Читать книгу Die Nicht-Königin - Fiona West - Страница 22

KAPITEL ZEHN

Оглавление

122 Tage bis zur Hochzeit

#


PARKER UND RHODIE KAMEN ungefähr eine Stunde später beim Krankenhaus an. Allein der Geruch des Desinfektionsmittels in den gefliesten Fluren ließ ihn sich wünschen, dass er für Abbie bezahlt hätte, dass sie kommt; er hasste Krankenhäuser. Wann immer er Mittagessen mit Rhodie aß, trafen sie sich immer irgendwo anders. Er wusste nicht, wie sie die ganze Zeit diesen Geruch tolerieren konnte, diese verweilende Mahnung, dass das hier existierende dich umbringen könnte, schon andere umgebracht hat. Als ob sie seine Gedanken las, schlang Rhodie einen Arm durch seinen. Er schenkte ihr ein knappes Lächeln.

Abgesehen vom unangenehmen Geruch spürte er Magie hier, wie einen Puls, der nicht nur die Lichter und Wärme antrieb, sondern auch die Herzmonitore, das Röntgengerät und die Dialysemaschinen ... Sogar im Schleier existierte nicht technische Magie als Heilmittel. Rhodie betrachtete sich zu sehr als Wissenschaftlerin, um sich zu solchem »Hokuspokus«, wie sie es nannte, herabzulassen. Aber jetzt, da sein Freund vor ihm lag, Schläuche aus seiner Brust ragten, eine Sauerstoffmaske über seinem Gesicht, sein Körper zu ruhig, verstand Parker den Anreiz zum ersten Mal. Wenn er zumindest ein traditionelles magisches Mittel benutzte, würde er sich fühlen, als ob er alles tat, was er konnte, als ob er etwas tat.

Jeder stand bei seiner Ankunft auf und er bedeutete ihnen sich wieder hinzusetzen. Simonson und Saint kamen für feste Handschläge herüber, das Höchste, was sie in der Öffentlichkeit tun konnten, obwohl er in Wahrheit eine Umarmung bevorzugt hätte. Nichts zu Gefühlsduseliges, wohlgemerkt, nur eine starke einarmige Umarmung mit einem Schlag auf den Rücken am Ende. Ist das sonderbar?, fragte er sich.

––––––––


RHODIES KOLLEGIN, DR. Pasqual, wartete auf ihn. Die drei Männer scharten sich mit verschränkten Armen darum, um zuzuhören.

»Wir sind froh, dass Ihr hier seid, Eure Majestät. Es gibt vieles, wofür man dankbar sein kann«, sagte sie, ihr leichter Akzent war einfach zu verstehen, ihr Tonfall gleichmäßig und tröstend. »Der Bolzen hat seine rechte Lunge kollabieren lassen, aber hat das Herz völlig verfehlt und das wird ihm eine Menge helfen dabei voranzugehen. Er hat seine obere Hohlvene angekerbt, die Vene, die das desoxygenierte Blut zum Herzen trägt. Er hat ebenfalls zwei gebrochene Rippen, wahrscheinlich davon, dass er auf dem Boden aufgeschlagen ist.« Sie wandte sich an seine zwei Freunde. »Sie haben das mit der Feldtriage gut gemacht. Wenn Sie nicht Druck auf seine Wunde ausgeübt hätten, hätten wir vielleicht eine ganz andere Unterhaltung. Wir waren in der Lage die Vene zu reparieren, aber er hat eine Menge Blut verloren. Wenn einer von Ihnen sich bereiterklären würde zu spenden, würde es sicherlich seine Genesung beschleunigen.«

»Werde ich«, sagte Parker, gewann ihre Aufmerksamkeit wieder und ihre Augenbrauen hoben sich überrascht. »Dies ist nicht irgendein Soldat, Doktor; Lieutenant James und ich waren seit vielen Jahren befreundet. Ich bin ein Universalspender.«

Sie nickte und er dachte, dass sie beeindruckt aussah. »Wir werden zu Eurer Nutzung ein privates Zimmer arrangieren, während Ihr spendet, Eure Majestät. Ich danke Euch.«

Er schaute sich nach Rhodie um, die ebenfalls ein Universalspender war, und fand sie, wie sie stirnrunzelnd durch Arrons Krankenblatt blätterte. »Dr. Broward? Willst du Blut spenden?«

Seine Schwester nickte abgelenkt, wandte sich dann an die Krankenschwester an ihrem Ellbogen und stellte Fragen über die Art der Antibiotika, die sie bereits verabreicht hatten, und wie viel Prozent Sauerstoff durch die Maske strömte, wobei ihre Augen kaum Arrons schlafendes Gesicht verließen. Es ist so sonderbar ihn so stoisch zu sehen. Wir konnten ihn kaum dazu bringen für das Foto seines Militärausweises lange genug keine Miene zu verziehen.

