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4. Als Jesus sich die Taufe erklären ließ

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Der ungewöhnlich aussehende Prophet stand im Fluss und machte das, was er am liebsten tat: Er taufte Menschen, die sich ihrer Schuld bewusst waren und die sich danach sehnten, den Dreck ihrer Verfehlungen loszuwerden. Am Ufer des Jordans wartete eine lange Schlange potenzieller Täuflinge, denn Johannes war vorher erfolgreich seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung nachgegangen. „Den Menschen kann nur geholfen werden, wenn sie sich dem Dreck ihres Tuns bewusst werden!“, war er sicher. Also hatte er gebrüllt, ihnen ins Gewissen geredet, und jetzt standen sie vor ihm, und er taufte sie, sprach ihnen Vergebung zu und wusch sie symbolisch von ihrer Sünde rein.

Und als er gerade spaßeshalber einen stadtbekannten Sünder extra lange unter Wasser hielt, eine seiner liebsten humoristischen Einlagen, da fuhr er plötzlich erschrocken zusammen, denn er hatte IHN gesehen. Den Mann, wegen dem diese ganze Veranstaltung hier überhaupt stattfand. Der stand da freudestrahlend und sich fröhlich unterhaltend zwischen all den anderen Täuflingen, und nur noch ein paar Momente, dann würde er vor seinem Cousin Johannes stehen.

Und dann kam der Moment, in dem sie sich in die Augen sahen. Jesus lächelte erwartungsvoll, Johannes´ Lächeln war eher verlegen. „Was machst du denn hier?“

„Wonach sieht es aus? Ich würde mich gerne von dir taufen lassen!“

„Aber das macht doch gar keinen Sinn! Du kennst doch die Symbolik der Taufe. Wir taufen als Zeichen, dass Menschen gesäubert werden müssen von ihren Sünden. Die Taufe ist ein Symbol, dass in uns das Verlangen, selber Gott sein zu wollen, ertränkt werden muss und ein neuer, erlöster Mensch aus dem Wasser steigt. Was soll denn das bei dir? Wenn ich mich recht erinnere, bist du der Sohn Gottes, ohne Sünde. Wovon soll ich dich denn rein waschen? Und welchen Sinn macht es, das Verlangen, Gott zu sein, ertränken zu wollen, wenn man selber Gott ist? Und eine neue Kreatur sollst du doch garantiert auch nicht werden!“

„Danke Johannes, du kennst dich wirklich aus mit der Taufsymbolik. Man nennt dich zu Recht den Täufer! Ich hab nur dieses Gefühl, es wäre trotzdem richtig, hier mitzumachen!“

„Aber was hast du denn mit uns schmutzigen Charakteren zu tun? Guck dich doch mal um, wen ich hier unter Wasser halte!“ Und dann überkam Johannes sein schlechtes Gewissen. „Und um ganz ehrlich zu sein, weiß ich auch gar nicht, welche Berechtigung ich haben soll, anderen zu sagen, dass sie Vergebung brauchen. Da ist bei mir so viel Fassade!“ Und dann fiel Johannes vor Jesus auf die Knie. „Kannst du bitte mich taufen? Ich brauche Vergebung!“

Als Jesus diese Worte auf sich wirken ließ, schaute er sich um, und er konnte den Menschen dort am Fluss in die Herzen sehen. Da war tatsächlich eine Menge Dunkelheit, Egoismus, sogar falsche Motive, sich taufen lassen. Und als Jesus die Worte des Propheten Revue passieren ließ („Denk an die Symbolik! Welchen Sinn macht es, einen ohne Sünde rein zu waschen?“), da fasste der Sohn Gottes einen Entschluss.

„Es ist gut, dass ich nicht so bin wie diese Leute! Die brauchen wirklich einen, der besser ist, reiner, weiser, anders! Weit weg von all dem Schmutz!“

Und in dem Moment beugte er sich herunter zu Johannes. „Du hast Recht!“, sagte Jesus, und tauchte ihn für eine scheinbar extra lange Zeit in das Wasser des Jordans!

(Die Originalgeschichte findest du in Matthäus 3,1-17.)

KOMMENTAR

Warum hat Jesus sich taufen lassen, wenn das Symbol nicht passt? Drei Beispiele, die uns einer Antwort näher bringen:

Als ich eines schönen Morgens in meinem Lieblingscafé an der Sunshine Coast in Kanada saß, konnte ich beobachten, wie am Nebentisch ein Pastor einem seiner Gemeindemitglieder die Bibel erklärte. „Discipleshiptraining“ nennt man das dort. Während dieser Lektion fiel mir auf, wie der Pastor körperlich immer größer zu werden schien in seinem Sessel und der Schüler immer mehr in sich zusammensackte. Der eine war die reinste Quelle der Weisheit, während der andere gar nichts zu bieten hatte, außer seiner vollen Aufmerksamkeit und seiner Verehrung für den weisen Lehrer.

Ist das die Art von Beziehung, die Jesus sich mit uns wünscht?

Während ich dies schreibe, sitzt ein Freund von mir im Gefängnis, weil er in eine Messerstecherei verwickelt war. Die Motive sind nach außen hin noch nicht ganz klar, aber mein Freund, ein Ausländer, weiß, dass er große Schuld auf sich geladen hat. Es gibt nicht wenige gute Bürger und Christen in unserer Stadt, die jetzt Sätze bringen, die mit „Ich wusste ja gleich das man denen nicht trauen kann …“, oder „Ich würde ja nie …“ beginnen.

Würde Jesus, der selber nie gesündigt hat, solche Sätze gebrauchen? Warum nicht? Was glaubst du? Würde Jesus eher kluge Reden halten oder einfach neben meinem Freund im Knast sitzen und mit ihm weinen?

Einige der schlechtesten Lehrer, die ich hatte, waren die super intelligenten, die nicht verstehen konnten, dass ich doofer Schüler ihren total einfachen Schulstoff nicht begreifen konnte. Einige der besten Lehrer waren diejenigen, die es selber nicht immer leicht hatten in ihrer Schülerlaufbahn. Die hatten in der Regel Verständnis für einen wie mich!

Kann es sein, dass es Jesus wichtiger war, mich zu verstehen, um mich zu belehren, als mich zu belehren, damit ich alles verstehe?

Warum hat Jesus sich taufen lassen? Weil er sich mit mir identifizieren möchte, mit meinem Freund im Knast, der sich schämt, weil er das Leben nicht hinbekommt. Und genau so beginnt auch die Bergpredigt. Gott will gerade dich in seinem Team. Keiner ist zu klein, doof, schlecht, ungebildet. Gott will mit dir zusammen die Welt verändern.


Zum Nachdenken

Es ist sicher gut, Jesus nachzufolgen und seinem Beispiel zu folgen. Aber was hältst du von der Idee, dass sein größter Wunsch es ist, neben dir durchs Leben zu gehen und diese Welt mit dir zu verändern? (Johannes 15,15).

Selig sind die Trottel!

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