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10. St. Louis oder Drang nach Westen

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Parole: Manifest Destiny

Am 2. Mai 1842 verabschiedete sich der 29jährige Second Lieutenant Charles Fremont von seiner hübschen 17jährigen Frau in Washington und brach auf zur Erforschung des Westens. Zunächst mit der Eisenbahn, dann mit dem Kanalboot und der Postkutsche. Auf dem Dampfboot zwischen St. Louis und Independence traf Fremont den Mountainman Kid Carson und warb ihn als Scout an. Fremonts Expedition folgte dem Kansas, dem Blue- und dem North-Plate-River, um einen für Wagen befahrbaren Weg nach Oregon zu erkunden. Diese Route wurde bereits von Wagen bis Fort Laramie benutzt.

Die zweite Fremont-Expedition 1843/44 nahm die Reststrecke des Oregon-Trails kartografisch auf. Sie diente zum Teil auch der Spionage zur Vorbereitung des Krieges mit Mexiko, bei dessen Ende die USA ihr Territorium bis zum Rio Grande und zum Gila-River vorschoben. Die amerikanische Politik gehorchte, was den Wilden Westen und seine Erschließung anging, der Parole des »Manifest Destiny«, die ein zeitgenössischer amerikanischer Politiker, William Gilpin, so umreißt: »Der überlegene und weiße Mensch ist darauf bedacht, die Pläne der Vorsehung zu ergründen, im großen Buch der Natur zu lesen und den Willen des Schöpfers zu erahnen, zu begreifen, was davon zu verstehen ihm gegeben ist. Zwei Jahrhunderte ist unsere Rasse über diesen Kontinent dahin gegangen. Von nichts sind wir auf 20 Millionen angewachsen. Von nichts sind wir auf dem Gebiet der Landwirtschaft, des Handels, der Zivilisation und an natürlicher Stärke in die erste Reihe der Nationen auf dieser Welt aufgerückt. Insofern haben wir unser Schicksal, unsere Bestimmung vollzogen und bei dieser Aufgabe etwas zuwege gebracht, was niemand bestreiten wird. Auf dieser Schwelle stehend lesen wir die Zukunft. Die unvollendete Bestimmung des amerikanischen Volkes ist es, diesen Kontinent zu unterwerfen, über dieses riesige Gebiet dahinzustürmen, bis zum Pazifischen Ozean, die vielen Hundert Millionen von Menschen dazu zu veranlassen, eine neue Ordnung des menschlichen Zusammenlebens aufzurichten, die Versklavten freizusetzen, die gebrechlichen Nationen gesunden zu lassen. Dunkel in Licht zu verwandeln, aufzuschrecken den Schlaf von Hunderten, von Tausenden von Jahren, den alten Nationen eine neue Zivilisation zu vermitteln, die Bestimmung der menschlichen Rasse zu bestätigen, die Menschheit einem Höhepunkt entgegen zu führen, die Versteinerten anzustoßen, damit sie wieder lebendig werden (...).

Eine göttliche Aufgabe, eine unsterbliche Mission. Lasst uns rasch den Weg angehen. Möge das Herz eines jeden Amerikaners erglühen vor Patriotismus. Möge ein jeder die erhabene Bestimmung dieses, unseres geliebten Landes als Teil seines religiösen Glaubens begreifen und zu ihrer Verwirklichung beitragen.«

Die Erschließung und Eroberung des Wilden Westens war also offensichtlich unter anderem eine Mission im Namen Gottes.

American Memories

»Wer mit der Eisenbahn eilig über die Prärie dahinfuhr, der wurde von einer gewissen Begeisterung über die weite Leere, die Größe des Himmels, den man hier tatsächlich als Gewölbe wahrnahm, und über die ungebrochene Linie des Horizontes erfasst. Aber man kam nicht umhin, sich an die Mühen jener zu erinnern, die in den alten Tagen hier durchgekommen waren. Sie hatten ihr Tempo dem ihrer Ochsengespanne anpassen müssen. Sie trieben die Tiere an mit keiner Landmarke, außer der unerreichbaren Abendsonne, auf die sie zuhielten und die ihnen täglich immer wieder aufs neue davonlief. Es gab nichts, so schien es, was sie hätten überholen können, nichts, an dem sich ihr Vorankommen abzeichnete, nichts, was ihnen Ruhe gegeben und Mut gemacht hätte; Wegstrecke um Wegstrecke die tote grüne Wildnis unter dem Fuß und den sich spottend entziehenden Horizont vor ihren Augen.

Aber ihre Blicke, so sagte ich mir, müssen selbst hier noch Unterschiede ausgemacht haben, auch kam der Auswanderer, wenn er nur durchhielt, immerhin an das Ende all dieser Strapazen, die er während der Reise zu bestehen hatte. Es ist der Siedler, über dessen Durchhaltevermögen wir uns eigentlich noch mehr wundern müssen.«

Robert Louis Stevenson, The Amateur Emigrant

Während wir in einem vollklimatisierten, mit Toilette und Bar versehenem modernen Bus durch die Prärien schaukeln, lassen wir die Erlebnisse jener Männer und Frauen Revue passieren, die nur 150 Jahre vorher durch eben jene Gegend gezogen sind.

Route 66

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