Читать книгу Mag Fornton - Francyne M. Foster - Страница 4
ОглавлениеKapitel 1
In mir und um mich herum herrschen Harmonie und Seelenfrieden. In mir und um mich herum herrschen Harmonie und Seelenfrieden. Mein tägliches Mantra wiederholte ich langsam und konzentriert in meinem Kopf vor mich hin. Ich atmete tief ein und ließ all meine Anspannungen beim Ausatmen heraus. Ich stand vor dem Haupteingang des Bronson Towers mitten in der City of London. Ich war über zwei Jahre nicht hier gewesen und heute war nun wieder mein erster Arbeitstag. Zu sagen, ich wäre aufgeregt, wäre die Untertreibung des Jahres. Ich war damals ein anderer Mensch, als ich ging, nicht nur rein optisch gesehen. Früher war ich stellvertretende Marketingleiterin, nun würde ich die alleinige Leitung des Marketings bei Bronson übernehmen, einem milliardenschweren Unternehmen, das bereits seit vielen Jahrzehnten ein fest etablierter Hersteller von Kosmetik- und Pflegeprodukten und durch seine verschiedene Marken auf allen Kontinenten sowohl bekannt als auch beliebt war. Mit meinen 32 Jahren war es eine absolute Mammutaufgabe, aber ich arbeitete bereits über zehn Jahre hier und wusste mittlerweile, wie die Uhren tickten. Ich straffte meine Schultern, atmete noch einmal durch und betrat das Gebäude. Da ich nach zwei Jahren keine Zugangskarte mehr besaß, war für mich eine am Empfang hinterlegt worden. Bei Bronson funktionierte alles mit dieser Karte: drucken, kopieren, Türen öffnen und bezahlen – und wer weiß, was in den zwei Jahren noch an Funktionen dazugekommen waren. Ich steuerte den Empfangstresen an und erkannte Barbie dahinter sitzen. Entzückend! Barbie trug ein Headset auf ihren wasserstoffblonden Haaren, ihre blauen Augen wurden durch unzählige und extrem lange Wimpern eingerahmt und beinahe verdeckt. Sie klimperte mit ihren künstlichen Fingernägeln über die Tastatur und dieses klackernde Geräusch ließ sich mir die Nackenhaare aufstellen. Ich sah auf ihr Namensschild, das ihr auf einer ihrer Brüste beinahe auflag, unter ihrer weißen Bluse konnte man die Farbe ihres BHs durchblitzen sehen. Großartig. Okay, Name? Brittany, natürlich. Ich stand mit einem Arm auf den Tresen gelehnt vor ihr und tippte ungeduldig mit meinen echten Fingernägeln auf der marmorierten Arbeitsplatte. Sie bemerkte mich, telefonierte aber weiter. Ich räusperte mich, sie sah auf und zeigte mit einem ausgestreckten Finger, dass sie anscheinend wohl noch eine Minute brauchen würde. Langsam wurde ich ungeduldig und das machte ich mit meinem Blick mehr als deutlich. Sie legte eilig auf. „Guten Tag bei Bronson Unlimited, mein Name ist Brittany, was kann ich für Sie tun?“, trällerte sie mit ihrer hohen Stimme. „Morgen, für mich muss eine Zugangskarte bereitliegen, Margret Fornton.“ Sie kramte bereits in einer Box voller Karten, als sie meinen Namen allerdings hörte, hielt sie inne und sah mich skeptisch an. „Sie können nicht Margret Fornton sein.“ Ich runzelte fragwürdig die Stirn. „Wie bitte?“ Ihre Lippen verzogen sich zu einer dünnen Linie, was ihr bei der Schicht Make-up eine merkwürdige Mimik verlieh. „Margret Fornton wurde mir von meiner Vorgängerin als liebe Pummelige mit blonden kurzen Haaren beschrieben. Was sagte sie immer? Ach ja, knuffig war der Ausdruck für Miss Fornton. Und sorry, Sie sind das komplette Gegenteil.“ Gut, tatsächlich konnte ich ihre Skepsis verstehen, ich war nun schlank, hatte mich nach 32 Jahren tatsächlich mit meinen langen roten Locken abgefunden und lieb war ich auch nicht mehr. Die Zeit hatte mich verändert. Ich zog mein Portemonnaie aus meiner Handtasche und zeigte ihr meinen Ausweis. „Reicht das als Beweis, Brittany?“ Sie riss erschrocken die Augen auf, denn auf dem Pass war noch mein altes Gesicht abgebildet. „Wow, krass, Miss. Das nenne ich mal eine Typveränderung. Wenn ich das Hillary erzähle, das glaubt sie mir nie. Ist das Ihre echte Haarfarbe? Was für ein Rotton!“ Ich verdrehte die Augen. „Brittany! Der Ausweis!“ Meine Stimme war unbewusst lauter geworden, sie zuckte kurz zusammen und gab mir eilig den Ausweis und endlich die Zugangskarte. Hätte ich gewusst, dass ich erst noch zehn Minuten am Empfang hängen würde, wäre ich eher von zu Hause aufgebrochen. „Danke sehr!