Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 33
25. Patristische und mittelalterliche Schriften. Heidnische Classiker.
ОглавлениеWie im 16. Jahrhundert (I S. 299. 331), wurden einige Ausgaben von patristischen Schriften wegen der von den protestantischen Herausgebern beigefügten Zuthaten auf den Index gesetzt, — mitunter werden ausdrücklich nur ihre Noten verboten, — die Ausgabe des Cyprianus von Fell wohl auch wegen der Beseitigung der Interpolationen, die in Frankreich Maran beizubehalten genöthigt wurde. Eine Ausgabe einer Schrift des Anastasius Sinaita aber wurde wegen ihres Inhaltes verboten. Die Veröffentlichung des Briefes des Chrysostomus an Caesarius, sowie des Liber diurnus und des Liber pontificalis von Agnellus wurde beanstandet, aber schliesslich nicht verhindert. Einige mittelalterliche Schriften stehen nicht der Herausgeber, sondern des Inhalts wegen auf dem Index, namentlich ein Werk von Erigena (I S. 15), die von H. von der Hardt herausgegebenen Acten des Constanzer Concils und das Diarium des Burkhard von Strassburg. — Von Classikern wurden eine Ausgabe des Julius Caesar und Uebersetzungen des Ovid, Anakreon und Lucrez verboten.
Von den Editionen von Beumler und Heinsius, sowie von Quesnels Ausgabe des Leo M., der Mauriner Ausgabe des Augustinus, den Uebersetzungen von Lombert und Fontaines ist anderswo die Rede, von der Uebersetzung des Cassianus I S. 222.
Ausdrücklich nur die Noten werden verb.: Notae in S. Joannis Chrysostomi opera, quae habentur tomo 8. editionis Etonae 1612, verb. 1621; es ist die Ausgabe von H. Savile; die Noten sind von John Hales. — Geverhard Elmenhorst, Notae in Gennadii Massil. 1. de eccl. dogmatibus, veteris cujusd. theologi homiliam sacram et Marcialis epist. Lemovicensis epistolas, Hamb. 1614, verb. 16271). — Um der Noten willen stehen im Index: Sulpicii Severi opera cum comm. Georgii Hornii, Leyden 1647 u. s., verb. 1658. — L. Corn. Lactantii Firmiani opera cum selectis variorum commentariis op. et st. Servatii Gallaei, Lugd. Bat. 1660, verb. 1685; Gallé’s Noten sind voll polemischer Erörterungen (R. Simons Lettres 2, 181). — S. Caecilii Cypriani opera, recogn. et illustr. per Jo. [Fell] Oxoniensem Episc. Accedunt annales Cyprianici per Jo. Pearson Cestriensem Episc., Oxon. 1682, verb. 1686; stand bis Ben. unter Liber editus Oxonii 1682, cui tit.: S……per Jo. Exonensem Ep. — Epistolae genuinae S. Ignatii, quae nunc primum lucem vident; adduntur S. Ignatii epistolae quales vulgo circnmferuntur, ad haec S. Barnabae epistola cum notis Is. Vossii, 1646, verb. 1686 (vor Ben.: Notae ad epistolas etc.). — Bibliotheca patrum apostolicorum graecolatina ed. Thomas Ittig, LpS. 1699; — Jo. Ern. Grabii Spicilegium sanctorum patrum ut et haereticorum saeculi p. C. n. I., II. et III., Oxon. 1700; in der Vorrede heisst es u.a.: alle Steitigkeiten in der Kirche kämen daher, dass die Menschen neglecta antiqua semita novas sectantur; — Canones graeci concilii Laodiceni cum versionibus Gentiani Herveti, Dionysii Exigui, Isidori Mercatoris et observationibus Wolfg. Gundlingii, 1684, alle drei verb. 1714. — Codex canonum Ecclesiae universae a Concilio Chalcedon. et Justiniano Imp. confirmatus, ed. Christoph. Justellus, 1610, wurde 1623 verb. (auch bei Sot.; die beiden anderen Codices canonum von Justel stehen weder im Röm. noch im span. Index; Schulte 3, 2, 254). — Christoph Matthias Pfaff’s S. Irenaei episcopi Lugd. fragmenta anecdota … cum notis et duabus dissertationibus de oblatione et consecratione eucharistiae, 1715 (über 600 S. 8.), 1721 verb. wegen der Noten und Dissertationen, die von Scipio Maffei in dem Giornale de’ letterati 1716 bekämpft wurden (Fabroni 9, 106. 158).
