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Die Fähigkeiten der Arnica montana

Sowohl innerhalb ihrer großen Korbblütler-Verwandtschaft als auch in ihrer Gattung stellt Arnica montana eine Besonderheit dar. Sie ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig, denn sie vereint sehr eigenwillige Qualitäten, die nur für sie charakteristisch sind.

Es beginnt mit ihrem Verbreitungsgebiet: Was bedeutet es, wenn sich eine Pflanzenart so eindeutig von ihren Verwandten separiert? Nur Arnica montana ist eine wirklich gesamteuropäische Pflanze, von Südeuropa bis nach Skandinavien lebend. Sie wurde von Linné montana genannt, weil sie typischerweise in Mittelgebirgen wächst; sie kann aber auch im Hochgebirge bis in 2800 Meter Höhe gefunden werden. Die viel kleinere Arnica angustifolia (auch als Arnica alpina bezeichnet) wird nur bis 15 Zentimeter groß und wächst in Skandinavien, im nördlichen Russland und auf Spitzbergen, beschränkt sich also auf den Norden Europas. Von den zahlreichen nordamerikanischen Verwandten ist bei uns nur die bereits erwähnte Wiesenarnika, die Arnica chamissonis, bekannt. Ihren Namen bekam sie von dem Arzt und Botaniker Christian Friedrich Lessing (1809–1862), einem Enkel des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, zu Ehren des aus Frankreich geflohenen preußischen Offiziers, Dichters und Weltumseglers Adalbert von Chamisso. In Schweden hat sie sich als Neophyt eingebürgert, in Russland und in Ostdeutschland wird sie seit Längerem angebaut. In Gartenmagazinen wird mit ihrer einfachen Kultivierbarkeit geworben. Ihre Unterart Arnica chamissonis ssp. foliosa ist bis zu 90 Zentimeter groß, reich verzweigt, trägt viele Blätter und zahlreiche gelbe Blütenkörbchen. Sie war von 1984 bis 2000 als Stammpflanze im Arzneibuch ebenfalls zugelassen (WICHTL 2016), um zusätzlich zu Arnica montana »Arnikablüten« für phytotherapeutische Zubereitungen zu liefern (entsprechend der Monographie der Kommission E, der Sachverständigenkommission des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte).

Beim Betrachten von Bildern der amerikanischen Arnikaarten fällt sofort eine Besonderheit von Arnica montana auf. Sie wird für eine Gebirgspflanze erstaunlich lang (30 bis 60 Zentimeter), verzichtet aber weitgehend auf Verzweigungen und Blattmasse. Ihr Thema ist: Zurückhaltung in der oberirdischen Gestalt.

Alle Arnikaarten haben gegenständige Blätter, was bei Korbblütlern selten ist. Typischerweise sind bei diesen vegetativ so kräftigen Pflanzen die Blätter spiralig angeordnet – das ist an einer Sonnenblume schön zu sehen. In der goetheanistischen Naturbetrachtung gilt die Gegenständigkeit von Laubblättern als Zeichen einer blütenhaften Durchdringung, wie beispielsweise bei den Lippenblütlern. An natürlichen Standorten beschränkt sich Arnica montana oberirdisch auf einen aufrechten Stängel und eine Dreiergruppe von Blütenkörbchen: nämlich auf den größeren endständigen Blütenstand sowie zwei kleinere aus den beiden etwas tiefer stehenden Blättern. Erst viel weiter unten, näher am Boden, entspringt in der Regel ein weiteres, größeres Blattpaar.

Arnica montana wächst am liebsten in Mooren, in Heiden, in Silikatmagerrasen und lichten Wäldern, auf feuchten, nährstoff- und kalkarmen, sauren Böden. Von daher liegen die wichtigsten Standorte im kieselhaltigen Urgestein. Sie ist jedoch auch in Kalkgebirgen zu finden, zum Beispiel in den Karawanken, wenn durch starken Niederschlag der Kalk in den obersten Erdschichten ausgewaschen wurde. Sie liebt Stellen mit einer relativ dichten Rohhumusschicht aus abgestorbenem, aber noch nicht vollständig zersetztem Pflanzenmaterial; Stellen, die feucht und ausreichend durchlüftet sind, sich im Sommer gut erwärmen und beim Betreten federnd schwingen. Immer braucht die Arnika in der Erde genügend Feuchtigkeit. Oberirdisch sind ihre Standorte meist stark dem Wind, dem Licht sowie Wärme und Kälte ausgesetzt.

Eine eindrückliche Beschreibung eines Erlebnisses mit der Arnika gibt die Apothekerin Christina Kiehs-Glos. Sie zeltete in den Vogesen am Rande von Arnika-Hochflächen, als Regenfluten und ein Orkan über die Landschaft hereinbrachen: »In der dritten Nacht gab ich auf, flüchtete, das Zelt dem Sturm überlassend, ins Auto, vorbei an Hunderten blühender Arnika. Sie alle tanzten im Wind und schienen das entfesselte Element zu genießen. Keine einzige war geknickt, keine einzige hatte den Kopf verloren« (KIEHS-GLOS 2002, S. 21).

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