Читать книгу Muster für morgen - Frank Westermann - Страница 8

2. DIE ERDE

Оглавление

Mein mulmiges Gefühl verstärkte sich, je näher wir der Erde kamen. Sonnenfeuer hatte sich mit Kopfschmerzen zurückgezogen, Kortanor und Sucherin saßen abwartend neben mir. Lucky ging unruhig hinter uns auf und ab.

Ich hatte die Steuerung der CHANGE an Kortanor abgegeben, weil ich mich mit dem Flug innerhalb eines Sonnensystems nicht auskannte. Seine Nackenhaare hatten sich aufgerichtet, ein Zeichen für Anspannung bei dem Tromaden.

Die Überraschungen ließen auch nicht lange auf sich warten. Ich wäre auch fast etwas erstaunt gewesen, wenn sie sich nicht eingestellt hätten.

Es begann damit, dass Lucky auf einen kleinen Bildschirm zeigte, vor dem er gerade stand.

»Merkwürdig«, wandte er sich an uns, »ich empfange hier eine Ortungsanzeige.«

»Was soll das denn sein?« fragte ich zurück. »Wahrscheinlich doch ein Asteroid oder so etwas.«

»Ach, Quatsch! Das wäre ja nichts Besonderes. Nein, es handelt sich ganz eindeutig um ein Raumfahrzeug, wenn ich auch kaum Anzeichen von Antriebsenergie empfange.«

»Ich denke, eure Staaten verfügen nicht über Raumschiffe«, warf Kortanor ein.

»Das habe ich auch gedacht«, gab ich zurück. »Aber neun Jahre können eine Menge ändern.«

»Aber so schnell lassen sich doch keine interplanetaren Raumschiffe erfinden und bauen«, bezweifelte Lucky. »Ich habe den Kurs zurückverfolgt. Das Schiff kommt eindeutig vom Mars!«

»Wahrscheinlich haben sie uns ebenfalls schon auf den Sichtschirmen«, bemerkte Sucherin.

»Scheiße! Das wirft unsere ganzen Pläne über den Haufen.« Ich schlug mit der Faust auf das Pult. »Schließlich wollten wir heimlich landen.«

Wir näherten uns weiter der Flugbahn des anderen Raumschiffes. Jetzt war es unmöglich, noch Versteck zu spielen. Ich dachte kurz an ein außerirdisches Schiff, aber das war doch etwas unwahrscheinlich.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Kortanor, »aber damit habe ich nicht gerechnet.«

Natürlich war es nicht seine Schuld. Er hatte falsche Informationen von uns bekommen.

Kurz darauf trafen die ersten Funksignale ein.

»Sollen wir uns melden?« fragte Lucky.

»Es hat wohl keinen Zweck, noch etwas zu verheimlichen«, meinte Sucherin und sah mich an.

»Na gut.«

Ich erhielt auch Luckys und Kortanors Zustimmung und aktivierte das Bildfunkgerät. Auf dem Schirm zeigte sich das verwaschene Konterfei eines stoppelbärtigen älteren Typs.

«... melden Sie sich. Geben Sie Flugziel und Besatzung an. Die Regierung ist bereits informiert. Sie haben keine Chance, hier unbemerkt durchzukommen!«

»Schon gut!« winkte ich ärgerlich ab. »Wir haben ja nicht die Absicht, was zu verbergen. Wir kommen von ziemlich weit her und wollen nur einen Landeplatz auf der Erde.«

»So, so«, spöttelte der Typ. »Also nur einen Landeplatz. Wie kommen Sie überhaupt so weit raus? Noch dazu mit einem sehr merkwürdigen Raumschiff? Ich glaube, das ist eher ein Fall fürs Militär!«

»Na, dann halten Sie gefälligst Ihre Nase da raus!« brüllte Kortanor ihn an. »Ihr dusseliger Frachter wird uns bestimmt nicht den Weg versperren!«

Der Mann kriegte beim Anblick des Tromaden plötzlich große Augen. »Na, Sie ... Sie ... Sie werden schon sehen!« stammelte er nur noch und unterbrach die Verbindung.

»Da haben wir den Salat!« knurrte Lucky. »Was musst du dich auch gleich zeigen! Aber egal, nur eins schwör ich euch: gefangen nehmen lasse ich mich nicht nochmal!«

»Kein Grund zur Aufregung«, versuchte Sucherin ihn zu beruhigen. Lasst uns doch erst mal abwarten, mit wem wir es zu tun bekommen. Wir müssen uns eben im passenden Moment absetzen.«

Ich war sicher, dass sie die Situation unterschätzte, und Kortanor bestätigte meine Vermutung wenig später. Er richtete unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Ortung.

»Seht ihr, was da los ist? Da ist eben ein ganzes Geschwader gestartet und das sind bestimmt keine Frachter.«

»Wieso wusstest du überhaupt, dass es sich um einen Transporter handelt?« erkundigte ich mich.

