Читать книгу Die Ansiedler in Kanada - Фредерик Марриет - Страница 5
III.
ОглавлениеEs mag seltsam erscheinen, daß Mr. Campbell, nachdem er zehn Jahre lang im Besitz des Gutes gewesen war, keine größere Summe erspart hatte. Indessen findet dieser Umstand volle Erklärung. Erstens war das Gut in schlechtem Zustande, als Mr. Campbell es übernahm, er benutzte daher einen großen Teil seines Einkommens, um es zu verbessern; zweitens hatte er eine beträchtliche Summe zur Errichtung von Armenhäusern und Schulen verwandt, gute Werke, die er nicht aufschieben mochte, da er sie als religiöse Pflichten ansah. Die Folge davon war, daß er erst ein Jahr, bevor der Anspruch auf das Gut geltend gemacht wurde, angefangen hatte, für seine jüngeren Kinder zu sparen, und da der Landsitz damals 2000 Pfund jährlich mehr brachte als zu der Zeit, wo er ihn übernahm, hatte er beschlossen, jedes Jahr 5000 Pfund zurückzulegen, was einmal bereits geschehen war. Diese Summe und mehr noch war indessen für die enormen Gerichtskosten aufgegangen, und so war er um Hunderte ärmer als zu der Zeit, wo ihm der Grundbesitz zufiel. Am Tage nach der Abschätzung traf der älteste Sohn Henry ein. Er schien sehr niedergeschlagen, mehr noch als seine Eltern und alle, die ihn kannten, es von ihm erwartet hatten. Doch war dies eher seinem Gefühle für die Eltern, als für sich selbst zuzuschreiben.
Zwischen Mr. und Mrs. Campbell fanden viele Beratungen über ihre Zukunftspläne statt, doch es fiel ihnen nichts ein, was versprechend für sie gewesen wäre. Sie wußten nicht, wohin sie mit 1600 bis 1700 Pfund gehen, und was sie unternehmen sollten. Mr. Campbell wußte, daß er bei der Rückkehr zu seinem früheren Berufe keine Chancen haben würde, seine Familie zu erhalten. Henry konnte eine Anstellung bekommen, doch paßte er nur zum Juristen oder zum Prediger, aber wie sollten sie so lange für ihn sorgen, bis er auf eigenen Füßen stand? Alfred, der jetzt Steuermann war, konnte sich freilich selbst erhalten, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten; auch hatte er wenig Aussicht auf Beförderung. Außerdem waren noch zwei Knaben und die schnell heranwachsenden Mädchen da, kurz eine Familie von acht Personen. Eine so geringe Summe in Wertpapieren anzulegen, würde nutzlos sein, da sie von den Zinsen nicht leben konnten. Was sollten sie also mit dem Gelde beginnen? Wieder und wieder erwogen sie die Sachlage, und jeden Abend legten sie ihr Haupt bekümmert auf die Kissen. Sie waren bereit, Wexton Hall zu verlassen, wußten aber nicht, wohin sie ihre Schritte lenken sollten, wenn es geschah. So schwankten sie, bis ihr Sohn Alfred eintraf, der, sobald sein Schiff abgelohnt worden war, in die Arme seiner Eltern eilte.
Als die erste Freude des Wiedersehens vorüber war, sagte Mr. Campbell: „Es tut mir leid, daß ich deinen Kameraden kein Vergnügen bereiten konnte.“
„Sie empfinden dasselbe Bedauern um euretwillen wie ich. Doch wie es nun einmal ist — so ist es und daran kann nichts geändert werden; darum müssen wir es von der besten Seite ansehen. — Wo aber sind Henry und die Basen?“
„Sie sind im Park, Alfred, geh nur zu ihnen, sie erwarten dich mit Ungeduld.“
„Das werde ich tun, Mutter, adieu für eine halbe Stunde“, sagte Alfred, indem er seine Mutter nochmals küßte und dann hinaus eilte.
„Seine Laune ist keinesfalls getrübt“, bemerkte Mrs. Campbell. „Gott sei gedankt dafür.“
Alfred war bald bei seinem Bruder und seinen Basen, und nachdem das Umarmen und Küssen vorüber war, erkundigte er sich nach dem Stand der Angelegenheit seines Vaters.
