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KAPITEL SECHS
Оглавление134 Tage bis zur Hochzeit
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KÖNIGIN LILYS BERATERIN Bernice schrieb Abbie am Mittwoch, bevor Parkers Familie anreisen würde, um bei der Planung zu helfen, eine SMS; sie würden in der Innenstadt im Regency Hotel bleiben und Abbie sollte sie um 18 Uhr zum Abendessen in der Suite Ihrer Majestät treffen. Neben Lily waren Rhododendron, Ginger und Dahlia ebenfalls mit dabei; sie haben beschlossen Forsythia dieses Mal zurückzulassen. Die Attaché bestätigte die Verabredung zum Abendessen noch einmal am Donnerstag und am Freitag hatte sie diese Tussi ziemlich satt. Georgie und Tezza tauschten, als sie nach Hause rannte, um zu duschen und sich etwas Angemesseneres anzuziehen, um Parkers Mama zu treffen. Sie trug etwas Make-up auf und versuchte ihre Haare dazu zu bringen sich alle in dieselbe Richtung zu locken. Sie hatte Lily selbstverständlich zuvor getroffen, aber sie hatten keine Zeit in einem Einzelgespräch gemeinsam verbracht. Abbie fand, dass ihre eigene Persönlichkeit in großen Gruppen weniger ruppig war; sie hielt zum großen Teil ihren Mund, nickte eine Menge. Aber es war wirklich nicht wichtig, ob Lily sie mochte oder nicht; der Vertrag war unterschrieben. Irgendwann hat sie der Partie offensichtlich zugestimmt.
Abbie kletterte in die Kutsche und Georgie kam ihr hinterher.
»Aufgeregt?«
»Nö«, gab Abbie reumütig zu. »Lenken Sie mich ab?«
»Okay!« Die gute alte Georgie. Sie war nur ein paar Tage hier gewesen, aber das Mädel war zu allem bereit. »Worüber wollen Sie sprechen?«
»Ich bin neugierig wegen Ihrer magischen Fähigkeiten ... Wie wird man ein nicht technischer Magienutzer? Ich weiß halt, dass Sie ein Band mit der Magie haben ...«
»Ja, das ist richtig. Im Schleier ist die Magie in etwa wie ein Pferd, das gezähmt worden ist. Es ist vertraut damit, was man will, lässt sich bereitwillig satteln, ist es gewohnt aufgezäumt zu sein. Es muss dennoch gebürstet, getränkt, gefüttert, ihm Aufmerksamkeit geschenkt werden ... aber es ist mehr oder weniger abrufbar, wenn man es einen kennenlernen lässt, sich mit einem wohlfühlen lässt.«
»Was genau ist besonders am Schleier?«
»Der Schleier erschafft ein spezielles Umfeld, das manche der magischen Anforderungen erfüllt, ohne dass die ganze Zeit Bedarf an menschlicher Interaktion besteht. Er ist ein Netzwerk aus Generatoren, das Verbindungen zwischen Magiezonen erschafft, so dass ich damit selbst interagieren kann. Magie ist geographisch und die Vorstellung Magie aus einer anderen Zone zu treffen ist höchst interessant für sie. Oder sie Mehrzahl?« Sie legte ihren Kopf für einen Moment schief, schüttelte ihn dann. »Ich weiß nie, welches Pronomen ich für die Magie nehmen soll. Es fühlt sich für mich nach Plural an, aber technisch gesehen ist es eine Einheit.«
»Aber wie lässt dies dann die Lichter angehen?«
»Wir haben sie im Grunde überzeugt sich mit Objekten anstatt Menschen oder anderen Zonen zu verbinden. Die Objekte haben Komponenten, die mit Magie erstellt worden sind, also legt das ein falsches Positiv auf sie. Menschen denken, dass Techniknutzer es einfach haben, aber tatsächlich ist es nicht so einfach dieses Band, diese Komponenten zu erschaffen. Es braucht eine Menge Zeit etwas Körperliches durch Magie zu erschaffen.«
»Sie hatten kein Interesse da dran?«
Sie schüttelte ihren Kopf. »Es ist so, wie manche Menschen Tiere in Zoos nicht anschauen können. Ich bevorzuge meine Magie wild.«
»Wie fühlt es sich an, wenn sie kommt?«
