Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 23
15. Expurgationen im Römischen Index.
ОглавлениеDie Römischen Indices sind, von dem des Brasichellensis (I S. 549) abgesehen, ausschliesslich prohibitorii. Aber statt des donec corrigatur steht in einzelnen Fällen, wo es sich um die Weglassung einer einzelnen Stelle oder einer Vorrede u. dgl. (der Litanieen, S. 77) handelt, eine darauf bezügliche Vorschrift (einige Male, wie bei Amicus und Merenda und in den älteren Indices bei Copernicus, wird auf die in dem betreffenden Decrete vorgeschriebene Expurgation verwiesen). Es stehen freilich anderseits auch noch heute Bücher mit einfachem d. c. im Index, in denen nur, wie bei Cataneus, eine einzige Stelle beanstandet wurde. Ziemlich oft wird von einem mit d. c. verbotenen Buche eine expurgirte und von der Index-Congregation freigegebene Ausgabe bezeichnet1); aber auch das geschieht nicht immer2). — Bei einzelnen unbedingt verbotenen Büchern wird auch im Index der Grund des Verbotes angegeben3).
In Aurelii Augustini Dulciloquiorum libri tres, Herborn 1614, soll die Epistola ad lectorem von Guil. Rolichius beseitigt werden (Alex. No. 28, 1623), in der zu Lyon 1629 erschienenen Ausgabe der Electa Sacra des Theatiners Aloysius Novarinus von Verona (6 Fol.) die Epistola dedicatoria des Druckers L. Durand, und zwar propter abusum locorum s. scripturae (No. 39, 1636), ebenso die Epistola dedicatoria in Jo. Buxtorfs Lexicon hebraicum, chaldaicum und Thesaurus grammaticus linguae sanctae und in Jo. Hornungs Cista medica seu variorum epistolae medico-physicae. Anders gefasst ist ein solches Gebot, wenn die Epistola dedicatoria vor der Lyoner Ausgabe der Regulae Societatis Jesu von 1607 verb. wird, mit der Motivirung: ihr Verfasser bekenne sich zur Augsburgischen Confession. — Die Vorrede und Noten des Jac. Thomasius zu den Opera Mureti wurden 1728 gleichzeitig mit der Schrift von Elvidius (I S. 526) verb., also wegen der Bemerkung über Murets Rede über die Bartholomäusnacht (in Spanien wurde erst 1787 die Ausgabe von 1750 von der Vorrede expurgirt). — Eine Art von Expurgation ist es auch, wenn 1605 Laurentii Kirchovii Consilium XXVII., quod habetur tomo 2. p. 144 Matrimonalium consiliorum J. B. Ziletti et Nic. Ruckeri, Frcf. 1580, verb. wird.
Eine sonderbare Expurgation wurde 1623 (No. 27) für den Clypeus concionatorum Ferdinandi de Escalante vorgeschrieben: non permittatur, praeterquam correctis et emendatis, quae habet cap. ultimo libri 6., notata et censurata per Jac. Gretserum in sua admonitione ad exteros de Bibliis Tigurinis. Gretser macht sich nämlich (Opp. XIII, 238) über Escalante, einen spanischen Trinitarier, lustig, dass er in dem genannten Werke, welches mit einer Dedication an Philipp III. zu Venedig 1613 erschienen war, Leo Judae als Leo Tigurinae ecclesiae episcopus bezeichnet, also offenbar für einen katholischen Bischof gehalten und von ihm gesagt hatte: pio zelo fervidus novam Bibliorum versionem agressus, … usus hebraico exemplari emendatissimo, neque neglexit, quae de genuino sensu tradiderunt patres orthodoxi, . . felicissime migravit ad Dominum4). Die Stelle wird auch bei Sot. gestrichen. — In des Ant. Ragucius Lucerna parochorum s. Catechesis ad parochos, Neapel 1623, soll nach No. 29 (1624) eine Stelle gestrichen werden, wo er behauptet, Scotus lehre: desinere esse corpus Christi sub speciebus ad tactum statim labiorum, und diese Meinung nicht als Irrthum, sondern als sententia, die entgegengesetzte nicht als veritas catholica, sondern als opinio bezeichne.