Henry, der sehr niedergeschlagen war, sagte: „Mary und Emma, vielleicht geht ihr hinein; ich möchte gern mit Alfred allein sprechen.“
„Du bist entsetzlich mutlos, Henry“, bemerkte Alfred, als die Basen sie verlassen hatten. „Stehen die Sachen denn so schlecht?“
„Unserm Vater ist nur die geringe Summe von etwa 1700 Pfund geblieben, doch was mich quält, ist folgendes:
Als ich auf dem Kolleg war, geriet ich in eine Schuld von 200 Pfund, die ich zu Weihnachten abtragen wollte. Vater warnte mich immer, mit meinen Ausgaben das von ihm Bewilligte zu überschreiten und er glaubt auch nicht, daß ich es getan habe. Nun kann ich den Gedanken nicht ertragen, das Kolleg auf diese Weise zu verlassen, während es ein schwerer Schlag für den armen Vater sein wird, von seinem geringen Überreste noch 200 Pfund abzugeben, um meine Schuld zu decken. Dies macht mich so unglücklich. Ich kann mich nicht entschließen, es ihm zu sagen, weil ich überzeugt bin, daß er so ehrenwert ist, die Summe sofort zu bezahlen. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Den ganzen Tag über mache ich mir Vorwürfe und des Nachts kann ich nicht schlafen. Ich bin sehr leichtsinnig gewesen, doch hoffe ich, du wirst dich in meine Lage versetzen können. Ich habe auf deine Ankunft gewartet, weil ich glaube, du könntest Vater die Sache besser mitteilen, denn mir ist, als müßte ich vor Scham und Ärger dabei sterben.“
„Nun schau, Henry“, versetzte Alfred, „der Polizei durch die Finger zu laufen, wie wir Seeleute es nennen, ist etwas ganz Alltägliches, und alles in allem tatest du kein so großes Unrecht, da du die Mittel zu haben glaubtest, die Schulden zu bezahlen. Drum nimm es dir nicht so zu Herzen. — Daß du deine rechte Hand dafür geben würdest, es nicht getan zu haben, so wie die Dinge jetzt liegen, glaube ich dir; doch hat es keinen Zweck, sich darüber zu grämen. Ich habe meinen Dreijahressold bekommen und die Prisengelder für die letzten achtzehn Monate; das beträgt 250 Pfund, die ich dem Vater geben wollte, jetzt wo er auf dem Trockenen sitzt; doch kommt es nun auf eins heraus, ob ich es dir gebe, um deine Schulden zu bezahlen, oder ihm, damit er sie für dich bezahlt. So, hier ist das Geld; nimm davon, was du brauchst, und gib mir zurück, was übrig bleibt. Der Vater weiß nicht, daß ich das Geld habe und braucht es auch nicht zu wissen; das macht die Rechnung quitt, und er fährt ebensogut dabei.“
„Ich danke dir, lieber Alfred. Du weißt nicht, wie du mir das Herz erleichtert hast. Jetzt kann ich dem Vater wieder in’s Gesicht blicken.“
„Das wirst du hoffentlich; wir an Schiffsbord beunruhigen uns nicht mit so zarten Gefühlen, Henry. Ich würde ihm schon längst die Wahrheit gesagt haben und es nicht auf dem Herzen behalten. Wäre das Unglück vor unserer letzten Kreuzfahrt geschehen, hätte ich mich genau in deiner Lage befunden; denn ich hatte eine Schneiderrechnung so lang wie ein Fregattenwimpel und besaß in meiner Tasche nicht so viel, um das Frühstück für eine Maus zu kaufen. Doch nun laß uns wieder hineingehen und vergnügt sein, um die anderen etwas aufzumuntern.“
Sobald der Diener nach dem Tee das Zimmer verlassen hatte, gab Mr. Campbell, der sich vorher mit seiner Frau darüber besprochen hatte, eine offene Darlegung der ihnen gebliebenen Mittel.
Er erklärte, daß er in seiner Bedrängnis der ganzen Familie die Zukunftsfrage vorlegen wolle, um zu hören, ob in einem von ihnen ein Plan auftauchen möchte, für den sie sich entscheiden und wonach sie handeln könnten. Henry wurde zuerst zum Sprechen aufgefordert.
