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ОглавлениеKapitel 10
Mittwoch, 20. September 2017
Der neue Ermittlungstag begann mit einer Frühbesprechung. Neben Hansen hatten sich Riedmann, Beck und Marquardt im Besprechungsraum eingefunden. Auch Laura Decker nahm teil.
»Wer möchte anfangen?«, fragte der Leiter der Mordkommission in die Runde.
»Wenn es den Herren recht ist, würde ich das gerne tun«, ergriff die Leiterin der KTU sogleich das Wort. Sie trug sehr zu Hansens Freude ein Led Zeppelin T-Shirt, auch er mochte die Musik der Altrocker. »Ich habe nämlich nicht viel Zeit«, schob sie hinterher.
»Ich mag Frauen, die die Initiative ergreifen«, meinte Marquardt, der sich geradewegs einen tadelnden Blick seines Chefs einfing.
»Och herm, Jens. Mir war nicht klar, dass du es so nötig hast. Aber na ja. Lassen wir das. Ich fasse mich kurz. Wir konnten kein weiteres Handy lokalisieren, das zum vermuteten Tatzeitpunkt im Haus oder der unmittelbaren Nähe eingeloggt war. Sieht man einmal von den direkten Nachbarn ab. Der Täter hatte entweder kein Handy dabei oder es war nicht eingeschaltet. Die Fasern des Verdächtigen, die wir am Tatort sichergestellt haben, bringen uns wie befürchtet nicht weiter. Sie stammen von kaufhausüblicher Massenware, nicht rückverfolgbar. Und unsere Internetrecherche bezüglich dieses Störungsgerätes, das man zum Ausschalten der Alarmanlage braucht, stockt ein wenig. Die Verkäufer im Internet sind nicht gerade auskunftsfreudig. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht. Und hier muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich das gestern im Eifer des Gefechts vergessen habe zu erwähnen. Mein Team konnte im Garten einen Schuhabdruck sicherstellen, den wir dem Täter zuordnen, da er vom Haus wegführte. Schuhgröße fünfundvierzig. Das Opfer hatte zweiundvierzig. Dem Profil des Abdrucks nach zu urteilen, trug der Täter Turnschuhe. Es handelt sich um einen Sneakerschuh der Marke Adidas, Modell Samba. Und genau da liegt das Problem. Es ist das meistverkaufte Modell. Eine Freundin von mir arbeitet in einem hiesigen Geschäft für Sportartikel. Ich habe sie gebeten zu überprüfen, wie oft der Schuh dieses Jahr bei ihnen im Laden verkauft wurde.«
»Und?«, wollte Hansen wissen.
»Alleine in diesem Geschäft seit Jahresbeginn über dreihundert Mal! Die Spur brauchen wir nicht weiter verfolgen.«
»Immerhin haben wir jetzt mehr oder weniger Gewissheit, dass es sich bei dem Mörder um einen Mann handelt«, meinte Hansen.
»Damit liegst du zwar richtig, allerdings hätte ich das jetzt nicht unbedingt an dem Fußabdruck festmachen wollen. Aber einen Trumpf habe ich mir noch bis zum Schluss aufbewahrt, der auch dieses Rätsel löst. Die Auswertung der Hautpartikel, die wir an der Leiche von Herbert Neumann sichergestellt haben und eindeutig nicht vom Opfer selbst stammen, liegt vor. Und demnach ist diese Person männlich.«
»Gute Arbeit, Laura«, sagte der Chefermittler anerkennend. »Danke. Ich muss dann auch wieder los. Solltet ihr noch irgendwelche Fragen haben, habt ihr ja meine Nummer. Tschüss«, sagte sie und machte sich auf den Weg.
»Wie weit seid ihr gestern noch mit der Überprüfung hinsichtlich des Jammers gekommen, Markus?«, wollte Hansen nun von Beck wissen.
»Wir haben nur zwei Firmen geschafft. Beide verfügten über ein derartiges Gerät, das sie uns auch bereitwillig vorgeführt haben. War ganz interessant. Und zugleich erschreckend zu sehen, wie leicht man eine Alarmanlage damit übertölpeln kann. Die Mitarbeiter konnten uns alle ein Alibi nennen. Wir haben das bereits überprüft. Die Firmeninhaber haben uns versichert, dass sie dieses Werkzeug nicht an Privatpersonen verkaufen würden. Wir machen heute mit unserer Überprüfung in Aachen und Umgebung weiter«, erklärte er.
»Einer der Mitarbeiter hätte so einen Jammer mitnehmen und an andere Personen weitergeben können«, gab Riedmann zu bedenken.
»Die Möglichkeit besteht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das so gelaufen ist. Als wir den Mord erwähnten, gaben sich alle sehr offenherzig«, erwiderte Beck.
»Wenn ich unsere bisherigen Ergebnisse einmal Revue passieren lasse, haben wir nicht viel in der Hand«, meinte Hansen. »Wir gehen davon aus, dass Neumann aus einem bestimmten Grund ermordet wurde und nicht ein willkürliches Opfer eines sadistischen oder räuberischen Mörders ist. Beweisen können wir das im Moment nicht. Genauso wenig wie unsere Vermutung, dass seine Ermordung mit einem Ereignis in der DDR zu tun haben könnte.«
»Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen«, brachte es Riedmann auf den Punkt.
»Also gut. Die Tagesaufgaben sind klar. Markus und Jens kümmern sich weiter um die Überprüfung der Sicherheitsfirmen und wir beide beschäftigen uns wieder mit den Akten«, erklärte Hansen in Richtung seines Partners. Damit war die Frühbesprechung beendet und alle erhoben sich von ihren Sitzen.