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2. Die verlorene Tochter

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(Frei nach Phillip Yancey)

Sie wächst auf einer Farm in den konservativen Teilen der USA auf. Viele finden es traumhaft, aber sie kann nur wenig anfangen mit dem konservativen und religiösen Lebensstil ihrer Eltern. Die wiederum haben wenig übrig für ihre Musik, ihre Klamotten, und für den Ring durch ihre Nase schon gar nicht!

Und eines Abends fallen, ach was, fliegen Worte, die man sich nicht sagen sollte. Die richtig wehtun! Sie brüllt ihren Vater an: „Ich hasse dich!“ Es sind ihre letzten Worte zu ihm, denn dann knallt sie die Tür zu und am nächsten Tag ist sie weg. In eine Großstadt, so weit weg von zu Hause wie möglich!

Dort lernt sie einen Mann kennen, den sie bald „Boss“ nennen wird, und der das größte Auto fährt, in dem sie je gesessen hat. Der „Boss“ ist freundlich zu ihr, lädt sie häufig zum Essen ein. Bald besorgt er ihr Pillen, von denen man ein richtig gutes Gefühl bekommt – genau das, was sie braucht! Und dann bringt er ihr bei, worauf Männer stehen. Jetzt verbringt sie viel Zeit in richtig reichen Kreisen! Sie ist das „Partygirl“!

Doch dann wird sie krank und versteht gar nicht, wie schnell der „Boss“ sie fallen lässt. Jetzt kann er sie nicht mehr brauchen! Er setzt sie eines Nachts auf die Straße, und sie überlebt nur, indem sie das macht, was sie gelernt hat. Aber ihre Kunden sind nicht mehr reich, sondern ziemlich brutal und nutzen ihre Situation auf krasse Weise aus!

Als sie blass und krank versucht, unter einer Brücke zu schlafen, da fühlt sie sich schon lange nicht mehr wie ein „Partygirl“, sondern wie ein hilfloses, kleines Mädchen! Sie hat Angst und vermisst ihre Familie, in der selbst der Hund besser behandelt wird als sie.

Irgendwann fasst sie all ihren Mut zusammen und ruft zu Hause an. Als sie nur den Anrufbeantworter bekommt, legt sie schnell wieder auf. Sie probiert es noch mal. Aber wieder: nur der Anrufbeantworter. Beim dritten Mal hinterlässt sie eine Nachricht. „Ich werde mit dem Bus morgen gegen Mitternacht bei euch auf dem ZOB sein. Falls ihr mich sehen wollt, könnt ihr mich ja abholen … falls nicht, fahre ich einfach weiter!“

Am nächsten Abend sitzt sie im Bus und weiß nicht, was sie erwarten soll. „Haben die meine Nachricht überhaupt erhalten?“ Sie schaut auf die Nadelstiche in ihrem Arm. „Wollen die mich überhaupt so sehen?“

Der Bus hält gegen Mitternacht auf dem ZOB ihrer Heimatstadt. Die Ansage kommt: „Bitte alle rechtzeitig wieder im Bus erscheinen, wir haben genau 15 Minuten Aufenthalt, dann geht es sofort weiter!“ 15 Minuten, die entscheiden, wie der Rest ihres Lebens verlaufen wird. Wollen die mich überhaupt? Wird jemand da sein?

Als sie in die dunkle, dreckige Wartehalle geht, stehen da ungefähr vierzig Leute. Onkel, Tanten, Opas, Omas, Cousinen, der Hund. Alle mit komischen Partyhüten, und hinter ihnen hängt ein riesiges, selbstgemaltes Poster: „Willkommen zu Hause!“ Ganz vorn ihre Eltern, mit tränenverschmierten Gesichtern! Und alle strahlen sie an, als ob sie gerade die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hätte!

Und dann liegt sie in den Armen ihres Papas, dem sie gesagt hatte, wie sehr sie ihn hasst. Jetzt weint sie. „Es war alles meine Schuld!“ Aber er sagt nur: „Alles ist gut!“ Genau wie er es schon getan hat, wenn sie als kleines Mädchen Angst gehabt hatte!

KOMMENTAR

Eine 14-Jährige schreibt: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in einem Gemälde lebe – als ob all diese falschen Emotionen und verrückten Farbstriche ein total irres Bild von mir malen. Das macht mich fast wahnsinnig, denn dieses Bild von mir, das bin ich nicht! Ich habe das Gefühl, nicht einmal meine beste Freundin, der ich alles erzähle, oder mein Freund, den ich wirklich sehr mag, wissen, wer ich in Wirklichkeit bin. Am liebsten würde ich all diese Verletzungen, komischen Farben und falschen Emotionen einfach wegwischen. Ich will sauber sein, sauber von all diesen vorgetäuschten Dingen, die mich nur scheinbar ausmachen. Aber die Angst, dann abgelehnt zu werden, ist immer größer, immer stärker als meine Sehnsucht nach Veränderung! Jeden Tag lebe ich für andere, nicht für mich selber. Ich kann mich nie ausruhen. Ich muss die ,Fashion Queen’ sein, oder die ,gute Schülerin’ oder die ,Tussi’ vom besten Fußballer. Nie kann ich ich selber sein … sogar der Gang durch die Schule ist ein endloses Theaterstück. Versteht mich nicht falsch! Ich mag meine Freunde, und meinen Freund, und sogar die Schule … manchmal wenigstens… aber manchmal … wäre ich so gerne einfach nur ICH!“


Zum Nachdenken

Was musst du tun um dazuzugehören? Wie weit würdest du gehen?

Bei welchen Personen bist du sicher, dass sie auf jeden Fall auf deiner Seite sind? Egal, was kommt?

Selig sind die Trottel!

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