Читать книгу Sündenrächer - Frank Esser - Страница 13

Оглавление

Kapitel 9

Einige Stunden später hatten Hansen und Riedmann erst einmal die Nase gestrichen voll von der Aktendurchsicht. Die Unterlagen reichten zurück bis in die siebziger Jahre und waren mit größter Akribie geführt. Die sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit war also ganz offensichtlich auch eine der wenigen Tugenden, die Ost- und Westdeutschland gemeinsam hatten. Das Aufgabengebiet des K1 der Volkspolizei war viel umfangreicher, als Hansen gedacht hatte. Zwar hatte Riedmann bereits vorab ein kurzes Dossier dazu erstellt. Aber was sich jetzt zeigte, war, dass Neumann und seine Abteilung fast überall ihre Finger im Spiel gehabt hatten, wenn es um Straftaten in und um Dresden herum ging. Es gab ganz offenbar keine klassische Trennung der Zuständigkeitsbereiche, so wie Hansen das aus den alten Bundesländern kannte. Bis zum Mittag hatten die beiden Ermittler gerade einmal gut die Hälfte des vorliegenden Aktenmaterials gesichtet. Das Schlimmste daran war, dass sie trotzdem bisher keinen Schritt weitergekommen waren. Weder Hansen noch Riedmann hatten verwertbare Hinweise auf ein mögliches Rachemotiv gefunden. Gegen dreizehn Uhr dreißig beschlossen die beiden Ermittler, eine Pause einzulegen und in die Kantine zu gehen. Riedmann bestellte den Kantinenklassiker Fritten mit Currywurst und trank dazu ein Glas Cola. Hansen orderte das Tagesmenü Spaghetti Bolognese und genehmigte sich ein alkoholfreies Bier. Beide Ermittler aßen schweigend. Sie wirkten angespannt und müde. Nachdem Hansen sein Essen beendet hatte, Riedmann war wie üblich schon längst fertig, widmeten sie sich wieder ihren Akten. Der Hauptkommissar schätzte, dass sie damit noch bis zum Mittag des nächsten Tages beschäftigt sein würden. Und mit der Überprüfung der DVD hatten sie bis dato nicht einmal angefangen. Der Gedanke daran ließ Hansen laut aufseufzen. Immerhin hatten sie anhand der vorliegenden Akten bis zum Nachmittag eine Namensliste ehemaliger Kollegen von Neumann aus der Zeit vor dem Mauerfall zusammengestellt. Riedmann schickte die Liste per Mail an die Ermittler in Dresden, mit der Bitte herauszufinden, wer von den aufgeführten Personen noch lebte. Hansen zog in Erwägung, auch diese Leute zu Neumanns Vergangenheit zu befragen, wenn sie mit den Ermittlungen in Aachen nicht weiterkamen. Außerdem wollten sie diese Namen später noch mit den Kontaktdaten aus dem Handy des ermordeten Mannes vergleichen. Die Auswertung des Handys war mittlerweile ergebnislos beendet, wie Laura Decker Hansen zwischenzeitlich mitgeteilt hatte. Bis auf die Telefonnummern seines Arbeitgebers, einiger Kollegen, seines Hausarztes und zweier Personen, von denen man noch nicht wusste, in welchem Verhältnis sie zum Opfer standen, waren keine Nummern gespeichert oder in den Anruflisten. Aber wenigstens war jetzt klar, mit wem das Mordopfer in Kontakt gestanden hatte. In einer zweiten Liste wollten die Ermittler die Personen erfassen, die ein Motiv für späte Rache gehabt haben könnten. Aber wie schon vor der Mittagspause zeichnete sich im weiteren Verlauf der Recherchen ab, dass hierfür kaum jemand infrage kam. Bis zum späten Abend hatten sie gerade einmal zwei Namen in die Liste »potenzielle Tatverdächtige« aufgenommen. Bei beiden Männern handelte es sich um jeweils des Mordes überführte Täter, die laut psychologischem Gutachten ein immenses Gewaltpotenzial besaßen. Aber diese Überprüfung wollten sie auf den morgigen Tag verschieben. Müde und kaum noch fähig, sich nach stundenlangem Lesen der Akten zu konzentrieren, beendeten Hansen und Riedmann gegen neunzehn Uhr ihre Arbeit und machten Feierabend.

Sündenrächer

Подняться наверх