“, giftete ich sie an und ging rasch in Richtung der Aufzüge. Dumme Pute! Warum die eingestellt wurde, liegt ja wohl auf der Hand. Ich drückte eilig auf den Knopf und stand kurze Zeit später in einem beinahe voll besetzten Aufzug, ich erkannte kein bekanntes Gesicht; aber ich erwartete auch nicht, noch jemanden vorzufinden, der mich so erkennen würde. Die ach so liebe Maggie war in den letzten Jahren gestorben. Ich spürte die neugierigen Blicke der Männer im Nacken, eben diese Männer, die mich damals nicht einmal wahrgenommen hatten; für sie war ich Luft gewesen. Na ja, mein Selbstbewusstsein war nicht das beste gewesen. Ich wusste, was für eine Wirkung ich nun auf die ganzen Penisträger haben konnte, was ich meistens allerdings nicht ausnutzte. In diesem engen Fahrstuhl konnte ich das Testosteron und die zig verschiedenen Aftershave-Düfte förmlich riechen und ich musste einen Würgereiz unterdrücken. Mit jedem Etagenhalt stiegen, Gott sei Dank, immer mehr Männer aus und bis zu meiner 15. Etage war ich bis auf zwei andere allein. Ich stieg aus und steuerte den nächsten Empfang an. In diesem Stockwerk lagen nur die hiesige Marketingabteilung und der Rest der Buchhaltung sowie vereinzelte Controller, die eine Etage über uns keinen Platz mehr hatten. Ich sah mich überrascht um, früher gab es einen langen Flur, der sich einmal wie ein Rechteck um die Etage zog, nun aber war alles offen und Großraumbüros dominierten. Ein Albtraum! In der Mitte waren noch immer die Toiletten, das Treppenhaus, die Aufzüge sowie einige gläserne Konferenzräume, genau gegenüber den Aufzügen thronte ein großer Empfangsbereich. Wieder saß dort eine Barbie und wie hieß noch die brünette Freundin von ihr damals? Midge oder so? Ich glaube, als kleines Mädchen hatte ich sogar mal so eine. Welch Ironie, nun hatte ich eine in echt vor mir sitzen. Ich trat vor die beiden, die ebenfalls mit Headsets mehr als beschäftigt aussahen. Als sie mich bemerkten, musterten sie mich neugierig und abschätzig. „Ja, bitte?“, brachte Barbie, die in Wahrheit Cindy hieß, dann doch noch hervor. „Guten Morgen, Margret Fornton. Ich werde erwartet.“ Sie erschraken ebenso wie Brittany unten und hatten einen Moment gebraucht, bis sie ihre Kinnlade wieder anheben konnten. Midge alias Shirley fand als Erste die Sprache wieder. „Miss Fornton, welch eine interessante Freude. Ich melde Sie bei Miss Bronson. Sie können dort vorne Platz nehmen, möchten Sie solange etwas trinken?“ Interessante Freude? Werden die Empfangsdamen hier nur bei entsprechender Körbchengröße eingestellt? Ich musste mich zusammenreißen, die Frage nicht laut zu stellen. „Danke, nein. Wenn Sie dann nur bitte Miss Bronson Bescheid geben könnten.“ Shirley nickte eilig und klackerte ebenso wie Brittany auf ihrer Tastatur herum. Ich sah mich um und nahm auf einem kleinem Ledersofa Platz. Und ich musste feststellen, dass dieser verdammte grüne Bleistiftrock für dieses tiefe Sofa zu kurz war. Es war Frühling in London, also trug ich nur den Rock, ohne Strumpfhose darunter. Ich hatte ihn mit dem passenden Blazer und einer weißen und locker sitzenden Bluse kombiniert. Ich schlug eilig ein Bein über das andere, aber trotzdem entblößte es für meinen Geschmack zu viel Oberschenkel, sodass ich wieder aufstand. Ich ging einige Schritte und besah mir weiter meinen neuen alten Arbeitsplatz. Jocelyn Bronson hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie ist die Enkeltochter von Chester Bronson, dem Gründer von Bronson Unlimited. Als ich damals hier gearbeitet hatte, war er noch CEO gewesen. Nach und nach hatte er allerdings seinen Ruhestand eingeläutet, Jocelyn war zu meiner Zeit die Leiterin des HR-Managements gewesen. Derzeit war sie allerdings als Interimsgeschäftsführerin eingesprungen, da Chester Bronson und der Vorstand sehr wählerisch bei der Auswahl seines zukünftigen CEOs waren, was aber nur verständlich war. Er hatte es von einem kleinen Geschäft in ein riesiges Imperium verwandelt. Jocelyn war aber nie daran interessiert