Georgie sah gedankenvoll aus. »Es ist schwer zu beschreiben. Für mich fühlt es sich wie ein Surren in meinen Ohren an, wie ein Moskito ... Man mag es anfangs nicht wahrnehmen, aber wenn man es lange genug spürt, beginnt man zu erkennen, wenn es um deine Aufmerksamkeit bittet. Andere sagen, dass es mehr wie ein Kribbeln oder ein warmes Licht auf ihrem Gesicht oder ein Tippen auf die Schulter von einer unsichtbaren Hand ist. Tezza sagt, dass ihre wie eine Flüssigkeit ist, die sich um ihre Knöchel sammelt.«
»Wow«, sagte Abbie. »In Ordnung, Sie haben mich angefixt. Wann fangen wir an?«
Sie wurde mit einem riesigen Lächeln belohnt, als Addington ihren Kopf schüttelte. »Seine Majestät war ziemlich klar während unserer Einweisung, dass wir Sie nicht darin anleiten dürfen eine magische Fähigkeit zu entwickeln.«
Überfürsorglicher Besserwisser, meckerte sie innerlich. »Wie ist sie außerhalb des Schleiers?«
»Sehr anders. Sie ist mehr wie ein Welpe am Strand. Man will, dass sie einen Stock für dich wiederbringt, aber alles, was sie will, ist die Möwen zu jagen, die Reste deines Mittagessens zu essen und Einsiedlerkrebsen hinterherzuschnüffeln. Viel härter ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Unverschleierte Magie will normalerweise etwas, bevor sie ein Band mit einem eingeht.«
»Will etwas? Wie zum Beispiel?«
»Die Welpen-Analogie funktioniert aus einem Grund gut – er will vielleicht mit deinem Zeug spielen, wenn man etwas hat, was er will, oder einfach nur unterhalten werden. Manchmal will sie in deinem Kopf herumwursteln, neue Dinge herausfinden; die meisten Menschen sind nicht verrückt danach.« Sie hielt inne und schaute nach unten. »Aber gelegentlich ist sie mehr wie ein Löwe. Ein Löwe, der dich manchmal als seinen Hüter anerkennt ... und dich manchmal als Beute ansieht.«
»Hat sie jemals versucht Sie aufzufressen?«, flüsterte Abbie.
Georgie lachte. »Nein, selbstverständlich nicht. Ich bin ein Profi. Deswegen machen wir ausgiebiges Training. Aber es gab ein paar Zeiten, als sie nicht an Gesellschaft interessiert war und ich habe sie in Ruhe gelassen.«
Abbie nickte erleichtert. »Selbstverständlich.«
»Die Geschichte des Schleiers ist faszinierend. Ich habe meine Abschlussarbeit darüber geschrieben. Es hat mit dieser einen Gemeinschaft angefangen, Jumonville in Gardenia, die nur versuchte sich vor den Bestien zu schützen. Dann hat ein kleines Mädchen, Milly Fullerton, bemerkt, dass ihr Feuer in der Feuerstelle seit Tagen nicht ausgegangen war. Ihre Eltern dachten beide, dass der andere es geschürt hatte. Die Magie hatte die Scheite intakt gehalten.«
»Ich meine, gibt es etwas, das Sie nicht tun können?«
Georgie zuckte mit einer Schulter. »ST, Schleier-Tech, gibt es erst seit ungefähr hundert Jahren. Es gibt eine Menge, das wir noch immer nicht wissen. Die meisten unserer Anwendungen sind praktisch ... aber es gibt theoretische Überlegungen, dass viel mehr möglich ist. Es gibt offensichtlich ein paar Supernutzer, wie der Kriegsherr von Gratha und die Herzogin von Gripewater, aber sie stehen dem nicht wirklich offen gegenüber ihre Methoden zu enthüllen. Oh, wir sind da.«
––––––––
ABBIES HÄNDE ZITTERTEN, als sie sich der Hotelsuite näherte. Lily und Rhodie waren beide immer so geschliffen, so professionell royal; niemals ein beschädigter Nagel, nie war ein Haar nicht an Ort und Stelle. Es gibt eine Art nonverbaler Kommunikation, die vor sich geht, wenn zwei Frauen sich körperlich musterten, und Abbie fühlte sich immer, als ob sie stotterte. Ich kann das. Parker liebt mich; sie werden mich auch lieben. Und wenn nicht, kann ich einen großen Satz machen vom nächsten –
Die Türen schwangen auf und Lilys Beraterin stand lächelnd da.
»Gut, Ihr habt uns gefunden. Kommt herein.«
Sie trat in die Suite, versuchte Selbstvertrauen vorzugeben und wurde unverzüglich von den sechszehnjährigen Zwillingen belagert.
