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II.

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Nach Verlauf einiger Monate wandte sich Mr. Harvey an Mr. Campbell, um zu melden, daß der Anspruch der Gegenpartei, weit entfernt davon, betrügerisch zu sein, wie er es angenommen, so klar wäre, daß er die schlimmsten Ergebnisse befürchte. Es stelle sich heraus, daß jener Erbe Mr. Campbells Rechten voranstand, sich in Indien verheiratet und dort verstorben sei; auch sei der Beweis vorhanden, daß die Ehe giltig gewesen, und der jetzt auftretende Kläger sein Sohn sei. Freilich könne Mr. Campbell, wie Mr. Harvey bemerkte, die Rückerstattung des Besitztums noch für einige Zeit hinausschieben, doch werde er es wahrscheinlich übergeben müssen.

Nach Empfang dieses Schreibens begab sich Mr. Campbell zu seiner Frau und teilte ihr mit, was seit einigen Monaten im Werke war.

Nachdem Mrs. Campbell den Brief gelesen, versetzte sie: „Es hat den Anschein, lieber Mann, daß wir berufen wurden, ein Eigentum in Besitz zu nehmen und viele Jahre hindurch zu behalten, das einem anderen gehört. Wir werden aufgefordert, es dem rechtmäßigen Besitzer zu übergeben. Du fragst mich um meine Meinung. Jetzt, wo wir die Berechtigung der Klage erkennen, müssen wir so handeln, wie wir in gleichem Falle wünschen müßten, daß man gegen uns verführe.“

„Das heißt, meine Liebe, wir müssen das Gut ohne Prozeß übergeben. — Dies war auch mein Gedanke, als ich Mr. Harveys Brief las. Aber hart ist es, als Bettler dazustehen!“

„Es ist hart, lieber Mann, doch ist es der Wille der Vorsehung. Wir empfingen das Besitztum in der Voraussetzung, daß es unser Eigen sei; ich hoffe, wir haben es nicht mißbraucht während der Zeit, wo es uns anvertraut war, und da es dem Himmel gefällt, es uns wieder zu nehmen, so laß uns wenigstens die Befriedigung haben, gewissenhaft und gerecht zu handeln. Für alles weitere wollen wir auf Gottes Hilfe vertrauen.“

„Ich werde Mr. Harvey mitteilen“, versetzte Mr. Campbell, „daß ich zwar so lange prozessiert hätte, als die Klage für zweifelhaft angesehen werden konnte; jetzt aber, wo er mich benachrichtigt, daß mein Gegner der rechtmäßige Erbe ist, möge er das gerichtliche Verfahren einstellen, da ich willens bin, den Besitz sofort abzutreten.“

„Tue dies, mein Lieber“, erwiderte seine Frau, indem sie ihn umarmte. „Wir mögen arm sein, doch ich hoffe, wir werden uns trotzdem glücklich fühlen.“

Mr. Campbell schrieb an seinen Anwalt, versiegelte den Brief und sandte einen Reitknecht damit zur Post.

Sobald der Diener die Türe hinter sich geschlossen hatte, bedeckte Mr. Campbell sein Antlitz mit beiden Händen.

„Es ist eine schwere Prüfung“, sagte Mrs. Campbell und nahm die Hand ihres Gatten, „aber du hast deine Pflicht getan.“

„Ich sorge nicht um mich, ich denke an meine Kinder.“

„Sie müssen arbeiten“, versetzte Mrs. Campbell; „die Arbeit ist das größte Glück.“

„Ja die Knaben mögen durchkommen, aber die armen Mädchen! Welcher Wechsel wird es für sie sein.“

„Ich hoffe, Campbell, sie sind nicht so schlecht erzogen, um ihn nicht mit Frohsinn zu erdulden, und hierdurch für uns beide eine Quelle des Trosts zu werden. Außerdem sind wir vielleicht doch nicht Bettler.“

„Das hängt von unserm Gegner ab. Er kann alle rückständigen Renten verlangen, in diesem Falle sind wir noch schlimmer daran als Bettler. Doch Gottes Wille wird geschehen!“

„Es bleibt uns die Hoffnung“, versetzte Mrs. Campbell in heiterem Tone, „laß uns das beste hoffen.“