In der Römischen Ausgabe des Cyprianus von 1563 waren die Interpolationen in dem Buche de unitate ecclesiae im Texte belassen worden, obschon Latinus Latinius auf ihre Unechtheit aufmerksam machte2). Auch die Ausgabe von Rigaltius von 1648 hat den „herkömmlichen“ (interpolirten) Text, den richtigen nur in einer Note. Die Ausgabe von Fell hat den richtigen Text und diesen hatte auch der Mauriner Prud. Maran, der die von Etienne Baluze († 1718) begonnene Ausgabe 1726 vollendete, drucken lassen, mit einer langen Note von Baluze, worin die Unechtheit der gestrichenen Worte nachgewiesen wurde. Der Bogen wurde aber nachträglich umgedruckt, der interpolirte Text beibehalten und Baluze’s Note stark abgekürzt. Das Nähere wird in Baluze’s Biographie von de Chiniac berichtet: Ein Abbé Masbaret, Professor im Seminar zu Angers, schrieb eine Dissertation zu Gunsten der Beibehaltung der fraglichen Worte und schickte Abschriften davon an Card. Fleury, die Jesuiten und andere einflussreiche Personen. Der Cardinal beauftragte eine Commission mit der Untersuchung der Frage, ob die Stelle beizubehalten sei. Damit war ihre Beibehaltung entschieden; denn wäre sie mit ministerieller Genehmigung weggelassen worden, so hätte man das ja als einen Angriff der französischen Regierung auf den Römischen Primat auffassen können. Die Commission sprach sich übrigens auch für Beibehaltung der Interpolation aus, und Maran wurde angewiesen, sich mit dem Abbé de Louvois (Targny) „über die Sache zu benehmen“. Nur der eine Bogen wurde neu gedruckt. So kommt es, dass an anderen Stellen, z.B. p. XII, der richtige Text citirt wird, als stände er in der Ausgabe3).
1684 wurde verb. Liber editus a quodam haeretico, inser. S. Anastasii Sinaitae anagogicarum contemplationum in Hexaemeron liber XII. [graece et lat. ex interpretatione Andreae Dacerii], cui praemissa est expostulatio de S. Joannis Chrysostomi epistolae ad Caesarium monachum [adv. Apollinarii haeresim a Parisiensibus aliquot theologis non ita pridem suppressa], Lond. 1682, 4. Das Buch ist von P. Allix. Die 11 ersten Bücher des Werkes von Anastasius waren schon in den Bibliothecae Patrum (lateinisch) gedruckt, das 12. nicht, weil es eine der Lehre von der Transsubstantiation widersprechende Stelle enthält. Das Manuscript, nach welchem es Allix drucken liess, befand sich in der Colbert’schen Bibliothek, und er hatte von Daillé eine Abschrift erhalten (Clement 1, 295). — Auch der Brief des Chrysostomus an Caesarius erregte Anstoss wegen einiger Stellen, die nicht zu der Lehre von der Transsubstantiation passen. Emeric Bigot liess ihn nach einer Florenzer Handschrift, von der er durch Magliabechi eine Abschrift erhalten, gegen dessen Wunsch, mit der Vita Chrysostomi von Palladius 1680 zu Paris drucken; auf Verlangen der Censoren (Faure und Grandin) wurde er aber aus dem schon fertig gedruckten Buche beseitigt. Nach den unterdrückten Blättern wurde der Brief aber 1686 von dem Erzbischof Wake veröffentlicht4). Schon 1685 hatte ihn Le Moyne in den Varia sacra drucken lassen (verb. 1687). 1689 gab ihn auch Hardouin heraus (Hurter 2, 1103). Nach dem Erscheinen der Ausgabe von Le Moyne schrieb Mabillon an Bigot 7. Aug. 1685 (Thuillier, I, 484): „Diejenigen, welche früher den Abdruck des Briefes gehindert, wünschen jetzt, ich möge ihn griechisch und lateinisch herausgeben. Ich weiss nicht, ob Schelstrate seine Rechnung dabei finden wird, die Echtheit des Briefes zu bestreiten; er wird von 7 oder 8 Griechen citirt, von denen einige bald nach Chrys. gelebt haben, und die Ausdrücke, von denen er meint, sie wiesen auf eine spätere Zeit hin, finden sich auch bei Zeitgenossen des Chrys. Auch P. Garnier, der ein grosser Protector des Briefes war, wünschte, er möge gedruckt werden.“ Montfaucon nahm ihn denn auch in den 3. Band seiner Ausgabe des Chrys. auf. Um dieselbe Zeit gab ihn auch der Marchese Maffei heraus: Epistola di S. Giov. Cris. a Cesario rappresentata come sta nel cod. Fior., Florenz 1721, 8. (Fabroni, Vitae It. 9, 108. 160). Der Jesuit Ch. Merlin suchte in den Mém. de Trev. 1737 zu zeigen, der Brief sei von einem Nestorianer, spreche aber nicht unbedingt gegen die Transsubstantiation. Gegen ihn vertheidigte Dupuy in den Mém. de Trev. 1739 die Echtheit. Noch heute wird darüber gestritten (Fessler, Patrol. 2, 116).