In einem Decrete von 1659 (No. 70) befiehlt die Index-Congr. den Besitzern von des Römischen Juristen Steph. Gratianus Disceptationes forenses, — die schon 40 Jahre vorher erschienen waren (nachgedruckt Francf. 1619*), — im T. 2, c. 184 (vielmehr 284) § 51 die historia ab auctoribus haereticis accepta de quodam ementito Leone Rom. Pont. et D. Hilario zu streichen, und den Druckern, dieselbe in neuen Auflagen wegzulassen. Es handelt sich um ein zu Gunsten des h. Hilarius gewirktes wunderliches Wunder auf einer von dem arianischen Papste Leo, dem Nachfolger Felix’ II., gehaltenen Synode, eine Fabel, für die sich Gratianus nicht auf ketzerische Autoren, sondern auf Conrad von Halberstadt und Hermannus Gigas, Chronisten des 13. Jahrh., beruft.
Im J. 1662 (Alex. No. 75) wurde verb.: Thomas Leonardi, Angelici Doctoris D. Thomae Aquin. sententia de prima hominis institutione, ejus per peccatum corruptione illiusque per Christum reparatione contra Jo. G. Dorschaeum, … qui gloriatur se Thomam exhibere confessorem veritatis evangelicae Augustana, ut ait, Confessione repetitae, 1661, Fol. (Th. Leenaerds war Dominicaner, Prof. in Löwen, † 1668; Paquot 2, 347). Als Grund des Verbotes wird angeführt, das Buch handle u.a. ohne päpstliche Erlaubniss de auxiliis (§ 40) und enthalte einiges über die Empfängniss Mariae und das Fest derselben, was päpstlichen Erlassen widerspreche. 1680 erklärte die Index-Congr. (Const. p. 173): sie gestatte, das Buch neu zu drucken mit Weglassung dessen, was p. 126—134 über die Empfängniss Mariae und 1. 2, c. 8 und 10 de actu beati fico charitatis in Christo gesagt werde. So steht denn noch jetzt im Index. — Von der Vita D. Aurelii Augustini des belgischen Augustiners Jo. Rivius, Antw. 1646, wird in einem Decrete von 1666 (Alex. No. 89) erklärt, es sei darin eine Stelle 1. 4, c. 1, § 2 zu streichen. Dieselbe wird mit dem Streit über die Gnadenlehre zusammenhangen (Hurter 2, 137). — 1663 wurde verb.: De Pontifice Romano tractatus brevis additus Tomo 4. in 1. 2. D. Thomae de conscientia Patris Andreae Lao d. c.; correctus vero juxta impressionem factam Romae a. 1663 permittitur. Das Verbot der 1. Ausgabe, Genua 1656, wurde also erst publicirt, nachdem der Verfasser, der ein Carmeliter, nicht ein Dominicaner war (Quétif 2, 605. 758), nach der Weisung der Index-Congr. zu Rom eine expurgirte Ausgabe veranstaltet hatte. Nach dieser ist der Tractat bei Roccaberti, Biblioth. 3, 591 abgedruckt (Tr. de Summo Pontif. ex s. conciliis, s. patribus, praesertim D. Aug. ac. D. Thoma ejusque angelica doctrina praecipue contra sectarios delibatus); vor dem Tractat steht hier eine Protestatio authoris, in der er sagt: der Tractat sei in der Ausgabe von 1656 ohne seine Zustimmung von dem Drucker beigefügt worden; er habe ihn freiwillig (sponte et merito) corrigirt, und was man in der 1. Ausgabe von der 2. Abweichendes finde tam in materia dogmatis quam in opinionibus referendis vel citandis authoribus vel historiis, das bitte er zu streichen. — 1680 verordnete die Index-Congr., in der Theologia Scoti a prolixitate et subtilitas ejus ab obscuritate libera et vindicata … auct. Jo. Gabr. Boyvin, Par. 1677, das Elogium Scoti zu streichen, welches beginne: Hic pene ante subtilis fuit quam homo esset und schliesse: sed hic subtilis esse non posset, nisi angelicus esset, was ja allerdings stark war und namentlich von den Dominicanern im Interesse des Doctor angelicus Thomas von Aquin nicht geduldet werden konnte. Die Sache steht seit Ben. unter dem Namen des Autors des Elogium: Petrus Labbé. — 1700 wurde von des Jesuiten Mich. Pexenfelder Apparatus eruditionis die 3. Aufl. (1687) verb. mit nisi corr. delendo illa verba: Anno 1669 Ordo Scholarum piarum abrogatus a Clemente IX. In der 4. Aufl. (1704) wird der allerdings unrichtige Satz gestrichen sein.
