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FÜNFTE ABHANDLUNG: ÜBER DAS UNGLÜCK

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Seneca sprach große Worte, als er (in der Art der Stoiker) sagte, „dass die guten Dinge, die sich aus Reichtum und Erfolg ergeben, erstrebenswert sind, aber die guten Dinge, die aus dem Unglück folgen, bewundernswert sind“, „bona rerum secundarum optabilia, adversarum mirabilia.“ Gewiss, wenn Wunder der Natur zu gebieten vermögen, dann ereignen sie sich zumeist im Unglück. Noch größere Worte als die vorangegangenen sprach er aus (zu groß waren sie eigentlich für einen Heiden): „Es ist wahre Größe, die Gebrechlichkeit eines Menschen und die Sicherheit eines Gottes in sich zu vereinen.“ „Vere magnum, habere fragilitatem hominis, securitatem dei.“ Dies hätte er besser in einem Dichtwerk gesagt, wo solche Erhabenheit eher am Platze ist. Die Dichter haben sich in der Tat damit beschäftigt, denn dies ist es im Grunde, was in jener seltsamen Dichtung der alten Poeten dargestellt wird, die nicht ohne Geheimnis und sogar der Geisteshaltung eines Christen angenähert zu sein scheint. Als Herkules sich daran machte, den Prometheus zu entfesseln (durch den die menschliche Natur dargestellt wird), segelte er über den weiten Ozean in einem irdenen Topf oder Krug, wodurch auf lebendige Weise die christliche Entschlossenheit beschrieben wird, in der zerbrechlichen Barke des Fleisches durch die Wellen der Welt zu segeln. Doch drücken wir es auf schlichtere Weise aus: Die Tugend des Wohlstandes ist die Mäßigung; die Tugend des Unglücks ist die Tapferkeit, welche in der Sittenlehre als die heroischere Tugend gilt. Wohlstand und Erfolg sind der Segen des Alten Testaments; Unglück ist der des Neuen Testaments, welches die höhere Weihe und die deutlichere Offenbarung der göttlichen Gnade in sich trägt. Doch auch wenn man Davids Harfe im Alten Testament lauscht, wird man genauso viele Trauerklagen wie Jubellieder hören, und der vom Heiligen Geist geführte Griffel hat sich mehr in den Beschreibungen der Heimsuchungen Hiobs als in den Glückseligkeiten Salomos abgemüht. Wohlstand ist nie frei von Ängsten und Abneigungen, und Unglück ist nie ohne Trost und Hoffnung. Bei Nadelarbeiten und Stickereien ist es angenehmer, ein lebendiges Bild auf einem tristen und feierlichen Untergrund zu haben anstatt eines dunklen und melancholischen Werkes auf einem hellen Grund. Daher lässt sich aus dem Vergnügen des Auges auf das Vergnügen des Herzens schließen. Gewiss ist die Tugend wie köstliche Düfte, die am besten riechen, wenn sie verbrannt oder gepresst werden, denn im Wohlstand und Glück offenbart sich das Laster am besten, während sich im Unglück am besten die Tugend zeigt.

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