A. J. P. 22, 765 wird berichtet, die Ausgabe der Epistolae Romanorum Pontificum von dem Mauriner Pierre Coustant, Tom. I., Paris 1721, sei von Neidern der Inquisition denuncirt worden; wenn es zu einem Verbote gekommen, sei dasselbe jedenfalls nicht publicirt worden. Es scheint gar nicht zu einem Verbote gekommen zu sein. Tassin berichtet in der Hist. lit. de la Congr. de S. Maur, p. 433: man sei mit der Einleitung Coustants in Rom nicht zufrieden gewesen, weil er nicht günstig genug über die Ansprüche des h. Stuhles gesprochen; Simon Mopinot, der das Werk seines Ordensgenossen nach dessen Tode (18. Oct. 1721) mit einer Widmung an Innocenz XIII. herausgegeben, habe mehrere Briefe zur Vertheidigung desselben nach Rom geschrieben und dem Generalprocurator der Mauriner in Rom einen gedruckten Brief übersandt, worin er hervorhebe, dass Coustant sich bemüht habe, alle wirklich echten Briefe der Päpste als solche nachzuweisen und ihr Verhalten gegen die Angriffe der Haeretiker und einiger Katholiken zu vertheidigen. Dabei wird man sich beruhigt haben.
Um 1650 wollte Lucas Holstenius, damals Bibliothekar des Card. Barberini, den Liber diurnus herausgeben; der Text war bereits gedruckt. Die Veröffentlichung stiess auf Hindernisse, und als nach Holstens Tode 1661 Card. Barberini das Buch Jo. Bona vorlegte, erklärte dieser: es werde besser nicht veröffentlicht, da sich die von Holsten versprochenen Noten nicht vorfänden und man doch die in dem Glaubensbekenntnisse des neu gewählten Papstes vorkommenden Worte, in denen Honorius verdammt werde, quia pravis haereticorum assertionibus fomentum impendit, nicht ohne eine Note, die für diese Wunde die Heilung enthalte, veröffentlichen könne. Um dieser und ähnlicher Stellen willen hatte früher Sirmond den Gedanken an die Herausgabe des Liber diurnus aufgegeben. Ein anderer Jesuit, Jean Garnier, edirte ihn 1680 zu Paris. Er wurde nach Rom citirt, starb aber auf der Reise dorthin 26. Oct. 1681 zu Bologna. Es hiess, die Ausgabe solle auf den Index gesetzt werden. Die Angabe, dieses sei geschehen, ist unrichtig. Auch spätere Ausgaben sind nicht verboten worden. Die Ausgabe von Holsten wurde 1724 in Rom fertig gedruckt mit der Jahreszahl 16585).