gewesen, den Laden vollständig zu übernehmen, sie wollte Kinder und eine richtige Familie, da passte dieser Job absolut nicht in ihre Planung. Sie suchte allerdings immer noch sehr ehrgeizig einen passenden Anwärter für diesen Posten. Es gab zwar noch ihren Bruder Nick, aber der war das berühmte schwarze Schaf der Familie – in jeglicher Hinsicht. Allein bei dem Gedanken an ihn wurde mir wieder schlecht. So schlecht, dass ich meinte, mich diesmal übergeben zu müssen. Ich ging zu Barbie und Midge und fragte, ob ich noch Zeit hätte, die Toilette aufzusuchen. Sie nickten zügig und ich hörte, wie sie tuschelten, als ich in Richtung der Waschräume davonging. Aber ich hatte längst gelernt, über so was zu stehen. Früher war mir die Meinung anderer über mich immer wichtig gewesen und ich hatte stets versucht, es allen recht zu machen, aber die Zeiten waren vorbei. Auf meinem neuen Posten konnte ich mir so was auch nicht erlauben. Ich stand nun vor den Wachbecken und ließ mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Ich schloss die Augen und genoss die kurze Kälte, die sich in mir ausbreitete. Ich war so viele Menschen einfach nicht mehr gewohnt, ich war erst vor ein paar Wochen nach London zurückgekehrt und die mir einst so vertraute Stadt machte mir nun Bauchschmerzen und ich fühlte mich ständig unwohl. Ich blickte in den Spiegel und meine dunkelblauen Augen blitzten mir entgegen. Du schaffst das, Mag! Ich nickte mir selbst zu und ging zurück zum Empfang. Jocelyn wartete bereits auf mich. Sie lächelte über beide Ohren, als sie mich sah. „Miss Fornton! Da sind Sie ja endlich. Kommen Sie, ich nehme Sie mit nach oben in mein Büro.“ Ich schmunzelte, denn niemand wusste, dass wir uns bereits aus dem Sandkasten kannten und wir uns nur zum Schein hier siezten. Jocelyn war eine absolute Augenweide, schon immer gewesen. Sie hatte ellenlange Beine, haselnussbraune lange Haare, die sie zu einem einfachen Zopf zusammengebunden trug, und ihre braunen Augen strahlten eine wohlige Wärme aus, dennoch war sie ein Miststück. Ich trat auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Guten Tag, Miss Bronson! Nett, Sie wiederzusehen.“ Wir zwinkerten uns zu und ich folgte ihr in den offenen Aufzug. Die Türen schlossen sich und sie zog mich in eine schnelle Umarmung. „Ich bin froh, dass du endlich da bist. Du siehst unglaublich sexy aus, Mag.“ Sie sah an mir herab und blickte mich verschmitzt an. Im Einschleimen war sie schon immer gut gewesen. „Danke, der Rock ist aber doch eindeutig zu kurz und diese verdammten Schuhe bringen mich um! Du hast viel verändert und ich kann nicht sagen, dass ich mich über diese offenen Räume freue, Lyn.“ Sie grinste jedoch. „Ich wusste, dass du das sagen würdest. Einige Kleinigkeiten musste ich vor dir geheim halten, sonst wärst du nie zurückgekommen.“ Ich sah sie mürrisch an und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Aufzug hielt und öffnete sich mit einem Bing. „Wie lange war noch mal meine Kündigungsfrist?“ Sie streckte mir die Zunge raus und trat aus dem Fahrstuhl. „Zwei Monate, hab sie extra für dich verlängern lassen. Michael hat es abgesegnet, du kommst also nur noch mit einem Zettel am Zeh hier raus.“ Sie lief nach rechts und ich erkannte endlich normale Wände und normale Zimmer. Die Etage war allerdings unterteilt in geschlossene Räume und die andere Hälfte war ebenso offen geschnitten. „Okay, hier oben hat sich nicht so viel verändert. Die ganz wichtigen Leute haben noch ihre geschlossenen Büros und das Großraumbüro ist nun das Human Ressource Management, kurz HRM. Ein paar aus dem Rechnungswesen und Controlling sitzen da auch noch. Die ganzen Chiefs stelle ich dir noch separat in einem Meeting vor beziehungsweise ich stelle dich besser vor. Hihi, da freue ich mich jetzt schon drauf. Mit viel Glück habe ich nun auch endlich einen passablen CEO an der Angel.“ Ich sah sie nüchtern an. „Passabel? Das reicht Chester?