Ueber Bullarium (zwei Ausgaben), Juvencius, Sanchez, Suarez s.u. — Bras. expurgirt auch einige erst nach 1600 verbotene Bücher, ausser dem von E. Sa und Vivaldus (§ 41) folgende: Laurentii Schraderi (Halberstadiensis) Monumentorum Italiae, quae hoc nostro saeculo et a Christianis posita sunt, ll. 4, Helmst. 1592,* Fol., mit d. c. verb. 1603. Bras. streicht die Epigramme von Sannazar auf Alexander VI. (I S. 489), die Beschreibung eines Bildes in einem Hause zu Padua mit der Unterschrift: A M (eretricibus), M (edicis), M (onachis), A (dvocatis) libera nos Domine, einer Grabschrift eines Hündchens in der Sacristei einer Kirche zu Rom, einer in Neapel befindlichen Waffe (bellicum tormentum) mit einem Bilde Luthers und einigen deutschen Reimen, einer Grabschrift im Dome zu Mailand: Aqui yaze il soldato Villoria, el quale mandò il corpo alla yglesia et il corazon alla amiga, und andere derartige unerbauliche Dinge, ändert einigemale vestalis in monialis und verordnet, in dem Satze, der Verfasser sei zur Veröffentlichung seiner Arbeit ermuntert worden durch die clarissimi et doctissimi viri Ph. Melanchthon, Joa. Camerarius, Jo. Sturmius et Geo. Fabricius für diese Worte nonnulli zu setzen. Bras. nennt den Verfasser übrigens L. Schradaeius, und so steht er noch heute im Index als L. Schraderus seu Schradaeus. — Francisci Vallesii De sacra philosophia seu de iis, quae physice scripta sunt in sacris literis, liber singularis ad Philippum II. Hisp. Regem, Turin 1587, 4., mit d. c. verb. 1603. Es werden namentlich in den Erörterungen zum Hexaemeron einige Passus gestrichen, wie die Ansicht, dass unter dem Geiste Gottes Gen. 1, 2 das Feuer zu verstehen sei, oder corrigirt, wie: firmamentum Gen. 1, 6 significat aërem in: coelum empyreum et aërem u. dgl.; auch einige Versuche, Wunderberichte des A. T. natürlich zu erklären, werden corrigirt. Sand. Sot. geben eine andere Expurgation nach der Ausgabe Lyon 1592. — Fr. Valles de Covarrubias war Prof. der Medicin in Alcala und Leibarzt Philipps II. und hat auch unter den Commentatoren des Aristoteles einen Namen. In der Vorrede des genannten Buches, von dem 1667 zu Frankf. die 7. Ausgabe erschien, erklärt er, er wolle nichts behaupten nisi quod probetur a S. Rom. Eccl. (Fabricius, Hist. Bibl. 6, 408. Werner, Thomas v. Aquin 3, 297).
1) Vgl. I S. 155. 354 u. s. w. Alexander Natalis, Bottero, Florentini, Garofalo, Inchofer, Catechisme hist., Scaramelli.
2) Bandini (I S. 386), Cataneus.
3) Augustinis, Bartolini, Behault, Causa Arnald., Decret du S. 0., Longobardi, Maynard.
4) Eine kaum geringere Naivetät als Escalante bekundet Pestalozzi, Leo Judae, 1860, S. 80: „Von der Werthschätzung, welche die spanischen Theologen dieser Bibel angedeihen liessen, haben wir ein bedeutendes Zeugniss aus dem Munde des gelehrten, in den orientalischen Sprachen wohl bewanderten Ferd. von Escalante in seinem Schild der Prediger, einem Werke, das er dem Könige Philipp III. widmete. Derselbe bezeugt auch, dass der Erzbischof von Sevilla, Ferd. Valdés, sein Wohlgefallen daran hatte. Die Facultät in Salamanca liess sie 1584 wörtlich wieder abdrucken.“ Das Wahre an den beiden letzten Sätzen ist, dass Valdés von der sog. Biblia Vatabli, welche die Zürcher Uebersetzung enthält, das N. T. verbot, das A. T. frei gab, und dass 1584 eine expurgirte Ausgabe dieser Biblia erschien (I S. 203).