„Meine lieben Eltern, wenn ihr miteinander kein Projekt zu fassen vermögt, so fürchte ich, daß ich euch noch weniger raten kann. Was ich zu sagen habe ist nur, daß ich stets meine Pflichten gegen euch und die Geschwister erfüllen werde, wofür ihr euch auch immer entscheiden mögt. Meine Erziehung war keine derartige, um einem armen Manne besonderen Nutzen zu gewähren, indessen bin ich bereit, mit Kopf und Händen zu arbeiten, soweit es meinen Fähigkeiten entspricht.“
„Davon bin ich überzeugt, lieber Sohn“, versetzte sein Vater. „Nun Alfred, müssen wir auf dich unsere Hoffnung setzen, denn deine beiden Cousinen werden uns vermutlich nicht viel raten können.“
„Gut, Vater, ich habe schon nachgedacht und will einen Vorschlag machen, der euch zwar zuerst befremden mag, mir indessen als unser einziger und bester Ausweg erscheint. Die paar hundert Pfund, die dir geblieben sind, nützen dir in unserem Lande zu nichts weiter, als daß sie dich für ein bis zwei Jahre vor dem Hungertode schützen; in einem andern Lande aber mögen sie den gleichen Wert haben, wie hier ebenso viele Tausende. Bei uns gilt eine große Familie für eine schwere Bürde, in einem anderen Lande ist ein Mann um so reicher, je mehr Kinder er besitzt. Wenn du dich entschließen könntest, mit deiner Familie in ein anderes Land überzusiedeln, könntest du von der Armut wieder zu Reichtum gelangen.“
„An welches Land denkst du, Alfred?“
„Ei, Vater, der Zahlmeister unseres Schiffes hat einen Bruder, der, bald nachdem die Franzosen aus Kanada vertrieben worden waren, sich dorthin begeben hat. Er hatte nur 300 Pfund. Er ist seit vier Jahren dort, und als unsere Fregatte in Portsmouth eintraf, empfing der Zahlmeister einen Brief von ihm, worin er schreibt, daß es ihm gut geht und sein Wohlstand sich zusehends mehrt. Er hat eine Farm von 500 Acres, von denen 200 bereits gelichtet sind und meint, wenn er nur einige Kinder hätte, die in dem Alter wären, um ihm zu helfen, so könnte er bald das zehnfache Vermögen besitzen, da er sofort mehr Land kaufen würde. Dort bezahlt man den Acre mit einem Dollar und kann das Land auswählen. Mit deinem Gelde könntest du es verbessern, und nach einigen Jahren würdest du in behaglichen, wenn auch nicht glänzenden Verhältnissen sein. Deine Kinder würden für dich arbeiten, und du würdest das befriedigende Bewußtsein haben, sie dereinst unabhängig und glücklich zurückzulassen.“
„Ich kann dir einräumen, mein lieber Sohn, daß du einen Plan entworfen hast, der viele Vorzüge besitzt. Doch er hat auch seine Schattenseiten.“
„Schattenseiten“, versetzte Alfred, „nun natürlich hat er die, doch, Vater, ich sehe keine Schwierigkeiten, die nicht zu überwinden wären. Laß uns dieselben näher ins Auge fassen. Zunächst harte Arbeit, Entbehrungen, eine Blockhütte für die erste Zeit, strenge Winter, Abgeschiedenheit, Gefahren durch wilde Tiere und die Eingeborenen. Ich gebe zu, daß dies ein trauriger Ersatz ist für ein prächtiges Haus, für schöne Möbel, ausgezeichnete Küche, gebildete Gesellschaft und das Interesse, das man an allem nimmt, was sich im eigenen Lande zuträgt, wovon uns täglich Kunde wird. Henry und ich werden unser möglichstes tun, um euch die harte Arbeit abzunehmen; wenn der Winter streng ist, ist kein Mangel an Brennholz, und wenn unsere Blockhütte roh ist, wollen wir sie dafür gemütlich machen; abgeschieden von der Welt werden wir aneinander genug Gesellschaft haben, und sind wir in Gefahr, so sollen Feuerwaffen und Tapferkeit uns schützen. Ich sehe nichts anderes, als daß wir sehr glücklich, sehr angemessen und vor allen Dingen sehr unabhängig leben könnten.“
„Alfred, du sprichst, als ob du mit uns ziehen wolltest“, sagte Mrs. Campbell.
„Denkst du denn, daß ich das nicht will, liebe Mutter? Bildest du dir ein, ich würde hier bleiben, wenn ihr dort wäret, wo meine Anwesenheit euch von Nutzen sein könnte? Nein, nein, ich hänge zwar an meinem Berufe, aber ich erkenne auch die Pflicht, meinen Eltern beizustehen und ihr gebe ich den Vorzug. Ein Steuermann hat einen hohen Begriff von der Unabhängigkeit. Ich möchte lieber zu den freien und unabhängigen Wilden Amerikas gehören, als im Dienste bleiben und vielleicht zwanzig Jahre lang vor jedem Unterleutnant an den Hut fassen müssen. Wenn ihr geht, gehe ich auch, so viel steht fest. Wie unglücklich würde ich sein, wenn ihr ohne mich wäret. Jede Nacht würde ich träumen, daß ein Indianer unsere Mary geraubt, oder ein Bär unsere kleine Emma aufgefressen hätte.“
„Nun, ich werde die Gefahr mit dem Indianer schon bestehen“, versetzte Mary.