»Ist euch nichts aufgefallen?«

»Doch.« Sucherin nickte. »Das Schiff ist nach dem Muster eines Renen-Raumers gebaut.«

»Genau. Und der Form nach habe ich vermutet, dass wir es nur mit einem Frachter zu tun haben.«

»Bleibt nur die Frage, wie die Erde an Raumschiffe der Renen kommt«, warf Lucky düster ein. »Oder jedenfalls an Pläne dafür«.

Sucherin wandte sich ab. Ich ahnte, dass sie an ihre Begegnung mit den Renen dachte. Von ihnen stammte ja auch das Beiboot, das die CHANGE im Schlepp hatte. Hatte Sucherins Zusammentreffen mit den Renen etwas mit den irdischen Raumschiffen in Renen-Bauweise zu tun?

Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass auch die vom Mars gestarteten Schiffe diese Form hatten. Deshalb auch ein fast vollständiges Fehlen von Antriebsenergie. Renen-Schiffe bewegten sich mit Hilfe des »Weltraumwindes« vorwärts.

»Können wir denen nicht irgendwie entkommen?« wandte sich Lucky nervös an Kortanor.

»Unmöglich. Die Situation ist anders als beim Abflug von Sonnenfeuers Heimatwelt. Dort hatten wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Hier ist es wohl eher umgekehrt. Es sind zwar nicht so viele, wie ich zuerst angenommen habe, aber sie sind einfach zu schnell, als dass eine Kursänderung von uns noch etwas bewirken könnte.«

»Na, dann auf ins Vergnügen!« brummte ich.

Es dauerte nicht lange, dann sprach unser Funkgerät erneut an. Wieder meldete ich mich und diesmal erhielt ich Kontakt zu einem Typen in schneidiger Uniform, wohl irgendein Offizier.

»Stoppen Sie sofort Ihr Schiff!« forderte er mich auf. »Anderenfalls eröffnen wir das Feuer!«

»Sie haben wohl zu viele Western gesehen?« knurrte ich zurück.

Kortanor gehorchte wortlos. Aber ich konnte an seinem Gesicht sehen, wie ihm diese Situation zu schaffen machte.

Inzwischen hatte der Offizier einem anderen Mann Platz gemacht, das Bild war jetzt noch unschärfer und ich vermutete, dass wir es mit einer Direktübertragung von der Erde zu tun hatten. Es handelte sich ebenfalls um einen Weißen, also wahrscheinlich einen Regierungsvertreter von Neu-Ing.

»Hören Sie,« begann er auf mich einzureden. »Verstehen Sie unsere Maßnahmen nicht falsch. Wir sind natürlich völlig überrascht über Ihr Auftauchen. Da müssen wir einfach gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen. Natürlich rechneten wir irgendwann mit einem – vielleicht zufälligen – Besuch außerirdischer Intelligenzen, aber Sie sind ja augenscheinlich von der Erde oder? Ich meine, Sie müssen uns erklären, wie Sie da an Bord gekommen sind und wer dieser Außerirdische ist und das alles und ...«

»Okay«, unterbrach ich sein Gestammel. »Angesichts Ihrer freundlichen Einladung wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Sagen Sie also, was wir tun sollen und verhindern Sie, dass Ihre schießwütigen Soldaten auf irgendwelche Knöpfe drücken.«

Lucky fluchte resigniert vor sich hin. »Am liebsten würde ich dem Schleimer in Arsch treten.«

»Vielleicht haben wir später dazu Gelegenheit«, schloss sich Kortanor ihm an.

»Seid doch mal ruhig!« zischte ich ihnen zu. »Ich muss doch erst mal zusehen, dass diese Zinnsoldaten nicht versehentlich an ihren Geschützen rumfummeln.«

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich hasste natürlich diese »Diplomatie« ebenfalls. Außerdem befürchtete ich, dass Lucky zusammenbrechen könnte, wenn sich die Situation verschlimmerte und uns eine Gefangenschaft drohte. Bergotos lastete noch immer wie ein Alptraum über ihm.

»Also folgendes«, ließ sich der Zivile wieder hören. Anscheinend hatte er sich neue Anweisungen geholt. »Sie werden bis in eine Erdumlaufbahn eskortiert und steigen dann mit Ihrer Besatzung auf eine Raumstation um. Dort werden Sie erst mal gründlich untersucht. Eventuell müssen Sie in Quarantäne. Wer weiß, was Sie uns alles sonst einschleppen!«

»Verstanden,« sagte ich kurz und schaltete die Verbindung aus. Mir kam schon die Galle hoch und ich hatte absolut keine Lust, länger als unbedingt nötig mit dem Kerl zu palavern,

»Also so direkt unfreundlich erschien er mir gar nicht«, meinte Sucherin.