„Wie wenig wissen wir, was zu unserm Besten dient“, bemerkte Mr. Campbell. „Wäre dieser Grundbesitz nicht an uns gefallen, hätte ich als Wundarzt aller Wahrscheinlichkeit nach gut für meine Kinder sorgen können; jetzt macht mich jene scheinbare Wendung zum Glücke arm. Ich bin zu alt, um meinen Beruf wieder aufnehmen zu können. Du siehst, was uns und jedermann als das glücklichste Ereignis unseres Lebens dünkte, hat sich als das Gegenteil erwiesen.“

„Soweit unsere begrenzte Anschauung der Dinge uns zum Urteil befähigt, bestätige ich dies“, versetzte Mrs. Campbell, „doch wer weiß, was geschehen wäre, wenn wir die Güter behalten hätten. Unserm Blicke ist alles verborgen. Er handelt, wie Er es für uns am besten hält, und wir müssen es hinnehmen ohne Murren. Komm, Liebster, laß uns ins Freie gehen; die frische Luft wird dir die heiße Stirne kühlen.“

Zwei Tage nach diesem Gespräch traf ein Brief von Mr. Harvey mit der Nachricht ein, daß er Mr. Campbells Entschluß, ohne Prozeß auf das Besitztum zu verzichten, kundgegeben habe. Die Antwort des Gegners sei höchst ehrenwert, indem jener erkläre, daß es nicht in seiner Absicht liege, irgendwelche Ansprüche auf frühere Einkünfte zu erheben, und er Wexton Hall noch ein Vierteljahr Mr. Campbell und seiner Familie zur Verfügung stelle, damit derselbe seine Dispositionen treffen, über seine Einrichtung verfügen könne, etz.

Der Inhalt dieses Briefes erleichterte Mr. Campbells bedrücktes Gemüt, da er jetzt seine künftigen Mittel übersehen konnte. Dankbar erkannte er das ehrenwerte Verhalten des neuen Besitzers an, der keine Entschädigung für bezogene Einkünfte verlangte, wodurch Mr. Campbell in äußerste Armut versetzt worden wäre. Er schrieb an Mr. Harvey und bat um Angabe der Prozeßkosten, damit dieselben berichtigt werden könnten.

Nach drei Tagen erhielt er die Rechnung, begleitet von einem Schreiben, worin Mr. Harvey ihm mitteilte, daß der neue Besitzer sich zu seinem großmütigen Benehmen bewogen gefühlt habe teils dadurch, daß Mr. Campbell das Eigentum so bereitwillig aufgegeben habe, sobald die Berechtigung der Klage anerkannt worden sei, teils durch die Kenntnisnahme, wie sehr sich das Gut während der zehn Jahre, die er es besessen, gehoben habe.

Dies zu hören, war sehr befriedigend für Mr. Campbell, doch die Prozeßkosten erwiesen sich als bedeutend, denn sie beliefen sich auf mehrere Tausend Pfund.

Mr. Campbell warf die Papiere verzweifelt auf den Tisch. „Wir sind trotzdem zu Grunde gerichtet, meine Liebe“, sagte er traurig.

„Das wollen wir nicht hoffen“, versetzte Mrs. Campbell. „Wir wissen jetzt das Schlimmste und müssen es klar ins Auge fassen.“

„Es fehlen mir gegen tausend Pfund zur Bezahlung dieser Rechnung.“

„Das mag sein“, erwiderte Mrs. Campbell, „aber wir haben noch die Möbel und Wagen, diese sind sicherlich weit mehr wert.“

„Doch wir haben noch andere Rechnungen zu bezahlen, das vergißt du.“

„O nein, ich habe sie alle gesammelt; sie betragen nur etwa dreihundert Pfund. Doch wir haben keine Zeit zu verlieren, Liebster, und müssen Mut zeigen.“

„Was rätst du denn, Emilie?“, fragte Mr. Campbell.

