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6. Die perfekte Punktzahl

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(Diese Geschichte soll tatsächlich passiert sein, und zwar an einer kanadischen Universität.)

Eigentlich ist sie seine beste Studentin. Sie ist intelligent, studiert fleißiger als alle anderen, und was sie anpackt, gelingt ihr. Nur eine Sache nervt! Sie hat sehr wenig Selbstvertrauen, hat große Angst, einen Fehler zu machen, und mit ihrer Unsicherheit treibt sie sich selbst und alle anderen in den Wahnsinn. Dieser ständige Druck, nicht versagen zu dürfen, macht sie kaputt. Kein Lob, keine ermutigenden Worte ihres Professors oder eines Mitstudenten können sie beruhigen. Und so nett sie auch ist, ist ihr Verhalten für jeden Beteiligten – und natürlich besonders für sie selbst – unglaublich anstrengend.

Er ist ein guter, mitfühlender Professor, und will ihr helfen, das Semester zu überstehen, ohne in der Psychiatrie zu landen. Als sie gleich zu Beginn der Vorlesungen wieder einmal vor ihm steht, mit all den Dingen, die sie unbedingt noch einmal ganz genau geklärt haben möchte, macht er ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag:

„Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, das ich so noch nie gemacht habe und wohl auch nie wieder jemandem machen werde. Ganz ehrlich: Ich weiß, dass Sie der Stoff interessiert. Ich weiß, dass Sie gut lernen werden. Und ich weiß um Ihr Fachwissen und Ihre Intelligenz. Deshalb mein Angebot: Ich werde Ihnen schon jetzt für dieses Semester die perfekte Punktzahl geben. Sie werden am Ende eine glatte Eins bekommen, ganz egal, was passiert. Ich wünsche mir einfach nur, dass Sie wenigstens einmal mit richtig viel Spaß ein Semester genießen können!“

Und so sollte es dann auch kommen. Noch nie war sie so entspannt in die Vorlesungen gegangen. Endlich mal keine schlaflosen Nächte, keine Alpträume, keine ständige Unruhe. Und die perfekte Punktzahl, die hätte sie am Ende natürlich auch ohne das großzügige Angebot ihres Professors bekommen.

KOMMENTAR

Kann so etwas funktionieren? Was ist denn mit denen, die solch ein Angebot eiskalt ausnutzen? Ich hatte in der Oberstufe mal einen Lehrer, bei dem wir wussten, dass wir uns am Ende des Jahres die Note mehr oder weniger aussuchen durften. Die meisten von uns – und ich war einer davon – konnten mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit ein paar Kumpels regelmäßig die Klasse zum Tischtennisspielen verlassen habe. War ja egal, denn die Note würde stimmen.

Richtig gelernt haben wir natürlich nichts, was wir sehr schmerzlich im nächsten Schuljahr gemerkt haben, als unser gutmütiger Lehrer durch einen strengen Kollegen, einen richtig „harten Hund“, ersetzt wurde. Spätesten da haben wir gemerkt, dass wir das Jahr nur sinnlos vertrödelt hatten.


Zum Nachdenken

Kann das, was Jesus gemacht hat, überhaupt funktionieren? Leute einzuladen und den Himmel zu versprechen, bevor sie auch nur irgendetwas geleistet haben?

Macht uns Gnade wirklich besser, wie in der Geschichte, oder macht sie uns schlechter?

Selig sind die Trottel!

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