“ Sie blieb vor dem CFO-Büro stehen und öffnete die Tür, was mich verwunderte, weil das CEO-Büro eigentlich weiter hinten lag. Die riesige Glasfront gab eine fantastische Sicht auf die Stadt. Ein opulenter Schreibtisch stand davor und im Gegensatz zu früher hatte sich bis auf die vielen Blumen überall nicht viel verändert. „Setz dich, Mag. Ach so, was willst du trinken? Prosecco oder Kaffee?“ Ich sah sie skeptisch an. „Prosecco? Es ist noch nicht mal zehn Uhr, Lyn. Kaffee wäre allerdings was.“ Sie nickte grinsend und ging noch mal vor die Tür. Kurze Zeit später kam sie mit zwei Tassen wieder. „Du holst dir selbst deinen Kaffee? Hast du für so was kein Personal?“ Ich war wirklich überrascht. „Ach, du weißt, dass ich den Posten wirklich nicht gerne mache. Darum habe ich auch mein ganz altes Büro behalten.“ Wie selbstlos sie doch immer ist, pff. „Also, Grandpa will dich unbedingt sehen. Ich mach fix Skype an, dann können wir kurz telefonieren.“ Ich verdrehte die Augen, denn ich hasste Skype, Videotelefonie an sich hasste ich. „Aber auch nur für deinen Grandpa, Lyn. Du weißt, dass …“ Sie winkte ab. „Jaja, ich weiß. Stell dich nicht so an, Mag. Es ist nur Grandpa. Los, komm rum.“ Sie drückte ein paar Tasten und es ertönte ein klingelndes Geräusch aus den Lautsprechern. Diese Funktion, dass man sich die ganze Zeit selbst sehen konnte, war zum Kotzen. Ich hatte zwar an sich keine Probleme mehr mit meinem Aussehen, aber der frühere Mangel an Selbstbewusstsein kam bei diesem Mist mit Skype gerne wieder hoch. Ständig musste ich mein Gesicht überprüfen, als würde meine Nase auch innerhalb von Sekunden plötzlich an meinem Kinn kleben, aber ich konnte das einfach nicht abstellen. „Maggie, meine Liebe! Da bist du ja endlich! Es ist schön, dich zu sehen. Schau mal, wer zu Besuch ist.“ Auf dem Bildschirm grinsten uns zwei ältere Herren spitzbübisch entgegen. „Pa! Was machst du denn bei Chester? Wehe, ihr zockt wieder um Geld!“ Chester, Bronson senior, und mein Grandpa Charles spielten schon ihr ganzes Leben gemeinsam Schach und trafen sich regelmäßig. Durch diese Verbindung war ich überhaupt erst zu Bronson Unlimited gekommen, genau genommen hatte Chester beim Poker verloren. Der Einsatz war ich selbst gewesen, mein Pa verlangte, dass er mich einstellen sollte, falls er das Pokerspiel gewinnen würde. Tja, und so kam es dann auch und meine Karriere bei Bronson Unlimited begann. Anfangs war Chester skeptisch, aber mit der Zeit erkannte er, welches Potenzial in mir schlummerte. Als meine ehemalige Chefin, Mrs. Needle, dann vor Kurzem in ihren vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde, wollte Chester unbedingt mich als seine neue Abteilungsleiterin haben. Begeistert war ich nicht und es hatte einige Monate gedauert, bis ich letztlich zusagte. Wobei ich eher überstimmt wurde von Lyn, Chester und Pa, die jegliche Argumente meinerseits abschmetterten. Ich war schließlich einige Zeit aus dem Business raus und das Marketing war ein schnelllebiger Geschäftsbereich und ich konnte so gut wie keine Führungserfahrung vorweisen, aber allen war das egal. Und wieder hatte ich mich untergeordnet, gemacht, was andere von mir verlangten. Blöd nur, dass mir das jetzt erst gerade so richtig auffiel. Zwei Monate Kündigungsfrist, blöde Kuh. Das musste ich vollkommen überlesen haben. „Nein, nein, Liebes. Wir sitzen nur im Garten und spielen etwas Schach. Chester hatte mir gesagt, dass er heute mit Lyn skypen wollte, wenn du da bist. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin hergefahren.“ Chester und Pa waren nun beide Witwer und lebten in der Nähe von Brighton; es war schön, dass sie sich gegenseitig eine Stütze waren. Lyns Telefon klingelte. „Sorry, Leute. Wir müssen Schluss machen. Das sieht wichtig aus. Wir sehen uns am Wochenende!“ Wir winkten den beiden noch zu und Lyn griff zum Hörer. „Bronson Unlimited, Sie sprechen mit Jocelyn Bronson persönlich.“ Sie hörte zu, sagte aber noch nichts. Ich ging auf die andere Seite des Schreibtischs zurück und setzte mich in einen der bequemen Sessel. „Mr. Knightley, es freut mich, dass Sie noch an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Oh, Sie sind nächste Woche in der Stadt? Ja, natürlich, die Zeit nehme ich mir gern für Sie“, sie grinste mich an, „gut, in Ordnung. Ja, genau, Sie geben Bescheid. Ja, bis dann!