Читать книгу Erhoffte Hoffnungslosigkeit - Philipp Felsch, Frank Witzel - Страница 22

23.02.2019

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Als ich nach dem Bild suche, das als Vorlage für meine morgendliche Erscheinung gedient hatte, stoße ich auf vier Fotografien, von Schrenck-Notzing am 27. November 1912 aufgenommen. Zwei zeigen das Medium Eva C. im Begriff, eine Art Ektoplasma zu produzieren, die beiden anderen sind Vergleichsaufnahmen, auf denen eine weitere Frau eine Fotografie von Raymond Poincaré vor sich hält. Aus dem Text lässt sich leider nicht erschließen, welcher Beweis mit diesen Vergleichsaufnahmen erbracht werden sollte. Aber tatsächlich ähnelt meine »Erscheinung« von gestern in gewisser Weise Poincaré, noch mehr aber einer weiteren Aufnahme von Schrenck-Notzing aus dem Jahr 1926, auf der ein Mann, ebenfalls mit Spitzbart und von daher Poincaré ähnlich, hinter einem Medium erscheint. Er trägt ein weißes Gewand (Totenhemd?), seine Arme sind nicht zu sehen.

Es ist also eine Gestalt, die sich aus diesen Fotos, die ich seit bestimmt zwanzig Jahren nicht mehr angeschaut habe, zusammengesetzt hat und ihren Ursprung auch nicht verleugnet, sich vor allem an etwas orientiert, das mich nie wirklich beeindruckte oder beschäftigte wie zum Beispiel andere Bilder oder Kunstwerke. Wie in einer Traumanalyse könnte ich jetzt natürlich noch genauer alles untersuchen und sehen, welche Assoziationen sich möglicherweise einstellen, aber so, wie ich manchmal gerade die Träume, die mich stärker beeindrucken, nicht aufschreibe, um sie wirken zu lassen, habe ich hier das Gefühl, diese Erscheinung selbst nicht weiter aufschlüsseln zu wollen. Interessant wäre vielleicht allerdings, das ästhetische Moment daran zu verfolgen, die Möglichkeiten der Darstellung des Erhabenen im Banalen usw.

Jean Étienne Esquirol: »The activity of the brain is so intense, that the visionary or the hallucinator gives a body and a substance to images reproduced by memory, without the senses interverning.« Und: »A man who has the inward conviction of a presently perceived sensation at a moment when no external object capable or arousing this sensations is within the field of his senses, is in a state of hallucination. He is a visionary.«

Erhoffte Hoffnungslosigkeit

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