Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 26
18. Holländische protestantische Theologen.
ОглавлениеDie holländische protestantisch-theologische Literatur wurde ganz ähnlich behandelt wie die deutsche; nur wurden ausser lateinischen auch französische Schriften verboten. Conrad Vorstius, einer der fruchtbarsten Streittheologen, Gisbert Voetius, Jacob Arminius, Franz Gomarus, Jo. Coccejus und viele andere der bedeutenderen Theologen sucht man im Index vergebens; von anderen wurden nur weniger bedeutende Schriften verboten. Daneben findet sich eine Reihe von Schriften obscurer Autoren. Ueber das Verbot einiger Schriften von Daniel Heinsius, Gerhard Joh. und Isaac Vossius und Georg Horn haben wir interessante genauere Nachrichten.
1633 wurde Daniel Heinsius’ Aristarchus sacer s. Exercitationes ad Nonni metaphrasin in Joannem, 1627, mit d. c. verboten. Lucas Holstenius (Epistolae ed. Boissonade p. 253) schreibt darüber an Peiresc: er habe auf Befehl des Card. Franc. Barberini das Buch gelesen und das, was für Katholiken anstössig sein könnte, notirt; das sei aber so wenig und unbedeutend und werde durch die vielen vortrefflichen Bemerkungen so sehr aufgewogen, dass der Cardinal auf seine Bitte den „Mönchen“ verboten habe, das Buch zu censuriren. Wie die Thatsache zeigt, hat der Cardinal nur das unbedingte Verbot hindern können. Das grössere Werk, Sacrarum exercitationum ad N. T. ll. 20, 1639, Fol., worin auch der Aristarchus in vermehrter und verbesserter Gestalt aufgenommen ist, wurde 1646 unbedingt verboten. In demselben Jahre schreibt Holstenius an G. B. Doni (a.a.O. p. 361): der Sohn des Daniel Heinsius sei in Rom sehr gut aufgenommen worden; das Verbot jener Bücher sei gegen den Willen des Card. Barberini auf den Antrag und Bericht des Gaudenzio Paganino erfolgt, che seppe trovare il pelo nell’ ovo.
Von G. J. Vossius (1577—1649) wurde zuerst, 1624, verb.: Consilium Gregorio XV. P. M. exhibitum per Michaelem Lonigum, Sacro Vaticani Palatio et scripturarum monumentis digeredis tam in archivis ipsius Vaticani quam in Castro S. Angeli olim Praefectum, de adhortando Ser. Maximilianum Bavariae Ducem ad petendam dignitatis electoralis nuper obtentae confirmationem a Sede Apostolica. Juxta exemplar Arcenni editum, cui nunc praefatio et censura accessit G. J. V. (1623, abgedr. im 5. Bande der Opera). Lonigo räth, dem neuen Kurfürsten in geeigneter Weise vorzustellen: die kaiserliche Gewalt werde vom Papste übertragen (dafür werden 19 Argumente angeführt), also müsse auch die kurfürstliche von ihm bestätigt werden; geschehe dieses jetzt nicht, so würden die Erben des frühern Inhabers derselben sagen können, sie sei ihren Ahnen nicht in legitimer Weise, weil ohne Zustimmung des Papstes entzogen worden. Auf diese Schrift folgt noch eine kleinere, gleichfalls mit polemischen Noten: Aphorismi de statu Ecclesiae restaurando, ex decreto et approbatione collegii cardinalitii, collecti ex Consilio Gregorio XV. exhibito per Mich. Lonigum, wonach die Cardinäle der Ansicht waren, nicht nur der Kurfürst von der Pfalz, sondern auch die von Sachsen und Brandenburg seien als Ketzer ihrer Würde zu entsetzen. — 1654 wurden verboten Dissertationes tres de tribus symbolis, apostolico, Athanasiano et Constantinopolitano, 1642, worin Vossius zeigt, dass das erste Symbolum nicht von den Aposteln und nicht von einem allgemeinen Concil herrühre und bei den Griechen nicht in Gebrauch sei, dass das zweite nicht von Athanasius und in das dritte das Filioque erst im 10. Jahrh. eingeschoben sei. — In einem Decrete vom 2. Juli 1686 wurden noch zwei Schriften von G. J. Vossius und 10 von seinem Sohne Isaac (1618—89) verboten, von ersterm: Theses theologicae et hist. de variis doctrinae christ. capitibus, 1658 (u.a. über gute Werke, Anrufung der Heiligen, Eucharistie, Gebete und Opfer für Verstorbene), und Harmoniae evangelicae de passione, morte, resurrectione et ascensione J. C., 1656 (nach Vossius’ Tode von Fr. Junius