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Der Stromboli-Effekt

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Frieda Muggli, 93 Kilogramm Lebendgewicht (relativ mittig auf 161 Zentimeter Körperlänge verteilt), klebt am Lochrand, hält die Fahnenstange und wartet freudig darauf, dass ihr Mann den Drei-Meter-Putt zum Bogey einlocht. Wäre sie eine Ballerina aus der Ballettkompanie der Dresdener Semperoper, wäre alles kein Problem. Frau Muggli hat andere Qualitäten: Sie verantwortet mit ihrer stämmigen Fahnenbedienung den Stromboli-Effekt, der wesentlich dazu beiträgt, dass wir die Zahl der Dreiputts lockerflockig nach oben schrauben können.

Menschen wie die Mugglis sind es, die dafür verantwortlich sind, dass sich um die Löcher auf den Grüns Krater bilden, die jeden langsamen Putt kurz vor dem Fallen ausbrechen lassen. Klar erkennt der Profi bei genauer Inspektion, dass das Loch wie ein Vulkan aussieht – puttet er aber zu positiv und verzieht den Schlag nur um ein µ (physikalisch: das Müh, eine im Golf vergleichsweise verbreitete Einheit), dann isser halt weg. Und wenn er zu vorsichtig ans Werk geht, dann gerät der Ball an den Stromboli-Kraterrand und geniert sich erst recht am Loch vorbei.

Vermutlich ganz unbewusst macht Frau Muggli das einzig Richtige, um all jenen zu helfen, die ihr Handicap auf keinen Fall spielen können möchten. Jenen also, die die Fairways nur vom Hörensagen her kennen, weil sie dauernd irgendwo im Kakao rumturnen. Golfer, die sich Schlag um Schlag aus dem Semi-Rough, aus Wasserhindernissen und absurden Bunkern heraus aufs Grün arbeiteten, werden vor Freude ausflippen, wenn die Putts nach dem ganzen heiteren Scrambeln kurz vor dem Loch wegstrombolieren. Trampeltieren Sie also bitte weiter übers Grün, stehen Sie gopferteli möglichst nahe am Lochrand, und halten Sie die Fahnenstange dicht am Körper, Frau Muggli – es hilft!

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