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KAPITEL 5

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EMILY


Seit Wochen erreichten uns grausame Nachrichten über die Verbreitung des schwarzen Fiebers im Königreich von König Friedrich von Grafenburg. Das Königreich meines Vaters.

Als jedoch vor einigen Tagen ein Bote eine Nachricht überbrachte, dass das schwarze Fieber langsam verschwand, fürchteten wir nicht mehr, dass es unser Königreich erreichen könnte.

König Elijah von Petschora hatte sofort den Schiffen verboten, ins andere Königreich zu reisen, sobald das schwarze Fieber ausgebrochen war. Somit hatten wir keine Infizierten in unser Königreich gebracht und das war wohl auch die richtige Entscheidung gewesen, obwohl das Volk am Anfang sehr protestiert hatte.

König Elijah hatte sich in den letzten dreieinhalb Jahren sehr gut bewiesen, dass er ein guter und aufrichtiger König war. Für jeden Tag, den ich König Elijah und Königin Gerda zusammen sah, dankte ich den Göttern für diese unglaubliche Wendung, die sie mir sowie auch Gerda geschenkt hatten.

Gerda erwartete in Kürze ihr zweites Kind. Sie hatte vor etwas über zwei Jahren ein kleines Mädchen geboren und somit hofften nun alle, dass dieses Mal ein Thronfolger kommen würde.

Gerda und Elijah war es jedoch egal, ob es ein Mädchen oder ein Junge sein würde. Denn sie würden ihre Kinder lieben, eines wie das andere.

„Tante Emily?“ Ich blickte an mir runter und entdeckte Prinzessin Margarete. Sie konnte erst wenige Worte sprechen, doch ‚Tante Emily‘ waren eines ihrer ersten Worte. Ich verbrachte so viel Zeit mit ihr, wie ich konnte, denn sie war so voller Freude und Liebe, dass sie mir jeden Tag mein Herz ein wenig mehr von den Rissen befreite, die Lucian mir vor so langer Zeit hinterlassen hatte.

Freudestrahlend sah ich sie an und strich ihr zärtlich eine blonde Locke über die Schulter.

„Ja, meine kleine Margarete?“

„Mutter sucht dich. Komm!“ Sie nahm meine Hand und stapfte mit ihren kleinen Füssen vor mich her, während ich ihr folgte.

Sie zog mich in den Thronsaal und ich lachte kurz auf, als sie kaum mehr Luft bekam wegen ihrer schnellen Schritten.

Mein Lachen stockte jedoch sofort, als ich in die Gesichter von König Elijah und Königin Gerda sah.

Entsetzen und Trauer zeichneten ihre Gesichter und ihre Blicke klebten an mir. Eine Bedienstete nahm Prinzessin Margarete an sich und verließ den Saal.

Etwas verwundert trat ich zu König Elijah und Königin Gerda. Erst jetzt bemerkte ich, dass König Elijah einen Brief in der Hand hielt mit dem Abzeichen von König Friedrich von Grafenburg.

„Was ist das?“, fragte ich mit zitternder Stimme.

„Emily ...“ Gerda kam auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter, die andere auf meinen Oberarm, als wäre sie bereit mich jederzeit aufzufangen, wenn ich den Boden unter meinen Füssen verlieren sollte.

„Was ist hier los? Was steht in der Nachricht?“ Meine Stimme bebte und ich befürchtete, dass mein Vater erfahren hatte, dass ich am Leben war und im Schloss von König Elijah Schutz bekam. Doch es war tausendmal schlimmer.

König Elijah räusperte sich kurz und sah mich mitleidig an, als er mit sanfter und ruhiger Stimme sagte: „Emily, deine Mutter und dein Bruder wurden beide nicht vom schwarzen Fieber verschont. Sie sind beide vor zwei Wochen daran gestorben.“

Ich wollte schreien. Ich wollte den Brief zerreißen, den König Elijah in der Hand hielt und aus dem Thronsaal rennen. Doch stattdessen blieb ich wie angewurzelt und versteinert stehen, während sich seine Worte immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholten.

Meine Hände fingen an zu zittern und ich versuchte sie aufeinander zu pressen, damit es nicht so auffiel. Doch im nächsten Moment lief eine Träne meine Wange hinunter und mein Körper versagte, indem ich laut aufschluchzte und zu Boden fiel.

„Nein! Nein! Das darf nicht sein. Nein ...“, schluchzte ich, als Gerda sich zu mir auf den Fußboden setzte und immer wieder über meinen Rücken streichelte.

Mein Schluchzen wurde lauter und ich verkrampfte meine Finger um meine Arme.

„Es tut mir so Leid, Emily. Ich weiß, was sie für dich bedeutet haben und dass du sie damals, ohne dich zu verabschieden, verlassen musstest. Es war nicht einfach.“ Gerdas Worte waren lediglich ein Flüstern und sie versuchte mir in jeder Hinsicht Trost zu spenden, doch ich hatte das Gefühl, dass nichts und niemand auf dieser Welt mir die Trauer nehmen konnte, die in mir kochte. Gerade noch hatte ich gedacht, ich würde den Verlust von Lucian überleben und nun traf mich dieses Schicksal. Meine Mutter. Benjamin, mein kleiner Bruder. Er war doch so jung! Er war der Thronfolger meines Vaters. Das durfte nicht geschehen! Das durfte nicht sein!

Meine Tränen liefen ununterbrochen über meine Wangen und ich hatte das Gefühl, dass ich nie wieder Freude in meinem Leben erfahren würde. Meine Welt lag in Scherben vor mir und es war, als ob sie mit jeder Träne in tausend weitere Scherben zersplitterte.

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