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KAPITEL FÜNF

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SIE BESCHLOSS NICHT auf den Flugplatz zu gehen, entschied sich für ein privates Auf Wiedersehen in ihrem Apartment und einen Nachmittag des Putzens und Trübsal blasens. Sie las nicht für die Arbeit. Sie ließ das Footballspiel laufen und machte ein Nickerchen. Sie aß die Reste vom Martissant’s auf der Couch zum Abendessen, ging dann zum Lebensmittelladen. Dean folgte ihr dorthin und zurück.

»Ma’am, ich ermahne Sie die Bitte des Königs umzuziehen zu bedenken«, sagte er, als sie die Treppen wieder hochtrotteten. »Wir könnten Ihnen helfen eine geeignetere Unterkunft zu finden, hätten innerhalb von Stunden alles eingepackt und Sie hier draußen. Sie besitzen sehr wenig Habseligkeiten.« Sie hielt ihren Mund, bis sie die Tür aufschloss und sie beide hineinließ.

»Ich schätze Ihre Sorge, aber mir geht es gut hier.« Sie begann die Lebensmittel aufzuräumen.

»Richtig. Ich werde mich dann empfehlen.« Er stellte seine Taschen für sie auf der Theke ab.

»Dean, ich bin eine normale Person, keine Royale. Sie müssen sich nicht ›empfehlen‹. Sie finden einfach selbst hinaus.«

»Nur dass Sie Bescheid wissen, Ihr neues Sicherheitspersonal wird morgen früh ankommen.«

»Was?« Abbie schaute davon auf Romana-Salat in das Gemüsefach zu legen. »Da Sie mir das ganze Wochenende hinterhergezogen sind, habe ich angenommen, dass Sie meine neue Security wären.«

»Nein, Ma’am. Seine Majestät hat andere Pläne. Ich will jedoch hoffen, dass Sie in naher Zukunft nach Orangiers kommen?«

Sie hielt ihre Finger hoch, während sie die Eier wegräumte. »Zwei Wochen. Ich sehe Sie dann. Bier für den Weg?«

Er schaute sich um, als ob er beobachtet wurde, er ließ seinen Kopf hochschnellen und sie warf ihm eine Flasche zu. Er legte seine Finger auf seine Lippen und sie zwinkerte ihm zu. Der Sicherheitsbeauftragte schloss ihre Eingangstür hinter sich, rief dann: »Machen Sie bitte die Schlösser zu.«

Abbie rollte mit ihren Augen, querte zur Vordertür und legte den Riegel um.

»Und die Kette«, forderte die gedämpfte Stimme auf.

Abbie tat ihm den Gefallen, machte sich dann auf ins Badezimmer, um ihre Zähne zu putzen. Sie ging durch ihr Schlafzimmer und hielt überrascht an. Da waren jetzt zwei Betten in ihrem Schlafzimmer, ein neu montiertes Set eines Stockbetts blockierte das Fenster des winzigen Zimmers. Sie zog ihr Handy heraus und wählte.

»Hallo, Liebling.«

»Hör auf mit deinem ›Liebling‹. Warum sind da mehr Betten in meinem Haus? Du hast das gemacht, während ich im Laden war?«

»Die sind für deine Security; wir haben das besprochen.« Abbie konnte im Hintergrund andere Menschen und raschelnde Papiere und Wassergläser, die gefüllt wurden, hören. Er war in einer Besprechung. Sie störte. Gut.

»Äh, nein, Liebling, wir haben absolut nicht besprochen, dass ich mein Schlafzimmer mit Fremden teile, wie durchleuchtet sie auch immer von Dean, oder wem auch immer, sein mögen.«

»Mach dir deswegen keine Sorgen. Warte mit deinem Urteil, bis du sie getroffen hast.«

»Kann ich nicht. Will ich nicht. Sie können auf dem Sofa schlafen.«

»Beide? Das wäre kuschelig.«

»Wir haben das neulich gemacht.«

»Ja, und es war sehr kuschelig ... angenehm kuschelig, aber nichtsdestotrotz kuschelig.«

»Sie können sich abwechseln. Ich brauche sowieso nicht zwei auf einmal hier. Diese Wohnung ist kaum groß genug für zwei Leute, die sich mögen, und ich will sie todsicher nicht in meinem Privatbereich.«

»Ich verspreche, dass sie deinen Freiraum respektieren werden.«

»Nein.«

»Achtundvierzig Stunden.«

Abbie schoss Luft aus ihrer Nase. »Nein.«

»Vierundzwanzig Stunden.«

»Wenn ich jetzt gerade Werkzeug hätte, wären die Betten bereits verschwunden. Ich wette, dass Davis einen Freund auf seiner Party hat, der sie für mich für zehn Mäuse abbauen würde. Hey, Davis?«

»Bleib dran; in Ordnung, gib mir hier eine Minute.« Sie hörte, wie er den Raum verließ und den Flur entlang ging. »Okay, ich bin wieder da. Ich habe dich verstanden, dass es eine Presspassung ist.«

»Das kannst du laut sagen.«

»Ich habe dich verstanden, dass es eine Presspassung ist!« Er hielt inne. »Versuche nur dich zum Lachen zu bringen.«

Abbie sagte nichts.

