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Ein Mehrladegeschütz im Altertum.

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Wer von den Geschützen des Altertums sprechen will, muß zwei verschiedene Konstruktionsarten scharf voneinander trennen: Standarmbruste und Torsionsgeschütze.

Die Armbrust ist eine Verbesserung des Bogens unserer steinzeitlichen Vorfahren, einer Waffe, die mindestens schon 25000 Jahre vor Christus bekannt war. Die Führung des Pfeiles geschieht bei der Armbrust durch eine besondere Bahn, und die Sehne wird von einem Mechanismus bis zum Augenblick des Schusses gespannt erhalten. Standarmbruste sind besonders groß gebaute Armbruste, die man auf Böcke frei aufstellen kann.

Bei der Armbrust liegt die Kraft in den elastischen Bogenarmen. Anders bei den Torsionsgeschützen. Diese haben nämlich statt der elastischen Bogenarme starre Knüppel. Die Spannkraft wird dadurch erzeugt, daß man die Knüppel in sehr starke Stränge einsetzt, die aus Tiersehnen oder Frauenhaar geflochten sind. Diese Torsionsstränge werden so stark gespannt, daß die darin steckenden Knüppel nur mittels Flaschenzügen oder anderer Vorrichtungen rückwärts gezogen werden können. Läßt man den Knüppel mittels einer Abzugsvorrichtung los, so schleudert er — einzeln oder paarweis — einen Pfeil oder eine Kugel ab. Selbst bei mittelgroßen Pfeilgeschützen beträgt der Anfangsdruck etwa 24000 Kilogramm.

Diese Torsionsgeschütze wurden etwa ums Jahr 400 vor Christus in Syrakus, wahrscheinlich von syrischen Technikern, erfunden, und alsbald im Festungs- und Seekrieg verwendet. Zuerst schoß man nur mit Pfeilen, später auch mit kleineren und größeren Steinkugeln.


Revolvergeschütz, um 230 v. Chr.

Unter den verschiedenen Verbesserungen, die diese Geschütze im Laufe der Jahrhunderte erlebten, ist diejenige am interessantesten, die ein automatisches Laden ermöglicht. Wir erkennen in unserer Abbildung das auf einer Säule drehbar aufgestellte Geschütz, das auch in seiner Höhenrichtung verstellbar ist. Links, dicht vor der Säule, sehen wir den schweren Holzrahmen, in dem die Spannstränge sitzen. Aus jedem Spannstrang ragt ein starrer Knüppel nach hinten hinaus. Die freien Enden dieser Knüppel sind durch die Sehne verbunden. Die Sehne wird in der Mitte von einem Haken erfaßt und durch Drehung des rechts sichtbaren Kreuzes mit Hilfe zweier Gelenkketten langsam gespannt, bis sie sich in der Abzugsvorrichtung festhakt. Gleichzeitig dreht sich bei diesem Vorgang eine Walze, die in dem oberen bügelförmigen Teil des Geschützes lagert. Über dieser Walze ist ein Behälter für Pfeile angebracht. Die Walze ist mit einer Nute versehen, die genau so groß ist, daß ein Pfeil darin Platz hat. Mithin wird die Walze bei jeder Umdrehung, bei jedem Anspannen der Sehne, in ihrer Nute oben einen Pfeil mitnehmen, und ihn nach unten hin auf die Läuferbahn befördern. So kann der Geschützführer also nach jedem Abzug das Geschütz sogleich wieder spannen, ohne sich um die Ladung zu kümmern.

Die Torsionsgeschütze des Altertums wurden im Mittelalter von einfachen Schleudergeschützen verdrängt. Diese, Bliden genannt, trugen einen senkrecht stehenden Balken auf wagerechter Achse. Diese Achse saß nahe dem unteren Ende des Balkens, wo ihm ein schweres Gewicht, meist ein Kasten mit Steinen, angehängt war. Das über die Achse hinausragende lange Ende des Balkens trug eine Lederschleuder oder einen Löffel für die Steinkugeln. Zum Schuß zog man den langen Balken zur Erde herunter, legte die Steinkugel ein und ließ die Sperrvorrichtung des Balkens los, so daß die Kugel weit weggeschleudert wurde.

Wie die Torsionsgeschütze des Altertums ausgesehen hatten, war völlig in Vergessenheit geraten. Die verschiedensten Versuche, Geschütze wieder herzustellen, waren mißlungen. Erst den unausgesetzten Bemühungen von Oberst Schramm und Professor Schneider gelang es, solche Geschütze wieder entstehen zu lassen. Im Jahre 1904 wurden sie unserm Kaiser vorgeführt. Auf der Saalburg, auf der Hohenkönigsburg, in Goslar und im Berliner Zeughaus kann man jetzt die Geschütze des griechischen Altertums wieder genau kennen lernen.

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