Читать книгу Tod im Salz - G. T. Selzer - Страница 4
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ОглавлениеHans Schmitt, Ende Vierzig, schütteres Haar, große, unvorteilhafte Brille, war unscheinbar und unauffällig wie sein Name. Beides, Name und Erscheinung, bildete sein größtes Betriebskapital. Denn keiner würde in ihm einen der erfolgreichsten Privatdetektive Osthessens vermuten.
Jetzt stand er in der Altstadt von Rotenburg, zog sein Handy aus der Tasche und wählte die ihm inzwischen bekannte Nummer.
„Zunächst mal ein kurzer Zwischenbericht, weil Sie doch schon wieder so ungeduldig auf der Mailbox klangen, und dann …“ Er holte Luft, kam aber nicht weit. „Wie?“
Die Person am anderen Ende der Leitung schien ärgerlich zu sein, doch Hans Schmitt hatte ein dickes Fell. Auch das gehörte zu seinem Beruf. Er hörte geduldig zu.
„Immer langsam, Chef, nur die Ruhe! – Ja, ich weiß, es ist Ihr Geld. Jetzt lassen Sie mich doch mal ausreden! Ich denke, ich habe heute was für Sie.“
Er schüttelte den Kopf. Wollen was wissen von einem, die Leute, und lassen einen nicht reden.
„Also. Ich hatte sie gestern den ganzen Tag auf dem Schirm. Sie waren in Fulda. Dom, Schloss, Schlossgarten, das ganze Programm, haben sogar das Polizeipräsidium nicht ausgelassen. Danach essen. Shoppen. Himmel, was die Frau so alles zusammenkauft! Die Einzelheiten bekommen Sie schriftlich, bis hin zum letzten T-Shirt, wenn Sie wollen. Dann saßen sie im Eiscafé, da war ich ganz nah dran.“ Er machte eine Kunstpause. – „Wie? – Ja, ich sagte doch, ich war nah dran. Es gab aber nichts, was irgendwie wichtig sein könnte – wie gesagt, Sie können sich ja selbst ein Bild machen, wenn Sie‘s schriftlich haben – außer …“ – Wieder eine kleine Pause. „Warten Sie, ich habe es mir aufgeschrieben.“
Schmitt wühlte in der Tasche seines leicht schmuddeligen Jacketts, „Hören Sie zu, Chef! Er fragt: ‚Hast du eigentlich den grünen Karton endlich entsorgt?‘ – Darauf sie: ‚Ich habe ihn Vater gegeben.‘ – Er: ‚Warum das denn, um Himmels Willen?‘ – Und sie: ‚Er wollte eben die Sachen von dem Jungen haben, warum denn nicht?‘ – Können Sie was damit anfangen, Chef?“
Hans Schmitt erfuhr nicht, ob der ‚Chef‘ damit etwas anfangen konnte oder nicht. Denn am anderen Ende der Leitung wurde wortlos aufgelegt. Er sah noch einmal kurz zum Café hinüber, wo die Ehepaare Langer und Liebig zusammen saßen und sich angeregt unterhielten, und beschloss, für heute genug getan zu haben.