»Schau, es ist spät. Ich kann sie heute Abend nicht entfernen lassen. Es würde verdächtig aussehen. Wer bewegt Stockbetten um halb neun abends?«

»Menschen, die arbeiten!« Sie schrie jetzt. »Und drei Leute in meinem Apartment verletzt meinen Mietvertrag! Wenn sie sehen, dass zwei Leute mehr hier leben, werde ich in großen Schwierigkeiten sein!«

»Okay. Ich werde ein Bett herausnehmen und wir gehen nach dem Prinzip der warmen Kajüte. Abgemacht?« Sie hörte ihn gähnen und erinnerte sich daran, dass es dort drei Stunden später war.

»Schön! Warum bist du noch in Besprechungen?« Sie schrie immer noch.

»Abbie?« Seine Stimme war sanft, schläfrig. »Ich vermisse dich ...«

»Ich vermisse dich auch!«, rief sie. »Jetzt mach Schluss und geh ins Bett!«

––––––––


ABBIE WAR AM NÄCHSTEN Morgen in der Kutsche, bevor sie realisierte, dass die neuen Security-Typen niemals aufgetaucht waren. Na ja, es konnte nicht von ihr erwartet werden, dass sie den ganzen Morgen wartete; sie würden sich einfach heute Abend treffen müssen. Ihre Meinung von ihnen fiel jedoch mit jeder Minute. Abbie ging in die Arbeit und hatte gerade die Kaffeemaschine in ihrem Büro gestartet, als sie ein Klopfen hörte. Eine junge Frau mit weißblondem Haar und einer tiefen Bräune stand dort. Sie sah nicht so aus, als ob sie viel Zeit unter der Erde verbrachte; allein ihre Haut verriet sie als neue Angestellte.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Abbie und gab Gleichgültigkeit als Machtdemonstration vor.

»Ja, Ms. Anderson. Ich bin Ihre neue Assistentin, Georgina Addington. Man nennt mich Georgie.«

Abbie schüttelte ihren Kopf, Augen auf ihrem Papierkram. »Ich habe keinen Nutzen für eine Assistentin; mein Terminplan ist unkompliziert. Ich geh an mein eigenes Telefon und ich nutze den Sekretariats-Pool, wenn ich etwas getippt brauche, oder mache es selbst.«

»Ich bin nicht diese Art von Assistentin, Ma’am.«

Eine Welle des Verständnisses überschwemmte Abbie und sie schloss ihre Augen. »Kommen Sie bitte herein und schließen die Tür.« Sie bedeutete der jungen Frau sich zu setzen und inspizierte sie. »Bitte sagen Sie, wie hat er das geschaukelt?«

»Unser gemeinsamer Freund übt beträchtlichen Einfluss aus, sogar hier.« Georgie, wenn das ihr echter Name war, hörte sich gardenisch an, nicht orangiersisch. Abbie nahm an, dass es nicht unvernünftig war ihre Referenzen zu überprüfen, wenn sie ihr Leben in die Hände dieser Frau legte.

»Woher kommen Sie?«

Die Frau schenkte ihr ein wissendes Lächeln. »Ich bin selbstverständlich aus Gardenia. Genau wie Sie, Ma’am.« Abbie hatte hart daran gearbeitet ihren Akzent in die Gemeine Sprache abzuschwächen, als sie auf der Straße gelebt hatte. Es war nett zu sehen, dass die Frau sich ihrer Rolle hingab. »Ich werde über den Tag bei Ihnen sein, Sie nach Hause bringen und dann übernimmt Tezza Macias, Ihre neue Mitbewohnerin, die Nachtschicht.«

»Er kennt mich zu gut«, murmelte sie.