herausgegeben, rein exegetisch), von letzterm: De Septuaginta interpretibus eorumque translatione et chronologia dissertationes, 1661, 4.; Chronologia sacra ad mentem veterum Hebraeorum; Dissertatio de vera aetate mundi, 1659, nebst den beiden noch in demselben Jahre erschienenen Vertheidigungen, Castigationes ad scriptum G. Hornii und Auctarium castigationum etc.; Ad V. Cl. Andream Colvium epist., qua refelluntur argumenta, quae diversi scripto de aetate mundi opposuere; Responsio ad objecta Christiani Scotani; De lucis natura et proprietate, 1662; De Sibyllinis aliisque, quae Christi natalem praecessere, oraculis; accedit responsio ad objectiones nuperae criticae (von R. Simon), 1680, endlich die Ausgabe der Briefe des Ignatius (s.u.). — Mabillon, der 1686 in Rom war (S. 12), wurde von der Index-Congr. beauftragt, ein Gutachten über die Schriften von Isaac Vossius abzugeben. Dieses ist in seinen Opera posthuma ed. V. Thuillier, 1714, 2, 59 gedruckt und lautet im wesentlichen so: Er höre, dass das Verbot der Schrift über die Chronologie der Septuaginta schon beschlossen, aber noch nicht publicirt sei; es handle sich also darum, ob jetzt, nachdem Vossius seine Ansichten gegen Georg Horn u.a. vertheidigt habe, seine Schriften oder die seiner Gegner oder beide zu verbieten seien. Vossius lehre: 1. die Sept. sei dem jetzigen hebr. Texte, 2. ihre Chronologie der des hebr. Textes [und der Vulgata] vorzuziehen; 3. die Sündfluth habe nur den von Menschen bewohnten Theil der Erde überschwemmt. Die beiden ersten Ansichten seien unbedenklich, da Vossius der Vulgata nicht zu nahe trete und die Kirche der Chronologie der Sept. in den ersten vier Jahrhunderten gefolgt sei und im Martyrologium noch folge1). Die dritte Ansicht sei bisher nur von Einem (Stillingfleet) in der Synopsis criticorum (von Polus) vorgetragen, aber von keinem Katholiken, nur von Heterodoxen angegriffen worden, welche die kath. Kirche heftiger angefeindet als Vossius, namentlich von Horn, der diesem vorwerfe, er folge den Pontificii, und der die kath. Kirche und die Päpste in unverschämter Weise verhöhne. Die Meinung des Vossius könne also geduldet und von einer Censurirung derselben abgesehen werden. Sie sei ja auch schon vor 35 Jahren vorgetragen worden und habe nicht unter den Katholiken, sondern nur unter den Haeretikern Streitigkeiten hervorgerufen; es sei besser, diesen ruhig zuzusehen als sich darin einzumengen. Wenn man die Ansicht hätte censuriren wollen, hätte es früher geschehen müssen; auch Horn schweige seit 27 Jahren. Wenn die Ansicht des Vossius neu sei, so werde sie ja schon darum von den Katholiken als verdächtig angesehen werden, weil sie von einem Haeretiker ausgehe. Wenn aber die Congregation die Meinung des Vossius censuriren wolle, müssten auch die Schriften von Horn wegen ihrer Schmähungen gegen die Päpste verboten werden. Die Index-Congregation nahm natürlich diesen eventuellen Antrag an und verbot neben der Schrift von Vossius auch von Horn (sonderbarer Weise nicht die erste Streitschrift, Dissertatio de vera aetate mundi, 1659, aber die in demselben Jahre erschienenen) Defensio dissertationis de vera aetate mundi contra castigationes Isaaci Vossii und Auctarium dissertationis etc. Sie verbot in derselben Sitzung auch noch zwei Bücher von Jo. Leusden: Philologus hebraeo-mixtus una cum spicilegio philologico continente decern quaestionum centurias, 1663, und Philologus hebraeus continens quaestiones hebraicas, quae circa V. T. hebraeum fere moveri solent, 1672 (zuerst 1656). Im J. 1742 wurde eine zu Basel 1739 erschienene neue Ausgabe dieser beiden Bücher und Philologus hebraeo-graecus continens quaestiones hebraeo-graecas, quae circa N. T. graecum fere moveri solent, zuerst 1670 gedruckt, verb. — Erst 1718 wurde verboten Ger. Jo. Vossii De theologia gentili et physiologia christiana s. de origine ac progressu idololatriae ll. IX. Editio nova, quorum 4 libri priores ab authore aucti etc. Amst. 1668.