Der Benedictiner Benedetto (in saeculo Bernardino) Bacchini, ein Freund Mabillons, Muratori’s Vorgänger als Bibliothekar zu Modena, wollte den Liber pontificalis s. vitae pontificum Ravennatum von dem Abt Agnellus aus dem 9. Jahrh. herausgeben. In Rom erregten aber manche Angaben und Aeusserungen des Agnellus, dass die Erzbischöfe von Ravenna das Pallium von den Kaisern erhalten und dgl., grossen Anstoss. Bacchini wurde von dem P. del Miro aufgefordert, das Manuscript nach Rom zu schicken, damit es von den Censoren des Ordens geprüft werde; es wurde dann dem Mag. S. Pal. vorgelegt, und dieser verbot 1705 die Veröffentlichung; der Inquisitor von Modena wurde sogar beauftragt, Bacchini alle auf das Buch bezüglichen Manuscripte wegzunehmen; Muratori wurde strenge verboten, anderen Abschriften des Codex zu geben (Lettere di Ap. Zeno, 1785, 1, 323). Bacchini reiste nun 1705 nach Rom, um die Zurücknahme des Verbotes zu betreiben, und fand Fürsprache bei Passionei und Fontanini. welche namentlich geltend machten, es sei doch besser, dass Bacchini den Agnellus mit einer Vorrede und mit Noten, worin dessen Unrichtigkeiten widerlegt würden, herausgebe, als dass er, was sonst nicht ausbleiben könne, von Protestanten edirt werde. Der Papst liess denn auch durch Casoni, den Assessor S. Officii, Bacchini die Censuren von Franc. Bianchiani und Lor. Al. Zaccagni einhändigen, um danach die Noten zu verbessern und eine neue Vorrede zu schreiben. Die beiden Censoren waren aber auch mit der neuen Arbeit Bacchini’s nicht zufrieden. Nun liess der Papst das Manuscript und die vier Censuren einem andern Consultor der Inquisition, dem Theatiner Joseph Maria Tommasi (er wurde 1712 Cardinal, 1803 selig gesprochen) vorlegen, um zu sehen, ob Bacchini die Monita der beiden Censoren genügend berücksichtigt oder noch weiteres zu ändern habe. Tommasi’s Gutachten vom 27. März 1706 ist in seinen Opera, Rom 1754, VII, 132—144, abgedruckt. Bezüglich der meisten unter den 28 Punkten, um die es sich handelte, trat er auf Bacchini’s Seite. Interessant sind folgende Bemerkungen von ihm: Bacchini unterrichtet in der neuen Vorrede, wie ihm aufgegeben war, seine Leser in ausreichender Weise über die inscitia et ignorantia des Agnellus; von seiner malignitas spricht er allerdings nur mit einem suspicor, während einer der Censoren mit Unrecht verlangt, er solle dieselbe als sicher hinstellen; über die Uebergabe des Palliums durch die Päpste ist in der neuen Vorrede genug gesagt; wenn der Bischof von Rom als Patriarch und Metropolit bezeichnet wird, so thut das seinem Primat keinen Eintrag; über die Constantinische Schenkung spricht Bacchini ganz wie Baronius u.a. Schliesslich stellt Tommasi die Addenda seu emendanda juxta tertii censoris erisim zusammen, uud nachdem Bacchini danach seine Arbeit modificirt hatte, erhielt er die Druckerlaubniss. Das Buch erschien unter dem Titel: Agnelli, qui et Andreas, Abbatis S. Mariae ad Blachernas et S. Bartholomaei, Liber pontificalis seu vitae pontificum Ravennatum, dissertationibus et observationibus necnon appendice monumentorum illustratus et auctus, Mutinae 1708*, 2 vol. 4.6).
Von den seit 1483 oft gedruckten Flores doctorum pene omnium, qui tum in theologia, tum in philosophia hactenus claruerunt, des Thomas Hibernicus (Thomas Palmeranus oder Palmerstone aus Kildare, † l269) wurde 1642 eine bei Jacob Stoer in Genf erschienene Ausgabe verboten, cum sint ab hoc impressore haeretico multis in locis adulterati. — Das Verbot von 1609: Jacobi Spiegeiii (I S. 500) Scholia in Petri Guntheri poetae de gestis Caesaris Friderici (seit Ben. in Ligurinum Guntheri) scheint durch die Ausgabe von Conr. Rittershusius 1598 veranlasst zu sein; Guntherus de gestis Imp. Caesaris Friderici cum scholiis Jac. Sp. war schon 1531 erschienen (Clement 9, 325). Das Gedicht gehört dem 12. Jahrh. an (Wattenbach 2, 218). Antipapistische Stellen daraus bei Wolf II, 13. — Erst 1627 wurde verboten: Chronica Slavorum seu Annales Helmoldi opera Reineri Reineccii (1581). Cui addita est etiam Historia de vita Henrici IV. et Gregorii VII. Diese Zugabe, die auch unter Historia im Index steht, als ob sie besonders erschienen wäre, wird das Verbot veranlasst haben; die Chronik von Helmold (im 12. Jahrh.; Wattenbach 2, 259) war schon 1556 und 1573 herausgegeben. — Ein Beispiel eines noch mehr verspäteten Verbotes ist: Lud. Tuberi Commentarii de rebus, quae temporibus ejus (1490—1512) in illa Europae parte, quam Pannonii et Turcae eorumque finitimi incolunt, gestae sunt, 1603, verb. 1734 (abgedr. bei Schwandter, Script. Hung. 2, 107). Die Berichte über Alexander VI. werden das Verbot veranlasst haben.
