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Die Ausrüstung

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Kaufen Sie sich von Anfang an das Teuerste, was es auf dem Markt gibt. Es lohnt sich. Nicht weil Sie dann zwangsweise besser spielen, sondern weil diese Equipment-Dominanz ein gewisses Hochgefühl hervorruft, das auch anhält, wenn der Ball in die Büsche fliegt.

Leisten Sie sich möglichst auffällige, bunte Hightech-Klamotten und schmalkrempige Designer-Strohhütchen. Und ein schweineteures, weil mundgeschmiedetes Schlägerset aus dem Land der aufgehenden Sonne. Am besten Blades mit winzigen Köpfen, falls Ihnen das etwas sagt.

Vergleicht man Golf mit anderen Sportarten, wird man kaum eine finden, bei der das Material a) so bedeutend und b) für alle Beteiligten so gut sichtbar ist. Beim Tennis zum Beispiel können Sie ein noch so teures Racket haben, Ihre Gegner sehen es höchstens dann aus der Nähe, wenn es Ihnen aus Versehen aus der Hand flitzt und übers Netz rauscht. Vor dem Spiel steckt Ihr Sportgerät in einer Tasche, und dort verschwindet es nach dem letzten Ballwechsel auch wieder fein säuberlich. Oder nehmen wir Ihre überrissen teuren Skier. Die nehmen Sie vom Dach Ihres Autos, steigen rein, und ab gehts zum Tiefschneetauchen. Okay, vielleicht quetschen Sie sich mal in eine überfüllte Gondel. Dann hat Ihr Gegenüber wenigstens die Chance, während zwölf Minuten Ihre Skispitzen an der Nasenwurzel zu spüren und den Speedwachs zu schnuppern, der aus Ihren Rennlatten wahre Raketen macht. Aber das wars dann auch schon. Nein, dass die teuren Gerätschaften während Stunden so prominent präsentiert werden und aus nächster Nähe zu bestaunen sind, das gibts wirklich nirgends. Vor diesem Hintergrund steigt die Bedeutung der Schläger, die Sie mit sich führen, im Quadrat. Es geht nicht nur ums Wohlfühlen, sondern auch ums Imponieren, ums Markieren. Oder militärisch gesprochen: um Dissuasion!

Am sichersten ist es, wenn Sie bereits am Abschlag die Weichen in die richtige Richtung stellen und auf eine schlagkräftige Waffe setzen, die in der Außenwirkung sofort dokumentiert, dass Sie ein echter Mann sind. Ich empfehle an dieser Stelle einen Driver mit einem Loft von maximal acht Grad. Mit dem werden Sie die Bälle erfreulicherweise nie in die Luft kriegen, aber das gilt ja vermutlich auch für alle anderen Driver, die Sie ohne professionellen Beistand kaum je in den Griff bekommen werden. Also gib ihm! Und denken Sie doch einfach auch mal daran, dass die Golfschläger enorm viel über deren Besitzer aussagen.

Gerade für High-Handicapper, die etwas für ihr Ego tun wollen, empfehlen sich schön schwere Stahlschäfte, so um die 330 Gramm das Stück. Möglichst bolzenhart, weil extra-stiff. Je steifer, desto besser, dann haben Sie auch gleich ein anständiges Feedback in den Fingern, wenn Sie den Ball nicht richtig treffen. Also immer. Merke: Wenn es sich so anfühlt, als ob Sie einen elektrischen Schlag abbekommen hätten, haben Sie alles richtig gemacht. Die 230-Volt-Schocktherapie, die Sie übrigens bei niedrigen Außentemperaturen potenziert genießen können, hat sich gewaschen und wirkt enorm stimulierend. Viel spektakulärer als eine öde, gute Runde.

Apropos spektakulär: Haben Sie schon mal was vom guten alten Sam Snead gehört? Der Kollege lebte von 1912 bis 2002 und war und bleibt einer der größten Golfer aller Zeiten. Siebenfacher Major-Sieger und so. Sam »Slamin« Snead gewann im Verlauf seiner Karriere 82 Turniere auf der PGA Tour und 70 weitere weltweit. Seine fantastische Laufbahn begann er – wie so manche der alten Größen – als Caddie auf einem Golfplatz. Falls Sie es nicht lassen können und doch ins verschärfte Training einsteigen wollen: Snead nutzte alte Tomaten-Konservendosen als Löcher und allerlei Stöcke aus der durchaus üppigen Waldlandschaft in Virginia als Schläger.

Mit 62 Jahren wurde Sam Snead – mit nur drei Schlägen Rückstand auf den Sieger – spektakulärer Dritter der PGA Championship. Meistens trug er einen kecken Strohhut (eben doch!). Und manchmal spielte er Turniere sogar barfuß. Das konnte er sich leisten, er hatte seine Schläger im Griff. Seine Persimmon-Hölzer und die bocksteifen Blades. Geräte, mit denen heute niemand mehr spielen würde, weil sie geradezu brüllend veraltet und ungeeignet sind. Immerhin spielte er 1984, also mit 72, auf dem Platz von »The Homestead« mit exakt diesen ollen Gurken eine Sechziger-Runde.

Und was lernen wir daraus? Nichts. Oder vielleicht, dass er, hätte er mit heutigem Material gespielt, wahrscheinlich laufend unter sechzig gescorend hätte, was auf eine Form von Talent schließen lässt, auf die Sie erst einmal nicht hoffen sollten. Deshalb bietet es sich an, sich eher an der leicht auffälligen Außendarstellung von Snead zu orientieren, um im Low-Profile-Golfalltag von unsereins zumindest optisch herauszustechen.

So zum Beispiel wie Nordkoreas verstorbener Machthaber Kim Jong Il, der zwar eher selten zum Golfen kam, laut offizieller Propaganda aber dennoch nicht nur der schönste, sondern auch der beste Golfer der Welt war. Für einen Achtzehn-Loch-Kurs soll er nämlich bloß 38 Schläge gebraucht und während der Runde obendrein fünfmal ein Hole-in-one geschossen haben. Chapeau!

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