Читать книгу Die Nicht-Königin - Fiona West - Страница 19

Оглавление

KAPITEL ACHT


130 Tage bis zur Hochzeit

#


PARKER GING AUF DEM Weg ins Sprechzimmer voraus und fühlte sich dabei unerklärlich nervös.

»Abbie. Schön Sie wiederzusehen.«

»Ebenso«, erwiderte Abbie und schüttelte Dr. Honakers schmale khakifarbene Hand. Die zierliche schwarzhaarige Frau bedeutete ihnen sich zu setzen.

»Und das muss Ihr Verlobter sein ...«

»Ja; Dr. Honaker, das ist Edward.«

»Schön Euch kennenzulernen, Edward.« Sie verbeugte sich leicht.

»Und Sie, Doktor. Es ist mir ein Vergnügen.« Er unterdrückte ein Lächeln. Jemand muss sie verständigt haben, dass sie nicht versuchen sollte seine Hand zu schütteln, wodurch der unangenehme Moment vermieden wurde, den sie bereits wenige Minuten zuvor mit ihrer Nephrologin gehabt hatten.

»Wie fühlen Sie sich, Abbie?«

»Ziemlich gut.«

»Schlafen Sie gut?«

»Größtenteils.«

»Was nehmen Sie, wenn Sie es nicht können?«

»Baldrian. Und ich nehme ständig Magnesium.«

»Was war nochmal die Dosierung?«

Abbie tippte durch diverse Schirme auf ihrem Handy. »Es ist Magnesiumcitrat, zweihundert Milligramm.«

»Das ist wirklich nicht sehr viel. Wir könnten das hochsetzen, wenn Sie möchten.«

»Nein, es hat das letzte Mal mit meiner Verdauung herumgepfuscht; das ist das Höchste, was ich vertrage.«

»Okay. Und essen Sie gut?«

»Die meiste Zeit.«

»Wachen Sie erholt auf?«

»Manchmal.«

»Wie viel Prozent der Zeit?«

»Ungefähr die Hälfte.«

Sie fühlt sich nur die Hälfte der Zeit ausgeruht und sie meckert mich an, dass ich mehr schlafen soll? Ich muss aufhören sie so spät nachts anzurufen. Ich halte Sie wahrscheinlich wach.

»Ist es sicher anzunehmen, dass Ihr Morbus Raynaud Sie zu dieser Zeit des Jahres nicht belästigt?«

Abbie nickte.

»Irgendwelche Beschwerden hinsichtlich Ihrer Verdauung?«

Sie blickte ihn so flüchtig an, dass Edward nicht sicher war, ob sie es tatsächlich getan hatte.

»Ja, manchmal laufen die Dinge etwas zu schnell.«

»Hmm. Irgendeine Ahnung, was es auslöst?«

»Ich bin nicht sicher. Wir hatten darüber gesprochen Nachtschattengewächse auszusetzen, aber ich wusste nicht, ob das meine Verdauung beeinflussen könnte, oder ...«

Dr. Honaker schüttelte knapp ihren Kopf. »Nein, das hat mit Entzündung zu tun, es sollte dies nicht beeinflussen. Könnte es eine versteckte Glutenquelle in Ihrer Diät geben? Sojasoße, Salatdressings?«

Abbie machte eine Notiz in ihr Handy, schaute dann auf. »Nein, ich mach meine eigenen Dressings und benutze Tamari.«

»Kreuzkontamination von einer anderen Quelle? Leben Sie noch immer allein?«

»Nein, vor kurzem habe ich eine Mitbewohnerin bekommen ... und jetzt, wo ich darüber nachdenke, haben ungefähr dann tatsächlich die Probleme wieder begonnen.«

»Ich schätze, dass sie Ihre Schneidbretter, Messer und Geschirr benutzt. Sprechen Sie mit ihr, erklären Sie das Problem; sie wird wahrscheinlich verständnisvoll sein.«

Etwas, dass ich bei meiner eigenen Küchenbelegschaft erwähnen sollte, dachte Parker.

»Oh ja, sie ist sehr verständnisvoll; ich werde mit ihr darüber sprechen.«

Und wenn nicht, dachte er, werde ich sie feuern.

»Sie vermeiden noch immer Alkohol?«

Parker räusperte sich. »Dürfte ich eine Frage stellen?«

Die Ärztin schaute ihn erwartungsvoll an.

»Warum muss sie Alkohol vermeiden?«

»Es verträgt sich nicht gut mit dem Methotrexat, das sie nimmt.«

»Oh, ich verstehe. Ich entschuldige mich für die Unterbrechung.«

»Es muss Euch nicht leidtun.« Das Gesicht der Ärztin war entspannt, freundlich. »Es ist gut die Beschwerden Eurer Partnerin zu verstehen. Ihr könnt so eine bessere Unterstützung für sie sein.«

Wie zum Beispiel nichtsahnend ein Glas Wein zu bestellen, wenn wir zusammen in einem Restaurant sind, wie ich es das letzte Mal getan habe, als ich in Gardenia war? Hat sie das gestört? Warum habe ich nicht bemerkt, dass sie nicht getrunken hat?

