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017 KÄRNTEN FÄLLT AN ÖSTERREICH

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Bereits unter Kaiser Otto II. wurde Kärnten im Jahr 976 von Bayern losgelöst und zum eigenständigen Herzogtum erhoben. Das Land war damals um vieles größer als heute, umfasste es doch auch Verona, Friaul und Istrien, die Mark Krain (im heutigen Slowenien) sowie die Karantanische Mark, das Kerngebiet der Steiermark (siehe Kap. 012).

Während die Babenberger in Österreich ob und unter der Enns Jahrhunderte hindurch die Landesherren stellten und so für Stabilität und Kontinuität sorgten, gab es in Kärnten zunächst eine lange Folge von einander rasch abwechselnden Herzögen aus verschiedenen Familien. Sie kamen aus Schwaben, Bayern, Franken oder aus der heutigen Steiermark, wie die Eppensteiner, die aber schon im frühen 12. Jahrhundert ausstarben. Eine echte Landesherrschaft war nur schwer durchzusetzen, gehörte das Territorium doch zu einem großen Teil der Kirche. Vor allem die Bistümer Salzburg, Bamberg und Freising gründeten bedeutende Klöster und verfügten so über großen Besitz und dementsprechend großen Einfluss.


Die Belehnungszeremonie des Habsburgerherzogs Otto »des Fröhlichen« am Fürstenstein von Karnburg

Unter den Spanheimern, die ursprünglich aus dem Rheinland stammten, etablierte sich schließlich eine herzogliche Dynastie, die rund 150 Jahre regierte (von 1122 bis 1269). Ihre Residenz war zu jener Zeit St. Veit an der Glan beziehungsweise die mächtige Burg Freiberg. Kärnten erlebte unter ihnen eine kulturelle Blütezeit, musste aber im Lauf der Jahre den Verlust mehrerer Gebiete hinnehmen, darunter Verona, Friaul und die Steiermark (s. Kap. 012). Auch stellte sich die Frage, wer den Spanheimern dereinst nachfolgen sollte, denn die Ehe des letzten Herzogs, Ulrichs III., blieb kinderlos.

Wie im Mittelalter üblich, wurde ein Erbvertrag geschlossen. Da Ulrichs Mutter Judith eine geborene Přemyslidin war, also aus der böhmischen Königsfamilie stammte, lag es nahe, dass der Herzog seinen böhmischen Cousin als Nachfolger in Kärnten einsetzte, und das war niemand Geringerer als Ottokar II. (s. Kap. 014). Nachdem dieser 1276 in der Schlacht bei Dürnkrut den Tod fand, fiel Kärnten an den siegreichen Rudolf von Habsburg. Aus Rücksicht auf die deutschen Kurfürsten, die eine zu große Machtfülle in dessen Händen befürchteten, regierte Rudolf aber nicht selbst, sondern übertrug Kärnten an seinen engen Vertrauten Meinhard II. von Görz-Tirol. Erst als der letzte männliche Spross von Meinhards Familie gestorben war, fiel das Land 1335 endgültig an das Haus Habsburg.


Der Herzogsstuhl am Zollfeld war Jahrhunderte hindurch ein wichtiges Symbol für die Herrschaft über Kärnten.

Otto »der Fröhliche«, ein Enkel Rudolfs, war der Erste der Familie, der die altehrwürdige Zeremonie der Einsetzung als neuer Herzog erlebte. Sie stammte noch aus dem frühen Mittelalter, aus jener Zeit, da Kärnten noch nicht zu Bayern gehörte, sondern zum slawischen Fürstentum Karantanien (s. Kap. 007). Jeder neue Landesherr hatte sich zunächst auf dem Fürstenstein von Karnburg (dem Bruchstück einer antiken Säule) einem öffentlichen »hearing« zu stellen: Gekleidet als einfacher Bauer musste er – auf Deutsch und Slawisch – Rede und Antwort stehen und damit zeigen, dass er ein ehrbarer, rechtschaffener Herrscher sein würde. Anschließend ging es zum Gottesdienst in die Kirche von Maria Saal und als Letztes stand die feierliche Huldigung des neuen Herzogs auf dem nahe gelegenen Herzogstuhl auf dem Zollfeld statt.

Bis ins 16. Jahrhundert hielt sich dieses einzigartige, komplexe Ritual, dann verlor es zunehmend an Bedeutung. Den Fürstenstein kann man heute im Großen Wappensaal des Kärntner Landhauses sehen, der Herzogstuhl steht weiterhin auf offenem Feld bei Maria Saal.

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