Magnum oecumenicum Constantiense Concilium … ed. Herm. von der Hardt, 1700, 6 vol., verb. 1703. In dem Votum des von der Index-Congr. bestellten Censors, des Benedictiner-Abtes del Miro, über den 4. Band, — Döllinger besitzt eine Abschrift, — kommen folgende merkwürdige Aeusserungen vor: er habe den Abdruck der Actenstücke mit den Handschriften in der Vaticanischen Bibliothek verglichen; der Herausgeber scheine bona fide verfahren zu sein und es sei nicht anzunehmen, dass er absichtlich den Text geändert habe; aber das intentum autoris sei schlimm: er wolle die damalige Corruption in der Kirche zeigen; er spreche zwar nicht sein Urtheil aus, aber das intentum sei schlimm. „Die Ketzer werden freilich sagen, schliesst er, wir verböten alles, was aus zuverlässigen (probabiles) Schriftstellern angeführt werde, wenn es nicht mit der Sitten- und Glaubenslehre übereinstimme, die wir in der Römischen Kirche festhalten; aber ein solches Gerede (rumores) darf nicht höher geachtet werden als das Seelenheil, sondern die dicteria der Ketzer sind um des Seelenheils der Katholiken willen zu verachten, welches durch das Lesen dieses Buches sehr gefährdet werden würde.“
1703 wurde verb. Historia arcana sive de vita Alexandri VI. Papae excerpta ex diario Joannis Burchardi Argentinensis . . edita a Godefr. Guil. Leibnizio 1697, — das einzige, was von Leibniz im Index steht, — ein Verbot, welches bei den vielen unerbaulichen Dingen, die Burkhard, seit 1483 päpstlicher Ceremonienmeister, seit 1503 Bischof von Horta, berichtet, sehr erklärlich ist. Der 2. Band von J. G. Eccardus’ Corpus historicum medii aevi, 1723, der p. 1863—2160 ausser den Berichten von Burkhard die ebenso unerbaulichen von Stephan Infessura enthält, steht nicht im Index. — 1856 erschien zu Florenz Jo. Burchardi … Diarium Innocentii VIII., Alexandri VI., Pii III. et Julii II. tempora complectens, nunc primum publici juris factum, commentariis et monumentis quamplurimis et arcanis adjectis, ab Achille Gennarelli; diese Ausgabe wurde sofort verb.7) und die Civ. 3, 2, 201 brachte darüber einen sehr entrüsteten Artikel. Sie constatirt, dass Gennarelli, — er war früher Advocat bei der Curie, — das im Vaticanischen Archiv aufbewahrte Autograph nicht benutzt habe, sondern nur Abschriften, deren Zuverlässigkeit nicht feststehe, und die Stücke, welche Lutheraner herausgegeben und mit den schmutzigen Dingen interpolirt hätten, denen Burkhard seine traurige Berühmtheit zu verdanken habe. Charakteristischer noch als diese bodenlose Verdächtigung ist die Frage: wer denn Gennarelli ermächtigt habe, ein Document zu veröffentlichen, dessen Original in der Hand der Kirche sei und aus welchem die Kirche in ihrer Weisheit durch Rainaldi und andere diejenigen Stücke, welche zur Aufhellung der Kirchengeschichte jener Zeit dienen könnten, veröffentlicht habe, während sie das übrige kraft jenes Rechtes, das jedem Eigenthümer zustehe, verborgen halte. „Wäre Gennarelli, heisst es zum Schlusse, ehrlich (di buona fede) gewesen, so hätte er nicht die Braut Gottes mit Abscheulichkeiten befleckt, welche den Lutheranern so sehr gefallen haben und vielleicht zum grossen Theile von ihnen herrühren.“ Wenn in der Vaticanischen Handschrift die Päpste in besserm Lichte erscheinen als in den Abschriften, warum wird sie noch immer geheim gehalten? Die neueste Ausgabe des Diarium, von L. Thuasne, Paris 1883—84, ist (noch) nicht verb. — Das Diarium des Infessura hat auch Muratori in den Scriptores rerum ital. t 3, p. 2 abdrucken lassen, aber manche anstössige Stellen, die in Eckharts Ausgabe stehen, weggelassen8).
