Читать книгу Die Raben Kastiliens - Gabriele Ketterl - Страница 50

16.

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»Was sagen Sie? Hat es so geklappt, wie es sein sollte?« Attila Marican war aufgeregt. So nervös war er schon seit langer Zeit nicht mehr gewesen. Wenn das, was sie hier gerade testeten, auch nur annähernd das hielt, was ihm versprochen worden war, dann rückten all seine Ziele in greifbare Nähe.

»Das können wir erst dann sagen, wenn unser Proband wieder Herr seiner Sinne ist, danach sieht es im Augenblick aber noch nicht aus.«

»Was heißt das, bitte? Ich sagte doch, ich möchte, dass er nach zehn Minuten geweckt wird.« Schon jetzt bekam Maricans Stimme einen leicht bedrohlichen Unterton.

»Ja, das haben wir auch versucht. Aber er wacht sehr schwer auf. Haben Sie denn die Zusammensetzung, die wir ihm injiziert haben, wirklich genau untersucht, bevor wir am lebenden Objekt getestet haben?« Carl war sich bewusst, dass er den Zorn seines Auftraggebers auf sich zog, doch den Mund zu halten brachte sie jetzt nicht weiter.

»Was denken Sie denn? Natürlich wurde es vorab getestet. An Ratten und dann an einem Schimpansen – nur erfolgte leider keinerlei Reaktion. Oder lassen Sie es mich anders ausdrücken: es erfolgte keine negative Reaktion. Vermutlich wirkt es nur beim Menschen.« Marican war sichtlich aufgebracht. »Wo zum Teufel steckt de Thyra? Sie sollten ihn doch holen lassen, oder irre ich mich?«

»Nein, wir haben ihn auch rufen lassen, aber er hing am Telefon, wie fast andauernd. Sicher ist er gleich hier«, mischte sich Carls Kollege beruhigend ein. »Da, sehen Sie, er kommt schon.«

Hinter Marican hatte sich eine Milchglastür fast lautlos geöffnet. Ein mittelgroßer, sehr gepflegt wirkender Mann mit dunklem Teint und sorgsam zurückgekämmten schwarzen Haaren betrat den Raum. Er orientierte sich kurz und steuerte dann zielstrebig auf die kleine Gruppe zu, die sich um das Versuchsobjekt geschart hatte.

»Und? Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?« Christo de Thyra lächelte Attila Marican erwartungsvoll an.

»Wenn ich das wüsste! Seit fast fünfzehn Minuten versuchen wir, meinen Leibwächter wach zu bekommen. Vielleicht können Sie ihn zu den Lebenden zurückbringen? Ich wäre – gelinde gesagt – verärgert, wenn er mir über die Klinge springen würde.«

»Warum sollte er? Wenn Sie und Ihre Leute sich an das gehalten haben, was ich gesagt habe, kann nichts passieren. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo das Problem liegt.«

»Keine Ahnung. Ich habe die Ampullen, so wie ich sie von Ihnen bekommen habe, an meine beiden Chemiker im Labor weitergegeben. Von da aus ging die fertig vorbereitete Injektion direkt an diese beiden Helden hier. Und nun ist Milan seit einer halben Stunde ohne Bewusstsein.«

»Sie haben ihn narkotisiert? Warum das denn?« De Thyra war sichtlich verwirrt.

»Glauben Sie denn, ich probiere so einen seltsamen Zaubertrank aus, mit der Wirkung, die Sie mir geschildert haben, ohne Sicherheitsvorkehrungen zu treffen? Was, wenn er uns durchdreht?«

»So ein Unfug! Er ist doch nicht der Hulk. Was soll dieser Humbug? So kommen wir nie weiter.« Ärgerlich wandte sich de Thyra um und winkte einen jungen Mann zu sich, der ihm wie ein Schatten folgte. »Michele, komm zu mir. Schieb deinen Ärmel hoch.«

»Wie bitte?« Michele, der als sein Sekretär eingestellt worden war, schien wenig begeistert, der Aufforderung seines Herrn Folge zu leisten. Nur zögerlich trat er näher.

»Schon gut, es kann dir nichts geschehen. Ich bürge dafür.« De Thyra drehte sich zu den anderen um, die ihn neugierig musterten. »Wie Sie alle sehen können, ist Michele ein durchschnittlicher junger Mann. Er ist kein Soldat, auch kein Leibwächter. Er koordiniert meine Termine und sorgt für den reibungslosen Ablauf meiner Geschäfte. Wenn der gute Michele kämpft, dann mit seinem Geist. Sie wissen, worauf ich hinaus will?«

Einhelliges Nicken war die Antwort.

»Sie wollen sagen, dass Sie das Serum an Ihrem Sekretär testen möchten? Meinen Segen haben Sie, insofern Sie wissen, was Sie tun!« Marican zuckte mit den Schultern, trat einen Schritt zurück und gab de Thyra den Weg zu dem kleinen, sterilen Tablett mit zwei weiteren Einwegspritzen frei.

Der warf einen schiefen Blick darauf. »Haben Sie das mit irgendetwas gestreckt?«

»Kochsalzlösung, ich habe nun mal Respekt davor«, knurrte Marican.

»Na gut, das kann ja nicht viel ausmachen. Los, Michele, nun komm schon her.«

»Muss das sein?«

»Ja, muss es. Sonst tüfteln wir in ein paar Wochen noch herum. Ärmel nach oben und die rechte Hand zur Faust ballen.«

Michele hatte gute Venen und so gelang es de Thyra ohne Probleme, ihm den Inhalt der Spitze in die Blutbahn zu jagen.

»So, setz dich hin, Michele. Es wird schnell wirken.«

Attila Marican betrachtete Michele sehr genau. Er sah, wie sich schon Sekunden nach dem Einstich kleine Schweißtröpfchen auf dessen Stirn bildeten. Ob das nun die Angst oder eine Reaktion auf das Serum war, wusste er nicht. Was ihn vielmehr beunruhigte war, dass sich ein paar Meter hinter Michele Milan mit einem Ruck aufsetzte und dabei die breiten Lederriemen, mit denen er ans Bett gefesselt war, zerriss, als ob es Bindfäden wären.

Die Raben Kastiliens

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