»Du bist endlich hier!« Das war Dahlia ... dachte sie.
»Warum hast du so lange gebraucht?« Das war Ginger ... war sie sich ziemlich sicher.
Abbie versuchte deren Umarmung zu erwidern, aber sie nagelten in ihrer Überschwänglichkeit ihre Arme an ihren Seiten fest. Alles, was sie tun konnte, war ein überraschtes Lachen herauszubringen.
»Entschuldigt, ich bin vor fünf nicht rausgekommen und dann musste ich nach Hause rennen und duschen. Ihr würdet mich sonst nicht umarmen wollen.«
Sie ließen sie los und teilten ein Kichern in Stereo. Immer noch nervös blickte Abbie über ihre Schultern, um zu sehen, ob Lily diese starke Zurschaustellung von Zuneigung guthieß und sah sie breit lächeln, gelassen wie immer. Rhodies Haltung war jedoch weniger offen, noch erhob sie sich, um Abbie zu begrüßen, wie Lily es tat. Lily küsste sie auf jede Wange und hielt sie eng an sich und, gegen ihren Willen, erglühte Abbies Herz.
»Willkommen zurück, Liebes. Es ist so gut dich wieder bei uns zu haben. Es tut mir leid, dass ich der Gedenkfeier deines Vaters nicht beigewohnt habe. Ich war krank und nicht in der Lage zu reisen. Aber unsere Gedanken waren bei dir.«
»Danke, Eure Majestät. Ich schätze das.«
»Oh bitte, du kannst mich gerne informeller ansprechen. Du gehörst jetzt zu Familie.«
»Beinahe.« Abbie zog eine Grimasse, da sie an die Klagen dachte.
»Oh, mach dir über diese rechtlichen Themen keine Sorgen, Liebes. Edward und seine Regierung werden dies schon bald aus der Welt schaffen.«
Sie lächelte. »Ich hoffe es.« Abbie rückte zu Rhodie und küsste sie zur Begrüßung.
»Wie geht’s, Eure Hoheit?«
»Mir geht es sehr gut, danke. Und selbst?«
»Mir geht es gut.«
Rhodie beobachtete sie erwartungsvoll, musterte sie und Abbie spürte, wie Farbe in ihr Gesicht kroch. Sie griff nach etwas, nach dem sie fragen konnte.
»Wie verläuft deine Forschung? Parker sagte, dass du eine Menge Zeit im Labor verbracht hast.«
»Sie verläuft gut. Mein Stipendium wird in wenigen Monaten abgeschlossen sein und dann hoffe ich eine weitere Expedition machen zu können.«
»Oh, wirklich? Wohin?«
»Ich bin unsicher, was die Örtlichkeit sein wird. Möglicherweise nach Trella. Die Pflanzenspezies dort sind schwerst undokumentiert.« Ihre Ausdrucksweise ließ Abbie sich Bäume vorstellen, die von Zollbeamten wegen ihrem fehlenden Papierkram bedrängt werden, aber sie verzog keine Miene.
»Tochter, ich sollte doch denken, dass du glücklich wärst einen weiteren wissenschaftlichen Verstand zu haben, um dich zu unterhalten.« Es war subtil, aber Abbie war sich ziemlich sicher, dass Lily Rhodie dafür rügte, dass sie nicht freundlicher war. Aber sie verstand Rhodies Zögerlichkeit; sie hatte in Gratha Parkers Herz gebrochen. Sie musste dafür noch immer etwas Buße tun.
»Oh«, sagte Abbie und schüttelte ihren Kopf. »Rhodies ist auf einem völlig anderen Niveau. Ich bin nur eine verherrlichte Müllfrau.«
»Ich bin sicher, dass es gesundheitliche Folgeerscheinungen bei dem gibt, was du tust«, sagte Rhodie.
Abbie dachte, dass sie die Worte »was du tust« mit einer gewissen Betonung sagte, die sie nicht ganz einordnen konnte. Geringschätzung? Hochmut? Nein ... Gleichgültigkeit. Na ja, ich habe vor einer Herausforderung noch nie einen Rückzieher gemacht.
»Na ja, es gibt größere gesundheitliche Folgeerscheinungen, wenn ich es nicht tue, aber ja, wir versuchen Gardenia zukunftsfähig zu halten. Ich denke, wir haben über die letzten Jahre etwas Fortschritt gemacht.«
»Hmm.« Rhodie nippte an ihrem Wasser.