»Wie lange muss er hierbleiben?« Parker hörte, wie schlimm das klang, sobald es aus seinem Mund heraus war, und versuchte rasch seinen Fehler zu beheben. »Wir sind äußerst dankbar für Ihre Hilfe, aber ich hätte ihn gerne irgendwo, wo es angenehmer ist, näher an Zuhause, Sie verstehen.«

Dr. Pasqual nickte. »Wir werden ihn für ein paar weitere Tage überwachen müssen, um sicherzugehen, dass es von der Operation keine Komplikationen gibt, wie zum Beispiel Blutgerinnsel, oder dass die Lunge wieder kollabiert, aber danach kann er gerne seine Reha in Orangiers machen. Das werden sechs bis acht Wochen sein, abhängig von seiner Gewissenhaftigkeit bei seinen Übungen.«

»Oh, er wird sie gewissenhaft machen«, sagte Saint düster und die Ärztin schaute, als ob sie einen Schritt zurück machen wollte, wich aber nicht von der Stelle.

»Sollte er nicht wach sein?«

Dr. Pasqual drückte ihr Klemmbrett gegen ihre Brust. »Es ist ein bisschen früh dafür. Wir erwarten, dass er in den nächsten zwei bis vier Stunden aufwacht. Er wurde wegen dem Schmerz heftig sediert. Vertraut mir, der Schmerz wird ihn bald aufwecken.«

Parker nickte, wandte sich dann von der Unterhaltung ab, schrieb Abbie wie versprochen die herausstechenden Informationen und hoffte, dass die Nachricht sie nicht wecken würde. Er behielt Rhodie in seinem peripheren Sichtfeld, mehr aus Neugier als brüderlichen Beschützerinstinkten.

Simonson stand an seinem Ellbogen und räusperte sich. »Seine Mama und Schwestern kommen morgen runter.«

»Gut. Lass uns ihnen mit den Kosten helfen, aber macht es still. Ich weiß, dass es teuer ist zu fliegen.«

»Richtig, Sir.« Er sah völlig erledigt aus.

»Warum gehen du und Saint nicht zum Haus und ruht euch aus? Rhodie und ich können hier bei ihm bleiben.«

Simonson schaute Rhodie an und sie erwischte ihn, wie er starrte, und lächelte. Er schaute verlegen weg.

»Oh, komm schon. Immer noch?«

Er nickte. »Sie ist eine Prinzessin, Sir.«

»Ich bin ein König.«

»Das ist nicht dasselbe.« Seine Stimme war zu einem Murmeln gesunken.

»Das ist es für die Frauen.« Parker stieß ihn mit dem Ellbogen an und Simonson grinste, starrte noch immer auf den Boden. Parker riss seinen Kopf ruckartig in Saints Richtung, der zu ihnen herüberkam.

»Ihr könnt die Details für das Haus von Waldo bekommen. Es sollte mehr als groß genug für uns alle und seine Familie sein, also lasst sie sich kein Hotel besorgen. Rhodie und ich können uns ein Zimmer teilen, falls notwendig.«

»Kein Bedarf, Sir«, murmelte Saint grinsend. »Sie will sicherlich nicht Eure liebeskranken Telefonate mit Eurem Mädchen hören.«

»Eifersucht, dein Nam’ ist Saint.«

Simonson klinkte sich ein. »Nein, Kumpel, es ist eher so: ›Abbie, Liebling, das ist wahnsinnig. Das kannst du nicht machen. Nein, kannst du nicht. Nein, kannst du nicht. Weil ich das sage und ich bin ein König. Ja, das bin ich.‹«

Parker gluckste heftiger. »Das liegt viel näher an der Realität.«

»Die Dinge liegen aber gut?«

Er nickte lächelnd. »Sehr gut.«

»Was ist denn mit den Klagen?«

»Wir gehen gegen sie an. Ich erwarte, dass sie letztlich aufgeben.«

»Könnt ihr heiraten, bevor sie beigelegt sind?«

Er schüttelte seinen Kopf. »Aber wir planen auf den Zwölften Monat, Ende des Jahres.«

Saint trat näher. »Und was ist mit den Todesdrohungen? Müssen wir unsere Mission ändern?« Er strich sich gedankenvoll über seinen leichten Bart. »Ich bin noch nie in Gardenia gewesen.«

»Kein Bedarf. Ich habe zwei meiner besten Security eingesetzt und sie hat sie widerwillig akzeptiert, wie ich gewusst habe, dass sie es tun würde. Hashtag –«

