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IM NOTFALL MEHR RAUSCHGIFT6

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In durchaus nicht unkultivierteren Gegenden wären die Musiker Naura und Schlüter für ihre zu Beginn des Abends »Phönix voran: Jazz & Lyrik« vorgetragene Interpretation des »St. Louis Blues« gelyncht worden. Aber in der gut gefüllten Black Box des Münchner Gasteigs goutierte man diesen durch und durch verweichlichten Jazz. Oder wie sonst man diesen Kitsch nennen will, der zu Peter Rühmkorfs Poesie gespielt wurde, dieser Aneinanderreihung von Binsenwahrheiten, Pastoren-Träumerei und eher schneidlosen Bemerkungen zum Zustand der Welt. »Lyrik wird von Verrückten gemacht, und wer sie liest, wird selbst verrückt!«, predigte der entrückte Rühmkorf. Lyrik ist = gleich gute Welt, Lyrikleser ist = gleich guter Mensch. Jajaja.

Der schöne blaue Anzug von Vibraphonist Schlüter und seine angenehme Vollbartbescheidenheit (im Gegensatz zum Ich-bin-gebildet-Vollbart von Pianist Naura) waren das einzige, was mir an diesem Abend gefiel.

Nicht jedes Jahrzehnt treffen sich bei Jazz & Lyrik ein Charles Mingus und ein Jack Micheline. Verlangt auch keiner. Nur, soviel sollte man aus der Geschichte des Jazz doch gelernt haben können, dass es in Ermangelung anderer Antriebskräfte dann eben ein Rauschgift sein kann, das einem den Kick gibt.

Münchner Stadtzeitung 5/1987

The Boy Named Sue

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