Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 20

12. Böhmische Indices 1726—1767.

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In Prag erschien 1726 ein Abdruck der „Römischen“ Index-Ausgabe von 1704 sammt der Appendix von 17161). 1729 erschien dann zu Königgrätz als eine Ergänzung zu dem Römischen ein Index prohibitorius et expurgatorius, in welchem vorzugsweise die in Böhmen verbreiteten lateinischen, czechischen und deutschen Bücher berücksichtigt werden, unser dem Titel: „Clavis Haeresim claudens et aperiens. Schlüssel, welcher die ketzerischen Lehren für das Verstehen eröffnet und für das Ausrotten verschliesst, oder Verzeichniss von irreführenden, Aergerniss gebenden, verdächtigen und verbotenen Büchern, mit einer Anweisung, wie schlechte und schädliche Bücher zu erkennen und auszurotten sind“2). Von dieser Clavis erschien 1749 eine zweite vermehrte Ausgabe3).

Einen ähnlichen, aber nur böhmische Bücher umfassenden Index publicirte unter Bezugnahme auf eine Encyclica Clemens’ XIII. vom 25. Nov. 1766 (Bull. 3, 225) im J. 1767 der Erzbischof von Prag, Anton Peter Graf von Przichovsky4).

Auf der Rückseite des Titelblattes der Clavis steht die Approbation: Imprimatur. Reginae Hradecii 29. Dec. 1728 (in der 2. Ausg. 7. Dec 1748) Adalbertus Georgius Dobrolen (in der 2. Ausg.: Jo. Jos. Lax), Vic. gen. et Officialis, Bl. 2 die Widmung: Divo Antonio Paduano Clavigero, quia clavis David5) Bajulo, saeculorum Thaumaturgo, perpetuo haereticorum Malleo, Vaticani oraculi voce: Arcae Testamenti; in aperienda et claudenda haeresi seu in exploranda et delenda librorum peste Duci, Magistro expertissimo, Advocato fidelissimo, Clavis praesens in anathema. Bl. 3—9 folgt eine lateinische Darlegung der kirchlichen Gesetzgebung über verbotene Bücher in Fragen und Antworten, in der einige Male auf die Jesuiten-Moralisten Laymann und Archdekin Bezug genommen und u.a. gesagt wird: die Bulla Coenae sei „bezüglich der über religiöse Dinge handelnden Bücher der Auctores 1. cl.“ auch in „unseren Gegenden“ in Kraft. Auch an die 4. Regel des Index (über Bibellesen) wird erinnert. In der 2. Ausgabe folgt eine Anweisung, wie man die „guten“ und die „schlechten und nicht zu duldenden“ Bibeln erkennen könne: es sind einige Stellen lateinisch, deutsch und czechisch, wie sie in jenen und in diesen stehen, in zwei Spalten neben einander gedruckt. Dann folgt Blatt 9 resp. 11 eine Erklärung der im Index gebrauchten Abkürzungen (1. cl. steht bei Büchern von Auetores 1. cl., * bei unbedingt verbotenen, Cor. bei libri corrigibiles u. s. w.; dieselbe Erklärung steht p. XCII deutsch). — P. I—XCII steht ein czechisches Stück, welches ausschliesslich von Bibeln zu handeln scheint.

In dem Index prohibitorius (S. 1—170 resp. 1—220) sind die Bücher nach dem Formate (Folio, Quart u. s. w.) und nach den Sprachen (czechisch, deutsch, lateinisch, mitunter französisch), in diesen Abtheilungen alphabetisch geordnet. Hinter jedem Absatz ist freier Raum zum Beischreiben weiterer Bücher gelassen. In der 2. Ausgabe stcht S. 162—220 ein besonderer Index librorum Venerea vel obscoena tractantium, fast lauter Sachen, deren Titel schon zeigt, dass sie obscön sind, die speciell zu verzeichnen also zweckwidrig war. — Bei manchen Büchern werden schon in diesem Index die Stellen verzeichnet, an denen etwas zu corrigiren ist. S. 171—20O resp. 221—420 folgt der Index expurgatorius. Er hat in der 2. Ausgabe eine längere Einleitung, welche u.a. S. 224 die Bemerkung enthält: beim Expurgiren sei zu verwenden atramentum indicum, teutonice Tusch dictum, quod Tyrolenses propolae venum circumferunt; denn die gewöhnliche sepia chartam penetrat, librum defoedat et plerumqne siccata litura deletae literae transparent; indicum vero atramentum, si, quod bene notandum, mediocriter solum humectatum adhibeatur, in altera pagina nunquam transparet, actutum siccatur et ea, quae deleta sunt, legi amplius nequeunt.

Die Expurgationen werden oft kurz motivirt, mitunter mit Perstringuntur religiosi Societatis Jesu u. dergl. In einem böhmischen Kalender von 1617 wird Hus in dem Heiligenverzeichniss gestrichen, sehr oft verordnet, seinem Namen „Ketzer“ oder „Erzketzer“ beizufügen.