“ Sie legte auf und ihre Augen begannen zu leuchten. „Ich habe ihn genau da, wo ich ihn haben will.“ Sie rieb sich verschwörerisch die Hände und kicherte wie eine alte Hexe, was ich nur mit einem fragenden Blick kommentierte. „Ich hatte dir doch erzählt, dass ich einen passenden Kandidaten an der Angel habe. Und er ist bestimmt nicht zufällig in der Stadt, sondern will noch einmal verhandeln. Vermutlich will er mehr Geld, Saukerl. Die Verhandlungen mit ihm laufen schon seit Wochen.“ Hm, hätte ich wohl auch so machen sollen, mehr Geld verlangen. „Wer ist der Kerl denn, dass du dir so die Hacken abrennst?“ Sie grinste immer noch. „Es ist Alexander Knightley. Er ist quasi der Gott unter dem CEO-Himmel. Ich will ihn unbedingt, er hat Wunder bei Godmen vollbracht! Du müsstest ihn doch kennen, er ist ständig in irgendwelchen Zeitschriften. Außerdem ist er Single und ist gerade erst wieder auf Platz 1 der begehrtesten Junggesellen gelandet. Er sieht umwerfend aus! Hätte ich nicht Jeffrey, wäre ich ihm schon längst verfallen.“ Sie zwinkerte mir zu, wofür sie einen genervten Seufzer von mir kassierte. „Na wunderbar, stell ihn mir vor, damit ich ihn gleich mit offenen Beinen begrüßen kann. Mann, Lyn, ich habe genug davon. Ich bin mit mir selbst schon mehr als überfordert. Wieso bekomme ich eigentlich nicht mehr Geld?“ Ich hatte noch nie von diesem Kerl gehört noch hatte ich mich in den letzten Jahren mit Fachzeitschriften befasst, mich interessierte mehr, warum er einfach mehr Geld bekam. „Maaag, du verdienst verdammt gut und wenn Knightley wirklich mehr Geld haben will, muss ich mir was überlegen. Grandpa ist nicht hundertprozentig von ihm überzeugt, zumindest noch nicht. Na egal, mir wird schon was einfallen. Zur Not kommst du mit, so scharf wie du jetzt aussiehst, wird er bestimmt die Streichung einer Null nicht so genau mitbekommen.“ Ich sah sie zornig an, aber sie lachte nur. „Komm, lass uns den Kaffee austrinken und dann schubse ich dich in deine neue Abteilung; unterwegs stelle ich dir dann einige Leute vor, die uns über den Weg laufen. Komm dann erst mal an. Morgen oder am Mittwoch stelle ich dich dann offiziell beim Bereichsmeeting vor. Und dann kannst du werkeln, wie du möchtest. Du hast freie Hand.“ Ich nickte zufrieden, innerlich war ich allerdings mehr als nur nervös. Wir verließen das Büro und gingen durch das Treppenhaus eine Etage wieder herunter. Unterwegs fragte ich sie noch, wie es Jeffrey so ging und wie es in ihrer Beziehung lief. Jeffrey war Anwalt für Steuerrecht und in meinen Augen ein absoluter Langweiler, ich hatte keine Ahnung, wie sie es schon so viele Jahre mit ihm aushalten konnte. „Oh, es läuft prima! Wenn ich Knightley überreden kann, den Laden zu übernehmen, ziehen wir endlich aufs Land. Wir suchen schon nach Ewigkeiten nach einem passenden Häuschen im Süden. Du weißt ja, ich träume von einem niedlichen Cottage mit traumhaftem Garten, viel Platz für die 5.000 Kinder, die Jeffrey sich wünscht. Wir wollen beide dann nur noch gelegentlich arbeiten. Jeff will mit irgendeinem handwerklichen Hobby anfangen, ich will Marmelade selber kochen und in einen von diesen typischen Frauenvereinen eintreten oder einen Buchklub gründen. Ach ja, das wird toll.“ Lyn seufzte verträumt. Toll langweilig wohl eher. Ich war in so einem typischen Dorf in Südengland aufgewachsen, meine Welt war das nicht wirklich. Mein Grandpa wohnte immer noch in der Gegend um Brighton in seinem für ihn mittlerweile viel zu großen Anwesen. Klar, ich fuhr ihn gern besuchen und verbrachte dort auch ein paar Tage, aber dort zu leben, das ist etwas vollkommen anderes. „Meinst du nicht, dass dir das zu langweilig wird? Schließlich bist du ein absolutes Stadtkind.“ Sie winkte ab. „Ach, das wird schon! Oh, da vorne ist Yvonne. Sie wird deine neue Assistentin, na ja, sie war zumindest die von Mrs. Needle. Solltest du überhaupt nicht mit ihr zurechtkommen, such dir jemanden anderes aus. Aber sie ist eigentlich recht kompetent. Sie kommt aus Deutschland, lebt aber schon eine Weile hier, und ich glaube, sie ist um die 25.