Читать книгу Die Ansiedler in Kanada - Фредерик Марриет - Страница 7
V.
ОглавлениеDas französische Kriegsschiff erwies sich als der ‚Leonidas‘. Es war mit zwei Fregatten ausgeschickt worden, den Konvoi abzufangen. Durch einen Sturm war es von seinen Gefährten getrennt worden. Sein Verlust an Mannschaft war bedeutend; der an Bord des ‚Portsmouth‘ nur gering. Nach einigen Stunden war der ‚Portsmouth‘, mit seiner Beute im Schlepptau, bereit, mit dem Konvoi weiterzufahren, doch blieb er noch vor Anker liegen, um die Fregatten zu erwarten, welche auf der Jagd nach den gekaperten Schiffen waren. Letztere wurden bald eingeholt, mit Ausnahme des ‚London Merchant‘, der besonders gut segelte. Endlich lag auch dieses Fahrzeug still und ward in Besitz genommen, zur großen Freude Alfreds, der, seit man ihm die Kugel entfernt und den Arm verbunden hatte, mit dem Fernrohr die Verfolgung beobachtete. Vor Anbruch der Dunkelheit war der Konvoi wieder beisammen und steuerte seinem Bestimmungsorte entgegen. — Am andern Morgen war es klar. Mrs. Campbell bat Kapitän Wilson in die Nähe des ‚Portsmouth‘ zu segeln damit sie erfahren könnten, ob ihr Sohn unverletzt sei. Der Kapitän erfüllte ihre Bitte und schrieb in großen Buchstaben auf das Logbrett: „Alles wohl“, das er hinaushielt, während sie dicht am ‚Portsmouth‘ vorüberfuhren. Alfred war nicht auf Deck, denn das Fieber zwang ihn in seiner Hängematte zu bleiben, Kapitän Lumley gab aber auf dem Logbrett des ‚Portsmouth‘ die gleiche Antwort, und Mr. und Mrs. Campbell waren zufriedengestellt.
„O, wie gerne möchte ich ihn sehen“, rief Mrs. Campbell.
„Ich sehe ihn jetzt“, rief Mary Percival, „er hat sein Teleskop in der Hand und winkt uns mit dem Hute zu.“
„Gott sei Dank!“ rief Mrs. Campbell, „nun bin ich beruhigt.“
Der ‚Portsmouth‘ löste das französische Kriegschiff von sich, sobald ein Notmast darauf befestigt war, der es befähigte, allein weiter zu segeln. Der Konvoi näherte sich jetzt der Mündung des Lorenzstromes.
Drei Wochen nach dem Tage des Geschehens ankerten sie bei der Stadt Quebec.
Sobald dies geschehen, erhielt Alfred Erlaubnis, an Bord des ‚London Merchant‘ zu gehen, und erst jetzt erfuhren seine Angehörigen, daß er verwundet worden war. Er trug den Arm noch in der Binde, doch war derselbe in schneller Heilung begriffen. Als sie noch in der Unterhaltung begriffen waren, teilte man ihnen mit, daß sich Kapitän Lumley mit einem Boote dem ‚London Merchant‘ nähere. Sogleich begaben sich alle auf Deck, um ihn zu empfangen.
„Nun, Mrs. Campbell“, sagte Kapitän Lumley, als die erste Begrüßung vorüber war, „Sie müßten mir gratulieren, daß ich ein Schiff erbeutet habe, größer als mein eigenes, und ich muß Ihnen zu dem Verhalten Ihres Sohnes Alfred gratulieren, dessen Beförderung gesichert ist. Er hat dieselbe reichlich verdient.“
„Ich bin Ihnen sehr verbunden, Kapitän Lumley, und beglückwünsche Sie herzlichst“, versetzte Mrs. Campbell, „nur bedaure ich, daß mein Sohn verwundet wurde.“
„Gerade dafür sollten Sie dankbar sein, Mrs. Campbell“, entgegnete Kapitän Lumley. „Es ist die günstigste Verwundung der Welt, da hierdurch nicht nur seine Ansprüche erhöht werden, sondern ich ihm auch jetzt gestatten kann, Sie nach Kanada zu begleiten, ohne daß man deswegen annimmt, er habe den Dienst verlassen.“
„Wieso, Kapitän Lumley?“
„Ich kann ihn hier in Quebec für das Lazarett entlassen, und falls man drüben in der Heimat darüber nachfragt, wird man seine Verwundung für bedeutender halten als sie ist, und er kann, so lange es ihm gefällt, auf Halbsold bleiben. Doch ich kann nicht länger verweilen. Ich muß an Land, um den Gouverneur zu begrüßen, hoffe jedoch, Ihnen nochmals zu begegnen. Sie können überzeugt sein, daß, falls ich Ihnen nützen kann, ich nicht verfehlen werde, den geringen Einfluß, den ich besitzen mag, geltend zu machen.“
Kapitän Lumley nahm herzlichen Abschied von der Familie, indem er Alfred mitteilte, daß er vom Schiff entlassen sei, und sich den Seinigen zugesellen dürfe.