Saint stöhnte. »Sag nicht #kinging. Es ist lächerlich.«

Der junge Royale verschränkte seine Arme. »Abbie lacht.«

»Sie wird es nicht mehr, sobald ihr verheiratet seid. Kannst genauso gut jetzt damit aufhören. Die Freundin meines Bruders hat immer bei jedem dummen Ding gelacht, dass er sagte, und jetzt sagt sie zu ihm, dass sie lachen wird, wenn er sich daran erinnert das Waschbecken auszuspülen, nachdem er seine Zähne geputzt hat. Er ist jedoch ein bisschen ein Schlamper.«

»Raus mit euch, ihr beide. Ich wette, dass Kurt sich nicht mit diesem Ballast abfinden muss.«

Sie nahmen grinsend ihre Rucksäcke und Simonson murmelte: »Kurt ist ein einsamer Dummkopf. Du hast Glück uns zu haben.«

»So sagt ihr es mir immer wieder. Ich werde Videospielsysteme aufgestellt haben lassen, wenn ihr zurückkommt.«

»König Edward? Euer Spenderzimmer ist bereit«, sagte Dr. Pasqual.

Er blickte zu James, sagte dann: »Waldo, Sie sind bei James. Dean, Sie sind bei Rhodie und mir.« Er war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich Arrons Seite verlassen würde, aber er hörte ihre Stilettos auf den Fließen, wie sie ihm folgten, jedoch zögerlich, als er der Krankenschwester den Flur hinterherging. Die meisten Zimmer, in die er spähte, hatten mindestens zwei Patienten und er machte sich eine geistige Notiz dem Krankenhaus zu danken, dass sie Arron ein Privatzimmer gegeben haben, obwohl er sicher war, dass es sich in der Rechnung widerspiegelte. Er wusste, dass viele attaamische Bürger sich dafür schämten, dass sie es Lincoln erlaubt hatten seinen Krieg auf ihrem Boden zu führen; eventuell war dies eine subtile Kompensation.

Sie ließen sich in den Spendestühlen nieder, wobei Rhodie endlich ihren Mantel abnahm.

»In Ordnung, Liebes?«

»Ja«, sagte sie, noch immer abgelenkt. Ihr Handy war in ihrer Hand.

»Ich weiß, dass du mich technorierst.« Sie schoss ihm einen genervten Blick zu und er lächelte.

»Ist das ein Abbie-ismus?«

Er nickte und schaute weg, als die Krankenschwester seinen Ärmel nach oben rollte. Er hatte keine Angst vor Nadeln, er mochte es nur nicht sie zu beobachten, wenn sie reingingen. Er begann zu schwitzen und zwang seine Armmuskeln sich zu entspannen.

»Das ist, wenn Leute Technik benutzen, um die Menschen um sich herum zu ignorieren.«

»Ja, das habe ich tatsächlich abgeleitet ...«

»Was hältst du von dem Behandlungsgrad, mit dem er versorgt wird?«

Sie verlagerte sich in ihrem Sitz, als ihre eigene medizinisch-technische Fachangestellte herüberkam. »Bitte benutzen Sie eine Flügelkanüle. Ich habe dünne Venen.« Die Krankenschwester schien Parker ein Augenrollen zu unterdrücken, aber sie kam dem nach.

Parker gluckste. »Ärzte sind schreckliche Patienten.«

Rhodie hob ihr Kinn. »Ich kenne meinen Körper einfach besser als die meisten. Das ist keine Sünde.«

»Warte noch immer auf deine Antwort.«

Sie seufzte. »Es wird sich sehr gut um ihn gekümmert.«

Die Krankenschwester schmunzelte, aber hörte auf, als Parker ihrem Blick begegnete.

»Warum klingst du enttäuscht, Dr. Broward?«, sagte er.

»Ich bin nicht enttäuscht.« Ihre Stimme war gleichmäßig, aber ihre Augen verrieten ihren Stress.

»Keine Sorge. Du kannst trotzdem bleiben. Ich werde dich nicht nach Hause schicken.«

Ihr Schultern sanken ein wenig. »Danke.«

»Wie lange seht ihr einander schon?«

Ihre Schultern schossen wieder hoch. »Wir sehen einander nicht«, blaffte sie.

»Warum nicht?«

Sie starrte ihn an. »Du würdest es nicht missbilligen?«

»Natürlich nicht. Warum sollte ich?«

»Er ist nicht royal.«

»Und? Es ist das Jahr 517 Anno Tobak und die Anzahl verfügbarer royaler Partner schwindet. Ich denke, dass du fähig bist deinen eigenen Lebenspartner zu wählen, in angemessenem Rahmen. Außerdem stehst du nach Andrew in der Thronfolge und du könntest immer ablehnen.«

Sie starrte ihn wieder an. Die MTA berührte wieder ihren Arm und sie zuckte zusammen, blitzte sie an und wandte sich wieder an ihren Bruder.

