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Der auf uns zukommende und uns zuvorkommende Gott— oder: Gottes vielfältige und manchmal überraschende Wege in unsere Herzen

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Gott kommt uns ganz nahe, er kommt so auch in unsere Verhältnisse und Vorstellungen hinein und will uns hier helfen und retten. Diese Zuwendung Gottes zu seinen Geschöpfen auf sehr unterschiedliche und vielfältige Weise wird in 1 Petrus 4,10 im Blick auf die Gnadengaben als „mannigfaltige Gnade“ bezeichnet. Das dort gebrauchte griechisches Wort „poikilos“ bedeutet auch „bunt“, man kann fast von Gottes „bunter Gnade“ sprechen. Hierher gehört nach Röm 1,20 auch der Blick auf die „Fußspuren Gottes“ in seiner Schöpfung (vestigia dei, so Philipp Melanchton), den unendlich vielgestaltigen „intelligenten“ Abläufen in den Geschöpfen voller Zweckmäßigkeit (Immanuel Kant) oder auch unsere immer wieder faszinierenden Begegnungen mit dem „Schönen, dem Göttlichen im Gewande des Reizes“ (Adalbert Stifter) sowie andere staunenswerte Beobachtungen und Erkenntnisse, die in der Schöpfungstheologie bedacht werden (sollten).

Gottes liebevolle und vielgestaltige Zuwendung zu uns so verschiedenartigen Menschen zeigt sich auch darin, dass es offensichtlich unterschiedliche Zugänge gibt, wie sich Menschen für das Evangelium öffnen. Jesu Tod am Kreuz bleibt immer zentraler Inhalt der Verkündigung, und doch können wir uns offenbar auf unterschiedliche Weise diesem Geheimnis des Lebens und Sterbens Jesu nähern; wir können auch schrittweise weiterkommen in unserem persönlichen Glauben.

Manche Christen brauchen sich offenbar nicht sofort intensiv mit solch schweren Fragen zu beschäftigen, wie sie hier in den Blick genommen werden. Manche machen sogar Gotteserfahrungen ohne deutlichen Bezug zur Frage nach Jesu Tod. So berichtet etwa die russische Philosophin Tatjana Goritschewa, dass sie durch das Sprechen des Vaterunsers bei einer allgemeinen Meditationsübung eine solch intensive Gottes- und Christus-Erfahrung gemacht habe, dass sie dadurch zum Glauben gekommen sei.

Oder es gibt Menschen, die noch nicht wirklich an Gott glauben, aber dadurch Christen werden, dass sie in großer Not gleichsam probeweise zu beten anfangen und Erhörung erfahren. – Oder: Es wird von einem russischen Schauspieler berichtet, der zu Zeiten der Sowjetunion einmal spöttisch die Seligpreisungen Jesu in einem Theater vortragen und lächerlich machen sollte; aber als er sie las – sie waren ihm anscheinend noch kaum bekannt –, wurde er so stark von dem Text berührt, dass er am Ende des Lesens der Jesusworte sagte: „Das ist die Wahrheit, und ich glaube sie jetzt auch.“

Dank der liebevollen Fantasie unseres Gottes kommen Menschen auf ganz unterschiedliche Weise zum Evangelium von Jesus und finden dann später auch intensiver hinein in die unterschiedlichen Texte der Bibel. Gott, unser Schöpfer, hat uns als Einzelne im Blick, es ist die Adressatenbezogenheit seiner Zuwendung. Diese sollten wir beim Lesen der biblischen Texte, beim Wahrnehmen der immer neuen Frömmigkeitsformen in der Geschichte seiner Kirche, seiner Gemeinden und beim Erzählen der persönlichen, aber manchmal höchst unterschiedlichen Gotteserfahrungen einzelner Christen ernst und staunend wahrnehmen.

Das Buch, das viele Sprachen spricht

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