„Der Himmel schickt uns Freunde, wo wir sie am nötigsten gebrauchen und am wenigsten erwarten“, sagte Mrs. Campbell, während sie dem Boote nachblickte. „Wer hätte gedacht, daß Alfred gerade jetzt, wo er unsertwegen seinen Beruf aufgegeben hat, im Dienste noch Beförderung finden sollte?“
Kurz darauf begaben sich Mrs. Campbell und Henry mit Kapitän Wilson an Land, sich nach Wohnungen umzusehen und Empfehlungsbriefe an einige Kaufleute Quebecs abzugeben. Während sie in Gesellschaft eines Mr. Farquhar, der sich ihnen zum Beistand angeboten hatte, nach einem Unterkommen suchten, trafen sie Kapitän Lumley, der vom Gouverneur zurückkehrte.
„Es freut mich, daß ich Sie treffe, Mrs. Campbell“, rief Kapitän Lumley. „Als ich dem Gouverneur meine Aufwartung machte, erfuhr ich, daß sich hier ein sogenanntes Admiralitätsgebäude befindet, das von der Regierung für die älteren Offiziere eingerichtet ist. Es steht mir zur Verfügung, und da mich der Gouverneur gebeten hat, in seinem Hause abzusteigen, bitte ich Sie, es in Anspruch zu nehmen. Sie werden dort mehr Bequemlichkeit als in einer Mietswohnung finden, und eine beträchtliche Ausgabe bleibt Ihnen dadurch erspart.“
„Da brauchen wir nicht weiter zu suchen“, sagte Mr. Farquhar.
Mrs. Campbell versicherte Kapitän Lumley ihrer Dankbarkeit und kehrte mit der angenehmen Neuigkeit an Bord zurück.
„O Alfred, wie sind wir dir verpflichtet, lieber Sohn“, sagte Mrs. Campbell.
„Mir, Mutter? Kapitän Lumley sollte ich danken.“
„Ja, Kapitän Lumley freilich, aber deine gute Führung unter seinem Kommando hat ihn uns so geneigt gemacht; nur dir verdanken wir seine Bekanntschaft und alles Gute, das er uns erwiesen hat.“
Am nächsten Tage zog die Familie in das Admiralitätsgebäude. Mr. Farquhar besorgte ihnen ein Dienstmädchen, das nebst dem Hausverwalter und dessen Frau alle Aufwartung übernahm, deren sie bedurften. — Mrs. Campbell machte die Abrechnung mit Kapitän Wilson, der sich großmütig weigerte, für Alfreds Überfahrt Geld anzunehmen, da derselbe nicht an Bord des ‚London Merchant‘ geblieben war.
Nach einigen Tagen sahen sich Campbells behaglich im Admiralitätsgebäude eingerichtet; doch beabsichtigten sie nicht länger dort zu bleiben, als nötig war, da ihr Aufenthalt in Quebec mit Kosten verknüpft war.
Am vierten Tage nach ihrer Landung kam Kapitän Lumley, um sich zu verabschieden, doch hatte er vorher die Familie dem Gouverneur vorgestellt, der Mr. Campbells Besuch nun erwiderte und sich für sein Geschick interessierte, was natürlich nur eine Folge von Kapitän Lumleys Empfehlungen war. Es war daher nicht zu verwundern, daß alle sich mit tiefstem Bedauern von ihm trennten, der sich ihnen als so ein gütiger Freund gezeigt hatte.
Kapitän Lumley schüttelte allen die Hand, versicherte Alfred, daß er seine Interessen im Auge behalten werde, wünschte die besten Erfolge und verließ das Haus. Eine Stunde später wurden die Anker des ‚Portsmouth‘ gelichtet und mit einer schönen Brise lief das Schiff aus.
Am folgenden Tage bat der Gouverneur Mr. Campbell, ihn zu besuchen; und als dies geschah, bedeutete er ihm, daß er große Schwierigkeiten, und wie er fürchte, viel Ungemach zu erdulden haben werde, wenn er seinen Plan, sich in Oberkanada anzusiedeln, auszuführen gedächte. Er wolle ihm nicht gerade abreden, dies zu tun, da er ihm nichts Verlockenderes vorschlagen könne, das ihn zu einer Änderung seiner Pläne bewegen möchte. Doch hielte er es für seine Pflicht, ihn vor den mancherlei Anfechtungen zu warnen, damit er darauf vorbereitet sei.
