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3.3 Kreativität

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Hanscarl Leuner bezeichnete die Entfaltung von Kreativität und kreative Problemlösung als die dritte Dimension des Katathymen Bilderlebens (neben der Bearbeitung unbewussten Konfliktmaterials und der Befriedigung archaischer Bedürfnisse) und stellte fest: »Die Fähigkeit des Menschen zu imaginieren impliziert die Eigenschaft kreativer Produktion« (Leuner, 1985, S. 282). Damit findet er sich im Einklang mit D. W. Winnicott (2012, S. 78ff.), für den Kreativität zum »Lebendigsein« und »zur Grundeinstellung des Individuums gegenüber der äußeren Realität« gehört. Kreativität in diesem allgemeinen Sinne hat eine enge Beziehung zum Spiel des Kindes. Der Spielbereich stellt einen intermediären Raum dar zwischen innerer Realität und der äußeren Welt. In der KIP »spielt« der Patient im Medium der Imagination mit Fragmenten, die seinem episodischen Gedächtnis, seinen Ängsten, Wünschen und Bedürfnissen, seinen Motiven und Konflikten und nicht zuletzt seiner Übertragungsbeziehung entstammen.

Der kreative Prozess der KIP erfolgt (nach Leuner, 1985, S. 285ff.) in verschiedenen Ebenen oder Phasen, die sich nur unscharf voneinander trennen lassen:

• Die erste Ebene ist die der passgenauen Umsetzung eines (mehr oder weniger unbewussten) Gefühls oder Konflikts in eine symbolische Darstellung: So imaginiert ein Jugendlicher vor dem Abitur zum Motiv Waldrand einen mit Gold gepflasterten Weg, der an einem dunklen, abweisenden Wald endet und ins Unbekannte abbiegt. Der goldene Weg einer behüteten Kindheit endet jäh, die Zukunft ist ungewiss und beunruhigend.

• Als zweite Ebene nennt Leuner die »Sekundärverarbeitung mit Anreicherung dieses imaginativen Materials durch Einfälle, Erinnerungen und begleitende Gefühlselemente usw.«, die in der Ausdifferenzierung des Bildes, im Nachgespräch, beim Malen oder Gestalten und bei der Nachbesprechung, dem medialen Dialog erfolgt.

• Die dritte Phase, die Inkubation, besteht in einem Zustand der Ratlosigkeit (durchaus auch des Therapeuten), der inneren Unruhe und Anspannung, der bis zur nächsten Sitzung dauern kann, oft aber auch nur als kurze Episode des Zögerns in einer Imagination auftritt. Dann ist der Therapeut zu Zurückhaltung und allenfalls fragenden Interventionen aufgefordert, um die Findung der Problemlösung durch den Patienten selbst nicht zu verhindern. Die Inkubation bereitet in der Regel eine Einsicht vor und eröffnet neue Möglichkeiten, die Dinge zu sehen und damit umzugehen.

• Als vierte Phase bezeichnet Leuner die Verifikation, die im Auftauchen von gefundenen Problemlösungen, neuen Handlungsansätzen und Wandlungen im Charakter der Imaginationen und der Symbole besteht.

Winnicott (2012, S. 78ff.) weist darauf hin, dass Kreativität zwar eine universale Eigenschaft des Menschen ist, dass zu ihrer Entfaltung aber eine einfühlsame, haltende und förderliche Umgebung von der frühen Kindheit an (und entsprechend in der therapeutischen Situation) erforderlich ist.

Katathym Imaginative Psychotherapie mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

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