»Na ja«, schnupfte sie, »so ist es nicht. »Wir sind nicht ... wir sind nicht zusammen.«

»Ich verstehe«, sagte Parker, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass es zumindest ein wenig »so« ist. »Na ja, das ist eine Schande. Ich denke, dass ihr brillant zusammen wärt. Du könntest jemanden gebrauchen, der dich zum Lachen bringt.«

Der junge König spähte auf das Tablett mit Keksen und versuchte einen mit Schokoladenstückchen zu finden, den er nehmen konnte, ohne die anderen zu berühren.

»Eure Hoheit, wenn ich darf, Eure Security hat sie alle überprüft und sie sind alle für Euch, also ist es okay sie zu berühren.« Er grinste gierig und die MTA lächelte. Er hatte das Frühstück übersprungen, also könnten die Jungs und er die alle problemlos verputzen. Er reichte Rhodie das Tablett, aber sie winkte ab. Er hatte es vergessen. Sie aß nie Süßigkeiten.

»Mach fertig, ich will zurück zu Arron und ich kann nicht ohne dich gehen, weil ich meine Security nicht mitgebracht habe.« Rhodie grub in ihrer Handtasche und brachte ein Pfefferminz hervor.

Die MTA runzelte die Stirn. »Dr. Broward, das ist nicht genug Zucker, um zu kompensieren, dass –«

»Ich werde in Ordnung sein. Ich übernehme die volle Verantwortung für meinen Blutzuckerspiegel.«

Die MTA schüttelte ihren Kopf ein wenig und Parker seufzte. »Dr. Broward, bitte iss einen Keks. Es wird die Belegschaft glücklich machen.«

Rhodie schaute ihn finster an und wählte schweigend den kleinsten Keks auf dem Tablett, hielt ihre rechte Hand darunter, während sie ihn aß, um zu verhindern, dass sie Krümel auf ihr Outfit bekam. »Es ist sehr unangenehm von meinem Zweiten Bruder beherrscht zu werden.«

»Das kann ich mir gut vorstellen«, sprach er gedehnt und sie lachte leise. Besser als von deinem ersten Bruder beherrscht zu werden, dachte er, aber er wagte es nicht dies zu sagen. Sie erwähnten Lincoln nicht länger in der Familie; er hätte ebenso gut tot sein können, von seiner eigenen Ambition umgebracht. Parker wusste, dass sein jüngster Bruder Lincoln besonders vermisste, aber Simons Entwicklungsverzögerungen machten es ihm schwer zu verstehen, was sich ereignet hatte, so dass er weggeschickt wurde. Ein Schauer ging durch Parker hindurch, als er sich vorstellte, an wen Rhodie unter Lincolns Herrschaft verheiratet worden wäre – ganz abgesehen von den Zwillingen und Forsythia –, um dem Königreich zugutezukommen.

Rhodie stand auf und ging zur Tür. »In Ordnung, lass uns gehen.«

»So ungeduldig.« Er stand auf und wandte sich an die medizinisch-technischen Fachangestellten. »Ich danke Ihnen beiden für die gute Arbeit, die Sie leisten; Sie haben uns heute einen wichtigen Dienst getan und wir sind höchst dankbar.« Beide Damen erröteten und knicksten.

Er und Rhodie gingen hinaus und begannen den Flur entlang zu gehen, als Parker bemerkte, wie sie ihn aus ihrem Augenwinkel beobachtete.

»Ist Abbie von dir bezaubert, Zweiter Bruder?«

Nicht in der Lage sich aufzuhalten, prustete Parker und Rhodie lächelte.

»Ich schätze, ich habe meine Antwort.« Sie war still, Erkenntnis erblühte auf ihrem Gesicht. »Du magst, dass sie nicht von dir bezaubert ist?«

»Genauer gesagt, mag ich, dass sie nicht von mir eingeschüchtert ist. Sie lässt mich dafür arbeiten.«

Sie verzog keine Miene. »›Dafür‹ heißt ...«

Er runzelte die Stirn. »Ihre Zuneigung.«

Ihr Gesicht brach in ein neckendes Grinsen aus. »Ja, natürlich, ihre Zuneigung, ihre Zuneigung.«

»Wir haben noch nicht geheiratet. Wie könnte es irgendetwas anderes sein?«

»Na ja, es könnte –«

»Nicht für mich.«

Ihr Blick verlagerte sich den Flur herunter. »Gut für dich.«

Die Nicht-Königin

Подняться наверх