„Natürlich empfinde ich die lebhafteste Teilnahme für jede englische Familie von so gutem Herkommen. Überdies ist das Interesse, welches mein alter Freund, Kapitän Lumley, an Ihnen nimmt, für mich ausreichend, um Ihnen jeden Beistand zu leisten, der in meiner Macht steht. Ich erwarte jeden Augenblick den Vorsteher des Landesvermessungsamtes, dem ich Sie zunächst vorstellen muß, da Sie von ihm das Land erhalten, und er Ihnen den besten Rat in betreff der Örtlichkeit geben kann. Sie müssen jedoch bedenken, daß nicht viel über dreißig Jahre vergangen sind, seit diese Provinzen an Großbritannien abgetreten wurden, und daß den Engländern nicht nur die französische Bevölkerung, sondern auch die Indianer sehr feindlich gegenüberstehen, da letztere immer die Verbündeten Frankreichs waren und es noch heute sind, während sie uns hassen. Ich hoffe, Ihnen ein wenig dienen zu können; sollte es nicht der Fall sein, so seien Sie versichert, daß es nicht am guten Willen fehlte. Doch welche Vorzüge Ihnen auch gewährt werden könnten, Sie werden immerhin tapfere Herzen und tätige Hände gebrauchen. Ihr Sohn Alfred wird Ihnen von großem Nutzen sein, gleichwohl müssen wir versuchen, Ihnen auch noch anderen Beistand zu verschaffen, auf den Sie sich verlassen können.“
Die Ankunft des Vermessungsbeamten unterbrach das Gespräch, dessen Thema hierauf von neuem behandelt wurde.
„Das Land, welches ich Mr. Campbell vorschlagen würde, falls kein Einwand dagegen erhoben wird“, sagte der Vermessungsbeamte, „ist ein Teil dessen, was als Reserve für die Regierung zurückbehalten wurde, und liegt auf dem diesseitigen Ufer des Ontariosees. Zwar sind noch Landstriche zu haben, die näher an Montreal liegen, aber aller wirklich ertragsfähige Boden ist schon verkauft. Sie werden finden, Mr. Campbell, daß das erwähnte Territorium besonders gut ist, da es einige Acres sogenannten Prärieoder Naturwiesenlandes hat. Auch besitzt es den Vorteil, daß ein großer Teil sich längs des Seegestades erstreckt, und sich an einer Seite ein kleiner Fluß befindet. Überdies ist nur die geringe Entfernung von etwa vier bis fünf Meilen bis zum Fort Frontignac, von wo im Notfalle leicht Hilfe zu erlangen ist.“
Der Vermessungsbeamte deutete auf einen Punkt der Landkarte in der Nähe von Presqu’ Ile de Quinte, während er sich mit der letzten Bemerkung an den Gouverneur wandte.
„Ich pflichte Ihnen bei“, entgegnete der Gouverneur, „und bemerke, daß sich zudem auf der anderen Seite des Flusses schon ein Ansiedler befindet.“
„Jawohl, Sir“, versetzte der Vermessungsbeamte; „jene Verleihung wurde bewilligt, ehe man sich dafür entschieden hatte, daß der übrige Teil für die Regierung bleiben sollte; wollte man Beweise für die Güte des Landes haben, so dürfte man sie von dem Besitzer erhalten. Es wurde vor vier Jahren von dem alten Jäger Malachi Bone erworben, der in allen Teilen des Landes gewesen ist und sich darauf versteht. Sie erinnern sich des Mannes, nicht wahr, Sir? Er war ein Wegweiser der englischen Armee vor der Übergabe Quebecs. General Wolfe hielt sehr viel von ihm und seine Dienste wurden so gewürdigt, daß man ihm jenen Landstrich von einhundertundfünfzig Acres bewilligte.“
„Ich besinne mich auf ihn“, entgegnete der Gouverneur. „Es wird sehr vorteilhaft für Sie sein, Mr. Campbell, diesen Mann als Nachbar zu haben. Nun“, fuhr der Gouverneur zu dem Vermessungsbeamten gewandt fort, „wissen Sie einen zuverlässigen Menschen, der geneigt wäre, in Mr. Campbells Dienste zu treten? Es müßte jemand sein, der das Land kennt und von Nutzen sein könnte.“
„Ja, Gouverneur, ich kenne einen sehr geeigneten Mann, und Sie kennen ihn auch, wenn auch von seiner schlechtesten Seite, denn wenn Sie ihn sehen, so befindet er sich gewöhnlich in Ungelegenheiten.“
„Wer ist das?“
„Martin Super, der Trapper.“