»Verzeihung?«

Abbie hob ihren Kopf und blitzte Georgie an, da Parker nicht verfügbar war. »Unser gemeinsamer Freund. Er kennt mich zu gut. Er weiß, dass ich eher einer Frau gehorche als einem Mann.«

»Das kann ich Ihnen nicht verdenken, Ma’am. Seien Sie versichert, dass ich zwar nicht die physische Statur von Dean oder Waldo habe, aber ich bin eine Expertin in Kampfsport, Entdeckung von Bedrohungen und verzauberter Abschirmung. Ich kann und werde Sie beschützen.«

Abbie winkte ihr flapsig mit einer Hand zu. »Wäre ich in irgendeiner Gefahr, wäre das eine große Beruhigung.«

Georgies höfliche äußerliche Erscheinung entglitt ihr. »Warum glauben Sie, dass Sie es nicht sind? Ich habe die Morddrohungen gesehen, Ma’am.«

»Lassen Sie uns ein anderes Mal darüber sprechen«, sagte Abbie, während sie auf die geschlossene Tür blickte. »Wo ist Ihr Büro?«

»Genau gegenüber auf dem Flur. Wenn es Ihnen nichts ausmachen würde Ihre Tür offen zu lassen, wäre das hilfreich für mich. Außerdem tun Sie sich keinen Zwang an und geben mir tatsächliche Sekretariatsarbeit zu erledigen. Ganz so, als ob man mit einem schlechten Liebhaber ins Bett geht, kann ich es nur für eine bestimmte Zeit vortäuschen.«

Abbie schmunzelte. Der Rest des Morgens ging zügig vorbei; sie war von ihrer Reise durch den Schleier und davon die Angelegenheiten ihres Vaters abzuschließen noch immer hinterher, also hatte sie reichlich auf der Arbeit zu tun. Abbie erwartete sich beobachtet zu fühlen, aber jedes Mal, wenn sie aufschaute, schien Georgie ebenso beschäftigt wie sie. Parker schrieb ihr um die Mittagszeit herum.

Parker: Also?

Abbie: Also ... was?

Parker: Also, wie findest du Georgie? Sie hat diesen Akzent nur für diesen Auftrag gelernt.

Abbie: Soll ich davon beeindruckt sein?

Abbie: Weil irgendwie bin ich das.

Parker: So viel habe ich erwartet. #kinging

Abbie: Hör auf dich so hämisch zu freuen. Wie läuft dein Tag?

Parker: Geschäftig. Liebe dich.

Abbie: Liebe dich auch, Schätzchen.

––––––––


WENN GEORGIE DAS LICHT war, war Tezza die Dunkelheit. Sie gab Abbie einen professionellen Handschlag, aber ihr Gesichtsausdruck war verschlossen. Sie war komplett in schwarzer figurbetonter Kleidung gekleidet. Ihr dunkles Haar war in einen hohen Dutt gedreht, aber es war offensichtlich ziemlich lang, wenn man es entfaltete. Sie hatte einen breiten Stand, ihre Hände waren hinter ihrem Rücken verschränkt, so als ob Abbie ein Militär war, der sie inspizierte.

»Woher kommen Sie?«

»Op’Ho’Lonia.«

»Oh, wirklich? Ich bin nie dort gewesen. Wie ist es so?«

»Humid.«

Sie starrten einander an, während Abbie versuchte sich mehr Fragen auszudenken. Ihr Gehirn war nach einem langen Tag müde.

»Haben Sie zu Abend gegessen?«

»Ja.«

»Gibt es irgendetwas, dass ich Ihnen besorgen sollte, so dass sie es hier gemütlicher haben?«

»Nein.«

Sie versuchte sich eine Frage auszudenken, die mehr als eine Ein-Wort-Antwort erlangen würde.

»Wie viel Erfahrung haben Sie in dieser Branche?«

Tezza verschränkte ihre Arme. »Reichlich.«

Abbie gab auf. »Okay, großartig, na ja, willkommen an Bord, sozusagen. Lassen Sie mich wissen, falls es irgendwelche Themen während der Nacht gibt. Ich ... hänge einfach ... hier rum.«

Junge, dieses Mädel ging einem auf die Nerven. Tezza nickte einmal, drehte sich dann um und verschwand im Schlafzimmer, während Abbie Abendessen kochte und aß. Sie ahnte irgendwie, als Abbie bereit war ins Bett zu gehen und kam mit einem Buch in der Hand heraus, schaute dabei nicht auf. Sie legte den Schinken auf die Couch, als sie sich zur Eingangstür bewegte.

»Gehen Sie ins Bett?«, fragte sie.

Abbie nickte vorsichtig. Tezza wandte ihr wieder ihren Rücken zu und Abbie hörte sie eine Beschwörung murmeln, hörte dann, wie die Schlösser herüberschnappten, obwohl sie diese nicht berührt hatte.

»Oha.« Abbie kam zur Tür herüber und sie versuchte das Bolzenschloss. Es gab nicht nach. »Sie haben meine Tür für einen bestimmten Öffner verzaubert?«

Tezza nickte.