Lily setzte sich auf die Couch, also folgte Abbie ihr und setzte sich neben sie. Ginger und Dahlia setzten sich wie Buchstützen jeweils an ein Ende. Rhodie blieb in ihrem hohen Ohrensessel, aber schwenkte herum, um Teil der Unterhaltung zu bleiben.
»Abelia«, Lily drückte ihre Hand, »danke, dass du es uns erlaubst an der Planung teilzuhaben. Wir sind alle aufgeregt eine wunderschöne Zeremonie für euch zwei zusammenzustellen.«
»Oh, na ja ... ich bin froh über die Hilfe«, log sie. »Ich habe keine Ahnung, wie man das macht.« Zumindest der Teil ist wahr.
Lily deutete auf ihre Aktentasche, die ein gigantisches Sammelalbum hervorbrachte. »Die Zwillinge und ich waren emsig damit beschäftigt Ideen zu sammeln.« Abbie zwang sich langsam ein- und auszuatmen, unterdrückte den großen Seufzer, den sie ausstoßen wollte, als Lily das Buch über ihren Schößen öffnete. »Wir haben ein paar Farbpaletten-Ideen für dich zusammengestellt ...«
Was mit Ärgerlichkeit begann, machte Platz für ängstliche Aufregung und Abbie versuchte auf Lilys Worte konzentriert zu bleiben. Behalte einfach deine höflichen Hosen an, nimm das Erste und dann kannst du essen und nach Hause gehen. Farben, essen, nach Hause. Farben, essen, nach Hause.
Die Königin räusperte sich. »Dieses Erste ist pflaumenfarben und smaragdgrün. Man kann zu der Zeit des Jahres einfach Blumen in dieser Farbe finden und nicht zu weihnachtlich.«
Abbie öffnete ihren Mund, um zu sagen, dass es großartig aussah, als Dahlia unterbrach. »Ich mag das hier nicht. Es wird Edward zu rot aussehen lassen, glaubst du nicht, Abbie?«
»Du hast es gemocht, als wir es in das Album getan haben, Spinner.« Ginger schaute ihre Schwester an und rollte mit den Augen.
»Welche Farbe für den Smoking würdest du mit dem verpaaren? Parker wird geradezu mit dem Schwarz verschmelzen!«
Lily warf ein: »Ich bin sicher, dass Edward seine Militäruniform tragen will.«
»Aber dann werden sie beide Weiß tragen«, sagte Dahlia. »Ist das nicht seltsam?«
»Na ja, ich kann eine andere Farbe tragen«, sagte Abbie und die Mädchen starrten sie an. Rhodie hustete und Abbie fragte sich, ob sie ein Lachen überdeckte.
»Wir schätzen deine Flexibilität, aber in diesem Fall, Liebes, bestehen ein paar kulturelle Implikationen mit der Farbe des Hochzeitskleids einer Frau ...«, sagte Lily sanft.
Abbie hob eine Augenbraue. »Welche Art von Implikationen?«
Die orangie Frauen schauten einander verdutzt an. Was entgeht mir hier? Es ist nur ein Kleid, richtig?
»Du musst Weiß tragen«, sagte Rhodie schließlich, wobei ein Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. »Vertrau uns einfach. Edward wird dich in Weiß wollen.«
»Vielleicht sollten wir warten, bis er hier ist, um Meinungen zu äußern«, sagte Abbie in der Hoffnung, dass sie früher gehen könnte.
»Nein, nein«, sprachen die Drei auf der Couch im Chor.
Lily legte wieder eine Hand auf ihre. »Wir sind mehr als fähig dich hinsichtlich seiner Präferenzen zu beraten. Wir versprechen, dass wir alle auffallenden Details kurz mit ihm besprechen, bevor es in Stein gemeißelt wird.«
»Okay«, sagte Abbie, zwang sich zu einem Lächeln und drückte ihre Schultern zurück, so dass sie nicht zusammensackten. Ich kann das schaffen. Ich kann das schaffen. Ich kann das schaffen ... denke ich.
»Ich mochte das hier lieber«, sagte Dahlia und sprang ein paar Seiten nach vorne. »Rustikaler Winter. Tiefbraun und Hellgrün erinnern mich an einen Winterwald. So romantisch.«
»Okay«, sagte Abbie nickend, »das sieht –«
»Wie soll sie denn da ein Bouquet machen? Denk darüber nach. Es gibt keine Blumenfarben darin.«
»Sie könnte ein weißes Bouquet haben«, sinnierte Lily. »Das würde reizend im Schnee aussehen, besonders mit ihrem tiefroten Haar.«
»Wirst du es hochgesteckt oder offen tragen?« Dahlia strich Abbies Haare von ihrer Schulter.