»Ja, schließlich weiß er ja auch nicht, wen er vor sich hat«, erklärte Kortanor. »Vielleicht hat er Angst davor, dass hier an Bord ein paar Supermonster sind. Da muss er schon etwas vorsichtig taktieren.«

»Klar«, bestätigte Lucky. »Und wenn sie uns erst mal auf Nummer Sicher haben, landen wir ganz schnell im Knast!«

Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hör zu, wir werden alles versuchen, damit wir dir und uns ein neues Bergotos ersparen. Da kannst du dir sicher sein!«

Er sah mich skeptisch an; denn angesichts des Militäraufgebots vor uns im All waren das kaum mehr als hohle Worte.

Die Militäreinheiten nahmen die CHANGE in die Mitte und dann ging’s langsam weiter Richtung Erde.

Irgendwann während dieser Flugphase gesellte sich Sonnenfeuer zu uns. Sie starrte auf den Hauptbildschirm.

»Sie haben uns aufgebracht?« fragte sie leise.

Kortanor machte eine Handbewegung, die Zustimmung bedeutete.

Er fasste ihre Hand. »Geht es dir besser?«

»Ein wenig, aber ich habe immer noch starke Kopfschmerzen. »Ich muss weiter versuchen, mich auf die neue Situation einzustellen.« Sie sah uns der Reihe nach an. »Jedenfalls ist dies kein guter Anfang und vielleicht bin ich von meinem Ziel weiter entfernt, als ich es in meiner Heimat war.«

Niemand sagte etwas. Die Zauberin hatte schon früher Zweifel geäußert, ob es richtig gewesen war, ihre Welt zu einem Zeitpunkt zu verlassen, als diese von einer Invasion bedroht war. Nun, auch wir hätten uns eine bessere Entwicklung der Dinge vorstellen können...

Die Raumstation entpuppte sich als ein riesiges Ungetüm und es mussten enorm viel Arbeit und Geld aufgewandt worden sein, um es hierher zu setzen. Ich hatte gleich den Verdacht, dass es sich hier nicht nur um ein »Weltraum-Hospital« handelte. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch den Anblick einer Anzahl von Raumschiffen, die diese Station in exakt militärischer Formation umkreisten.

»Das sieht mir eher wie ein Spezialknast aus«, sprach Lucky unsere Befürchtungen aus.

»Wahrscheinlich ist das nur eine ihrer Funktionen«, vermutete ich.

»Darauf lasse ich mich auf keinen Fall ein!« begehrte jetzt auch Kortanor auf. »Ich bin doch nicht hergekommen, um mich einsperren zu lassen!«

»Sobald wir eine Chance sehen, sollten wir zur Erde fliehen«, schlug Sucherin vor. »Und zwar bevor sie uns getrennt und isoliert haben.«

Leicht gesagt, dachte ich, und mir wurde schon ganz flau im Magen. Es würde bestimmt nicht so einfach sein, von einem Militär-Stützpunkt zu entkommen.

Die CHANGE wurde bis zu einem Landefeld auf der Oberfläche der Station eskortiert. Dann wurden wir aufgefordert, unser Schiff zu verlassen. Kortanor traf einige Sicherheitsvorkehrungen an den Datenspeichern, wir zogen unsere Raumanzüge über und dann stapften wir hinaus.

Da Kortanor als einziger über Erfahrung im freien Raum verfügte, fühlten wir uns alle ziemlich unsicher. Es herrschte nur geringe Schwerkraft, und wir hielten uns aneinander fest, als wir uns dem Empfangskomitee näherten.

Mindestens 20 Soldaten waren es, die uns bereits erwarteten.

Sie waren teilweise mit Gewehren bewaffnet, und sahen so aus, als würden sie sie auch benutzen. Und dann ging’s ins Innere der Station, wo sich die Schwerkraft dank der Technik wieder normalisierte. Bis jetzt hatte noch niemand ein Wort mit uns gewechselt und auch wir waren angesichts der massiven Bedrohung stumm geblieben. Doch jetzt, gleich an der Eingangsschleuse, kam mit langen Schritten ein Mann auf uns zu, der ebenfalls in einem Raumanzug steckte.

Sie mussten wirklich große Angst vor irgendwelchen Krankheitserregern haben, denn unsere Anzugsgeräte zeigten eindeutig, dass es hier atembare Luft gab.

Der Mann streckte uns die Hand entgegen, und als sie niemand nahm, räusperte er sich und sagte über sein Helmmikrofon: »Freut mich, Sie hier zu haben. Haben Sie keine Angst. Die Maßnahmen dienen nur zu Ihrer Sicherheit.«

Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, aber der Kerl sprach tatsächlich von unserer Sicherheit.

»Vielen Dank für den freundlichen Empfang«, knurrte ich zurück. Das sollte ironisch sein, klang aber dann doch mehr nach Unsicherheit.