Der im 6. Bande der Monumenta historica ad provincias Parmensem et Placentinam (Parma 1857) stehenden Ausgabe der Chronica Fratris Salimbene Parmensis, 0. Min. (1282—87), liegt zwar eine von Msgr. Marini gelieferte Abschrift der Vaticanischen Handschrift zu Grunde; in dieser Abschrift sind aber alle Stellen weggelassen, welche Marini oder dem Abschreiber (Abate Amati) anstössig erschienen9). — In der 1837 zu Rom gedruckten Ausgabe der Memorie storiche des Florentiners de Rossi (im 16. Jahrh.) sind nicht nur grosse Stellen weggelassen, sondern auch Jer zweite Theil von den Herausgebern fast ganz umgeschrieben und vieles gefälscht (Gregorovius 8, 602).
1725 wurden verb. Bern. Segni, Storie Fiorentine dall’ a. 1527 al 1555, Augusta (Florenz) 1723, Fol., und Benedetto Varchi, Storia Fiorentina, nella quale si contengono l’ultime revoluzioni Fiorentine …, Colonia (Florenz) 1721, die von dem Florentiner Franc. Settimani besorgten ersten Drucke der im 16. Jahrh. geschriebenen Werke, beide wegen des Berichtes über eine Greuelthat des Pierluigi Farnese, des Sohnes Pauls III., verb., der in vielen Exemplaren beseitigt ist, Segni nur mit d. c., weil er nur ganz kurz davon spricht10).
Warum Caji Julii Caesaris quae exstant cum selectis variorum commentariis, quorum plerique novi, op. et studio Arnoldi Montani. Accedunt notitia Galliae et notae auctiores ex autographo Jos. Scaligeri, Amst. 1660, 1709 verb. worden, weiss ich nicht. — Dell’ arte di amare libri 3, trasportati dal lat. di Ovidio Nasone in ottava rima toscana da S. Gaetano Vernice, Colonia(?) 1707, wurde 1709 von der Index-Congr. verb. — Von Alessandro Marchetti (1633—1714), Professor der Mathematik in Pisa, dem berühmtesten Uebersetzer alter Dichter (Tiraboschi 8, 466), verbot die Inquisition 1712: Anacreonte tradotto dal testo greco in rime toscane da AL Marchetti, Accademico della Crusca, Lucca 1707. Clement 1, 288 verzeichnet vier ältere ital. Uebersetzungen des Anakreon, die nicht im Index stehen. Marchetti wollte auch eine Uebersetzung des Lucretius drucken lassen, — Tiraboschi nennt sie eine meisterhafte Arbeit, — und Apostolo Zeno (Lettere, Ven. 1785, I, 93) schrieb ihm 1709, die Inquisition werde dieselbe wohl nicht beanstanden, wenn er eine Vorrede beifüge. Er unterliess aber die Veröffentlichung, weil der Grossherzog Cosimo III. die Widmung nicht annehmen wollte, obschon er eine christliche Protestation gegen die Lehren des Lucretius beigefügt hatte. Nach seinem Tode meinte Zeno 1715 (2, 284), da die Uebersetzung in vielen Abschriften verbreitet sei, sei es rathsamer, sie correct und ganz drucken, als in incorrecten und unvollständigen Abschriften circuliren zu lassen. Sie wurde dann auf Veranlassung Paolo Rolli’s gedruckt: Di Tito Lucrezio Caro della natura delle cose libri sei, trad. da Al. Marchetti, Londra 1717, aber 1718 von der Inq. verb., und seit Ben. steht 1. cl. bei dem Verbote. (In Spanien wurde 1779 eine Amsterdamer Ausgabe von 1754 verb., por estar en vulgar y por sus laminas obscenas). Eine Uebersetzung des Abate Giuseppe Quirini scheint darum nicht verb. zu sein, weil er einen fortlaufenden widerlegenden Commentar beigefügt hat. Dagegen wurde wieder verboten: Raffaele Pastore (geb. 1732, Jesuit 1744; Caballero, Bibliotheca Script. S. J. Suppl. 2, 79), Filosofia della natura di Tito Lucrezio Caro e confutazione del suo deismo e materialismo, col poema di Ant. Paleario dell’ immortalità degli animi, Londra (Ven.) 1776, 2 vol. 8., von der Inq. verb. 24. Febr. 1779. Dahinter steht Saggio di poesie toscane e latine, in dem Index von 1819 mit dem Zusatz: libellus jussu S. D. N. a S. Congr. S. O. ad S. Ind. Congr. transmissus, ut illum referret in consuetum catalogum 1. proh. 25. Febr. 1779.