“ Lyn ging auf die junge Frau zu. Sie hatte dunkelblonde, lange Haare, die sie zu einem lockeren Zopf gebunden hatte, grünblaue Augen, die hinter einer rahmlosen Brille steckten, und sie wirkte auf den ersten Blick recht unscheinbar. Sie war nicht dürr, aber auch nicht dick, nicht attraktiv, aber auch nicht hässlich. Dennoch hatte sie etwas an sich, dass mich neugierig machte; ich konnte es nur noch nicht greifen. Lyn stellte uns vor und Yvonne sah mich freudig überrascht an, als ich sie auf Deutsch begrüßte. Während meiner Anfangszeit bei Bronson hatte ich auch ein Jahr in Köln verbracht und so die deutsche Sprache erlernt, ich konnte mich zwar nicht fließend und stundenlang mit jemandem unterhalten, aber für Small Talk reichte es allemal. „Wow, Sie sprechen gut Deutsch. Ich bin Yvonne, aber die meisten nennen mich Yvy, das ist wohl leichter auszusprechen. Sie sehen irgendwie nicht so aus, wie Sie mir beschrieben wurden, aber wir haben ja alle eine Geschichte zu erzählen, nicht wahr?“ Ich nickte langsam. Meine Geschichte war sicherlich nur anders als die meisten. Lyn klatschte in die Hände. „Gut, Mag. Ich überlasse dich dann Yvy, sie wird dir alles zeigen und so weiter. Ach so, bei uns sind alle beim Du. Wir haben hier ziemlich flache Hierarchien, also gewöhn dich daran. Falls irgendwas ist, du weißt, wo mein Büro ist. Ich muss ins nächste Meeting.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Shit, ich komme schon wieder zu spät.“ Sie winkte mir noch schnell zu und war zügig verschwunden. Ich schmunzelte ihr noch hinterher, Lyn hatte sich kein Stück geändert. Ständig saß ihr die Zeit im Nacken und bei ihr war pünktlich immer mindestens zehn Minuten zu spät. Ich drehte mich wieder zu Yvy, die mich neugierig ansah. „Okay, Yvy. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir für den Anfang noch beim Sie bleiben, bis ich hier halbwegs wieder angekommen bin.“ Sie nickte. „Gut, dann würde ich gern mein Büro sehen und es wäre toll, wenn Sie mir einen groben Überblick über mein neues Team geben würden.“ Sie grinste. „Klar, kein Problem. Hier geht’s lang.“ Die riesige Bürofläche wurde räumlich durch einige Sideboards und große gläserne Whiteboards getrennt. Die meisten Schreibtische standen in Dreierkombinationen zusammen. Überall standen haufenweise Grünpflanzen. Wessen Idee das war, kann ich mir denken. Yvy führte mich einmal komplett auf die andere Seite des Raumes und blieb vor einem gläsernen Kasten stehen, der direkt an die Glasfront zur Themse anschloss. Na, wenigstens habe ich eine schöne Aussicht. Direkt neben meinem Büro grenzte ein ebenso gläserner Konferenzraum an, der durch eine Zwischentür mit meinem Raum verbunden war. Gott sei Dank führte um das riesige Glasrechteck ein breiter milchiger Streifen, sodass ich mir nicht ganz so wie auf einem Präsentierteller vorkommen musste. Yvy öffnete mir die Tür und ich sah bis auf einen großen weißen Schreibtisch mitsamt den entsprechenden Stühlen nicht viel. „Okay, Miss Fornton, da sind wir. Ihr neues Büro. Es ist noch ziemlich karg, aber Sie können es sich nach Belieben einrichten. Kann ich Ihnen erst mal was zu trinken besorgen? Kaffee, Tee, Wasser? Ich besorge Ihnen, was sie wollen. Kein Problem.“ Ich schritt zur Glasfront und blickte auf die Themse. London war für mich noch immer eine der schönsten Städte überhaupt. „Hm, was bitte? Ja, grüner Tee wäre traumhaft. Sonst auch jede andere Sorte, außer schwarzen nicht. Danke, Yvy.“ Sie nickte freundlich und flog wie eine fleißige Biene davon. Ich riss mich von der Aussicht los und setzte mich an meinen Schreibtisch. Bis auf ein Telefon, einen riesigen iMac-PC und eine Tastatur samt Maus gab es allerdings nicht viel zu begutachten. Ich hatte auf dem Weg nur wenig von den restlichen Mitarbeiter, meinen Mitarbeitern, mitbekommen. Lyn hatte eigentlich eine riesige Willkommenspräsentation durchziehen wollen, aber ich konnte sie nach langem Hin und Her davon abbringen. Früher hatte ich gerne andere Menschen um mich herum, aber nun konnte ich gut und gerne darauf verzichten. Gott, warum habe ich diesen Job nur angenommen? Ich schaltete meinen PC ein und sah auf die Uhr. Shit, erst 10.30 Uhr. Yvy kam mit dem Tee zurück in mein Büro geflogen. „So, bitte sehr. Einmal grüner Tee.