Schon 1619 wurde verb.: Judicium synodi nationalis reformatarum ecclesiarum Belgicarum habitae Dordrechti a. 1618 et 1619, und 1621: Synodi Dordracenae et eorum, qui illi praefuerunt, in Belgii Remonstrantes quos vocant crudelis iniquitas exposita mit dem Zusatze (Alex. No. 23): prohibetur sicut ipsa synodus Dordracena, von Ben. mit Rücksicht auf Decr. gen. I, 8 weggelassen. Später kamen noch in den Index: Apologie pour le synode de Dordrecht ou réfut. du livre: L’impiété de la morale des Calvinistes, Genf 1679, verb. 1681, und Jo. Halesii Hist. concilii Dordraceni, J. L. Moshemius vertit, variis observationibus et vita Halesii auxit, 1724, verb. 1750 (John Hales, † 1656, hatte mit dem englischen Gesandten der Synode beigewohnt; R.-E. 5, 552). — Sot. hat die Subscriptores conciliabuli Dordrechtani in die 1. Cl. gesetzt, p. 434. 907; vgl. I S. 326.
Von Phil. Limborch (1633—1712) stehen im Index: Historia inquisitionis, 1692, von der Inq. verb. 1694, Theologia christiana ad praxim pietatis ac promotionem pacis christianae unice directa, 1700 (die erste vollständige Theologie der Arminianer, zuerst 1686), verb. 1727, und De veritate religionis christ. amica collatio cum judaeo erudito [Isaac Orobio aus Sevilla], zuerst 1687, dann Basel 1740, verb. 1749 (Paquot 1, 553), — von Ant. van Dale (Mediciner, Anabaptist, 1638—1708) De oraculis ethnicorum diss. duae, 1683, dann 1700 (er bestreitet den dämonischen Ursprung des Orakelwesens; Bayle, Oeuvres 1, 4), und Dissertationes de origine et progressu idololatriae et superstitionum. De vera et falsa prophetia et de divinationibus idololatricis judaeorum, 1696, beide verb. 1737 (letzteres in den Indices so gedruckt, als ob es sich um zwei Bücher handelte). — Von den meisten steht nur je ein Buch im Index: von Abr. Heidanus (van der Heyden, 1597—1678) De origine erroris ll. 8, 1678; Steph. Le Moyne (1624—89), Varia sacra s. sylloge variorum opusculorum graecorum ad rem ecclesiasticam spectantium (A. E. 1686; der 1. Band handelt u.a. über Chrys. Ep. ad Caesarium, s.u.); Jo. Laetus (de Laet), Compendium historiae univ. civilis et eccl., tam romanae quam protestantium 1669, verb. 1727.
