

Parker: Das werde ich. Geh wieder schlafen.

Abbie: Und lass mich wissen, wie es James geht, wenn du ankommst.

Parker: Ja, das werde ich.

Abbie: Wen hast du mitgenommen?

Parker: Abs ...

Abbie: Kann nicht schlafen.

Parker: Kernbelegschaft, Security, Rhodie. Ist es nicht ungefähr 3 Uhr bei dir?

Abbie: Ja. Rhodie?

Parker: Sie hat mich im letzten Moment darum gebeten mitzukommen.

Abbie: Gut, da bin ich froh. Sie wird eine gute Unterstützung für dich sein. Du solltest dort Leute bei dir haben, denen du wichtig bist. Ich wünschte, ich könnte es sein.

Parker: Ich weiß, Liebling. Wir heben ab; sprechen bald.

Abbie: Okay.

Es war eine harmlose Lüge, sagte er zu sich selbst. Es war ihm erlaubt sein Handy bei der Überfahrt zu benutzen, aber sie musste versuchen zu schlafen oder sie wäre heute bei der Arbeit total erledigt. Er fragte sich, wie der Stress hiervon ihre Gesundheit beeinflussen würde, ob es ein Aufflammen auslösen würde, wie schlimm es werden würde. Zumindest war ihre Security dort, um sich kurz bei ihm zu melden. Er musste sich ausnahmsweise einmal keine Sorgen machen, dass sie etwas versteckte.

Er las über die neue Gesetzgebung, die er gebeten wurde zu befürworten, merkte mögliche Schlupflöcher, Diskrepanzen, Schwächen an. Rhodie saß ihm gegenüber und starrte aus dem Fenster, wobei ihr eigener Lesestoff vergessen auf ihrem Schoß lag, und er folgte ihrem Blick: Tupelo Crossing. Die Erde trug noch immer die Zeichen des Kampfs, den er dort erst vor wenigen Monaten geführt hatte, braune Grasflecken von ihren Zelten, tiefe Furchen, die von den Kanonen, die verfehlt hatten, in die Erde gekratzt wurden. Um die Wahrheit zu sagen, seine Seele sah sehr ähnlich aus. Videospiele waren eine Sache; Krieg eine andere und er war dafür nicht geschnitzt. Er trug diese fünfzig Opfer, als ob sie auf seinem Fleisch gekennzeichnet waren. Er hoffte verzweifelt, dass er Arrons Name nicht auf diese Liste hinzufügen musste.

Die Nicht-Königin

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