“ Ich bedankte mich und bat sie sich auf den Stuhl mir gegenüber zu setzen. „Gut, Yvy. Also, gibt es für den iMac schon Zugangsdaten für mich und ist das Ding überhaupt schon voll eingerichtet? Dann wäre es traumhaft, wenn Sie mir etwas über das Team erzählen. Besonderheiten, laufende Projekte, bisherige Herangehensweise von Mrs. Needle und so weiter. Habe ich für heute schon irgendwelche Termine?“ Sie zog ihr Tablet hervor und schüttelte nach einigem Hin-und-Her-Wischen den Kopf. „Nein, sieht noch gut aus.“ Ich blickte skeptisch auf das Tablet. „Wieso haben Sie ein iPad und ich habe das klobige Ding hier? Mir wäre ein MacBook lieber. Na ja, ich kümmere mich darum.“ Sie grinste mich an. Ich stöhnte kurz auf und zog mir die nervigen Pumps aus, die in der letzten Stunde gefühlt zwei Nummern geschrumpft waren. „Tut mir leid, ich muss mir diese grauenvollen Schuhe ausziehen. Ich habe ewig keine Pumps mehr angehabt. Ach so, eins noch, könnten Sie herausbekommen, ob jemand eine Hundehaarallergie oder Ähnliches hat?“ Yvy war zwischenzeitlich aufgestanden, sah mich nun aber verwundert an. Um ihre Mundwinkel zuckte ein verspieltes Lächeln. „Ich mag Sie, Miss Fornton.“ Ich nickte ihr verdutzt, aber freundlich zu. Wenn alle meine Mitarbeiter so wären, hätte ich wohl nicht viel zu tun und einen entspannten Arbeitsalltag, aber ich bezweifelte es ganz stark. Mindestens einen Störenfried gab es immer in einem Team. Die nächsten Stunden versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen, wie viele Projekte derzeit überhaupt am Laufen waren, wie viele Mitarbeiter ich eigentlich zu führen hatte und wo diese eingesetzt waren. Ich schaffte es, mich die meiste Zeit in meinem Glaskäfig aufzuhalten, ab und an schneite eine Führungskraft oder vereinzelte Mitarbeiter herein, mit denen ich überhaupt nie was zu tun haben würde. Vermutlich hatte sich bereits herumgesprochen, dass die liebe Maggie anscheinend nicht mehr so lieb und treudoof war wie früher. Aber tatsächlich kannte ich die wenigsten der Leute, die heute vor mir standen. Am Ende meines ersten Tages musste ich feststellen, dass ein riesiger Berg von Arbeit vor mir lag. Mir rauchte der Kopf von all den Informationen, gegessen hatte ich ebenfalls nicht viel. Yvy hatte mir mittags einen kleinen Salat vorbeigebracht und seitdem herrschte Ebbe in meinem Magen. Der Gedanke, gleich wieder in diese Pumps steigen zu müssen, trug ebenfalls nicht zu einer besseren Stimmung bei. Lyn kam gegen 18.00 Uhr vorbei und holte mich zum Feierabend ab. „Na, Hübsche, wie war dein erster Tag? Bekannte Gesichter wiedergesehen? Was denkst du von deinem Team?“ Ich zwang mich in die Pumps und sammelte meine Sachen zusammen. Wir verließen beide das Büro und machten uns auf Richtung Fahrstuhl. Yvy hatte ich schon vor zwei Stunden nach Hause geschickt und auch sonst war keiner meiner Mitarbeiter mehr hier. Was ich allerdings gut fand, da ich von Überstunden kein großer Freund war, weder für mich noch für mein Team. „So viel sagen kann ich dir ehrlich gesagt noch nicht. Yvy scheint ziemlich eifrig zu sein. Ich habe tatsächlich überhaupt kein bekanntes Gesicht gesehen, ist die Fluktuationsrate hier so dermaßen hoch? Ich war doch nur etwas über zwei Jahre weg.“ Lyn lachte auf. „Nein, eigentlich nicht, aber mit Mrs. Needle sind auch einige der Älteren in Rente gegangen, zudem habe ich einige Umstrukturierungen vorgenommen, sodass einige aus dem Marketing nun in anderen Abteilungen arbeiten. Michael Gamblin müsstest du doch noch kennen, ihr habt doch früher immer zusammen zu Mittag gegessen.“ Ich überlegte eine Weile, während wir auf den Aufzug warteten. „Ah, meinst du den großen schlaksigen Kerl mit der Brille und der komischen Freundin? Was hat die noch mal gemacht? Ach, stimmt, die hat doch in so einem Gothic-Secondhandladen gearbeitet, oder?“ Der Fahrstuhl machte sich durch ein Bing bemerkbar und wir stiegen ein. Lyn grinste mich an. „Ja, genau. Die Freundin hat er aber schon lange nicht mehr und ich garantiere dir, du wirst ihn niemals wiedererkennen.