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Vorwort

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Der Beginn mit Arno war nicht einfach. Kennen gelernt haben wir uns 1999 bei einem Ausflug der ersten Mannschaft des HC Davos nach St. Moritz. Ich durfte als Mitglied der Supporter-Vereinigung »HCD Club ’89« teilnehmen. Das Team war damals sehr jung. Wir führten gute Gespräche, aber wirklich nahbar war Arno damals nicht. Vor allem musste man sich mit Kommentaren zum Hockey-Geschehen zurückhalten, sonst gab es schlecht gelaunte Rückfragen, oder es folgten eher belehrende und ausführliche Kommentare. Einen Einfluss auf die Mannschaft und den Spielbetrieb verbat er sich, und diese Haltung prägte auch seine Jahre in Davos – ebenso, wie seine Spieler und seine Mannschaft die höchste Priorität genossen. Wie ein Cerberus wachte er über allem. War das eine Erfolgskomponente für die sechs Meistertitel, die nun folgen sollten?

Später konnte ich Arno für Referate bei Firmen gewinnen, in denen ich tätig war. Seine Auftritte waren ein grosser Erfolg, obwohl er nicht besonders gut vorbereitet auftrat. Mit seiner ansteckenden Energie, seiner direkten Sprache und seiner sprühenden Begeisterung fürs Eishockey wickelte er die Zuhörer blitzschnell um den Finger und liess sie eine Stunde lang in seine Welt blicken. Näher kamen wir uns noch später. Bis wir Arno überzeugen konnten, dass unser Wirken in der Taskforce und später im Verwaltungsrat dem HCD weiterhalf, damit wir Themen wie Teamzusammensetzung, Spielsystem oder Trainingsgestaltung auch nur ansprechen durften, benötigte es Zeit. Seine Rolle als Cerberus – in der griechischen Mythologie der wachende Höllenhund – gab Arno nie auf, und schliesslich wurde uns klar: Arno war der HC Davos! Eine Identitätsfigur, der »rocking star« mit seinem wilden Team, dessen Qualitäten er mit mutigen und kreativen Aktionen zu fördern wusste. Auf dieser Basis konzipierten wir unsere Rettungsaufrufe, die ersten Marketingkonzepte und unseren Auftritt fürs Publikum, für die Fans, Sponsoren und Mäzene und hatten damit Erfolg – nicht nur sportlich. Das war enorm wichtig, denn der HCD begann damals, die Vermarktung seiner Halle und den Spengler-Cup in die eigenen Hände zu nehmen. Wir Verwaltungsräte waren, salopp ausgedrückt, die Diener der Organisation, die von Arno und seinem Team repräsentiert wurde. Um unsere Rolle scherte sich niemand, solange alles in geordneten Bahnen verlief. Für uns war dies kein Problem, da Arno unzählige freundschaftliche Kontakte mit Fans pflegte und selbst das grösste gelb-blaue Herz von allen besass.

Arno hat einen dominanten Auftritt, ohne andere dominieren zu wollen. Sein Intellekt gönnt ihm wenig Ruhepausen. Sein Wille ist enorm. Ich habe mich oft gefragt, wo seine Antriebsfeder sitzt und aus welchen Quellen sie sich nährt. Für mich ist er auch eine tiefgründige Persönlichkeit, immer hinterfragend und rastlos seinem Ziel entgegenstrebend. Wer die Gelegenheit hatte, lange und eng mit ihm zusammenzuarbeiten, und viele kontroverse Gespräche führte, konnte sich sein Vertrauen erarbeiten und sich ihm annähern. So lernte ich auch den feinfühligen, aufopfernden und reflektierenden Arno Del Curto kennen. Und erst in unserer gemeinsamen Spätphase beim HC Davos spürte ich, was für eine empfindsame, mitfühlende und treue Persönlichkeit er ist.

Wir haben im Verwaltungsrat des HCD fünfzehn Jahre lang mit Arno zusammenarbeiten dürfen und feierten gemeinsam fünf Meistertitel. Die grosse Party stieg meist ohne ihn. Sportliche Triumphe zu geniessen, war seine Sache nicht. Für ihn blieben die Erfolge vor allem die Verdienste der Spieler und seiner Staff. Er genoss die Meisterehren für sich allein und feilte weiter am grossen Traum, quasi eine Beethoven-Sinfonie auf das Eis zu zaubern. Er suchte sein perfektes Eishockey, und diesem Ziel ordnete er als Headcoach HCD alles unter.

Um das Phänomen Arno Del Curto zu erfassen, muss man ihn gut kennen oder dieses Buch lesen. Wir haben zusammen eine lange sportliche Hochphase seines Wirkens beim HC Davos durchleben dürfen und mussten Ende 2018 leider seinen Abgang hinnehmen. Spitzensport kann unerbittlich sein. Wenn zwischenmenschliche Beziehungen nach vielen Hochs auch ein Tief überleben, dann überdauert auch die Freundschaft. Arno ist und bleibt ein Freund, und die HCD-Familie bleibt ihm immer verbunden.

Roberto Lombardini, Vizepräsident HC Davos

Mit Köpfchen durch die Wand

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