Читать книгу Muster für morgen - Frank Westermann - Страница 13
ОглавлениеI was there when they landed on the moon
In a studio in Kentucky in June
I’ve got Kennedy’s brain in a jar
If you knew what I knew
You wouldn’t laugh so hard.
Everything you know is wrong
Chumbawamba - »Everything You Know is Wrong«
6.
DIE UNHEIMLICHE GEFAHR
Die schnell zusammengezimmerten Baracken aus Plastik-Fertigteilen lagen jetzt im prallen Sonnenschein. Die paar Palmen am Strand gaben keinen Schatten mehr. Es schien so, als wäre selbst das Meeresrauschen leiser geworden und die Vögel hätten aufgehört zu krächzen.
Siesta, dachte Major Thosenikos und döste weiter vor sich hin. Was sollte er auch anderes tun? Die Arbeit machte weniger Fortschritte denn je und es brachte ihm auch keine Befriedigung mehr, seine Soldaten in Alarmübungen zum Schwitzen zu bringen.
Heute Morgen war die Patrouille zurückgekehrt – oder besser das, was von ihr übrig geblieben war – die er vor drei Tagen ausgeschickt hatte. Sieben Männer hatten sich in einem Jeep gequetscht und sahen aus, als wären sie vom Teufel gejagt worden. Ihre schwarze Haut hatte eine graue Färbung angenommen. Von dem Stolz auf seine Eliteeinheit der Armee der Südlichen Inseln war nicht viel geblieben.
Den Berichten der Überlebenden war nicht viel zu entnehmen.
Von Überfällen war die Rede, von monströsen Wesen und einer wild gewordenen Natur. Der Rest war unverständliches Gestammel, die Leute waren psychisch aus dem Gleichgewicht gebracht, etwas, das der Major bei diesen Männern nie für möglich gehalten hätte. Er musste sie mit dem nächsten Schiff nach Hause schicken.
Die Lichtung, auf der das Lager errichtet war, hatte sich in letzter Zeit eher verkleinert als vergrößert.
Trotz des massiven Einsatzes von Flammenwerfern und Unkrautvernichtungsmitteln war es nicht gelungen, hinter dem Strand einen nennenswerten Streifen des Dschungels zu roden. Es gab einfach keine Erklärung für das Wuchern der Natur, und der Major hatte seine letzte Hoffnung in die Patrouille gesetzt, etwas Licht in diese mysteriöse Angelegenheit zu bringen.
Doch auch der Tagebuch-Speicher, der gerettet werden konnte, gab nicht viel her. Mit vier Jeeps, einer Menge schwerer Waffen und technischer Gerätschaften waren sie aufgebrochen. Nacheinander ging alles kaputt: die Jeeps blieben im Sumpf stecken oder brachen einfach auseinander, die Waffen versagten auf unerklärliche Weise und die anderen Expeditionsmaterialien verschwanden in der Nacht oder lösten sich vor den Augen der Soldaten auf.
»Greuelmärchen«, schimpfte Major Thosenikos vor sich hin, obwohl er die Tatsachen, die im Tagebuch verzeichnet waren, im Grunde nicht anzweifelte.
Aber wie war so etwas möglich? Die Gegend war vorher gründlich überprüft worden. Die Ergebnisse der Untersuchungen besagten eindeutig, dass sie erstens frei war von Radioaktivität und es zweitens kein menschliches Leben gab. Schon damals hatten sich die Experten den Kopf darüber zerbrochen, wieso hier jegliche Form radioaktiver Strahlung verschwunden war, denn noch vor ein paar Jahren waren hier hohe Werte angemessen worden. Und die Vorfälle hier im Camp waren, wenn überhaupt, nur durch menschliche Einwirkung zu erklären.
Der Major schüttelte den Kopf. Er war doch nicht hier, um Rätsel zu lösen, sondern um ein Gebiet urbar zu machen, das dann als Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen dienen konnte.
Vielleicht war es besser, wenn sich die Politiker diese Zone aus dem Kopf schlagen würden, grübelte er weiter. So werden wir mit den Problemen nicht fertig. Wir können hier schließlich kein Napalm abwerfen, wenn hier Menschen wohnen und Industrieansiedlungen entstehen sollen. Ob sie seine Funkberichte einfach ignorierten? Sonst hätten sie doch irgendwie reagieren müssen. Sie brauchten vor allem mehr und besseres Gerät, um in der Umgebung erst mal alles dem Erdboden gleich machen zu können und zu verhindern, dass dort gleich wieder etwas nachwuchs. Dann hätten sie wenigstens Platz. So wurden sie ja Schritt für Schritt ins Meer gedrängt!
Schwitzend stand er auf und ging zum Getränkeautomaten. Die Kühlaggregate summten unregelmäßig, die rote Uniform klebte ihm am Körper und er verwünschte den Tag, an dem ihm dieses Kommando überstellt worden war.
»Major Thosenikos!« hörte er draußen eine Stimme rufen. »Major Thosenikos!«
»Ja, was ist los?« brüllte er zurück und stellte den Becher auf dem Tisch ab.
Ein stämmiger Leutnant stürzte in seine Bude und wedelte mit einem Stück Papier, »Nachricht vom Hauptquartier«, keuchte er. »Sie schicken uns sofort das ganze angeforderte Material. Sogar noch mehr, als Sie bestellt haben.«
Der Major richtete sich sofort kerzengerade auf. Alle Müdigkeit war von ihm abgefallen.
»Darauf habe ich gewartet. Jetzt werden wir zeigen, wer hier Herr im Haus ist.«