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Die Dichtung vom Luftkampf gegen den Schmied Wieland.
ОглавлениеDie bekannteste aller Flugsagen ist die vom Schmied Wieland, dem Sohn eines Riesen von der Insel Schonen. Sie wird aber fast immer falsch wiedergegeben, weil man annimmt, Wieland habe sich ein eisernes Flügelkleid „geschmiedet“.
Wieland war in Tirol von König Nidung durch Zerschneiden der Kniesehnen gelähmt worden, weil er des Königs Schmied Amilias im Wettkampf mit dem Schwert Mimung besiegt hatte. Um sich zu rächen, tötete Wieland des Königs beide Söhne und nahm sich seine Tochter, die von ihm Mutter des berühmten Wittich wurde. Sich selbst aber suchte er in Sicherheit zu bringen, indem er sich ein Flügelgewand verfertigte. Nachdem dieses fertiggestellt war, wollte Wieland es erproben. Er überredete seinen Bruder Egil, einen Versuch damit zu machen, und riet ihm, beim Niedersteigen auf die Erde sich vor dem Winde niederzulassen. Egil stürzte, als er diesen Rat befolgte, und Wieland, der sich nunmehr das Federkleid selbst anlegte, sagte zu seinem Bruder: „Ich traute dir nicht, daß du das Federkleid wiederbringen würdest, wenn du erführst, wie gut es wäre; und das magst du wissen, daß alle Vögel sich gegen den Wind niederlassen und ebenso emporheben. Nun aber will ich dir, Bruder, mein Vorhaben sagen: Ich will jetzo heimfahren, zuvor aber noch zu König Nidung, mit ihm zu reden. Und wenn ich da etwas sage, was den König verdreußt, sodaß er dich nötigt, nach mir zu schießen, so ziele unter meinen linken Arm; darunter habe ich eine Blase gebunden, worin Blut von Nidungs Söhnen ist. So vermagst du wohl deinen Schuß einzurichten, daß mir kein Schade daraus entsteht; wenn du irgend unsere Verwandtschaft ehren willst.“ Nun flog Wieland auf den höchsten Turm der Königsburg und rief den König heraus, mit ihm zu reden. Der König fragte ihn: „Bist du jetzt ein Vogel, Wieland? Was willst du und wohin willst du fliegen? Mancherlei Wunder machst du aus dir.“ Da sagte Wieland: „Herr, jetzo bin ich ein Vogel und zugleich ein Mensch; von hinnen gedenke ich nun, und nimmer sollst du mich wieder in deine Gewalt kriegen, nimmer erlebst du das.“ Indem flog Wieland hoch in die Luft empor. Da rief König Nidung: „Du, junger Egil, nimm deinen Bogen und schieß ihn in die Brust, nimmer soll er lebens von hinnen kommen, für die Frevel, die er hier verübt hat.“ Egil antwortete: „Nicht mag ich das tun gegen meinen Bruder.“ Da sagte der König Nidung, daß Egil des Todes sein sollte, wenn er nicht schösse und fügte noch hinzu, daß er schon den Tod verdient hätte für die Übeltaten seines Bruders: „Und dadurch allein rettest du dein Leben, daß du ihn schießest, und durch nichts anderes.“ Egil legte nun den Pfeil auf die Sehne und schoß Wielanden unter den Arm, sodaß das Blut auf die Erde fiel. Da sprach der König: „Das traf gut.“ Und er, und alle die das sahen, stimmten ein, daß Wieland diesen Schuß nicht mehr lange überleben könne. Wieland aber flog heim nach Seeland und wohnte in seinem Eigentum, welches Riese Wade, sein Vater besessen hatte.