Abbie verschränkte ihre Arme. »Was, wenn ich bei Nacht raus muss? Was, wenn es ein Feuer gibt oder es mich nach einer Pizza verlangt?«

»Warum sollten Sie ohne Ihre Security gehen?« Tezza setzte sich auf die Couch und nahm ihr Buch wieder auf. Parker hatte sein Wort gehalten und das Stockbett entfernt, während sie auf der Arbeit war. Da war jetzt ein hochwertiger Futon in ihrem Zimmer, der tatsächlich recht nett in den Raum passte.

Abbie: Tezza ist ... heftig.

Parker: In der Tat. Wir dachten, dass sie besser für die Nachtschicht als die Tagschicht geeignet wäre.

Abbie: Ja, ich kann verstehen, wie sie vielleicht Leuten Angst machen könnte.

Abbie: Danke für den Futon. Er passt besser.

Parker: Gern geschehen.

Abbie: Wir werden es mit etwas »rummachen« bei deinem nächsten Besuch einweihen müssen.

Parker: Nehme das in Tinte auf die Agenda ... kannst deine Meinung jetzt nicht mehr ändern.

Abbie: Warum würde ich das wollen? Du bist ein ausgezeichneter Küsser.

Parker: Bist du beschäftigt?

Abbie: Wollte gerade ins Bett gehen ...

Das Handy klingelte und sie ging ran.

»Dies schien besser persönlich erledigt zu werden«, begann er. »Ich weiß, dass du eigentlich am Neunten kommen solltest ...«

»Oh-oh.«

»Ich weiß, es tut mir leid. Es war nicht vermeidbar, Liebling. Können wir es um eine Woche verschieben?«

»Ich schätze. Aber du wirst noch immer nächstes Wochenende hierherkommen?«

»Na ja, eigentlich ...«

»Oh-oh«, seufzte sie.

»Nein, hör einfach zu. Ich bin in der Woche, nachdem ich in Imahara bin, zu einem Gipfel gerufen worden, die Woche vom Neunzehnten. Würdest du mich da treffen wollen?«

»Dich treffen?«

»Du könntest in meiner Mietwohnung bleiben – selbstverständlich in deinem eigenen Zimmer. Und du würdest Geld sparen, da du eine kürzere Strecke fliegst.« Er würde das natürlich denken, da er niemals nicht zurückzahlbare geschäftliche Prallluftschifftickets kaufte, welches sie bereits für Orangiers gekauft hatte. Sie wäre vielleicht in der Lage sie gegen eine Gebühr zu übertragen ... Mehr Geld zum Fenster hinausgeworfen. Beziehungen sind teurer, als mir bewusst war. Sie schluckte das meiste ihrer Einwände und einen weiteren Schluck Wasser herunter. »Wobei geht es bei dem Gipfel?«

»Ah, ja, ich dachte, dass das für dich auch interessant sein könnte. Es geht um Menschenrechte, alle kontinentalen Länder dazu zu drängen ein Abkommen über Menschenrechte zu unterschreiben, innerhalb und außerhalb des Schleiers.«

»Faszinierend. Wenn ich zustimme, würde ich dich überhaupt zu sehen bekommen? Oder wärst du die ganze Zeit in Besprechungen?«

»Er geht von Mittwochabend bis zum Frühstück samstags, also haben wir noch immer das meiste des Wochenendes für Sightseeing und was weiß ich nicht alles. Und wir haben etwas mehr Freiheit herumzulaufen, eine Fahrt machen vielleicht.«

Abbie grinste. »Das klingt nach mehr Spaß, als in meinem Apartment zu sitzen.«

Er hielt inne. »Und ich zögere es zu erwähnen, aber es gibt einen formellen Ball Freitagabend. Es könnte eine gute Gelegenheit für dich sein informell mehr über Menschenhandel zu erfahren, ein paar Verbindungen schließen. Wenn du mich gerne begleiten möchtest, hätte ich dich gerne bei mir. Ich verspreche, dass ich dich zu einer vernünftigen Zeit ins Bett bringe.«

Sie zog die Bettdecke höher, ihr Herz erwärmte sich dabei, dass er daran dachte ihr zu helfen zu versuchen diese Seite ihrer Interessen weiterzuentwickeln. »Ich werde über Freitagabend nachdenken, aber der Rest davon klingt wie eine gute Idee.«

»Gut. Dann haben wir eine Verabredung.«

»Gut.« Sie gähnte. »Okay, mehr habe ich nicht.«

»Ich auch nicht. Bin froh, dass du glücklich mit deiner Security bist. Siehst du? Du kannst mir vertrauen.«

Sie murmelte etwas Unverständliches, als sie auf das Kissen sank, nicht in der Lage ihre Augen offen zu halten.

»Entschuldige, das habe ich nicht verstanden ... Abs? Bist du noch da?«, hörte sie ihn sagen, aber seine Stimme war weit weg und dann war sie weg.

Die Nicht-Königin

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