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Die Lieblingsdistanz

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Welches ist eigentlich Ihre Lieblingsdistanz? Hundertachtzig Meter? Bei welcher Entfernung zur Fahne fühlen Sie sich am sichersten? Bei hundertachtzig Metern? Angeber! Nein, jetzt mal im Ernst: bei hundertzehn oder hundert Metern? Bei sechzig oder vierzig? Das war natürlich eine Fangfrage, denn wer mit Lieblingsdistanzen operiert, versucht den Ball im Spiel zu halten, und wer das anstrebt, will ihn »in regulation« auf dem Grün landen lassen.

Aber exakt das wollen Sie ja vermeiden. Sie wollen vor allem die Natur genießen, die Gegend erkunden, auf benachbarten Fairways freundliche Menschen kennen lernen, Pilze und Beeren sammeln und möglichst viele Schläge machen und den Ausflug im Kreise von Freunden und mit einem Getränk nach Wahl begießen. Und Sie haben recht. Tatsächlich ist es ja eine kolossale Schnapsidee, die wirklich nur aus Schottland kommen kann, unbescholtenen Bürgern die Freizeit mit einem grotesk komplizierten Konzept zu vermiesen, dessen Endziel ein Zustand der Perfektion ist.

Wobei nicht einmal ganz sicher ist, dass das Golfspiel von schottischen Männern in Röcken erfunden wurde. Schon die alten Ägypter, die Römer und die Japaner, ja sogar die Koreaner – um 1400, vermutlich Kim Jong Il – sollen mit Ball und Schlägern rumhantiert haben. Die Chinesen gar schon ab 1000 – damals hieß das Spiel noch Gorf (!), aber weil das kein Schinese aussplechen konnte, wurde aus dem R der Einfachheit halber ein L.

Erst im 15. Jahrhundert tauchte Golf in Schottland auf und sorgte auf Anhieb für ziemlich viel Diskussionsstoff im Parlament. Dokumentiert ist, dass König James II. (ein Nichtgolfer) im Jahre 1457 das Spiel verbieten ließ, weil es ihn wahnsinnig nervte, dass seine Soldaten, statt mit Pfeil und Bogen zu üben, ein weißes Bäläli durch die Gegend schossen.

Knapp fünfzig Jahre später kam erfreulicherweise die Wende, als Schottland und England beschlossen, sich nicht mehr auf die Mütze zu geben. Das Säbelrasseln war gegessen, dem Golfspiel stand nichts mehr im Wege – und siehe da, auf dem Latrinenweg sickerte durch, dass der regierende King James IV. (nicht der II.) himself ein leidenschaftlicher Golfer war! Eine Rechnung über für ihn angefertigte Golfschläger tauchte im offiziellen Etat des Hofes auf und wurde prompt von einem Whistleblower an die Medien gewhistleblowt. Dumm gelaufen.

Der erste bürgerliche Golfer soll übrigens 1527 ein gewisser Sir Robert Maule gewesen sein. In St. Andrews begann man offiziell 1552 die Schläger zu schwingen, und ein Jahr später erließ der Erzbischof sogar ein Dekret, das der lokalen Bevölkerung das Spiel auf den Links gestattete. Maria Stuart, die Königin von Schottland (und zufolge der Heirat mit Franz II. auch Königin von Frankreich), exportierte den Sport zu den Franzosen.

Aus dem Jahre 1567 wird überliefert, dass die Single-Handicapperin unmittelbar nach der Ermordung ihres zweiten Gatten durch (ihr wohl nicht ganz unbekannte) Komplottisten munter auf den Golfplatz ging, wofür sie vor allem von den Nichtgolfern massiv kritisiert worden sein soll – was kein Golfer verstehen kann.

Historisch unklar ist, wo die Wohlfühldistanz von Maria Stuart lag, ja ob sie überhaupt eine solche hatte. Tatsache ist, dass Sie sich auf das Konzept der Lieblingslänge nicht einlassen sollten. Schon deshalb nicht, weil Sie Ihr Vorhaben, möglichst viele Schläge zu machen, gehörig vermasseln würden. Das können Sie gut überprüfen, wenn Sie sich die Übertragungen von den Profiturnieren der PGA Tour anschauen.

Für Kaymer und Co. ist die Wohlfühldistanz ein wichtiger Teil ihrer Strategie. Nicht so weit, sondern so präzise wie möglich zu spielen, lautet ihre Devise. Darum reizen die Kollegen eher selten ihre ganze Schlaggewalt aus, sondern spielen den Ball auch einmal mit einem kleineren Eisen ein Stückchen kürzer. Und zwar auf eine Distanz, die ihnen gut liegt. Von wo aus sie den Ball mit dem nächsten Schlag dicht an die Fahne ran kriegen können.

Die Wohlfühldistanzen der einzelnen Pros sind übrigens ganz unterschiedlich. Und selbstverständlich haben sie nicht nur eine, sondern mehrere. Die meisten guten Klubspieler schießen sich zum Beispiel auf eine Pitching-Distanz von hundert Metern ein, versuchen also, wenn immer möglich in der Nähe des Hunderterpfostens zu landen. Darum üben sie auf der Driving Range auch immer und immer und immer wieder diese Schläge. Und obendrauf noch die Annäherungen von sechzig, vierzig oder zwanzig Metern. Öde. Ermüdend. Lassen Sie sich niemals auf solche Späßchen ein. Sie haben ja einen anständigen Beruf und eine intakte Beziehung und wollen sich nicht mit einer Strategie über den Platz tigerwoodsen, die all diese Dinge aufs Spiel setzt.

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