„Wir müssen jede unnötige Ausgabe vermeiden; unsere Einrichtung muß sofort aufgegeben werden. Laß morgen früh unser Dienstpersonal kommen und teile ihm mit, was geschehen ist. Heute abend werde ich es den beiden Mädchen und Miß Paterson sagen, die natürlich entlassen werden muß, da wir nicht länger eine Gouvernante halten können. Wir müssen uns auf die Köchin, das Hausmädchen, den Diener und einen Stallknecht beschränken, der nach den Pferden sieht, bis diese verkauft sind. Schreibe an Mr. Bates, den Auktionator und kündige ihm den Verkauf unseres Mobiliars an. Ferner mußt du an Henry schreiben; er kann nicht länger auf dem Kolleg bleiben. Wir haben Zeit, unsere Zukunftspläne zu überlegen.“

Dieser verständige Rat fand Mr. Campbells Billigung. Miß Paterson war sehr betrübt, als Mrs. Campbell ihr die Nachricht mitteilte. Mary und Emma bemitleideten auf’s tiefste ihre gütigen Pflegeeltern, ohne an sich zu denken. Sobald sie erfuhren, was geschehen, eilten beide zu Mr. Campbell, fielen ihm um den Hals und erklärten, daß sie alles tun würden, was in ihrer Macht stände, um ihn glücklich zu machen und daß sie, wenn es nötig wäre, vom Morgen bis in die Nacht für ihn arbeiten wollten.

Am folgenden Tage wurde die Dienerschaft im Eßzimmer versammelt und durch Mr. Campbell von dem Geschehenen und der Notwendigkeit ihrer sofortigen Entlassung in Kenntnis gesetzt. Ihr Lohn wurde allen ausbezahlt, bevor sie das Zimmer verließen, was unter vielen Kundgebungen des Bedauerns geschah. Miß Paterson erbat die Erlaubnis, noch einige Tage als Freundin im Hause bleiben zu dürfen.

„Gott sei Dank, dies ist vorüber“, rief Mrs. Campbell, nachdem das Personal entlassen war. „Es ist mir eine wahre Erleichterung.“

„Onkel, hier ist ein Brief von Alfred“, sagte Emma ins Zimmer tretend. „Er ist in Portsmouth eingetroffen und schreibt, daß der Befehl gekommen sei, das Schiff sofort abzulohnen. Sein Kapitän ist für ein Schiff mit fünfzig Geschützen bestimmt und beabsichtigt, ihn mitzunehmen. Er denkt in wenigen Tagen hier zu sein und —“

„Und was, mein Kind?“ fragte Mrs. Campbell.

„Er meint, daß seine Zeit kurz bemessen ist, doch hofft er, ihr werdet nichts dagegen haben, wenn er zwei seiner Kameraden mitbringt.“

„Armer Junge, wie leid tut es mir, daß er enttäuscht wird“, versetzte Mr. Campbell. „Du mußt ihm schreiben Emma, und ihm mitteilen, was geschehen ist.“

„Ich muß ihm schreiben, Onkel?“

„Ja, liebe Emma, schreibe du es ihm“, entgegnete Mrs. Campbell. „Onkel und ich haben jetzt viel zu besorgen.“

„Wenn du es wünschest, werde ich es tun“, sagte Emma, deren Augen sich mit Tränen füllten.

„Mr. Bates, der Auktionator, wünscht Sie zu sprechen, Sir“, meldete der Diener.

„Laß ihn hereinkommen“, befahl Mr. Campbell.

Mr. Bates, der Auktionator, erschien und übergab einen Brief; man nötigte ihn Platz zu nehmen, während er das Schreiben las. Dasselbe war von Mr. Douglas Campbell, dem neuen Besitzer des Gutes, an Mr. Bates gerichtet, der gebeten wurde, bei Mr. Campbell anzufragen, ob er gewillt sei, die Hauseinrichtung nach dem Taxwerte zu verkaufen. Wenn dies der Fall sei, so ersuche er Mr. Bates, den Wert in freigebiger Weise zu bestimmen und für ihn in Rechnung zu stellen.“

„Dies ist sehr schätzenswert von Mr. Douglas“, bemerkte Mrs. Campbell. „Sicherlich hast du nichts dagegen, lieber Mann.“

„Durchaus nichts; übermitteln Sie Mr. Douglas meinen besten Dank für seine Güte, und wenn Sie, Mr. Bates, bereits morgen oder übermorgen die Sachen taxieren könnten, so würde es mir besonders angenehm sein.“

„Es soll geschehen, Sir“, erwiderte Mr. Bates, indem er sich verabschiedete.

Sobald die Abschätzung beendigt, war Mr. Campbell imstande, einen Überschlag von dem zu machen, was ihm verblieb; es stellte sich heraus, daß sich die ganze Summe auf 1700 bis 1800 Pfund belief.

Die Ansiedler in Kanada

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