An seiner Stimme erkannte ich, dass wir es mit dem gleichen Menschen zu tun hatten, der schon vorher unser Gesprächspartner gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie ihn extra von der Erde eingeflogen. Vielleicht doch eher ein Sicherheitsexperte als ein Politiker, vermutete ich.

Wir gingen hinter ihm her, eine Reihe blitzender Gänge und Korridore entlang, bis er uns die Tür zu einem weißgekachelten Raum öffnete. Uns blieb nichts anderes übrig als reinzugehen.

Der Raum war gerade drei mal vier Meter groß und hell erleuchtet. Decke, Fußboden und Wände waren mit diesen Plastikkacheln bedeckt. An der einen Längsseite befand sich ein schmales Sichtfenster, hinter dem sich von draußen der Typ aufgebaut hatte – jetzt ohne Raumanzug. Sonst enthielt der Raum nichts.

»Ziehen Sie jetzt Ihre Raumanzüge aus«, befahl eine Lautsprecherstimme.

Nichts lieber als das, dachte ich und wir entledigten uns der unbequemen Monturen. Endlich wieder Bewegungsfreiheit. Andererseits hatten wir nur mit den Anzügen eine Chance, die Station wieder zu verlassen und die angedockte CHANGE zu erreichen.

»Sieht aus wie eine Gaskammer«, zischte Lucky.

»Dann hätten sie sich den Aufwand sparen können«, gab ich zurück.

Sobald unsere Anzüge auf dem Boden lagen, öffnete sich eine Klappe in einer Ecke, und sie wurden von mehreren metallenen Greifern weggezogen.

Lucky ballte die Fäuste. »Ich fühle mich hilflos wie ein neugeborenes Baby!«

Sonnenfeuer legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ihre Augen blitzten und sie war zweifellos ein exotischer Anblick in ihrem merkwürdigen Gewand und mit ihren Zöpfen. Selbst Kortanor verblasste dagegen, obwohl seine überlangen Arme und das Fehlen der Ohrmuscheln zeigten, dass er nicht von der Erde stammte. Sucherin, Lucky und ich sahen aus, als hätten sie uns mitten von der Straße weggeholt.

Dann begannen die sogenannten medizinischen Untersuchungen. Wir wurden in verschiedenem Licht gebadet, mit allerlei Geräten abgetastet, geröntgt usw. Alles wurde von draußen gesteuert und rein mechanisch durchgeführt.

Die Prozedur dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann schwang die Tür, durch die wir reingekommen waren, wieder auf. Erneut kam uns der schmierige Typ entgegen.

»Na, sehen Sie, es ist alles in Ordnung«, strahlte er uns an und das, obwohl sie spätestens jetzt rausgefunden haben mussten, dass auch Sonnenfeuer eine Außerirdische war (Sucherin konnte man vielleicht eher als Anders-Irdische bezeichnen).

»Kommen Sie mit«, forderte er uns auf. »Ich stelle Sie einigen Leuten vor, die sehr an Ihnen interessiert sind, und dann können Sie erzählen, wer Sie sind, woher Sie kommen und alles andere.«

Sonnenfeuer sah ihn mitleidig an. Wahrscheinlich denkt sie, er ist verrückt, fuhr es mir erheiternd durch den Kopf. Er musste uns wirklich für reichlich naiv halten. Luckys und meine Fahndungsbilder hatten ihn sicher schon erreicht, auch wenn das alles schon Jahre zurücklag und auf den Südlichen Inseln passiert war. Die Zusammenarbeit in Polizeifragen war schon immer ausgezeichnet gewesen. Und das würde in der zugespitzten politischen Situation in Neu-Ing und auf den Südlichen Inseln, über die wir uns dank abgehörten Funkverkehrs hatten informieren können, nicht anders sein.

Die Wachsoldaten waren außer zweien verschwunden, aber ich zweifelte nicht daran, dass wir auf Schritt und Tritt von Monitoren, Kameras und anderen Spiontastern überwacht wurden. Ein Aufzug brachte uns weiter in die Tiefe der Station. Der Weg endete in einer Art Konferenzsaal, der von einem mächtigen Tisch beherrscht wurde, um den sich bestimmt 50 Stühle gruppierten. Aber nur fünf von diesen Stühlen waren besetzt. Vier Männer und eine Frau, alles Weiße. Sie standen auf, als wir reinmarschierten, und unser Führer stellte uns, so gut er konnte, vor. Ich behielt keinen der Namen, die er uns sagte, auch seinen eigenen nicht. Er erwartete dann wohl, dass auch wir unsere Namen bekannt gaben, aber wir dachten nicht daran, diese Komödie mitzuspielen.

»Äh, ja, setzen Sie sich doch,« durchbrach er das darauf folgende allgemeine Schweigen.