„Und ich mit dem Bären“, sagte Emma, „vielleicht wird er mich nur so leicht umarmen wie Alfred es heute bei seiner Rückkehr tat.“
„Ich danke Euch für den Vergleich, Miß“, versetzte Alfred lachend.
„Ich glaube wirklich, Alfred, daß dein Vorschlag Überlegung verdient“, bemerkte Mrs. Campbell. „Dein Vater wird sich mit mir darüber beraten, und vielleicht sind wir schon morgen früh zu einer Entscheidung gekommen. Jetzt aber tun wir alle gut, zu Bett zu gehen.“
„Ich werde ganz gewiß von dem Indianer träumen“, sagte Mary.
„Und ich von dem Bären“, fügte Emma mit schalkhaftem Blick auf Alfred hinzu.
„Und ich werde von einem sehr hübschen Mädchen träumen — das ich — in Portsmouth sah“, sagte Alfred.
„Das glaube ich dir nicht“, sagte Emma.
Kurz darauf klingelte Mr. Campbell nach den Dienstboten. Die Abendandacht wurde abgehalten, und dann begaben sich alle guten Mutes zur Ruhe.
Am nächsten Morgen fanden sie sich frühzeitig zusammen, und nachdem Mr. Campbell seiner Gewohnheit gemäß einen Abschnitt aus der Bibel und ein Dankgebet gelesen, setzten sie sich zum Frühstück nieder. Als es beendigt war, sagte Mr. Campbell: „Meine lieben Kinder, nachdem ihr uns gestern abend verlassen, hatte ich mit eurer Mutter noch eine lange Beratung, und wir haben eingesehen, daß uns keine Wahl bleibt als dem Ratschlag zu folgen, den Alfred uns gemacht hat. Wenn ihr alle derselben Meinung seid, sind wir entschlossen, unser Glück in Kanada zu versuchen.“
„Ich bin ganz eurer Ansicht“, versetzte Henry.
„Und ihr, meine Mädchen?“ fragte Mr. Campbell.
„Wir folgen dir bis ans Ende der Welt, Onkel“, entgegnete Mary, „und werden alles tun, was in unserer Macht steht, um eure Güte gegen uns arme Waisen zu vergelten.“
Mr. und Mrs. Campbell umarmten ihre Nichten, tief gerührt über Marys Antwort.
Nach kurzem Stillschweigen sagte Mrs Campbell: „Und nun, nachdem wir zur Entscheidung gekommen sind, müssen wir unsere Vorkehrungen treffen. Wie sollen wir uns arrangieren? Sagt, Alfred und Henry, was schlagt ihr vor?“
„Ich muß nach Oxford zurück, um meine dortigen Angelegenheiten zu ordnen und über meine Bücher und sonstigen Sachen zu verfügen.“
„Wirst du ausreichend Geld haben, um alles zu bezahlen?“ fragte Mr. Campbell.
„Ja, lieber Vater“, versetzte Henry, errötend.