Der Compilator der beiden Indices wird seine Aufmerksamkeit hauptsächlich den czechischen und auf Böhmen bezüglichen Schriften zugewendet haben, hat aber auch viele andere, in wunderlicher Auswahl, aufgenommen, wohl ebenso viele deutsche wie czechische, auch einige, die im Römischen Index stehen. Einige Curiosa mögen hier verzeichnet werden: Leben des Dr. Faust cum notis et sine notis; Reich derer Todten [Gespräche im Reiche der Todten] in tomulis multis; Des abenteuerlichen Simplicissimi erster Theil (viele Stellen zu expurgiren); Ethica complementoria d. i. Komplementir-Büchlein Georg Gräflingen mit angefügtem Transchier-Büchlein, auch züchtigen Tisch- und Leber-Reimen, Amsterdam 1700 (darin wird u.a. der Satz gestrichen: Es ist kein Buch so schlecht, es hat was gute Sachen).

Der Verfasser der Clavis ist der Jesuit Anton Koniasch, geb. zu Prag 1691, † 1760. Nach Pelzel (bei de Backer) hat derselbe handschriftlich hinterlassen: Index librorum perniciosorum, abolendorum vel repurgandorum in vier Theilen, von denen der 1. die böhmischen, der 2. die deutschen, der 3. die lateinischen, der 4. die in anderen Sprachen geschriebenen Bücher umfasst. Der erste Theil dieser Arbeit liegt dem Index von 1767 zu Grunde.

In diesem steht an der Spitze ein Hirtenbrief des Erzbischofs Anton Peter Graf Przichovsky von Przichowitz (1763—93) vom 1. Juli 1767, in welchen die Encyclica von 1766 vollständig inserirt ist. Der Erzbischof verordnet: sein Hirtenbrief sammt der Encyclica solle binnen drei Wochen an einem Sonntage in allen Kirchen deutsch oder böhmisch verlesen, zugleich über die Gefährlichkeit der schlechten Bücher gepredigt und angekündigt werden, dass, wer ketzerische oder wegen des Verdachtes der Ketzerei verbotene Bücher lese, ipso jure der Excommunication verfalle. Dann folgen die von Karl VI. erlassene, von Maria Theresia 1749 bestätigte Verordnung über das Verbreiten ketzerischer Bücher und Verordnungen der Prager Provincialsynode von 1605. Demnächst folgt eine kurze Vorschrift über das Expurgiren, wie in der Clavis, und eine sehr ausführliche Anweisung, wie man die ketzerischen böhmischen Bücher erkennen könne. Dabei wird u.a. verordnet, alle zu Dresden, Leipzig und an anderen ketzerischen Orten, ferner alle typis germanicis vulgo fractura et non boemis vulgo gothicis gedruckten böhmischen Bücher seien genau zu untersuchen, desgleichen alle zwischen dem Jahre 1414, quo haereses in patria nostra grassari coeperunt, und dem J. 1635, quo tandem omnis residua adhuc haeresis ex regno proscripta est, gedruckten Bücher.

Der Index selbst (S. 7—316) ist zugleich prohibitorius und expurgatorius, und alles ist in ein einziges Alphabet geordnet. Inhaltlich ist er eine vermehrte Ausgabe des böhmischen Theiles der Clavis.

Reusch, Index II. 5

1) Index librorum prohibitorum Innoc. XI. P. M. jussu editus usque ad annum 1681. Eidem accedit in fine Appendix usque ad mensem Junii 1704. Juxta exemplar Romanum. Recusus Pragae, in Aula Regia, apud Josephum Antonium Schilhart, Archi-Episcopalem Typographum. 1726. Sumptibus Pauli Lochner, Bibliopolae Norinbergensis, 14 Bl. 411 S. 8. Beigebunden: Appendix unica … (wieoben S. 36, II, 7) proscriptarum. Juxta exemplar Romanum Recusa Vetero-Pragae, in Aula Regia, apud Josephum Antonium Schilhart, Archi-Episcopalem Typographum. 1 Bl. 129 S. Appendix novissima … (wie oben S. 36, II, 7) 1716. Juxta exemplar …. Typographum. 27 S.*.

2) 2) Clavis Ilaeresim claudens & aperiens. Aljč Aacṙfté Bludh Arozeznánj ottojragic, Amhtoṙcnēnj zamjtagic. Uncb Regiftṙjt Néttcrch bludnch, pohorñlimch, podezṙlch, ncb, zapomédénhch, Anéh, & pṙedchazegicmi aucinlimhmi profiṙedth, & ttermi pohorfflimé, a fftodlimé Anjhy mhitaumati, a mhtoṙenjti fe mohau. Na fmétlo mhdan. S Domoienjm Duchomaj Mrchnofti. Mhtifftén m Sradch Arálomc, υ Māclama Jana Inbéln, Béta 1729.* 9 Bl. XCIV und 200 S. 12. Mit einem Bilde des h. Antonius. (Prag).

3) Clavis … υ Jana Aljmenta Inbéln, Béta 1749.* 12 Bl. XCVI und 420 S. 12. Ohne Bild. (Prag).

4) Index bohemicorum librorum prohibitorum, et corrigendorum ordine alphabetico digestus, Reverendissimi, Celsiss. S. R. I. Principis Domini Domini Antonii Petri Dei gratia et Sedis Apostolicae Archi-Episcopi Pragensis jussu collectus atque editus. Vetero-Pragae typis Jo. Caroli Hraba, inclyti Bohemiae Regni D. D. Statuum typographi.* 38 Bl. 316 S. und Appendix von 4 Bl. 8. (Prag).

5) Dazu die Note: IS. 22, 22, Apoc. 3, 7 de Christo. Antonius wird mit dem Jesuskinde auf dem Arme abgebildet, Christus aber an diesen Stellen als der Schlüssel Davids beseichnet.

Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1

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