Dann ließ er von einem menschenähnlich gestalteten Roboter etwas zu trinken und zu essen auffahren und nahm uns gegenüber neben den anderen Platz. Das alles sollte uns wohl beeindrucken. Nun, das Essen nahm ich gerne an, aber mein einziger Gedanke kreiste darum, wie wir aus dieser gigantischen Falle wieder rauskommen konnten.

Es stellte sich dann schnell raus, dass alle sechs geschulte Verhörspezialisten waren. Zuerst versuchten sie es auf die weiche Tour, indem sie beteuerten, dass sie mit uns zusammenarbeiten wollten und nichts lieber täten, als uns zur Erde zu bringen, aber leider wären da eben noch ein paar Fragen offen... Wir müssten doch einsehen, dass sie den Kontakt zu Vertretern anderer Völker nicht einfach so abhaken könnten usw. blabla.

Irgendwann riss Lucky der Geduldsfaden und er rang sich zu einer Art Statement durch:

»Es hat wohl wenig Zweck, wenn Sie uns weiter hier mit Ihren Fragen bombardieren,« regte er sich auf. »Wir sind nicht daran interessiert, sie zu beantworten. Und niemand von uns ist hier als Vertreter irgendeines galaktischen Volkes. Sie machen sich da ganz falsche Vorstellungen. Wir haben keine Informationen für Sie! Das einzige, was wir wollen, ist, dass Sie uns in Ruhe zur Erde fliegen lassen, wo wir uns mehr oder weniger in Ihre hervorragende Gesellschaft eingliedern werden. Sie haben überhaupt kein Recht, uns hier weiter festzuhalten!«

Natürlich war das ein ziemlich sinnloser Gefühlsausbruch, aber der Ton schien ihnen nicht zu gefallen.

Sie griffen jetzt zu härteren Worten und drohten offen damit, dass sie uns hier einsperren würden, wenn wir nicht bestimmte Informationen preisgäben. Wir befanden uns in einer Sackgasse und ich hatte keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen sollten. Lucky und ich gaben schließlich unsere Namen an, weil sie die vermutlich schon aus ihren Computern hatten, und beteuerten wiederholt, dass wir nur zur Erde zurück wollten, um da ganz »normal« zu leben.

Sie waren natürlich stutzig geworden, als sie herausbekamen, dass ihre Akten über uns schon neun Jahre alt waren, und versuchten rauszukriegen, was wir in der Zwischenzeit getrieben hatten. Auch das versuchten wir schließlich zu erklären, aber vermutlich glaubten sie uns kein Wort oder sie verstanden es einfach nicht.

Allmählich kam ich immer mehr zu der Überzeugung, dass sie an etwas ganz bestimmten interessiert waren, denn ihre Fragen steuerten immer wieder auf den Punkt zu, wie wir den Einflug in unser Sonnensystem geschafft hatten.

»Sagen Sie uns doch endlich mal konkret, was Sie wissen wollen!« fuhr ich sie an. »Sie reden doch nur um den heißen Brei herum.«

Daraufhin ergriff unser »Kontaktmann« wieder das Wort:

»Ich möchte, dass Sie sich über Ihre Situation im Klaren sind. Wir könnten Sie ohne weiteres verhaften lassen, denn Sie beide« – er deutete auf Lucky und mich – »sind gesuchte Terroristen. Die Unterlagen von den Südlichen Inseln sind zwar alt, aber so etwas verjährt nicht. Und was außerirdische Besucher angeht, da sind wir ganz vorsichtig geworden. Unter bestimmten Voraussetzungen könnten wir allerdings von einem Verfahren absehen...«

»Also sagen Sie uns lieber gleich, wie Sie durch die Barriere gekommen sind!« brüllte uns plötzlich ein anderer an.

Wir sahen uns ungläubig an. Mir dröhnte der Kopf von dem ganzen Hin und Her. Ich wollte nur noch raus. Was sollte das jetzt? Von welcher Barriere war hier die Rede?

»Was meinen Sie überhaupt?« fragte Lucky überrascht für uns alle.

»Tun Sie doch nicht so!« schnappte die Frau. »Sie müssen doch wissen, wie Sie durchgekommen sind. Wahrscheinlich sind Sie sogar dafür verantwortlich.«

»Jetzt reicht’s aber!« schrie Kortanor, der sich bislang erstaunlich zurückgehalten hatte. »Wir haben genug von diesem Verhör. Wir...«

Sonnenfeuer brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Wir waren alle aufgesprungen und ich dachte, dass wir jetzt einen Fluchtversuch wagen würden. Ich starrte die Zauberin irritiert an. Worauf warteten wir noch?

»Beruhigen Sie sich doch!« appellierte einer der Typen an uns. »Es ist doch keinem damit geholfen, wenn wir hier uns anschreien. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Wir können uns doch einigen. Lassen Sie sich nicht zu unbedachten Maßnahmen hinreißen.«

Was, dachten die, konnten wir schon für Maßnahmen ergreifen, wunderte ich mich.

