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39 SCHWARZE UHREN

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K. Lauer sah den Außerirdischen nach, bis sie verschwunden waren. Bevor sie die Erde wieder verließen, hatte ihm ihr Anführer ExTrist angeboten mitzukommen. Er hatte abgelehnt. Jetzt wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging wieder stadteinwärts. ExTrist hatte gesagt, dass sie die meisten Menschen schon in Luft aufgelöst hatten. Wo war der Rest? Es war alles so lächerlich.

Da bog ein junger Mann um die Ecke, ebenfalls die Hände in den Hosentaschen geballt. Er trug schwarze Kleidung, schien aber nicht traurig zu sein, nur ernst. Seine Wangen waren eingefallen, die Augen tief in die schattigen Höhlen gedrückt. Mit den kurzen Haaren sah das sehr abgebrüht aus. Er nickte nur. Lauer sah ihm nicht die geringste Überraschung an und kam sich selbst unterlegen vor, weil er seine nicht verbergen konnte.

Was soll denn jetzt werden?, fragte er den kaltblütigen Nervos. Der grinste nur und machte eine zum Mitkommen auffordernde Handbewegung. Lauer wagte nicht, weiter zu reden. Sie gingen durch menschenleere Straßen. Kein Geräusch. Auch die Autos sahen nicht mehr so aus, als wären sie noch zu gebrauchen. Sie gelangten zu einem Fabrikgebäude, das nur erdgeschossig war. Es sah aus, als wäre es von dem jungen Mann erbaut worden.

Als sie in die Halle kamen, fühlte Lauer sich gleich besser. Sie war zur Hälfte mit Menschen gefüllt. In einer Ecke standen Instrumente und elektronische Anlagen. Warum niemand sprach, verstand er nicht. Sie alle sahen dem jungen Mann ähnlich, der jetzt zu den Instrumenten ging und sich eine Gitarre umhängte. Er entsicherte sie, aber die anderen waren noch nicht fertig. Der Trommler streifte sich eine schwarze Kapuze über den Schädel. Lauer bekam eine Flasche Bier in die Hand gedrückt, und für einen Moment hatte er das Gefühl, als würde es doch noch eine ganze Weile weitergehen.

Die 39 Clocks begannen zu spielen, ihr Album Subnarcotic war gerade erschienen. Lauer sah sich misstrauisch um. Die Menschen bewegten sich heftig, ohne dabei jedoch außer Kontrolle zu geraten. Die Musik war von einer düsteren Eindeutigkeit, hart und präzise, dabei nicht penetrant, sie schien tatsächlich sogar ein wenig Sentimentalität und Spaß zu verbreiten.

Was ist mit dir?, fragte ihn eine Frau. Er starrte in ihre undurchdringliche Sonnenbrille, als wäre das alles schon nach dem Tod. Du hast Angst, nicht wahr? Er nickte. Kannst du noch klar denken oder hast du dich verletzt? Er zuckte mit den Schultern und grinste verlegen, weil ihm mehrere mögliche Antworten einfielen. Sie nahm ihn bei der Hand. Es ist einfach unwahrscheinlich, sagte sie, dass das noch lange läuft. Wir wollen deshalb unseren Spaß haben, können aber die Situation auch nicht weglügen. Mach es auch so.

Da ging ein Raunen durch den Raum. The Opera awakes!, rief jemand. Ein Klarinettist, ein Cellist und ein Violinist stellten sich zu den anderen Musikern. Lauer grinste, sowas hatte er noch nie gehört. In der Oper liegt ein Toter mit einem Comic-Heft in der Tasche, das von einem Symphoniker handelt, der einen Mörder unter den Elektronikbands vermutet und sich deshalb verstellt. Doch dann verstummten die gepflegten Musiker wieder. Lauer spürte, wie in seinem Kopf ein Aufzug in den Keller raste. Dann eine Hand, die im Erdgeschoss drückte. Danke, sagte er, ich glaube, ich lern’s noch.

Er setzte sich eine Sonnenbrille auf, und man konnte ihm nicht mehr ansehen, dass er krampfhaft überlegte, wie das alles weitergehen sollte.

Münchner Buch-Magazin 2/1983

The Boy Named Sue

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