»Ich weiß –«
»Aber die Fotos werden ausgewaschen sein, wenn es zu viel Schwarz und Weiß darin gibt ...«
Abbie rollte ihre Lippen zwischen ihren Zähnen, um sich davon abzuhalten zu schreien, und sie bemerkte, dass Rhodies Schultern leicht zuckten, da sie geräuschlos lachte. Ihre Augen enthielten Mitleid und Abbie grinste ein wenig.
»Abelia, möchtest du ein Glas Wein?«
»Oh, ich wünschte, ich könnte, aber ich bin auf Methotrexat.«
»Wie wäre es dann mit einem Mocktail?«
»Sicher«, sagte Abbie und stand mit Rhodie auf, zog sich in die Ecke des Raums zurück, während die Zwillinge weiterstritten und die Königin versuchte sie zu besänftigen. Rhodie wühlte herum, bis sie eine Limone und einen Zestenreißer fand.
»Du siehst elend aus, so wie ich mich an deiner Stelle fühlen würde.«
»Tue ich das? Ich versuche es ...«
»Das kann ich sehen. Weitaus mehr als eine andere brevsporische Frau, die ich getroffen habe, die hier herein gestürmt wäre ohne Rücksicht auf irgendjemand anderen. Ich habe gedacht, dass du nicht einmal fünf Minuten unter dem Einfluss ihrer Sperenzchen aushältst.« Sie gab Ananas, Eis und Kokosmilch in den Mixer. »Natürlich hebt es nicht auf, wie du meinen Bruder in der Vergangenheit behandelt hast ...« Der Lärm des Mixers gab Abbie Zeit eine Erwiderung zu formen.
»Nein, das tut es nicht. Ich wünsche mir aufrichtig, dass es das täte.«
»Hmm.« Rhodie schenkte ihr einen weiteren taxierenden Blick, diese Mal mehr als nur oberflächlich, und reichte ihr eine Virgin Piña Colada. Abbie nahm einen kleinen Schluck.
»Ooh, das ist lecker. Ist da Zucker drin?«
Rhodie schüttelte ihren Kopf. »Das würde ich nicht wagen; es ist Agave. Ich wurde einer ausführlichen Präsentation über deine Krankheit, und welche Arten von Essen ich dir nicht anbieten durfte, unterworfen. Ich möchte von Seiner Hoheit nicht in die Förderklasse gesteckt werden.«
Abbie lachte und Rhodie schenkte ihr ein schmallippiges Lächeln.
»Ich frage mich, warum er das Methotrexat nicht erwähnt hat«, sagte Rhodie.
»Er weiß es nicht. Er hat darum gebeten mit mir zum Doktor zu gehen; ich bin sicher, dass er es danach der Präsentation zufügen wird. Er ist sehr ... aufmerksam.«
Rhodies Lächeln wurde breiter. »Bist du darüber nicht glücklich?«
Abbie zuckte mit den Schulter. »Es ist mit Zuneigung gemeint. Möglicherweise deplatziert, aber ...«
»Aufrichtig.«
Abbie nickte. »Definitiv aufrichtig.« Sie seufzte. »Sollen wir?«
»Es ist deine Party.« Rhodie bummelte zurück zu ihrem Ohrensessel und Abbie machte sich auf den Weg zur Couch, klammerte sich an ihrem Drink fest wie an einer Schmusedecke. Sie wartete, bis die Royalen zu ihr hochblickten.
»Ich habe eine Idee. Warum sucht nicht jeder von euch seine Lieblingspalette aus und ich wähle dann aus diesen drei aus?«
Ginger schürzte ihre Lippen. »Nein, nein, du musst sie alle sehen. Wenn Dahlia nicht so viel herumspringen würde ...«
Abbie setzte sich wieder hin und ging geduldig durch die Samtene-Rose-Palette, den vergoldeten Winter, das Amethyst und Lavendel, die dunkle Romanze, wovon keine sie ansprach. Nach viel Diskussion über die Angebrachtheit für eine Morgenhochzeit (auf was Edward augenscheinlich bestand) entschied sie sich für eine Palette mit dem Namen »Winterjuwel«, welche aus einem Mitternachtsblau, was sie an die brevsporische Flagge erinnerte, einem Blassgrün und einem Rubinrot bestand.