»Lassen Sie unseren anderen Gast eintreten«, sprach einer von ihnen in ein Tischmikrofon. Dann wandte er sich wieder an uns. »Wir möchten Sie davon überzeugen, dass es besser ist, auf unsere Fragen einzugehen.«

Ob Sonnenfeuer diesen Auftritt abwarten wollte? Was hatten wir von der Vorführung eines weiteren Gefangenen?

Dann wurde die Tür aufgerissen und die Wachposten führten den Gefangenen herein. Deswegen also, dachte ich. Der Gefangene war kein Mensch!

»Ein Rene!« stieß Sucherin hervor und schlug die Hände vors Gesicht.

Ja, ich erkannte es selbst nach den Beschreibungen von Sucherin wieder: eine Art schwach leuchtende Röhre mit sich verändernden Gliedmaßen. Aber irgendetwas stimmte nicht mit ihm (oder ihr?). Er stolperte und schwankte, schlug ohne erkennbaren Grund um sich und fiel mehrere Male zu Boden.

»Sie müssen es schwer verletzt haben«, sagte Sucherin leise.

»Dann nichts wie raus hier!« wiederholte Kortanor. »Ich werde keine Minute länger in dieser Folterkammer bleiben.«

Das war das Signal für uns, doch unsere Gegenüber hatten natürlich vorgesorgt und sich entsprechend abgesichert, während wir so gut wie keinen Plan hatten. Plötzlich wimmelte es in dem Saal von Bewaffneten, die sich überall verteilten. Verzweifelt sah ich mich nach einem Fluchtweg um, aber alle Ausgänge waren bewacht. Wir hatten uns was vorgemacht, gab ich zu. Das Ganze war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

»Ergeben Sie sich und es geschieht Ihnen nichts!« versicherte uns die Frau. »Wir haben...«

Ich merkte, wie sich mein Helfer von meinem Arm löste. Er sandte einen blassblauen Strahl aus und die Frau verstummte augenblicklich. Luckys Helfer war jetzt an seiner Seite.

Die »Politiker« fielen der Reihe nach von ihren Stühlen.

Unter den Soldaten begann sich eine Panik breit zu machen. »Wir müssen sie vernichten!« rief einer und hob seine Waffe. Auf einmal knisterte und knackte es in der Luft, so dass ich mir unwillkürlich die Ohren zuhielt.

»Wir können jetzt gehen«, drang Sonnenfeuers Stimme zu mir durch.

Was ist denn los, dachte ich bestürzt. Das ist ja das reinste Irrenhaus! Doch dann erkannte ich, was die Zauberin meinte: die Soldaten rührten sich nicht mehr. Sie standen wie versteinert. Selbst ihre Blicke waren stur geradeaus gerichtet.

»He, die können sich nicht mehr bewegen«, hauchte Lucky fassungslos. »Hast du das gemacht?«

Sonnenfeuer nickte. Sie schien auf einmal sehr ernst.

»Wir nehmen das Rene mit«, entschied sie. Sie gebrauchte zum wiederholten Mal ein sächliches Pronomen. Damit war das also auch geklärt.

Natürlich hatten wir nichts dagegen. Wir konnten es schließlich nicht einfach hier liegen lassen.

Sucherin ging in der knisternden, aufgeladenen Luft auf das Rene zu, das hilflos am Boden lag und ab und zu mit den Auswüchsen seines leuchtenden Körpers zuckte. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich irgendwie für dieses Wesen verantwortlich fühlte. Aber es war schließlich nicht ihre Schuld, dass die Menschen sie anscheinend auf der Erde entdeckt hatten. Denn so musste es sich abgespielt haben und das erklärte auch den technologischen Aufschwung und die Raumfahrt.

Ich folgte Sucherin, um ihr zu helfen, und gemeinsam richteten wir das Rene auf. Es fühlte sich leicht und kühl an. Inzwischen verschärfte sich die Situation weiter. Wenn wir hier noch wegkommen wollten, hatten wir keine Zeit zu verlieren. Während ein Teil der Wachsoldaten immer noch wie versteinert im Raum stand, drangen weitere ihrer Kollegen durch die Haupttür in den Saal. Wahrscheinlich war alles, was sich hier abgespielt hatte, über Monitore beobachtet worden und nun traf die Verstärkung ein. Und diese war anscheinend nicht von der knisternden Luft und Sonnenfeuers »Bann« betroffen.

Sie zögerten keine Sekunde und die ersten Warnschüsse pfiffen über unsere Köpfe.

Die Helfer versuchten, uns mit ihren Strahlen zu schützen, aber auf Dauer musste die Übermacht zu groß werden.

Während ich das Rene weiter umklammert hielt, traten mir die Tränen in die Augen. Sollten unsere Anstrengungen so nutzlos gewesen sein?