„Ei das ist der junge Bursche, der allerlei Unruhe anstiftet und jetzt, wenn ich mich recht erinnere, eines Aufruhrs halber im Gefängnis sitzt?“
„Derselbe, Sir; doch, wenngleich Martin Super sich in Quebec als ein lästiger Bursche zeigt, so ist er außerhalb der Stadt Gold wert.“
„Sie werden es vielleicht seltsam finden, Mr. Campbell, daß ich Ihnen einen Menschen empfehle, der einen so widerspenstigen Charakter zeigt, doch hören Sie, wie die Sachen liegen. Die Trapper oder Pelzjäger, welche dem Wilde der Felle halber nachstellen, kehren, nachdem sie monatelang umhergestreift sind und vielfach die ärgsten Entbehrungen ertragen haben, die man sich nur denken kann, mit ihren Fellpaketen heim, um ihre Ausbeute an Pelzhändler in der Stadt zu verkaufen. Sobald sie nun Geld besitzen, ruhen sie nicht, bis sie dasselbe auf jede nur mögliche Art verpraßt haben, worauf sie sich von neuem auf ihre verwegene und gefahrvolle Jagd begeben. Nun muß Martin Super, wie alle anderen seinen Spaß haben, wenn er nach Hause kommt, und da er ein sehr wilder Bursche ist, gerät er, wenn er zuviel getrunken hat, oft in die Klemme, so daß er sehr oft wegen Unruhestiftung ins Gefängnis gebracht wird. Doch ich kenne ihn gut, er hat mir monatelang beim Vermessen geholfen, und wenn er im Dienste ist, so weiß ich keinen Menschen, der ausdauernder, fleißiger und rechtschaffener wäre.“
„Ich glaube, Sie tun recht, ihn zu empfehlen“, bemerkte der Gouverneur. „Er wird nicht böse darüber sein, aus dem Gefängnisse zu kommen, und ich zweifle nicht, Mr. Campbell, daß er sich gut führen wird, wenn er einmal einwilligt, für ein bis zwei Jahre in Ihren Dienst zu treten. Die Kanadier sind harmlos, aber doch sehr wenig zu gebrauchen. Ohne Zweifel gibt es Ausnahmen; sicher neigt ihr Charakter zu allem andern, als zu Tatkraft und Mut. — Wie ich schon sagte, haben Sie beherzte Männer nötig, und Martin Super ist ein solcher. — Vielleicht könnten Sie die Sache für Mr. Campbell in Ordnung bringen.“
Der Vermessungsbeamte versprach dies zu tun und gleich darauf verabschiedete sich Mr. Campbell mit bestem Danke vom Gouverneur.
Nachdem Mr. Campbell die Auskunft über die Dinge erhalten hatte, die für ihn am nötigsten mitzunehmen waren, machten seine Einkäufe ihm vier Tage hindurch tüchtig zu schaffen. Während dieser Zeit wurde der Familie sowohl von seiten des englischen wie französischen Residenten in Quebec viel Aufmerksamkeit erwiesen. Alfred, dessen Wunde beinahe geheilt war, zeigte sich rührig wie gewöhnlich und Henry leistete seinem Vater Hilfe bei Aufnahme des Inventars, Anfertigung von Listen usw. Auch Mrs. Campbell und die beiden Mädchen blieben nicht müßig; sie hatten sich die landesüblichen derben Stoffe gekauft und waren beschäftigt, Kleider für sich und die Kinder anzufertigen.
Eines Morgens war Mr. Campbell in Mr. Farquhars Geschäft gewesen, um sich wegen einer Transportgelegenheit nach seinem neuen Besitztum zu erkundigen (denn er hatte sein Übereinkommen mit dem Vermessungsbeamten abgeschlossen), als der Gouverneur ihm durch einen Adjutanten die Meldung machen ließ, daß er innerhalb zehn Tagen ein Abteilung Soldaten nach Fort Frontignac hinauf zu schicken beabsichtige — es war die Nachricht gekommen, daß die dortige Besatzung durch ein Fieber sehr geschwächt worden sei. Falls nun Mr. Campbell die Gelegenheit benutzen wolle, so könne er mit seiner Familie und allem Gepäcke unter der Eskorte der Offiziere und Mannschaft reisen. Natürlich wurde dies Anerbieten mit Freuden begrüßt, und als Mr. Campbell den Gouverneur besuchte, um ihm seinen Dank auszusprechen, teilte ihm letzterer mit, daß auf den Booten und Kanoes genügender Raum für seine Familie und deren Gepäck vorhanden sei, so daß er nicht nötig habe, sich weiter darum zu sorgen oder Ausgaben deswegen zu machen.