1828 wurden verb. Le opere scelte di Giuliano imperatore per la prima volta dal greco volgarizzate, con note e con alcuni discorsi illustrativi di Spiridione Petrettini (aus Corfu, † 1833), Mil. 1822.
1) Sot. expurgirt die Noten ziemlich stark. Zu einer Stelle in Elmenhorsts Commentar zum Minucius Felix, wo bemerkt wird: Crucem honorarunt, non adorarunt Christiani, verordnet Sot. am Bande beizuschreiben: Vera et catholica ecclesiae doctrina tribuit imagini crucis non solum honorariam adorationem tanquam instrumento sancto propter se, sed prae-terea eadem adoratione, qua Christus adoratur, posse et debere involvi et adorari crucis imaginem simul cum prototypo.
2) S. I S. 559. Latinius (Bibliotheca sacra, Rom 1677, p. 178) hatte ganz richtig bemerkt, die betreffenden Satztheile seien zunächst als Randnoten beigefügt und dann in den späteren Handschriften in den Text eingeschoben worden, also aus diesem zu entfernen.
3) Buchmann, Verm. Aufsätze, 1874, 5. H. S. 8. Hist. des capitulaires … avec la vie de Baluze. Par M. de Chiniac, Par 1779, p. 226. Mém. de Trev. 1726, 1877—1904: Lettre d’un savant d’A [ngers, Masbaret] pour reclamer un passage important de S. Cyprien prêt à être enlevé par de celèbres auteurs. Am Schlusse heisst es: Vielleicht werden meine Bemerkungen diejenigen, welche die neue Ausgabe vorbereiten, zurückhalten… oder irgend eine Person von Autorität veranlassen, das Uebel zu verhindern.
4) Chaufepié s. v. Bigot. R. Simon, Lettres 1, 115. Valéry 1, 82, 116. Ueber die Castrirung des Pariser Drucks s. Mendham, Index of Gregory XVI. p. XXXII.
5) Liber diurnus ou Recueil des formulaires usitées par la Chancellerie pontificale du 5. au 11. siècle, pubi. par E. de Rozière, Par. 1869, Introd. p. 43. 56, 113. Das Gerücht, man habe Garnier in das Inquisitionsgefängniss setzen wollen, Michaud 4, 410, klingt nicht wahrscheinlich; es scheint sogar, dass er nicht wegen des Buches citirt, sondern zu einer General-Congregation nach Rom gesandt worden war.
l).Affò, Memorie 5, 345. Agnellus ist bei Muratori, Scr. rer. it. 2, 1 (mit der Vorrede Baccbini’s) und in den Script. rerum langob. (M. G. 1878), p. 265 abgedruckt.
7) In dem Index von 1877 steht das Buch unter Gennarelli. Man hat es auch unter Burchardi setzen wollen; aber der Setzer hat dieses Wort weggelassen und so steht unter dem vorhergehenden Worte Buona (la) novella: — Diarium pars 1. etc. Irren ist menschlich, aber in der Ausgabe von 1881 ist der Irrthum nicht corrigirt.
8) Schelhorn, De consil. 2, 40 theilt eine solche Stelle (über Innocenz VIII.) mit. Vgl. Gregorovius, Gesch. der St. Rom. 7, 600. 605.
9) Arch. stor. N. S. 16 (1862), 1, 25. Der in der Ausgabe von Parma fehlende erste Theil ist bei Cledat, De fratre Salimbene et de ejus chronicae auctoritate p. 67—116 abgedruckt. Waitz, N. Archiv 5, 648.
10) Schelh., Erg. 2, 633. Ein italienischer Fürst soll 400 Exemplare von Varchi gekauft und vernichtet haben. Beide Werke sind 1857 zu Florenz und sonst neu gedruckt.