Während eines Abendessens aus in Knoblauch gebratenem Schwein, Spargel und Kartoffeln, klingelte ihr Handy und sie entschuldigte sich und trat in den Flur hinaus.
»Hallo?«
»Hallo, Schönheit.«
Sie prustete. »Kein Süßholzgeraspel. Du bist mir hierfür was schuldig, Broward.«
»Wie viel?«
»Gewaltig viel.«
»Unerträglich, oder?«
»Fast. Und das war der einfache Teil. Weißt du, wie wählerisch ich bei Kleidern bin?«
»Es wird es wert sein.«
»Lass uns durchbrennen. Ich wette Pap ist geweiht; er würde es tun, nur um uns endlich rummachen zu sehen.«
Parker stockte. »Ich kann nicht sagen, ob du Witze machst.«
»Du bist versucht. Leugne es nicht.«
»Nein, bin ich nicht. Meine Mama würde niemals wieder mit mir sprechen.«
Abbie prustete. »Was für eine Entschuldigung ist das denn? Ich spreche nicht mit meiner ›Mama‹.«
»Deine Mama ist tot!«
»Und mein Leben ist besser so.«
Sein Ton wurde weicher. »Komm schon, Abs. Gib ihnen eine Chance. Du hast vergessen, was eine Familie dir geben kann. Vielleicht ist es eine gute Gedächtnisstütze, bevor wir unsere eigene beginnen ... richtig?«
Sie schnaubte. »Vielleicht.«
»Setzen sie dir schwer zu?«
»Nein. Na ja, Rhodie ein wenig, aber ich verdiene es.«
Sie hörte, wie er voll in den »Ich Mann, ich beschützen Frau«-Modus ging. »Was hat sie gesagt?«
»Nichts, Süßer. Egal.«
Seine Wut stieg an. »Nein, nicht ›egal‹. Ich habe ihr gesagt, dass sie nett zu dir sein soll. Was hat sie gesagt?«
»Nur ... mach dir keinen Kopf deswegen, Parker ...«
»Gib sie mir.«
Abbie seufzte. »Sie ist wütend, dass ich dir das Herz gebrochen habe.«
»Oh.« Er stockte. »Ich verstehe.«
»Willst du immer noch mit ihr sprechen?«
»Ich nehme an, nein.«
»Hilft es, wenn ich noch einmal sage, wie leid es mir tut?«
Er seufzte. »Das liegt hinter uns.«
»Es liegt nicht hinter ihr. Aber sie hat mir eine Piña Colada gemacht, also das war nett.«
»Siehst du? Nett. Meine Familie ist nett. Ein bisschen überfürsorglich, aber größtenteils nett.«
»Ich hab’ es wieder zusammengesetzt, oder? Dein Herz?«
»Ja, das hast du. Gib ihr einfach Zeit und sie wird es sehen.«
»Bevor ich es wieder vergesse, ich habe zwei Arzttermine nächsten Mittwoch, also ...«
»Oh? Bei wem?«
»Dr. Honaker, meiner Rheumatologin, und Dr. Lowery, meiner Nephrologin.«
»Sollte ich dafür dort sein?«
»Ich weiß nicht. Solltest du?«
»Lass es mich anders ausdrücken«, sagte er und sie hörte, wie er sein Handy an sein anderes Ohr legte. »Ich würde gerne dabei sein. Ich werde meinen Terminplan leeren. Aber ich kann nur für die Termine kommen. Ich habe am nächsten Tag schon andere Dinge eingetragen.«
»Okay. Es tut mir leid, dass ich es dich nicht früher wissen lassen habe.«
Er lachte. »Nein, tut es dir nicht.«
»Nein, tut es nicht. Ich habe gehofft, dass du beschäftigt wärst. Warum erzähle ich dir das?« Sie seufzte. »Ich sollte wieder reingehen.«
»In Ordnung, Liebling. Ich vermisse dich.«
»Ich vermisse dich auch – warte!« Sie schrie das letzte Wort.
Er hatte noch nicht aufgelegt. »Was?«
»Warum muss ich ein weißes Kleid tragen?«
Er gluckste. »Es ist symbolisch für deine jungfräuliche Reinheit.«
»Na ja, das ist Dünger. Jetzt will ich eine Farbe.«
»Natürlich willst du das.«