Dann wurde es dunkel um mich. Eine totale Finsternis. Ein ziehendes irgendwie bekanntes Gefühl ... aber diesmal ... Übelkeit, Schwindel ... als würde mein Körper/Geist völlig auseinandergerissen ... Zeit floss zäh vorüber ... Gedanken verwirrten sich... und dann ...

Die Schwärze riss auf. Vor meinen Augen tanzte ein buntes Kaleidoskop von Farben. Anschließend wurde es wieder dunkel, aber diesmal war es eine natürliche Dunkelheit. Ich fühlte mich schwach und elend und musste mich erst mal übergeben, mein ganzer Körper schmerzte, innen und außen. Allmählich nahm ich meine Umgebung bewusster wahr: ich fühlte, dass ich auf einem steinigen Untergrund kniete. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit.

Dies war auf keinen Fall die Raumstation. Über mir schwebte ein blasser Halbmond und auch einige Sterne konnte ich in dem wolkenverhangenen Nachthimmel erkennen. Außerdem reizte ein fürchterlicher Gestank meine Schleimhäute und verstärkte noch mein Übelkeitsgefühl. Kein Zweifel, dies war die Erde. Höchstwahrscheinlich Neu-Ing, die stinkende, lärmende, betäubende Metropole.

Neben mir lag ausgestreckt der leuchtende Körper des Renen.

In seinem Schimmer erkannte ich noch eine dritte Gestalt: Sucherin! Ich kroch mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihr rüber. Sie atmete schwach. Die Konturen ihres Körpers verschwammen ineinander, so wie ich es schon früher bei ihr – bzw. dem Beobachter – nach großer Anstrengung erlebt hatte.

Sie musste sich also in einem extremen Schwächezustand befinden, der meinen bei weitem übertraf.

Ich setzte mich neben sie, zum Glück war es nicht allzu kalt. Gut, überlegte ich. Wir waren irgendwie den Killerkommandos der Raumstation entkommen und auf die Erde versetzt worden. Wahrscheinlich war das Sonnenfeuers oder Sucherins Werk gewesen. Da war ich mir ziemlich sicher. Doch was fing ich jetzt mit dem Renen und Sucherin an? Und wo waren Kortanor, Lucky und Sonnenfeuer, von denen ich hier keine Spur entdecken konnte? Ich selbst fühlte mich auch nicht gerade blendend, das Rene war zumindest schwer psychisch krank und Sucherin lag da wie im Sterben.

Bevor ich ganz verzweifeln konnte, hörte ich ein helles Sirren über mir. Der Laut kam mir bekannt vor, ich konnte jedoch nichts erkennen.

»Wir werden das Kind schon schaukeln,« ertönte plötzlich eine etwas metallische Stimme.

Natürlich, mein Helfer! Wie kam es nur, dass ich die Anwesenheit dieser beiden »Geräte« immer wieder vergaß? Manchmal dachte ich, dass sie es irgendwie verhinderten, dass sie uns im Gedächtnis blieben, bis sie sich dann von selbst meldeten. Jetzt sah ich ihn auch bewegungslos über mir schweben. Und er war nicht allein. Neben ihm in der Luft entdeckte ich Luckys Helfer,

»Und wo ist Lucky?« fragte ich automatisch.

»Keine Ahnung«, antwortete mir sein Helfer. »Ich bin mitgekommen, weil wir uns im Moment nicht trennen wollen. Außerdem scheint unsere Hilfe wohl angebracht.«

Gespannt sah ich zu, wie sie sich den beiden am Boden liegenden Gestalten näherten. Außer einem verstärkten Summen war aber nichts weiter zu erkennen. Trotzdem hatte ich den Eindruck, als untersuchten sie die beiden.

Ich schaute mich inzwischen ein wenig in der Gegend um, weil es mich zu wundern begann, dass wir hier so unbehelligt blieben. Wir befanden uns anscheinend auf einem verlassenen Grundstück zwischen zwei hoch aufragenden Turmbauten. Weiter vorn musste sich den Lichtern und den Geräuschen nach eine Hochstraße erstrecken. Menschen konnte ich nicht ausmachen. Es musste wohl ziemlich spät sein und die Umgebung sah mir auch eher nach einer öden Trabantenstadt aus. Lediglich ein paar Gleiter schwebten in einiger Entfernung vorbei.

Neun Jahre! dachte ich. Ob sich wohl so viel verändert hatte, dass ich Schwierigkeiten haben würde, mich zurecht zu finden?

Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart.

Beide Helfer hatten sich jetzt Sucherin zugewandt und kommunizierten in schrillen Tönen miteinander, ein Vorgang, der mir zum ersten Mal bei ihnen auffiel. Ich war mir sicher, dass sie irgendetwas mit ihr anstellten, aber was, vermochte ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall schlug sie einige Minuten später die Augen auf und bewegte sich. Auch ihre Umrisse stabilisierten sich wieder.

»Ihr seid ein wahres Wunder,« dankte ich den Helfern.

