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Der erste fliegende Mensch?
ОглавлениеEs ist oft über die Frage gestritten worden, welcher Mensch zuerst geflogen sei. Soweit wir die Geschichte bis jetzt kennen, läßt sich schon von einem Flugversuch im Jahre 67 nach Christi Geburt berichten. Viele altchristliche Schriftsteller erzählen uns, wie damals unter Kaiser Nero ein Zauberer namens Simon einen Flug durch die Luft versucht habe. Dieser Simon wird ja auch im 8. Kapitel der Apostelgeschichte als gefährlicher Zauberer erwähnt. Die großen Kirchenschriftsteller kommen außerordentlich oft auf die Erzählung von dem Flug des Simon zurück. Einige berichten, daß Petrus in dem Tun des Simon eine Verhöhnung und Nachahmung der Himmelfahrt Christi gesehen habe, und daß der Flug durch das Gebet Petri vereitelt worden sei. Deshalb habe Kaiser Nero den Petrus gefangen gesetzt und später kreuzigen lassen.
Unter der christlichen Legende, die sich so allmählich herausbildete, liegt eine geschichtliche Tatsache verborgen, die uns auch von den heidnischen Schriftstellern der damaligen Zeit bestätigt wird. Im Herbst des Jahres 67 versuchte Simon im großen Zirkus zu Rom in Gegenwart des Kaisers Nero einen Schwebeflug von einem hohen Gestell herab. Er stürzte jedoch dabei und kam so nahe beim Kaiser zu Fall, daß dessen Gewand vom Blut des Fliegers bespritzt wurde.
Im Mittelalter finden wir Simon in der Magussage wieder fliegend. Auch der Zauberer Faust, dessen Erzählung sich auf diese Magussage aufbaut, wird verschiedene Male als Flieger geschildert.
So läßt denn auch Goethe seinen Faust wieder fliegen. Die betreffende Stelle ist allgemein bekannt, jedoch ihrem Sinne nach wenig beachtet. Erinnern wir uns, daß Goethe diese Stelle im Jahre 1783, also während der Aufstiege der ersten Luftballone in Frankreich schrieb. Goethe verfolgte diese Luftfahrten damals mit größtem Interesse, und bereute sehr, daß er früher gewisse Experimente nicht weiter verfolgt habe, weil er jetzt sah, „wie nahe ich dieser Entdeckung gewesen“. Und er empfand „einigen Verdruß, es nicht selbst entdeckt zu haben“.
Als Goethe nun 1783 die ursprüngliche Gestalt seines Faust-Dramas umarbeitete, schuf er — in Erinnerung der Flugsage von Magus Simon und unter dem Eindruck der französischen Luftfahrten — eine neue Szene.
Kurz nachdem der Schüler das Studierzimmer verlassen hat, tritt Faust auf und fragt den Mephisto: „Wohin soll es nun gehn?“, und später: „Wie kommen wir denn aus dem Haus? Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen?“
So spießbürgerlich denkt Faust sich die Fahrt mit dem Teufel. Dieser aber antwortet:
Wir breiten nur den Mantel aus,
Der soll uns durch die Lüfte tragen.
Ein bischen Feuerluft, die ich bereiten werde,
Hebt uns behend von dieser Erde.
Jetzt erkennen wir, daß Goethe den Mephistopheles hier von der Hülle des Luftballons als Mantel sprechen läßt, und daß die Feuerluft, die darunter bereitet wird, die Warmluft oder das Gas der Luftballone sein soll.