„Ich nehme an, euch hier nichts nützen zu können“, sagte Alfred, „und schlage daher vor, daß ich noch heute nachmittag nach Liverpool fahre, denn von dort aus werden wir uns am besten einschiffen können. Ich werde an unseren Zahlmeister schreiben und ihn um weitere Auskunft bitten, und dann sehe ich, was ich in Liverpool in Erfahrung bringen kann. Sobald ich etwas von Wichtigkeit mitzuteilen habe, schreibe ich.“
„Schreibe, sobald du angelangt bist, Alfred, wir erfahren dann deine glückliche Ankunft.“
„Das werde ich tun, liebe Mutter.“
„Hast du Geld, Alfred?“
„Ja, genügend, Vater; ich reise ja nicht mit vier Pferden.“
„Gut, wir werden hierbleiben und packen, und du, Alfred, mußt dich nach einem billigen Quartier umsehen, das wir in Liverpool, sobald wir ankommen, beziehen können. Zu welcher Zeit segeln die Schiffe nach Quebec?“
„Gerade um diese Zeit, Vater. Wir sind im März; es wird jede Woche ein Schiff abgehen. Je eher wir fortkommen, desto besser; damit wir vor dem Winter bereits behaglich eingerichtet sein können.“
Wenige Stunden nach diesem Gespräch verließen Henry und Alfred Wexton Hall. Mr. und Mrs. Campbell und die beiden Mädchen hatten vollauf mit dem Einpacken zu tun. Es hatte sich bald in der Nachbarschaft das Gerücht verbreitet, daß die Familie sich zur Auswanderung nach Kanada vorbereite, und die Pächter, welche unter Mr. Campbell Farmen inne hatten, kamen und boten ihre Wagen und Pferde an, um seine Sachen nach Liverpool zu schaffen, ohne eine Vergütung dafür zu verlangen. Inzwischen traf ein Brief von Alfred ein. Er hatte Bekanntschaft mit einigen Kaufleuten angeknüpft, die nach Kanada Handel trieben, und war von diesen an einige Personen gewiesen worden, die sich dort vor mehreren Jahren niedergelassen hatten und ihnen jede Auskunft geben konnten. Sie rieten ihm, was am besten mitzunehmen sei und wie man sich bei der Landung zu verhalten habe. Von höherem Werte aber war es, daß sie ihm Empfehlungsschreiben an englische Kaufleute in Quebec gaben, deren Beistand bei Auswahl und Kauf des Landes sowie bei dem Transport ins Innere sie in Aussicht stellten. Alfred hatte auch ein Schiff ausgesucht, das in drei Wochen absegeln wollte; er hatte bereits wegen des Preises der Überfahrt verhandelt.
Henry kehrte, nachdem er seine Rechnungen bezahlt hatte, von Oxford heim mit dem Erlös in der Tasche, den er durch Verkauf seiner Bücher erzielt hatte. — Er war jetzt besseren Mutes und leistete seinen Eltern den größten Beistand. Alfred hatte bei allem, was er unternommen, so viel Überlegung gezeigt, daß sein Vater ihm schrieb, sie würden sich für das von ihm bezeichnete Schiff fertig halten, er möge die Kajüten bestellen und die verschiedenen Gegenstände besorgen, die man ihm mitzunehmen geraten habe. Nach vierzehn Tagen waren alle reisefertig. Die Wagen mit den Sachen waren früher abgegangen. Mr. Campbell schrieb einen Brief an Mr. Douglas Campbell, dankte ihm für seine Güte und Schonung und benachrichtigte ihn, daß er am folgenden Tage Wexton Hall verlassen würde. Als Gunst erbat er sich nur, daß der Lehrer und die Lehrerin der Dorfschule in ihrem Amt belassen würden, da es von großer Wichtigkeit sei, daß der Unterricht der Arbeiter nicht vernachlässigt würde. Er fügte hinzu, daß er durch die Zeitung Mr. Douglas Campbells kürzlich vollzogene Vermählung erfahren habe, und er, wie Mrs. Campbell ihm und seiner Gattin hierzu die besten Glückwünsche ausssprächen.
Nachdem dieser Brief befördert war, gab es vor ihrer Abreise von Wexton Hall nichts mehr zu tun, als die wenigen Dienstleute, die noch bei ihnen waren, abzulohnen und zu entlassen. Zum letztenmal gingen sie durch die Felder und den Park. Mrs. Campbell und die Mädchen machten einen Rundgang durch die Zimmer, um sich zu überzeugen, daß alles ordentlich und sauber zurückgelassen wurde. Die Mädchen seufzten, als sie im Wohnzimmer an der Harfe und dem Klavier vorüberkamen, denn diese waren ihre liebsten Freunde.
„Laß nur, Mary“, sagte Emma, „wir haben unsere Guitarren und können in den Wäldern von Kanada auch ohne Harfe und Klavier musizieren.“
Am andern Morgen fuhr die Postkutsche vor ihrer Schloßtür vor; sie stiegen ein, umgeben von den Pächtern und armen Leuten, die respektvoll mit abgezogenen Hüten vor ihnen standen, und ihnen alles Gute wünschten, während sie durch die Allee nach dem Parktor fuhren. Wexton Hall und der Park waren längst ihren Blicken entschwunden, bevor sie ein Wort miteinander gewechselt hatten. Sie hielten ihre Tränen zurück und ihre Herzen waren zu voll, um sprechen zu können. Am folgenden Tag kamen sie in Liverpool an, wo Alfred eine Wohnung für sie besorgt hatte. Es wurde alles an Bord des Schiffes, das bereits in den Strom gebracht worden war, geschafft. Da sie nichts mehr am Lande zurückhielt, und der Kapitän den ersten günstigen Wind zu benutzen wünschte, schifften sie sich vier Tage nach ihrer Ankunft in Liverpool ein.