»Nicht der Rede wert,« meinte einer der beiden. »Mit dem Renen sieht es schlimmer aus. Wir müssten es länger in Ruhe behandeln. Am besten in einer Umgebung, die ihm zusagt. Sonst kommt es nie wieder in Ordnung.«

Sucherin hatte sich inzwischen aufgerichtet. Sie zitterte aber immer noch am ganzen Körper.

»Da habe ich mir wohl etwas viel zugemutet«, stöhnte sie. »Immerhin haben wir es geschafft.«

Ich nahm sie in die Arme. »Aber wie hast du das geschafft?«

Sie drückte sich an mich. »Aber du kennst das doch. Es war sozusagen ein überdimensionaler Nullschritt.«

Ich hatte mir zwar so etwas gedacht, konnte es aber zunächst nicht glauben. Allein die Entfernung: aus einer Erdumlaufbahn direkt nach Neu-Ing! Kein Wunder, dass sie zusammengeklappt war. Noch dazu unter Mitnahme zweier »Leute«. Das erklärte natürlich auch mein Unbehagen während des unbegreiflichen Vorgangs.

»Und weißt du auch, wo wir sind?«

»Ich hatte mein altes Versteck angepeilt. Es muss ganz in der Nähe sein. Für einen exakten Treffer war die Entfernung wohl zu groß.«

»Warum sind Lucky, Sonnenfeuer und Kortanor nicht hier?«

»Sie befanden sich außerhalb meiner Reichweite und so viele Personen kann ich auch nicht auf einmal transportieren. Tut mir leid.«

»Das ist doch nicht deine Schuld«, gab ich automatisch zurück. Ein Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben.«

Trotzdem machte ich mir natürlich Sorgen um die drei. Sie hatten ja kaum eine Chance gegen die Übermacht der Soldaten. Schaudernd dachte ich an Luckys Furcht vor einem neuen Bergotos.

Sucherin schien meine Gedanken zu erraten. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Vielleicht kann ich später ihre Auren anmessen. Im Moment bin ich jedoch zu schwach, um weitere Maßnahmen treffen zu können. Am besten, wir suchen mein Versteck auf und ruhen uns eine Weile aus. Es wird zwar eng werden, aber etwas besseres werden wir so schnell nicht finden.«

Da hatte sie zweifellos recht, ich fürchtete sowieso jede Minute eine Entdeckung und konnte es auch noch immer nicht recht fassen, dass wir den Soldaten entwischt waren. Mit meiner Hilfe stand Sucherin auf. Noch immer hatte sich ihr Äußeres nicht ganz gefestigt. Zum wiederholten Mal fragte ich mich, wie wohl ihr richtiger Körper aussah, oder ob sie vielleicht überhaupt keinen besaß.

Wir hatten Glück gehabt, dass wir bei Nacht angekommen waren. Außerdem war es mir wesentlich lieber, in Neu-Ing zu sein als auf den Südlichen Inseln. Obwohl ich dort über ein Jahr verbracht hatte, kannte ich mich hier doch wesentlich besser aus. Auf den Inseln wäre es mir schon aufgrund meiner Hautfarbe schwer gefallen, irgendwo unterzutauchen. Und diese Erkennungsmöglichkeit mit den Marken hatte mir auch nie gefallen. Aber wer wusste, was hier auf mich wartete?

Wir fanden Sucherins »Stützpunkt« relativ schnell, da sie ihn irgendwie aufspüren konnte. Er lag ganz in der Nähe, nur ein paar Schritte entfernt. Wir brauchten uns auch mit dem Renen nicht abzuschleppen, denn die Helfer erzeugten eine Art Antigravitationsfeld, auf dem sie das Wesen vorsichtig dirigierten.

Das Problem bestand darin, in das Versteck hineinzukommen. Es lag nämlich einige Meter unter dem Erdboden, und kein Mensch konnte von außen einfach so eindringen. Es war nur per Nullschritt zu erreichen. Und dazu war Sucherin – selbst über eine so kurze Distanz – noch nicht wieder fähig.

Wir mussten also in ständiger Angst vor einer Entdeckung bis zum Morgengrauen warten. Ich war vor Erschöpfung halb eingenickt, obwohl ich mir vorgenommen hatte, wach zu bleiben.

Mein Helfer weckte mich ganz behutsam und allmählich kam er mir vor wie ein etwas unwirklicher Beschützer. Wir machten uns bereit, damit wir verschwunden waren, bevor die ersten, die auf dem Weg zur Arbeit waren, uns sehen konnten.

Sucherin hatte sich einigermaßen erholt und meinte, die erneute Anstrengung verkraften zu können. So gelang das Vorhaben auf Anhieb, diesmal ohne Schwindel- und Übelkeitsgefühl.

Etwas benommen tauchten wir in Sucherins Versteck wieder auf.

Muster für morgen

Подняться наверх