»Wie ist es mit den Gelenkschmerzen?«

Abbies Knie wippte. »Ziemlich schlecht.« Das waren Neuigkeiten für ihn und, aufgrund von Dr. Honakers Gesichtsausdruck, waren es für sie ebenfalls Neuigkeiten.

»Wie lang ist es schon ziemlich schlecht?«

»Ein paar Wochen. Ich hatte in letzter Zeit mehr Stress.«

»Aha. Das Gluten kann in Ihrem Fall auch ein Faktor sein. Und was nehmen Sie dagegen?«

»Nichts.«

Dr. Honaker legte ihren Stift nieder und rückte auf ihrem Stuhl nach vorn. »Abbie, wir haben das besprochen.«

Abbie verdrehte ihre Ringe und stellte keinen Blickkontakt her. »Ja.«

Der Tonfall der Ärztin war nett, aber bestimmt. »Es gibt keinen Grund für Sie zu leiden. Warum haben Sie nichts dagegen eingenommen?«

»Paracetamol funktioniert nicht. Ibuprofen schon, aber das soll ich nicht nehmen, sagt meine Nephrologin. Ich kann es nicht täglich nehmen.«

»Ich weiß, dass Sie nicht verschreibungspflichtige Heilmittel bevorzugen ... Haben Sie eine Massage in Betracht gezogen?«

»Nein. Ich will nicht, dass mich Fremde so berühren.«

»Es müsste kein Fremder sein. Möglicherweise könnte Ihr Partner etwas Erleichterung verschaffen, wenn er dazu bereit ist, oder ein enger Freund.«

Mich ihren Partner zu nennen, lässt es klingen, als ob wir gemeinsam Tennis spielen; sie ist meine zukünftige Ehefrau, um Himmels willen.

»Ja, selbstverständlich«, sagte er. Er behielt all seine Flirterei im Inneren, aber Abbie schnappte dennoch etwas in seinem Tonfall auf, dass sie seinen Blick für einen langen Moment halten ließ.

»Was ist mit feuchter Hitze für Ihre Schmerzen?«

»Ich gehe unter die Dusche. Das hilft ein wenig. Bäder funktionieren besser, aber ich habe keine Wanne.«

»Ich dachte, dass Sie in ein Fitnesscenter gehen, wegen deren Whirlpool?«, fragte Dr. Honaker.

»War ich. Es wurde zu teuer und dann habe ich dieses seltsame Haut-Ding bekommen, was ich dem Mangel an Sauberkeit in der Einrichtung zuschreibe ...«

»Haben Sie versucht wegen der Schmerzen zu meditieren?«

Abbie prustete.

»Das werde ich als nein nehmen ...« Dr. Honaker lächelte auf den Papierkram hinab. »Unterschätzen Sie nicht, was das Gehirn für den Körper tun kann, wenn sich die Gelegenheit bietet.« Sie schaute wieder auf. »Vermeiden Sie Sonnenexposition?«

»Rigoros.«

»Wie oft trainieren Sie?«

»Einmal die Woche oder so ...«

»Bitte lassen Sie uns das auf dreimal die Woche erhöhen, regelmäßig. Täglich wäre besser, aber lassen Sie uns langsam darauf zu arbeiten. Es muss nicht strapaziös sein; gehen Sie einfach raus und bewegen sich. Es wird Ihre Entzündung unten halten ...«

»Okay,«

»Es gibt eine neue Medikation, die gerade erst herausgekommen ist; ich würde Sie gerne darauf setzen. Ich denke, dass es Ihre Entzündung besser kontrollieren wird. Aber es gibt noch nicht viel Forschung zu diesem speziellen Medikament, also möchte ich, dass Sie mit mir bezüglich Ihres Aufflammens in Kontakt bleiben.«

»Okay, das klingt wie eine gute Idee«, nickte Abbie.

»Und Sie setzen sich mit mir in Verbindung?«

»Ja, das werde ich. Ich verspreche es.«

Parker wollte wirklich glauben, dass sie ihr Wort halten würde. Ganz gleich; ich werde sie auf der rechten Bahn halten. Meine Spione sind an Ort und Stelle.

»Wie viele Tage bis Sie heiraten?«

»Einhundertdreißig«, antwortete Parker ohne Pause und Abbies Lippen bebten, so als ob sie versuchte ihn nicht wie ein blauäugiger Teenager anzugrinsen, da er es aus dem Stegreif wusste.

»Werden Sie in der Gegend leben?«

»Nein, ich ziehe nach Orangiers«, erwiderte Abbie.

