Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 18
10. Französischer Index von 1685.
ОглавлениеIm J. 1685, kurz vor der Aufhebung des Edictes von Nantes, verordnete Louis XIV. die Unterdrückung der protestantischen Schriften, und der Erzbischof Harlay von Paris publicirte darauf im Auftrage des Parlaments einen Catalog derselben, der neben dem Römischen Index eine ganz unabhängige Stellung einnimmt. Er nimmt weder auf diesen Rücksicht, noch ist er in späteren Ausgaben desselben berücksichtigt worden.
Die Assemblée du Clergé vom J. 1682 veröffentlichte ein Avertissement pastoral à ceux de la Religion Pretendue Reformée, pour les porter à se convertir et à se reconcilier avec l’Eglise und ein Memoire contenant les differentes methodes dont on peut se servir très-utilement pour la conversion de ceux qui font profession de la R. P. R., die Assemblée von 1685 eine Erklärung: Doctrine de l’Eglise contenue dans notre Profession de Foy et dans les Decrets du Concile de Trente, opposée aux calomnies, injures et faussetez répandues dans les Ouvrages des Pretendus Reformez; zugleich richtete sie ein Schreiben an den König, worin sie sagt: sie verlange nicht die Zurücknahme der Edicte, durch welche frühere Könige „unter unglücklichen Zeitverhältnissen und aus Gründen, die jetzt nicht mehr existirten, die Ausübung der reformirten Religion vorläufig gestattet,“ bitte aber den König für die Zeit, während welcher jene Edicte noch in Kraft bleiben sollten, den Reformirten zu verbieten, die katholische Kirche in Predigten oder Schriften zu schmähen oder zu verleumden, Louis XIV. erliess darauf im August ein Edict (vom Parlament einregistrirt 23. Aug. 1685), worin den Reformirten verboten wird, „gegen den Glauben und die Lehre der römisch-katholischen Religion zu predigen oder Bücher zu veröffentlichen, ja irgendwie direct oder indirect von derselben zu sprechen;“ sie sollen fortan nur Bücher drucken lassen dürfen, „welche ihr Glaubensbekenntniss, die Gebete und die gewöhnlichen Regeln ihrer Disciplin enthalten“; alle von den Reformirten verfassten Bücher gegen die katholische Religion sollen unterdrückt und dürfen nicht mehr verkauft werden. Die Uebertretung des Edicts wird mit Verbannung und Vermögens-confiscation, der Druck oder Verkauf der verbotenen Bücher mit einer Geldstrafe von 1500 Livres und Entziehung der Concession bedroht1).
Der Erzbischof Harlay von Paris wurde darauf 29. Aug. von dem Palamente beauftragt, ein Verzeichniss der gemäss dem Edicte zu unterdrückenden Bücher anzufertigen. Dieses wurde veröffentlicht mit einem Mandement des Erzbischofs vom 1. Sept. und mit einem Arrêt du Parlement vom 6. Sept. 1685 als Catalogue des Livres condamnez & deffendus par le Mandement de M. l’Archevesque de Paris2). Im October erschien dann das Edict (einregistrirt 22. Oct. 1685), wodurch das Edict von Nantes aufgehoben wurde.
Der Catalog ist alphabetisch geordnet (eine Anzahl von anonymen Schriften steht unter Anonymes), am Schlusse steht unter der Ueberschrift Autres Livres ein nicht alphabetischer Nachtrag von 45 Schriften.
R. Simon (Sainjore, Bibliothèque IV, 174) sagt darüber: „So lange das Edict von Nantes bestand, wurden auch die calvinistischen Bücher geduldet. Der Kanzler gab für sie kein königliches Privilegium, aber der Lieutenant civil als juge de police eine einfache Druckerlaubniss. Mit der Aufhebung des Edictes wurde der Calvinismus eine nicht geduldete Haeresie; darum werden jetzt die Bücher verboten, d.h. sie dürfen nicht öffentlich verkauft und importirt werden … Der Catalog ist sehr nachlässig redigirt. Ich habe den Erzbischof darauf aufmerksam gemacht, und er gestand ein, man habe zu eilfertig gearbeitet. Der Catalog ist von einigen Doctoren der Sorbonne, namentlich Le Févre von Coutance angefertigt worden.“
Der Catalog enthält nur lateinisch und französisch geschriebene protestantische Werke, aber viele in Deutschland und England erschienene, viele aus älterer Zeit, die zum Theil auch im Index Clemens’ VIII. stehen.
In dem Recueil des actes du Clergé I, 1654 und in der Hist. de l’édit de Nantes vol. 3, stehen einige Arrêts du Conseil d’état aus den Jahren 1663—65 über einzelne protestantische Bücher: Le tombean de la messe von David Derodon zu Nismes, Genève (Paris) 1654, Discours sur le chant des pseaumes von Jean Bruguier, gedruckt zu Nismes, Réponse à la lettre du Sieur Damblat von Tricotet zu Calais und Abrégé des controverses von Ch. Drelincourt, Genève 1660: die Bücher sollen von Henkershand verbrannt, die Verfasser und Drucker der beiden ersten verbannt werden.
1) Actes de l’Assemblée generale du Clergé de France de M. DC. LXXXII. et de celle de M. DC. LXXXV. concernant la religion. A Paris 1686. 152 S. 8.*
2) Arrests du Parlament et Ordonances de Monseigneur l’Archevesque de Paris. Portant la deffense & suppression des Livres Heretiques. Avec l’Edit du Roy, portant deffenses de faire aucun Exercice public de la R. P. R. dans son Royaume. Registré en Parlement en la chambre des Vacations le 22. Octobre 1685. A Paris 1685. 95 S. 8.* (Der Catalogue p. 9—81). — Mandement de Monseigneur l’Archevesque de Paris. Sur la condamnation des livres contenus dans le catalogue suivant. Paris 1685. 36 S. 4. (Hofmann p. 197. Der Catalogue p. 9—35). — Die Actenstücke stehen auch in Recueil de ce qui s’est fait en France de plus considerable contre les Protestans … Par M. Jacques le Févre, Prêtre, Dr. en Theol. de la Faculté de Paris. Paris 1686. 4* (Der Catalogue p. 325—357.)