“ Das Grinsen gefiel mir nicht und eigentlich wollte ich nicht nachfragen, aber ich war zu neugierig. „Warum nicht? Außerdem, was heißt hier immer zu Mittag gegessen? Wir haben uns vielleicht einmal die Woche gesehen.“ Zumindest hatte ich das noch so im Hinterkopf. „Ach, nur so, Mag. Du siehst ihn bestimmt morgen.“ Sie zwinkerte mir zu, wir verabschiedeten uns vor dem Gebäude und ich entschied mich statt der Bahn doch lieber mit einem Taxi nach Hause zu fahren. Es würde mich bis nach Notting Hill von hier ein Vermögen kosten, aber das waren es mir meine Füße allemal wert. Unterwegs fiel mir ein, dass ich Lyn gar nicht gefragt hatte, ob es in Ordnung geht, wenn ich Lulu ab morgen ins Büro mitnehmen würde. Lulu war meine sieben Jahre alte Dalmatiner-Hündin, die ich ungern so lange allein zu Hause ließ. Ich hatte mir zwar einen Dogsitter besorgt, aber dennoch hatte ich ein schlechtes Gewissen. Außerdem beruhigte es mich immer, wenn sie in der Nähe war. Meine Mitarbeiter hatten keine Allergien gegen Hunde und da ich ein eigenes Büro hatte, sollte das Mitbringen von Lulu eigentlich kein Problem darstellen. Ich schrieb ihr nebenbei eine Nachricht und beobachtete, wie sich das Taxi durch den Londoner Verkehr kämpfte, denn Rushhour war hier immer, egal um welche Uhrzeit. Deswegen fuhr ich auch ungern mit dem Auto durch die Stadt, gut, in den letzten zwei Jahren hatte ich keine Sekunde hinter dem Lenkrad gesessen, aber das war ein anderes Thema. Endlich ließen wir den Hyde Park hinter uns und langsam begann Notting Hill. Ich besaß in einer ruhigen Nebenstraße ein kleines Haus, sicherlich hätte ich mir von meinem neuen Gehalt auch eine Wohnung in der City leisten können, aber der Trubel des direkten Stadtkerns war überhaupt nichts für mich; zu viele Touristen, zu viele Autos und generell war mir dort alles zu viel. Zudem bin ich auch nicht der Wohnungstyp, ich habe gerne niemanden über oder unter mir wohnen. Mein Häuschen grenzte auch nur zu einer Seite an ein anderes Haus an, es war also beinahe frei stehend und ich hatte einen kleinen Garten hintendran. Das Taxi hielt endlich vor meiner Haustür, ich schluckte den hohen Preis kommentarlos herunter und gab dem Fahrer dennoch ein mehr als großzügiges Trinkgeld, da die Fahrt doch schneller vergangen war als erwartet. Ich schloss die grüne Haustür auf hörte, wie Lulu aus ihrem Körbchen sprang und auf mich zugerannt kam. „Da ist ja mein großes Mädchen!“ Wir begrüßten uns lange und Lulu brauchte einige Minuten, um sich zu beruhigen. Ich lief die drei Stufen hinauf, die in eine offene Wohnküche führten, von dieser Art Plateau gingen geradeaus wieder drei Stufen in den eigentlichen Wohnbereich. Hier standen ein riesiges Sofa und links daneben ein Esstisch für sechs Personen. Keine Ahnung, was ich damit jemals anfangen sollte, Besuch bekam ich maximal von meiner Haushälterin Mrs. Simons. Eine breite Glasfront grenzte an den Garten. Im Obergeschoss gab es nur noch ein Badezimmer und mein Schlafzimmer. Mit einigen räumlichen Tricks hatte ich noch eine kleine Leseecke in den oberen Flur integriert und ein Ankleidezimmer im Schlafzimmer einbauen lassen. Und aus der kleinen Abstellkammer neben der Küche hatte ich mir ein winziges Büro gebastelt, aber ich hatte da schon ewig nicht mehr gearbeitet. Tja, das war es im Grunde auch. Für mich vollkommen ausreichend und mir persönlich würde auch ein Zimmer genügen. Was brauchte ich schon an Platz für mich allein? Ich zog mir die lästigen Businessklamotten aus und ging schnell unter die Dusche. Ein anschließender Blick in den Kühlschrank bestätigte mir, was ich bereits geahnt hatte, ich musste dringend mal wieder einkaufen gehen. Ich seufzte enttäuscht und trank den noch offenen Orangensaft aus. Früher konnte ich essen, als gäbe es keinen Morgen mehr, was man mir schlussendlich auch angesehen hatte, aber seit meiner Therapie war Essen für mich nebensächlich geworden. Ich ging müde und abgekämpft ins Bett. Nachdem Lulu sich wie immer in meine Kniebeuge gekuschelt hatte, war ich sofort eingeschlafen.