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ACHTE ABHANDLUNG: ÜBER EHE UND ALLEINLEBEN
ОглавлениеDerjenige, der Frau und Kinder hat, hat damit dem Schicksal Geiseln verschafft, denn sie hindern an großen Taten, sowohl an solchen der Tugend wie an solchen des Unheils. Es ist gewiss, dass die besten Werke, die der Allgemeinheit zum größten Vorteil gereichen, von unverheirateten und kinderlosen Männern geübt wurden, die ihre Zuneigung und ihr Vermögen der Allgemeinheit schenken und diese damit gleichsam geheiratet und versorgt haben. Doch sollten sich eigentlich diejenigen, die Kinder haben, am meisten um die Zukunft sorgen, denn sie wissen, dass sie dieser ihr liebstes Unterpfand hinterlassen müssen. Doch es gibt auch solche, die allein leben und deren Gedanken nicht über ihr eigenes Ende hinausreichen und die die Zukunft als Zumutung ansehen. Und es gibt andere, welche Frau und Kinder nur als kostspielige Belastung betrachten. Mehr noch, manche närrische, reiche und gierige Männer sind stolz darauf, keine Kinder zu haben, weil sie glauben, deshalb als noch reicher zu gelten. Vielleicht haben sie gehört, wie jemand sagte: „Dieser dort ist ein großer, reicher Mann“, und ein anderer einwandte: „Ja, aber er trägt die Bürde vieler Kinder“, als ob dieses eine Minderung seines Reichtums bedeutete. Aber der hauptsächliche Grund für das Alleinleben liegt in der Freiheit, besonders bei jenen selbstgefälligen und launigen Geistern, die so empfindlich auf jegliche Beschränkung reagieren, dass sie bereits glauben, ihre Gürtel und Sockenhalter seien Stricke und Fesseln. Unverheiratete Männer sind die besten Freunde, die besten Herren, die besten Diener, aber nicht immer die besten Untertanen, denn sie suchen gern das Weite; fast alle Flüchtlinge gehören diesem Stande an. Ehelosigkeit eignet sich für Kirchenmänner, denn Mildtätigkeit vermag kaum noch den Boden zu wässern, nachdem sie zuvor einen Teich füllen musste. Bei Richtern und Magistraten ist sie von keiner großen Bedeutung, denn wenn sie oberflächlich und bestechlich sind, findet man unter ihnen Diener, die fünfmal schlimmer sind als eine Ehefrau. Was die Soldaten angeht, so stelle ich fest, dass die Generäle sie in ihren Ansprachen immer wieder an ihre Frauen und Kinder erinnern, und ich glaube, dass die Ablehnung der Ehe bei den Türken den gemeinen Soldaten noch gemeiner macht. Gewiss stellen Frau und Kinder eine Art Lehrstube der Menschlichkeit dar, und Unverheiratete mögen zwar einerseits mildtätiger sein, weil ihre Geldmittel nicht so stark erschöpft werden, aber auf der anderen Seite sind sie grausamer und hartherziger (eine gute Voraussetzung für das Amt eines strengen Inquisitors), denn ihre Zärtlichkeit wird nicht so oft in Anspruch genommen. Ernste Gemüter mit festen Gewohnheiten sind gemeinhin liebevolle Ehemänner, so wie es von Odysseus gesagt wurde: „Vetulam suam praetulit immortalitati [Er zog seine Alte der Unsterblichkeit vor].“ Keusche Frauen sind oft stolz und eigensinnig, weil sie sich auf ihre Keuschheit etwas einbilden. Es ist die beste Versicherung für Keuschheit und Gehorsam bei einer Frau, wenn sie ihren Mann für weise hält. Beides wird sie niemals sein, wenn er eifersüchtig auf sie ist. Eine Frau ist die Geliebte des jungen Mannes, die Gefährtin des mittleren Alters und die Krankenschwester des Greisen. So mag es dem Manne schwerfallen, den richtigen Zeitpunkt für eine Heirat zu finden. Als Weiser wurde derjenige bezeichnet, der auf die Frage, wann ein Mann heiraten sollte, antwortete: „Ein junger Mann noch nicht, ein alter überhaupt nicht.“ Es ist oft zu beobachten, dass schlechte Männer sehr gute Frauen haben. Entweder erfreuen diese sich an der Freundlichkeit ihres Gemahls, wenn sie denn einmal zum Vorschein kommt und durch ihr seltenes Auftreten doppelt kostbar ist, oder sie erfreuen sich an ihrer eigenen Geduld. So verhält es sich stets dann, wenn sich die Frauen ihren Gemahl gegen den Rat ihrer Freunde aus eigenem Antrieb gewählt haben, denn dann versuchen sie, ihre eigene Narrheit wiedergutzumachen.