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KAPITEL 3

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LUCIAN


Ich hätte wahrscheinlich noch Stunden auf Verona gestarrt und ihr zugesehen, wie sie die Bohnen säuberte.

Wie konnte diese Frau mich so durchschauen, obwohl es mir bei anderen gelang, meine Gefühle und Emotionen zu verbergen.

Nur vage erinnerte ich mich an meine Mutter, die ich ebenfalls gern in der Küche beobachtet hatte. Sie war jedoch schon sehr früh an einer starken Grippe verstorben. Aber Verona erfüllte meine Seele mit dem Gefühl, das mir auch meine Mutter damals gegeben hatte, wenn ich an sie dachte.

„Occisor.“ Ein Soldat räusperte sich am Kücheneingang und ich erschrak kurz, da ich ihn nicht bemerkt hatte. Fragend und etwas genervt, dass man mich zu so später Stunde noch stören wollte, blickte ich ihn an. „Der König wünscht Euch zu sehen. Er erwartet Euch im Thronsaal.“

Stumm nickte ich und stand sofort auf, obwohl meine Suppenschüssel erst halb leer war. Doch mein Magen hatte sowieso keinen Hunger mehr.

„Danke für die Suppe“, warf ich Verona zu und folgte dem Soldaten bis hin zum Thronsaal.

Der König ging auf und ab im Raum. Seine rechte Hand hatte er hinter seinem Rücken und die linke Hand lag an seinem Kinn. Er schien sehr nachdenklich zu sein.

„Eure Majestät.“ Ich kniete vor ihm nieder und versuchte in irgendeiner Art und Weise mein Mitleid in Worte zu fassen. Bis ich dann doch beschloss, einfach nur zu schweigen.

„Lucian.“ Er kam auf mich zu und ich stellte mich wieder aufrecht hin. „Wie du sehr wahrscheinlich schon gehört hast, sind meine Frau und unser Sohn heute Nachmittag verstorben.“ Seine Worte waren stark und zeigten keine Trauer, doch seine mit Tränen gefüllten Augen zeigten mir, dass er alles in seiner Macht Stehende versuchte, um nicht schwach und trauernd zu wirken. „Das heißt, dass ich nun keinen Nachfolger für meinen Thron habe. Was wiederum bedeutet, dass König Adelbrecht alles dafür tun wird, unser Königreich einzuneh ...“ Seine Worte wurden von einem starken Hustenanfall unterbrochen und ich sah ihn kurz besorgt an, er winkte jedoch mit der Hand meine Befürchtungen ab. „Keine Sorge, der Heiler sagt, es sei nicht das schwarze Fieber. Aber wenn sich herumspricht, dass ich nun auch noch geschwächt bin, dann bin ich ein leichtes Ziel für König Adelbrecht. Ich weiß bereits, dass er einen Spion unter uns hat. Nämlich Sir Ludwig.“ Überrascht sah ich ihn an. Sir Ludwig war einer der Adligen, die dem Schloss die besten Ernten aus dem Bauernland im Süden überbrachte. Er war jede zweite Woche für mehrere Tage im Schloss.

„Sir Ludwig hatte seinen Aufenthalt für fünf Tage angekündigt. Jedoch ist er vor knapp einer Stunde aufgebrochen und ich befürchte, dass er auf direktem Weg zu König Adelbrecht ist, um ihm die Neuigkeiten zu überbringen.“ Ein erneuter Hustenanfall überkam seinen Körper und diesmal schien es schlimmer zu sein, sodass er sich auf seinen Thron setzte und einige Male tief Luft holte, bevor er mich ansah und die Besorgnis, die auf mein Gesicht geschrieben stand, erkannte. „Ich schätze, der Tod versucht mich zu holen. Er hat es wohl nicht mit dem schwarzen Fieber bekommen, also versucht er es nun mit einer Erkältung.“ Er lachte etwas spöttisch.

„Eure Majestät, Ihr braucht Leibwächter, denen Ihr vertrauen könnt. Sie müssen Tag und Nacht über Euch wachen. In dem Zustand, in dem Ihr Euch jetzt befindet, kann es möglich sein, dass nicht nur König Adelbrecht Euren Tod sucht. Wenn es sich herumspricht, dass Ihr ...“

„Ach, mein Junge, du hast wohl die letzten Tage wieder nur in den Wäldern verbracht, habe ich recht? Die Bediensteten sprechen schon seit Tagen über meinen Zustand. Ich schätze mal, dass es bereits das halbe Königreich erfahren hat.“

Ich schluckte kurz und verharrte einige Sekunden in Stille. Hatte er gerade gesagt, seit Tagen? Wie lang war sein Zustand schon schlecht?

„Aber ich nehme natürlich deinen Rat an und werde mir zwei Leibwächter zur Seite nehmen. Was ich jedoch von dir verlange, ist, dass du Sir Ludwig verfolgst und ihn tötest, bevor er es zu König Adelbrecht schafft. Du musst aber schnell sein, denn wenn er bei König Adelbrecht ist, wird dieser ihn mit all seinen Soldaten schützen, bis er alle Informationen hat, die er braucht.“

„Natürlich, Eure Majestät. Ich breche sofort auf.“

„Lucian“, sagte er, als ich mich bereits mit dem Rücken zu ihm gewandt hatte und den Thronsaal verlassen wollte. Ich sah ihn an und erkannte, dass er Kraft brauchte, um die folgenden Worte zu sagen. „Du bist ein ehrlicher Mann. Ich weiß, dass dein Auftrag vor drei Jahren nicht einfach war. Du hast schon einige Aufträge erledigt, jedoch hat dieser eine Auftrag vor drei Jahren deine Loyalität zu mir bewiesen. Ich habe dir nie dafür gedankt, dass du so treu ergeben bist.“

„Es war ein Auftrag. Egal, um wen es ging“, antwortete ich ihm etwas kalt. Er hatte damals nicht gesagt, dass es um Prinzessin Emilianda, seine eigene Tochter, ging. Doch ich wusste, dass er sie meinte, und es nicht in Worte fassen konnte, da er sich selbst zu sehr damit beschuldigte. Er konnte ja nicht ahnen, dass ich ihn in Wahrheit hintergangen hatte und den Auftrag, sie zu töten, nicht vollbracht hatte. Wenn er es wüsste, hätte er mich an den Galgen gehangen, statt mir seinen Dank für die Loyalität zu geben.

Er nickte mir stumm zu und ich verließ den Thronsaal.

Ein neuer Auftrag. Schon zu lange hatte ich darauf gewartet, denn er würde mich zumindest für einige Tage von meinen Erinnerungen an Emily befreien.

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