»Bitte lassen Sie uns wissen, wo Sie Ihre Betreuung hinzuverlagern planen, so dass wir wissen, wo wir Ihre Akten und Krankengeschichte hinschicken sollen. Ich würde es hassen, wenn Sie den guten Fortschritt verlieren, den wir gemacht haben.« Dr. Honaker blätterte durch Abbies Akte. »Nun ja, wie gewöhnlich ist meine letzte Bitte, dass Sie –«

Abbie schoss auf ihre Füße. »Ich auf mich aufpasse? Ja, das werde ich, danke Doktor.«

Ihr Eifer den Satz der Ärztin abzuschneiden ließ Warnglocken in Parkers Kopf losgehen. »Verzeihung. Ich habe nicht ganz mitbekommen, was die Doktorin sagen wollte ...«

Dr. Honaker lächelte ihn an, beide ignorierten Abbies geringfügige Panik. »Ich bitte Sie immer Kaffee aufzugeben.«

Er wandte sich an Abbie, versuchte seine Reaktion zu kontrollieren. »Du sollst keinen Kaffee trinken?«

Abbies Blick huschte im Zimmer umher und sie zuckte mit einer Schulter, verschränkte dann abwehrend ihre Arme. »Studien weichen voneinander ab, ob es wirklich einen Unterschied macht. Kaffee hält mich auf meinen Füßen. Ich wäre um 15 Uhr lieber gerne wach. Und ich überwache meine Eisenwerte.«

»Tatsächlich«, fuhr die Ärztin an Parker gewandt fort, »war es nur eine Studie, die abwich und es war eine sehr kleine Testreihe. Die restlichen Studien sprechen nachdrücklich eine Empfehlung dagegen aus.«

»Wie faszinierend. Na ja, vielen Dank für Ihre Zeit, Doktor. Könnte ich vielleicht Ihre Karte haben, für den Fall, dass ich mit mehr Fragen nachfassen will?«

»Gewiss.« Sie zog eine aus einer überladenen Schreibtischschublade und reichte sie ihm.

Als sie wieder aus der innerstädtischen Klinik in den strahlenden Sonnenschein hinausgingen, zog er sie instinktiv in den Schatten, bis die Kutsche vorfuhr. Es gab so viele Gefahren für sie, er wollte niemals eine Quelle des Schmerzes oder der Krankheit sein, aber es fühlte sich beinahe unmöglich an es nicht zu sein. Ich sollte härter versuchen nicht mit ihr zu streiten, sie nicht zu stressen.

»Nun?«, sagte sie, als sie in die Kutsche kletterten.

»Nun, was?« Er drehte sich auf seinem Platz zu ihr.

»Nun, war das hilfreich?«

»Ja, sehr.« Er konnte nicht alles verarbeiten, was er gehört hatte ... Es fühlte sich alles fern an, verschoben in seinem Kopf, wie ein gesprenkelter Nachthimmel, den er noch nicht in Konstellationen ordnen konnte. »Ich kann nicht glauben –« Er versuchte sich zu fangen, bevor er etwas Dummes sagte.

Ihre Schultern verspannten sich sichtbar. »Was kannst du nicht glauben?«

»Schon gut.«

»Nö, zu spät.«

Er senkte seinen Kopf, um sie über seine Brille hinweg anzuschauen. »Der Kaffee. Sie schien ziemlich darauf zu bestehen, Abs.«

Sie schnaubte einen Seufzer. »Sie und ich haben beim Kaffee eine andere Meinung.«

»Offensichtlich.«

Er griff nach ihrer Hand. »Ich wusste nicht, dass du so oft Schmerzen hast.«

»Jeden Tag.« Ihr Tonfall war flach, nicht bitter, nur resigniert.

»Warum sagst du mir das nicht, wenn ich dich frage, wie es dir geht?«

»Warum sollte ich?«

Er schüttelte seinen Kopf. »Ich verstehe deine Frage nicht ...«

Sie drückte seine Hand. »Es ist eine Konstante, richtig? Was würde es also nützen es auch deinen Tag ruinieren zu lassen?«

»Kann ich dich danach fragen? Sollte ich?«

»Manchmal, schätze ich. Ich weiß es nicht. Nicht andauernd. Das ist lästig für uns beide.«

Er hob ihr Kinn, so dass er ihr in ihre Augen schauen konnte. »Zu wissen, wie du dich fühlst, ist nicht lästig für mich. Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch.« Sie schob seine Hand sanft weg und schaute aus dem kleinen Fenster. »Aber das ist jetzt alles neu für dich. Warte, bis es jeden Tag, jede Stunde, jede Mahlzeit ist.«

»Ich bin dafür bereit.«

»Das hoffe ich wirklich«, seufzte sie.

Die Nicht-Königin

Подняться наверх