Jo. Coccejus (1603—69) steht nicht im Index, aber einige Schriften seiner Anhänger Wilh. Momma, Herm. Witsius und Campegius Vitringa, — von diesem Typus theologiae practicae, 1716, und die Uebersetzung: Essai de théol. pratique … trad. par M. de Limiers, 1719, — ferner Prodromus corporis theologiae, qua tota fidei ac morum doctrina, hist., item prophetia methodo pariter et verbis sacris asseritur, 1682 (nach Placcius Anon. 104 von dem Coccejaner Gerhard van der Meulen), und Examen judiciorum de Prodromo … ., 1684, verb. 1709. — Von Vitringa’s exegetischen Schriften, die doch manches Anstössige enthalten, steht keine im Index; aber Jo. Braun, Vestitus sacerdotum hebraeorum, 1680.
Von den scharf polemischen Schriften des Sixtinus Amama († 1629) über die Bibel, besonders über die Vulgata, steht im Index nur Antibarbarus biblicus libro 4. auctus, 1656 (zuerst 1628), verb. erst 1709. Andere polemische Schriften, die im 17. Jahrh. verb. wurden, sind: Arnoldi Montani Diatriba de esu carnium et quadragesima Pontificiorum, 1668, verb. 1690; Herm. Ravensperger, Via veritatis et pacis, 1614, verb. 1663; ferner die unter dem Namen Antipapius Lauterianus erschienene Schrift Meretricis Babylonicae aureum poculum venenatum Ecclesiae propinatum hujusque antidotum …, Veritropoli 1689; — Epistola N. N. religionis reformatae ministrorum ad perillustrem D. N. Legionis Batavae ducem in praesidio Bruxell. degentem, quae incipit: Non solum strenue te agere in bello, von der Inquisition verb. 1693, — und Folium quoddam (also ein fliegendes Blatt) cum hac inscriptione: Propositiones Belgio-unito-romanae ac papales, incipiens: Peccatum non est, sacrificium Deo pollutis manibus sive in peccatum, verb. 1666 und nochmals 1667 cum elucidationibus, cum quibus fuit iterum impressum. — 1742 wurden noch verb. Lettres d’un théologien reformé à un gentilhomme lutherien par Armand de la Chapelle, Pasteur de la Haye, Amst. 1736, gegen des Jesuiten Scheffmacher Lettres d’un docteur allemand à un gentilhomme et à un magistrat protestants, 1733 u. o. (Hurter 2, 968; von Haag s. v. Boisbeleau mit Unrecht Chapelle abgesprochen).
Ferner stehen noch im Index: Justus Heurnius, De legatione evangelica ad Indos capessenda admonitio (an die Curatores rerum Indicarum, über die Ausbreitung des Christenthums in Indien), Leyden 1618; — Caroli de Maets Sylva quaestionum insignium philologiam …, potissimum vero theologiam spectantium, 1650, verb. 1663 (behandelt nach Bayle ausser anderen Casus auch die damalige Controverse, ob die Männer lange Haare tragen dürfen); — Ch. Bonnefille, L’homme irreprochable en sa conversation, Leyden 1661, 12. Ebenso unbedeutende Sachen stehen im Index unter Borremans, Broverius, Cremer, Gaillardus (eine Dissertation, worin behauptet wird, Melchisedek sei Christus gewesen; Bayle, Oeuvres 1, 470), Timannus Gesselius (Med. Dr.), Holtius, J. B. Ottius, Vessellius. Man kann sich wundern, im Index zu finden Cornelius Adamus, Exercitationes exegeticae de Israelis in Aegypto multiplicatione etc.; aber Ben. hat den Titel stark abgekürzt; in den älteren Indices steht er vollständig; er schliesst: malisque Romae paganae et hodiernae moribus, Gron. 1712.
Die interessante Briefsammlung Illustrium et clarorum virorum epistolae selectiores superioris saeculi scriptae vel a Belgis vel ad Belgas, Lugd. B. 1617, 8., wurde 1628 verb., weil unter den 200 Briefen viele theologischen Inhalts, von Haeretikern, Cassander u. s. w. sind. Der in der Vorrede genannte Herausgeber Paul Bertius wurde 1620 katholisch, † 1629 (Räss, Conv. 4, 500). Harmloser ist Jo. Crucii Mercurius Batavus s. epistolarum ll. 5, Amst. 1650 (dazu ein l. sex tus), verb. 1684.
1) Reusch, Bibel und Natur S. 513.